Lehre 10: Eigenkapital ist der beste Krisenschutz

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Die Finanzlage etlicher Unternehmen hat sich in den letzten eineinhalb Jahren zum Teil drastisch verschlechtert. Nur durch massive staatliche Intervention konnte eine Insolvenzwelle vor allem bei kleineren Firmen in bestimmten Branchen verhindert werden. Um die Krisenresistenz der Unternehmen auf Dauer zu verbessern, müssen die Eigenkapitalausstattung in den Betrieben gestärkt, nicht-staatliche Finanzierungsmöglichkeiten auch in Krisenzeiten gewährleistet und das Sicherungsnetz für Selbstständige neu gewebt werden.

Selbstheilungskräfte der Unternehmen stärken: Eigenkapitalsituation verbessern

In Unternehmen bleibendes Kapital ist der beste Schutz vor finanziellen Schieflagen. Deshalb sollte die Eigenkapitalausstattung der Betriebe insbesondere durch steuerliche Reformen verbessert werden. Vorrangig sollten die Steuern auf einbehaltene Gewinne auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau von 25% abgesenkt werden. Daneben muss der Verlustrücktragszeitraum auf mindestens drei Jahre ausgeweitet und die Mindestgewinnbesteuerung wenigstens temporär ausgesetzt werden. Darüber hinaus sollte die Kostenbesteuerung - beispielsweise bei den gewerbeesteuerlichen Hinzurechnungen - zurückgeführt werden.

(Alternative) Finanzierungsmöglichkeiten verbessern

Die staatlichen Fremd- und Eigenkapital-Interventionen während der Krise dürfen nicht zum Regelfall werden. Vielmehr muss die Unternehmensfinanzierung über private Kreditinstitute und den Kapitalmarkt auch in Krisenzeiten die Norm bleiben. Deshalb müssen die Basel III- und IV-Regeln in Europa mit Augenmaß umgesetzt werden und die Sustainable Finance-Taxonomie (SF) auf Kapitalmarktprodukte beschränkt bleiben. KMU und nicht-börsennotierte Unternehmen müssen von den im SF-Aktionsplan der EU-Kommission vorgesehenen Berichtspflichten ausgenommen werden. Außerdem müssen die Zugangsbedingungen und Konditionen für öffentlich geförderte Nachrangdarlehen wie das KfW-Mezzanine-Programm verbessert werden, damit sie für mehr Unternehmen zugänglich sind.

Sicherungsnetz für Selbstständige erweitern

Etliche (Solo-)Selbstständige mussten in der Krise herbe finanzielle Einbußen hinnehmen und konnten nur durch die staatlichen Zuschussprogramme vor der Insolvenz bewahrt werden. Das liegt auch an Webfehlern im sozialen Sicherungsnetz und Mängeln im Sozialgesetzbuch. Die nächste Bundesregierung sollte die Instrumente deshalb mit Blick auf künftige Krisen weiterentwickeln. Wichtig ist dabei nicht zuletzt, dass auch für Selbständige eine verpflichtende soziale Absicherung geschaffen wird.

Was sagen die bayerischen Spitzenkandidaten zum Thema?

Stimmen aus der Wirtschaft

Nichts schützt die finanzielle Substanz der Unternehmen besser, als deren Kapital im Betrieb zu belassen. Wir brauchen deshalb niedrigere Ertragssteuern, mit denen wir international konkurrenzfähig sind. Wer künftig Kredite und Versicherungen benötigt, wird über betriebliche Nachhaltigkeit berichten müssen. Aber "Sustainable Finance" darf nicht zu überbordenden Berichtspflichten führen, die von kleinen und mittleren Unternehmen nicht zu erfüllen sind.

Dr. Armin Zitzmann, Vorstandsvorsitzender der NÜRNBERGER Versicherung, Nürnberg

Für mich als Unternehmer ist es das Wichtigste, unternehmerisch aktiv sein zu dürfen, um eigene Umsätze erwirtschaften zu können. Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie waren staatliche Finanzhilfen zwar unbestritten notwendig, aber Unternehmerinnen und Unternehmer wollen nicht von staatlichen Hilfen abhängig sein. Meiner Meinung nach bietet eine solide Kapitalausstattung, die nicht vom Staat durch zu hohe Steuern belastet wird, einen wichtigen Schutz vor finanziellen Schieflagen in Krisenzeiten.

Peter Glas, Geschäftsführer Otto Glas Handels-GmbH, Eggenfelden

In Krisen sind Finanzhilfen des Staates richtig und wichtig, um Insolvenzen zu verhindern und die Liquidität der Betriebe aufrecht zu erhalten. Aber als Unternehmer will man nichts mehr als eigene Umsätze erwirtschaften zu können. Deswegen dürfen Interventionen des Staats nicht zur Regel werden, sondern vielmehr müssen steuerliche Erleichterungen das Finanzpolster der Unternehmen für Krisenzeiten verbessern.

Philipp Wenger, GO-Event! - Eventagentur & Livekommunikation GmbH, Neusäß