Aus- und Weiterbildung

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AUSBILDUNG

Ausbildungsmarkt 2023: Ausbildung im Aufwind, das Kern-Problem bleibt

Die bayerischen IHKs haben 49.304 neue Ausbildungsverträge registriert. Das entspricht einem Plus von 5,2 Prozent gegenüber 2022. Trotz ungefähr gleich gebliebener Schulabgängerzahlen entschieden sich damit rund 2.500 junge Leute mehr als im Vorjahr für eine Ausbildung im IHK-Bereich. „Das ist ein starkes Signal und ein großer Erfolg für die Ausbildung“, sagte BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz in einer Stellungnahme. Die Zahlen hätten aber laut IHK-Bereichsleiter Hubert Schöffmann noch besser sein können. Laut Schöffmann hatten viele Betriebe wie in den Vorjahren Probleme, überhaupt Auszubildende zu finden. Das zeigte sich auch in der sinkenden Zahl der ausbildenden IHK-Mitgliedsbetriebe: Sie nahm bis Ende 2023 auf 27.132 ab, ein Minus von 1,4 Prozent gegenüber 2022. Grund für dieses Minus ist laut Schöffmann nicht der fehlende Ausbildungswille der Betriebe. Insbesondere viele kleine Ausbildungsbetriebe seien aus der Statistik gefallen, weil sie 2023 keinen Ersatz für ihre ausgelernten Azubis gefunden hätten.

Dies lässt sich mit offiziellen Zahlen belegen. Laut einer Auswertung der Arbeitsagentur blieben 2023 bei den IHK-Mitgliedsfirmen in Bayern 11.544 Lehrstellen unbesetzt, also fast jedes fünfte Lehrstellen-Angebot. Wie schwierig die Lage ist, zeigte ferner eine BIHK-Umfrage unter rund 3.100 bayerischen Ausbildungsbetrieben im Herbst 2023. Demnach ist die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe gestiegen. 86 Prozent (Vergleichsjahr 2021: 80 %) der Ausbildungsunternehmen gaben an, sie wollten die Zahl ihrer Ausbildungsplätze konstant halten oder noch mehr ausbilden. Tatsächlich scheiterte das an der schwachen Nachfrage. Nur 77,3 Prozent der der angebotenen Ausbildungsstellen wurden auch besetzt – das ist der niedrigste Wert, der jemals registriert wurde. 72,3 Prozent der Unternehmen, die ihre offenen Ausbildungsplätze nur zum Teil oder gar nicht besetzen konnten, nannten als Grund, sie hätten keine Bewerbungen erhalten. Im Vergleichsjahr 2021 waren es noch 67,7 Prozent. In der Not suchen die Ausbildungsbetriebe nach neuen Bewerberpotenzialen. In der BIHK-Umfrage erklärten 72,7 Prozent der Unternehmen, sie können sich gut vorstellen, in Zukunft verstärkt Studienabbrecher als Azubis einzustellen.

Bayerns Top-Ausbildungsberufe: Fachinformatiker und Einzelhandelskaufleute

Zum Aufwind in der Ausbildung haben 2023 auch sehr gefragte, junge Berufsbilder wie der Fachinformatiker beigetragen. Mit knapp 4.000 neuen Ausbildungsverträgen (plus 11,3 Prozent gegenüber Vorjahr) landete der Fachinformatiker auf Platz eins der beliebtesten IHK-Berufe im Freistaat. Er hat damit den langjährigen Spitzenreiter „Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel“ mit rund 3.500 Berufsstartern von der Top-Position auf den zweiten Rang verdrängt. Platz drei belegten die Verkäufer, es folgen die Kaufleute für Büromanagement und die Industriekaufleute. Insgesamt konnten Jugendliche in Bayern unter mehr als 200 verschiedenen IHK-Berufe auswählen. Rund 60 Prozent aller dualen Berufsausbildungsverträge wurden im IHK-Bereich, das heißt in der Industrie, im Handel und im Dienstleistungssektor, abgeschlossen.

