Pressemeldung vom 01.11.2022
Bilanz Ausbildungsmarkt Bayern: Beste Aussichten für Bewerber
Die Schreiner Group in Oberschleißheim, einer der größten IHK-Ausbildungsbetriebe im Landkreis München, war heuer Gastgeber für die jährliche Bilanz des bayerischen Ausbildungsstellenmarktes mit Spitzenvertretern der bayerischen Ausbildungspartner - Arbeitsagentur, Kammerorganisationen, Staatsregierung und Gewerkschaften. Im Anschluss stand ein Rundgang durch das Ausbildungszentrum der Schreiner Group auf dem Programm.
BIHK kritisiert geplante Ausbildungsgarantie der Bundesregierung
Roland Schreiner, Geschäftsführer der Schreiner Group, bekräftigte die Rolle der Ausbildung für die Fachkräftesicherung: "Die Ausbildung hat einen sehr hohen Stellenwert bei der Schreiner Group. Sie leistet einen ganz wesentlichen Beitrag zur Zukunftssicherung unseres innovativen Hightech-Unternehmens. Denn auch wir als stark wachsender ‚Hidden Champion‘ im Münchner Landkreis spüren den Fachkräftemangel. Es war in diesem Jahr eine Herausforderung, genug neue Auszubildende zu finden. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass es uns geglückt ist, alle geplanten 21 Stellen zum 1. September zu besetzen. In insgesamt 14 unterschiedlichen Ausbildungsberufen bilden wir aktuell etwa 50 Azubis aus – von Industriekaufleuten, über Medientechnologen bis zu Fachinformatikern. Ehemalige Azubis finden sich in allen Bereichen unseres internationalen Familienunternehmens. Über zehn Prozent unserer 1.200 Mitarbeiter sind ehemalige Azubis.“
Hohe Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen trotz Krisenlage
Hubert Schöffmann, bildungspolitischer Sprecher des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK), unterstrich in seinem Statement: "In den bayerischen Betrieben in Industrie, Handel und Dienstleistungen haben heuer bisher 46.256 junge Erwachsene eine Berufsausbildung begonnen. Das ist ein Plus von 2,35 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Entwicklung ist erfreulich und zeigt einmal mehr, dass die berufliche Ausbildung weiterhin der wichtigste Karrierestart ist. Für die IHK-Betriebe steht die Ausbildung von eigenem Fachkräftenachwuchs an erster Stelle. Ihre Bereitschaft auszubilden ist trotz der herausfordernden wirtschaftlichen Lage ungebrochen so hoch, dass nach wie vor noch viele Ausbildungsstellen unbesetzt sind. Bewerbungen sind immer noch problemlos möglich und willkommen. Um Jugendliche für eine Berufsausbildung zu gewinnen und zu begeistern, investieren die Betriebe verstärkt ins Ausbildungsmarketing. Drei von vier Betrieben wollen laut einer BIHK-Umfrage mehr Schülerpraktika anbieten und sich stärker an Informationsveranstaltungen beteiligen. Außerdem planen sie, ihre Informationsangebote im Internet und auf Social Media zu optimieren." Hubert Schöffmann sprach sich eindeutig gegen die geplante Ausbildungsgarantie der Bundesregierung aus, die über eine von allen Betrieben zu zahlende Ausbildungsumlage finanziert werden soll: „Solche Pläne passen in Bayern angesichts des Bewerbermangels und der vielen Rückmeldungen von Unternehmen, die trotz aller Versuche gar keine Azubis finden, überhaupt nicht in die Zeit.“
Noch 18.483 Ausbildungsstellen unbesetzt
Auch die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit zog eine insgesamt positive Bilanz und lobte die große Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen: „Auch in Zeiten des hohen Arbeits- und Fachkräftemangels ist eine abgeschlossene Berufsausbildung die Eintrittskarte in eine erfolgreiche Berufsbiographie und sichert Arbeitgebern schon frühzeitig die dringend benötigten Fachkräfte. Zur Zeit sieht sich die bayerische Wirtschaft durch die aktuellen Gegebenheiten um die Energiekriese bzw. den Russland-Krieg in der Ukraine weiter vor große Herausforderungen gestellt. Eines lässt sich jedoch sagen: Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ist trotz dieser Begebenheiten ungebrochen hoch. Das Rennen, um die besten Köpfe ist schon längst in vollem Gange“, so Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit, bei der gemeinsamen Bilanz zum Ausbildungsmarkt im Freistaat.
