Pressemeldung vom 17.10.2024

Gegenwind für bayerische Wirtschaft

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© Pexels / Enrique Hoyos

Die Stimmung in der bayerischen Wirtschaft erleidet nach einem kurzen Hoffnungsschimmer im Frühjahr erneut einen Rückschlag. Der BIHK-Konjunkturindex fällt um acht Zähler auf 99 Punkte. Das ist der niedrigste Stand seit Herbst 2022, als das Ende der russischen Erdgaslieferungen für höchste Verunsicherung und einen rasanten Anstieg der Energiepreise sorgte. An der aktuellen Konjunkturumfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) haben sich 3.300 Unternehmen aus allen Wirtschaftszweigen beteiligt.

BIHK-Konjunkturumfrage: Kein Aufschwung in Sicht

„Der Gegenwind für die bayerische Wirtschaft wird immer kräftiger. Dies gilt insbesondere für unsere Industrie. Sonst ein zuverlässiger Konjunkturmotor, rutscht sie aktuell immer mehr in eine Strukturkrise“, sagt BIHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. „Ausbleibende Impulse aus dem Auslandsgeschäft sowie mangelnder politischer Reformmut für eine Generalsanierung des Wirtschaftsstandorts lähmen Investitionen und Produktivitätsfortschritte in der gesamten Wirtschaft. Auch den Verbrauchern fehlt die Kauflaune, zumal sie im kommenden Jahr mit stark steigenden Sozialbeiträgen rechnen müssen. Für eine Trendwende gibt es also derzeit keine Anzeichen – im Gegenteil: Die Beschäftigungspläne der Unternehmen zeigen an, dass die Arbeitslosigkeit in Bayern und bundesweit ansteigen wird“, so Gößl weiter.

Die Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage durch die Bank wesentlich schlechter als zuletzt. Der Saldowert geht um 6 Zähler auf 9 Punkte zurück und erreicht damit – abgesehen vom Höhepunkt der Corona-Krise – seinen niedrigsten Stand seit Jahresbeginn 2010. Auch die Erwartungen sind wieder abgekühlt und sinken auf minus 10 Punkte, nach null Punkten im Frühjahr. Der BIHK-Konjunkturindex wird zu gleichen Teilen aus den Lage- und Erwartungsurteilen der Unternehmen errechnet.

Besonders die Industrie als Schlusslicht mit minus 12 Lage-Punkten, aber auch Dienst-leister und der Handel melden deutlich schlechtere Geschäfte. Nur die Tourismus-branche verzeichnet dank eines guten Sommergeschäfts eine Verbesserung. Im Bau-gewerbe verharrt die Lagebewertung auf niedrigem Niveau. Zu den kommenden zwölf Monaten befragt, erwarten alle Branchen weitere Rückschläge und keine Zuwächse.

Die unterkühlte Stimmung spiegelt sich auch in den Investitions- und Beschäftigungs-plänen wider. Per Saldo sinken die geplanten Inlandsinvestitionen auf den niedrigsten Wert seit der Energiekrise im Herbst 2022, die Beschäftigungspläne – abgesehen vom Höhepunkt der Corona-Pandemie – auf den schlechtesten Wert seit Anfang 2010. Jedes vierte Industrieunternehmen will seine Belegschaft verkleinern.

„Trotz Zinswende, rückläufiger Inflation und gesunkener Energiepreise keimt nirgendwo Zuversicht auf“, sagt BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz. „Aber das unterstreicht noch einmal, wie viel Gegenwind unsere hausgemachten wirtschaftspolitischen Probleme produzieren. Der Reformstau ist immens. Mit den 49 geplanten Maßnahmen ihrer Wachstumsinitiative setzt die Bundesregierung zwar ein richtiges Zeichen. Für ein dauerhaft höheres Wachstumspotenzial sind jedoch deutlich größere Anstrengungen auf den Feldern Besteuerung, soziale Sicherungssysteme, Energieversorgung und Entbürokratisierung notwendig. Unser Appell an die Politik in Berlin ist: Es darf keine Zeit mehr verschenkt werden. Jetzt muss wirksam gegengesteuert werden, um den Standort Deutschland wieder auf die Erfolgsspur zu lenken“, so der BIHK-Präsident weiter.