Pressemeldung vom 27.05.2024 - Ebersberg
Heimische Wirtschaft gegen höhere Gewerbesteuerhebesätze im Landkreis
Eine aktuelle Auswertung der IHK für München und Oberbayern hat ergeben, dass 2023 deutlich mehr oberbayerische Kommunen als im langjährigen Durchschnitt ihre Gewerbesteuerhebesätze erhöht haben. Im Landkreis Ebersberg erhöhte im vergangenen Jahr zwar keine Kommune ihre Hebesätze, seit 2013 stiegen allerdings in mehr als der Hälfte der Landkreiskommunen die Hebesätze. Der IHK-Regionalausschuss Ebersberg nimmt das zum Anlass, weiter für Augenmaß und langfristige Zuverlässigkeit bei den Gewerbesteuerhebesätzen bei den Kommunen zu werben sowie vor Erhöhungen zu warnen. Der Durchschnittshebesatz für die Gewerbesteuer im Landkreis von 330 Prozent liegt unter dem oberbayerischen Durchschnitt von 339 Prozent.
Ziegltrum: „Augenmaß der Kommunen ist zwingend erforderlich“
“Fakt ist, dass die finanziellen Engpässe in vielen Kommunen und auch im Landkreis an sich zunehmen. Als Folge drehen sich die Diskussionen in den Gemeinderäten dann schnell um die Gewerbesteuer”, sagt Sonja Ziegltrum, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Ebersberg. “Es ist verständlich, dass die öffentliche Hand für wichtige Zukunftsinvestitionen – zum Beispiel im Bildungsbereich oder der Infrastruktur – finanzielle Mittel benötigt.” Sie gibt jedoch zu bedenken: “Die aktuell schwierige wirtschaftliche Situation lässt den Unternehmen ohnehin wenig Spielraum. Ihre Liquidität brauchen sie zur Abfederung von Preissteigerungen sowie für Investitionen in den Betrieb, in Innovationen und in neue Technologien. Jede zusätzliche Belastung, jede Steuererhöhung kommt jetzt zur Unzeit und wäre ein zusätzlicher Standortnachteil für die Unternehmen. Das Augenmaß der Kommunen ist zwingend erforderlich, denn nur starke und finanziell gut ausgestattete Betriebe garantieren langfristig sichere Steuereinnahmen – halten aber auch das gesellschaftliche Engagement der Betriebe vor Ort aufrecht.” Die IHK kritisiert zudem, dass mit der Gewerbesteuer nicht nur erzielte Gewinne versteuert werden, sondern auch die Substanz der Betriebe. Grund dafür sind steuerrechtlich verankerte Hinzurechnungen für anfallende Betriebskosten wie Zinsen, Mieten oder Leasingraten.
Auch die Neuregelung der Grundsteuer ab 2025 dürfe zu keinen höheren Belastungen der Wirtschaft führen, fordert die IHK. Die Kommunen im Landkreis müssten ihre Hebesätze für die Grundsteuer aufkommensneutral ausgestalten, damit den Unternehmen in der Gesamtbelastung durch Gewerbe- und Grundsteuer keine neuen Nachteile erwachsen.
Nach der Corona-Krise mit deutlichen Einbrüchen bei den Gewerbesteuereinnahmen lag das Aufkommen im Landkreis Ebersberg im Jahr 2023 mit fast 91 Millionen Euro um 42 Prozent über dem Niveau von 2019. Von der angegebenen Summe führen die Landkreis-Kommunen eine Gewerbesteuerumlage an Bund und Länder ab, im vergangenen Jahr waren das neun Millionen Euro. Während in Oberbayern 38 von 500 Gemeinden 2023 ihre Gewerbesteuerhebesätze erhöhten, gab es bei den Kommunen im Landkreis Ebersberg keine Erhöhungen. Im Vergleich zwischen 2023 und 2013 hatte keine der 21 Kommunen im Landkreis den Hebesatz für die Gewerbesteuer gesenkt, zwölf Kommunen hatten eine Erhöhung vorgenommen. Die Netto-Gewerbesteuereinnahmen (nach Abzug der Umlage) standen 2023 für 34 Prozent der kommunalen Steuereinnahmen im Landkreis Ebersberg.
Oberbayerischer Spitzenreiter beim Gewerbesteuerhebesatz blieb 2023 die Landeshauptstadt München mit 490 Prozent. Es folgen die Gemeinden Berglern und Wartenberg im Landkreis Erding mit jeweils 450 Prozent sowie die beiden kreisfreien Städte Ingolstadt und Rosenheim mit jeweils 400 Prozent. Den niedrigsten oberbayerischen Hebesatz von 240 Prozent riefen wie in den Vorjahren die Gemeinden Grünwald (Landkreis München), Pöcking (Landkreis Starnberg), Stammham (Landkreis Altötting) sowie Bad Wiessee (Landkreis Miesbach) auf. Gesetzlich ist den Gemeinden bundesweit ein Mindesthebesatz von 200 Prozent vorgeschrieben. Der Landkreis in Oberbayern mit den im Durchschnitt seiner Gemeinden höchsten Hebesätzen ist Erding (363 Prozent).
Grundlage der IHK-Auswertung sind die Daten (Stand: 31.12.2023) zu den Gewerbesteuerhebesätzen und Gemeindefinanzen, die regelmäßig vom Bayerischen Landesamt für Statistik veröffentlicht werden.