Qualifizierungsoffensive für Ausbilder erfolgreich abgeschlossen

Qualifizierungsoffensive für Ausbilder erfolgreich abgeschlossen

Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind heute Schlüsselthemen der Wirtschaft. Das stellt auch hohe Anforderungen an die Ausbilder in den Unternehmen. Die Standardberufsbildpositionen geben seit 2021 gesetzlich vor, die Themen „Digitalisierte Arbeitswelt“ sowie „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ in die duale Ausbildung zu integrieren. Um Ausbilder für diese Anforderungen fit zu machen, haben die bayerischen IHKs (BIHK) und Bayerns Wirtschaftsministerium eine Qualifizierungsinitiative gestartet. Das Projekt trägt den Titel „Nachhaltig handeln, Digitalisierung nutzen“. Die Teilnahme ist Ausbilderinnen und Ausbilder kostenlos. Die Qualifizierungsmaßnahme besteht aus einem Seminartag und vor- und nachbereitenden Elementen.

Die Kampagne war vom Start weg ein Erfolg. Bis Dezember 2023 fanden bayernweit 125 Seminare in Präsenz und online statt. Rund 1.200 Ausbilderinnen und Ausbilder aller Branchen und Betriebsgrößen haben teilgenommen. In der Evaluation des Programms haben die Teilnehmer die Inhalte und Trainer mit Bestnoten bewertet. Nach Projektende wurden die Seminarinhalte in digitale Lernbausteine überführt. Diese sind auf der Webseite der IHK-Ausbilderakademie Bayern abrufbar.

Neues BIHK-Projekt IBIzA unterstützt Studienzweifler/innen

IBIzA – das klingt nach Sommer, Disco und dem Strache-Skandal-Video. IBIzA steht aber für ein wichtiges Projekt der bayerischen IHKs (BIHK): das „Informations-, Beratungs- und Innovationszentrum zu Alternativen für Studienzweifler/innen“. Unter dem Motto „Switch zur Ausbildung“ sollen Studierende für die Alternative einer beruflichen Ausbildung geworben werden. IBIzA soll bayerischen Unternehmen neue Ausbildungspotenziale erschließen und auch eine bildungspolitische Katastrophe beheben. Rund ein Viertel der Studierenden in Deutschland verlässt die Hochschule ohne Abschluss. Eine gigantische Vergeudung von Zeit, Geld und Talenten. Welcher Handlungsbedarf hier besteht, zeigten die Ergebnisse einer Zielgruppenbefragung vom Herbst 2023. Demnach wussten die befragten Studentinnen und Studenten kaum Bescheid über die Karrierechancen, die heute eine duale Ausbildung bietet. Ein Großteil der Befragten kannte auch den Unterschied zwischen dualer Aus- und Weiterbildung und einem dualen Studium nicht. Auch die Staatsregierung verspricht sich viel von IBIzA. Das Wirtschaftsministerium fördert das Projekt.

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Zahl der Ausbildungsbetriebe bleibt auf hohem Niveau

Fehlender Ausbildungswille – das werfen Gewerkschaften den Unternehmen gerne vor. Die tatsächlichen Zahlen haben diesen Vorwurf widerlegt. So hat sich die Zahl der aktiven Ausbildungsunternehmen in Oberbayern seit mehreren ‎Jahren auf hohem Niveau eingependelt. 2023 blieb sie mit 8.643 Betrieben (2022: 8.691) in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld nahezu konstant. Auch die anderen Kennzahlen der Ausbildungsarbeit zeigten sich ähnlich stabil. Die IHK-Unternehmen bildeten 37.912 (2022: 37.371) junge Menschen aus. Die IHK organisierte 4.462 (2022: 5.096) Zwischenprüfungen und 24.174 (2022: 25.483) Abschlussprüfungen.

Positive Ausbildungsbilanz im IHK-Bezirk

Die Bilanz des Ausbildungsjahres in der Wirtschaft Oberbayerns entsprach dem bayernweiten Trend. Und der ist deutlich nach oben gegangen. 15.397 (2022: 14.618) neue ‎Ausbildungsverträge bedeuteten ein sattes Plus von 5,3 Prozent. Den größeren Zuwachs gab es bei den gewerblich-technischen Berufen von 9,5 Prozent (2022: plus 3,2%). Stark gefragt waren auch die kaufmännischen Berufe mit einem Plus von 3,2 Prozent (2022: 2,8%).