„Für junge Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchen, bieten sich hier immer noch viele Chancen auf dem Ausbildungsmarkt im Freistaat. Ganz wichtig: Auch nach dem offiziellen Ausbildungsstart gibt es noch die Möglichkeit mit einer Ausbildung zu starten. Derzeit sind in Bayern noch 18.483 Ausbildungsstellen unbesetzt. Ich empfehle Unternehmen, die Besetzungsschwierigkeiten haben, die Möglichkeiten der Qualifizierung von Beschäftigten, vom Helfer zur Fachkraft, zu nutzen. Unsere Instrumente sind hier sehr vielfältig. Unser Arbeitgeberservice berät hierzu sehr gerne direkt vor Ort", sagte Ralf Holtzwart.
vbw: „Chancenland Bayern“
Christof Prechtl, stellvertretender vbw-Hauptgeschäftsführer und Leiter der Abteilung Bildung, Arbeitsmarkt, Fachkräftesicherung und Integration: „Auch in schwierigen Zeiten mit einem Krisen-Cocktail bleibt die Sicherung von Arbeits- und Fachkräften für die bayerische Wirtschaft zentrale Zukunftsaufgabe. Die Unternehmen engagieren sich kontinuierlich für den Nachwuchs und halten ihr hohes Ausbildungsangebot aufrecht. Darum sind die Chancen für junge Menschen auf einen Ausbildungsplatz in unseren Betrieben trotz der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage weiterhin hervorragend. Die Anzahl unbesetzter Ausbildungsplätze legt offen, dass die derzeit diskutierte, bundesweite Einführung einer Ausbildungsgarantie jeglicher Grundlage entbehrt. Denn die Betriebe nehmen ihre Verantwortung ernst, setzen auf Nachwuchssicherung und bieten den jungen Menschen in unterschiedlichen Branchen und Ausbildungsberufen großartige Entwicklungschancen und Karriereperspektiven.“
Handwerkskammern: Energie- und Mobilitätswende braucht qualifizierten Nachwuchs
„Die Handwerksbranchen, die die Energie- und Mobilitätswende stellen, sind bei jungen Menschen derzeit besonders gefragt. Wir freuen uns über das rege Interesse an Berufen wie Anlagenmechaniker SHK, Elektroniker, Kaminkehrer oder Kfz-Mechatroniker. Mit 24.533 Neuabschlüssen zum 30. September liegt die Ausbildungsbilanz stabil auf dem Niveau des Vorjahres. Auch jetzt im November können junge Menschen einen Lehrvertrag schließen – die Türen unserer Handwerksbetriebe stehen allen Interessierten offen“, betonte Harald Gerster, Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern – Handwerkskammer für München und Oberbayern, Abteilungsleiter Berufliche Bildung.
Bayerische Arbeits- und Kultusministerien unterstützen die Ausbildung
Arbeitsministerin Ulrike Scharf (CSU) zeigt sich über die hohe Ausbildungsbereitschaft der bayerischen Betriebe erfreut: „Auszubildende sind unsere zukünftigen Fachkräfte und wir suchen sie dringender denn je! Wir müssen daher schon frühzeitig auf die Vorteile einer beruflichen Ausbildung und die vielfältigen Möglichkeiten hinweisen – das tun unsere bayerischen Unternehmerinnen und Unternehmer in vorbildlicher Art und Weise. Eine berufliche Ausbildung ist der erste Schritt hin zu einem erfolgreichen und eigenständigen Leben. Junge Menschen sammeln in einer Ausbildung wertvolle prak-tische Berufserfahrungen, übernehmen in den Betrieben Verantwortung, werden zu Expertinnen und Experten in ihrem Fach und starten damit in einen neuen, spannenden Lebensabschnitt! Wir müssen junge Menschen für eine Ausbildung begeistern. Es ist wichtig, dass wir die Stärken der jungen Menschen und ihre Talente gezielt fördern! Ein besonderes Highlight hierfür ist die in diesem Jahr vom 12. bis 15. Dezember in Nürnberg stattfindende größte deutschsprachige Berufsorientierungsveranstaltung – die BERUFSBILDUNG 2022. Anfassen, Mitmachen, Ausprobieren, Erleben – all das ist auf der Messe möglich. Hier wird die eigene berufliche Zukunft erlebbar!“
„Die Schulen spielen bei der Berufswahl eine ganz wichtige Rolle. Aus vielen Gesprächen mit sehr engagierten Lehrkräften weiß ich: Berufliche Orientierung wird an den Schulen im Freistaat groß geschrieben. Unsere Berufsschulen sind für die Betriebe starke Partner in der dualen Ausbildung. Daneben bieten auch unsere Berufsfachschulen, insbesondere der Sozial- und Pflegeberufe, interessante Alternativen für den Berufseinstieg", betonte Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (FW).
Negative Bilanz der Gewerkschaften
Die Bilanz der Gewerkschaften fiel trotz der Rekordzahl an unbesetzten Lehrstellen in Bayern negativ aus: „Noch nie wurde so wenig ausgebildet wie seit Beginn der Pandemie. Auch in Bayern sind wir vom Vor-Corona-Niveau nach wie vor weit entfernt. Daher ist es das erklärte Ziel der DGB-Jugend, eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie gesetzlich zu verankern. Nur durch flächendeckende Aktionen, intensive Wahlkreisgespräche und das jugendpolitische Frühstück hier in Bayern hat auch die Ampelkoalition diese Forderung ernst genommen und die Ausbildungsgarantie im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Bei der von uns geforderten Umlagefinanzierung werden die Ausbildungskosten jedoch auf breitere Schultern verteilt und alle Betriebe in die Verantwortung genommen. Für die DGB Jugend steht fest: Eine Ausbildungsgarantie kann es für uns nur mit der Umlagefinanzierung durch die Betriebe geben“, so Eva Wohlfahrt, Vorsitzende der DGB-Jugend Bayern.