Wirtschaftskammern und Stadt veranstalten „Praktikumswoche München“

IHK, Handwerkskammer und Landeshauptstadt München haben die „Praktikumswoche München“ organisiert. Das Projekt lief vom 3. Juli bis 11. September. Die Idee: Unternehmen aus dem Großraum München und Schülerinnen und Schüler zusammenbringen. Schülerinnen und Schüler konnten an fünf Tagen fünf verschiedene Berufe in fünf unterschiedlichen Unternehmen kennenlernen. Das Ganze wurde über eine digitale Plattform terminiert und koordiniert. Für Firmen und Schüler war das kostenfrei. Das Mindestalter für die Schüler lag bei 15 Jahren.

Knapp die Hälfte der neuen Azubis hat Mittleren Schulabschluss

Bei der schulischen Vorbildung der neuen oberbayerischen Azubis ‎zeigten sich kaum Veränderungen. Gut ein Viertel der neuen Ausbildungsverträge ‎wurden mit Auszubildenden mit Mittelschulabschluss abgeschlossen. Dennoch begann immer noch knapp die Hälfte aller neuen Auszubildenden ihre Ausbildung mit einem Mittleren Schulabschluss. 20,1 (2022: 20%) Prozent hatten eine ‎Hochschulzugangsberechtigung beim Vertragsabschluss in der Tasche. Bemerkenswert war der erneut steigende Anteil neuer Azubis, die über einen im Ausland erworbenen Schulabschluss verfügten. Im Vergleich zum Vorjahr gab es hier ein Plus von 17,8 Prozent.

Neues IHK-Kombimodell für Handel erfolgreich beendet

Die IHK hat mit dem sogenannten Kombimodell ein neues Ausbildungsformat geschaffen. Im Unterschied zu einer normalen Ausbildung erhalten Azubis im Kombimodell mehr Sprachförderung und mehr Zeit zum Lernen. Damit sollen die teilnehmenden Jugendlichen nicht nur für den Beruf qualifiziert, sondern auch sozial stabilisiert werden. Das Modell richtet sich insbesondere an Geflüchtete und Migranten und soll Unternehmen ein neues Fachkräfte-Potenzial erschließen. Im September 2021 ist an der Berufsschule für den Einzelhandel München Mitte der erste Kombimodell-Jahrgang Oberbayerns gestartet. Die Klasse hat die Berufsausbildung zum Verkäufer mit der Winterprüfung 2023/24 erfolgreich abgeschlossen. Die Prüfungsabsolventen nutzen ihre Karrieremöglichkeiten nun auf unterschiedliche Weise: Während die einen erst einmal als Fachkraft Verkäufer weitere Berufserfahrung sammeln, setzen andere durch die nahtlos angeschlossene Ausbildung als Kaufmann im Einzelhandel auf Weiterentwicklung oder starten in die unternehmerische Selbständigkeit.

Industriekauffrau aus Geisenfeld ist Oberbayerns Top-Azubi 2023

Oberbayerns besten IHK-Berufsabschluss erzielte eine Auszubildende aus Geisenfeld (Landkreis Pfaffenhofen): Selina Steinberger erreichte in ihrer Prüfung zur Industriekauffrau 99 von 100 möglichen Punkten. Sie setzte sich damit an die Spitze aller Absolventinnen und Absolventen der IHK-Abschlussprüfungen im Winter 2022/2023 und im Sommer 2023. Ihren Beruf hat Selina Steinberger bei der Airbus Defence and Space GmbH in Manching (ebenfalls Landkreis Pfaffenhofen) erlernt.

WEITERBILDUNG

BIHK-Umfrage: Weiterbildung im Beruf lohnt sich

Eine Weiterbildung zu IHK-Abschlüssen wie Wirtschaftsfachwirt, Industriemeister oder Betriebswirt bringt den Absolventen mehr Gehalt und Aufstiegschancen – das war das Ergebnis einer Umfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) unter knapp 5.000 bayerischen Fortbildungsabsolventen. BIHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl hat diese Studie am 2. Juni veröffentlicht. Die Zahlen ergaben ein deutliches Bild. 58 Prozent der Befragten verdienten nach einem IHK-Weiterbildungsabschluss mehr Geld verdienten, 54 Prozent machten einen Karrieresprung. Bei fast einem Viertel der Befragten betrug das monatliche Brutto-Gehaltplus mehr als 1.000 Euro. Bei einem weiteren Drittel kam es zu einem Lohn-Plus von mindestens 500 Euro. Gößl erklärte, die Wirtschaft suche die beruflichen Meister weit stärker als die Master-Absolventen der Unis. Die Gefahr des Jobverlustes sei bei Berufsmeistern etwa um die Hälfte geringer als bei Akademikern. Das Gesamteinkommen bis zum 60. Lebensjahr liegt bei Berufsmeistern mittlerweile auf dem Niveau von Akademikern.

Ministerpräsident Söder und IHK-Chef Gößl übergeben Meisterpreise

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl haben am 30. März den Meisterpreis der Bayerischen Staatsregierung übergeben. Die Preisverleihung fand im Rahmen eines Festakts der IHK für München und Oberbayern statt. Söder und Gößl zeichneten die 181 besten Absolventinnen und Absolventen von 70 verschiedenen IHK-Fortbildungsprüfungen aus. Im abgelaufenen Prüfungsjahr 2022 hatten über 6.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Fortbildung zum Meister, Fachwirt, Fachkaufmann oder Betriebswirt erfolgreich abgeschlossen. Söder verband seine Laudatio mit einer politischen Zusage. Er sagte: „Wer die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung ernst nimmt, muss die Meisterausbildung kostenfrei machen – wir in Bayern gehen damit voran.“ Hintergrund: Von der Bayerischen Staatsregierung wird die Aufstiegsqualifizierung seit September 2013 mit dem Meisterbonus gefördert. Dieser wurde rückwirkend zum 1. Januar 2023 von 2.000 auf 3.000 Euro angehoben. 2022 hat die IHK für München und Oberbayern Meisterboni in Höhe von 5,1 Millionen Euro an 2.550 Meisterabsolventen ausgezahlt.

IHK-Akademie: Gute Nachfrage in allen Produktbereichen

Die IHK-Akademie hat gute Buchungszahlen verzeichnet. IHK-Bereichsleiter Thomas Kürn meldet eine stabil hohe Nachfrage nach abschlussorientierten Weiterbildungen in der Aufstiegsfortbildung. Laut Kürn waren die Abschlüsse für Meister, Betriebswirte und Fachwirte mit dem IHK-Gütesiegel weiter hochgefragt. Die Abschlüsse eröffneten unverändert gute Karriere- und Verdienstchancen. Das mache das Weiterbildungsangebot der IHK attraktiv. Positiv wirkten sich laut Kürn ferner die Unterstützung der Teilnehmenden durch das staatliche Fördersystem (AfBG) sowie die zusätzliche Auszahlung des sogenannten Meisterbonus für Absolventen im Freistaat Bayern aus.

Als ebenso erfreulich wertet Kürn die Bereitschaft der Unternehmen, trotz wirtschaftlich schwieriger Rahmenbedingen weiter in die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter zu investieren. Dies zeigte sich 2023 vor allem an der steigenden Nachfrage im Inhouse Segment, im Seminarbereich und den Zertifikatslehrgängen der IHK-Akademie. Positiv wirkte sich hier das ausgebaute Produktportfolio aus. So wurden u. a. gemeinsam mit der DIHK-Bildungs-gGmbH bundesweite Shared Service Lehrgänge in aktuellen Themenfeldern zu Data Analytics, Künstliche Intelligenz und IT bzw. IT-Sicherheit angeboten

IHK-Akademie: Teilnehmerzahlen gegenüber 2022 gestiegen:

Die hohe Wertschätzung der IHK-Weiterbildungsangebote zeigte sich 2023 auch in den Zahlen. Nachfrage und IHK-Angebot sind gestiegen. Insgesamt besuchten 14.644 Teilnehmerinnen und Teilnehmer (Vorjahr: 14.598) eine der 1.352 (Vorjahr: 1.260) offenen Veranstaltungen der IHK-Akademie. Auch die Tagungsstätte Westerham konnte 2023 erneut ein sehr erfolgreiches Jahr verbuchen: Mit 665 Veranstaltungen und 1.580 Veranstaltungstagen wurden die Vorjahreswerte nochmals übertroffen.