Gründerförderung
BIHK veröffentlicht Gründerzahlen – die Dynamik geht bayernweit zurück
Nach dem Corona-Hoch hat die Dynamik bei Unternehmensgründungen in Bayern deutlich nachgelassen. Das zeigten Berechnungen des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) auf Basis von Angaben des Landesamts für Statistik. Der BIHK hat die Ergebnisse am 6. Juni 2023 veröffentlicht. Demnach ist die Zahl der Existenzgründungen im Freistaat 2022 um 9 Prozent zurückgegangen. Die Selbstständigenquote, der Anteil der Selbstständigen an der Zahl aller Erwerbstätiger, ist von 2017 bis 2022 von 10,5 auf 9,2 Prozent gesunken. Die Zahl der Selbstständigen in Bayern ist auch in absoluten Zahlen von 790.000 auf 720.000 zurückgegangen. 61 Prozent der Gründungen erfolgten im Nebenerwerb – ein deutlich höheres Niveau als im langjährigen Durchschnitt, was eher ein Indikator für eine abnehmende Gründungsqualität ist. BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz nannte diese Entwicklung als alarmierend. Er machte für den Negativ-Trend neben der generell schwierigen Wirtschaftslage drei chronische Probleme der Selbstständigen verantwortlich: Bürokratie, das Risiko der Einstufung als Scheinselbstständiger und die Altersvorsorgepflicht. Zudem fehle es hierzulande an einer Kultur der Selbstständigkeit.
SheStartup – erste Gründerinnen-Informationsveranstaltung in der IHK
Unter dem Slogan „SheStartup“ hat die IHK am 21. September erstmals eine Informationsveranstaltung speziell für Gründerinnen angeboten. Zwei erfahrene Referentinnen gingen auf alle Fragen der angehenden Unternehmerinnen ein. Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf den Themen Finanzierung, Netzwerken und soziale Absicherung bei Geburt eines Kindes. Unternehmerinnen aus dem IHK-Ehrenamt und unterschiedlichsten Branchen haben das IHK-Gründerteam um Bernhard Eichiner bei dieser Premiere unterstützt. Dazu gehörten u.a. Christina Ramgraber, Petra Göckel, Beate Mader, Irene Wagner und Katja Lindo.
Steigende Nachfrage nach IHK-Gründungsberatung
Die IHK-Statistik verzeichnet für 2023 einen paradoxen Trend: Die Zahlen für die IHK-Beratungen für Gründer haben zugenommen, tatsächlich gab es aber weniger Gründungen. IHK-Spezialist Bernhard Eichiner macht das schwierige wirtschaftspolitische Umfeld für diese Zurückhaltung verantwortlich. Auch in den drei BIHK-Konjunkturumfragen hat sich gezeigt: Selten waren Verunsicherung und Skepsis in der bayerischen Wirtschaft so groß. Gleichwohl war das Gründer-Interesse ungebrochen. 2022 hat die IHK 3.819 Gründerberatungen geleistet. 2023 stieg die Zahl deutlich auf 4.926. Die Beratungen fanden neben dem Münchner IHK-Stammhaus an der Max-Joseph-Straße auch in den IHK-Geschäftsstellen Weilheim, Rosenheim, Mühldorf und Ingolstadt statt.
Top-Thema der IHK-Beratung: Gründen im Nebenerwerb
Inhaltlich hat die IHK-Gründungsberatung 2023 folgende drei Top-Themen verzeichnet: Gründen im Nebenerwerb, Innovation und Gründungszuschuss. Laut IHK-Spezialist Bernhard Eichiner hat das Interesse am Start-up im Nebenerwerb einen einfachen Grund: Die wirtschaftliche Lage ist derzeit so schwierig und unübersichtlich, dass sich auch Leute mit einem festen Job Sorgen machen. Folglich versuchen sie, mit einem Unternehmen ein zweites Standbein aufzubauen. Ähnlich sieht es bei den vielen Fragen zum Gründungszuschuss aus. Ganze Industriezweige wie die Autobranche verlagern Wertschöpfungsketten und bauen Stellen ab. Das provoziert „Not-Gründer“, die wegen der höheren Zinsen und restriktiver Kreditvergabe Mühe haben, sich zu finanzieren, aber schnell Geld brauchen. Die Zunahme bei der Gründung innovativer Geschäftsmodelle ist aus IHK-Sicht ein absolut positiver Trend – und zeigt sich etwa auch daran, dass die Bewerbungen zum Innovationspreis Bayern rasant zugenommen haben. Es gibt in Oberbayern mehr Menschen, die Innovationstreiber werden und mit ihrem Geschäftsmodell zur Lösung gesellschafts- und umweltpolitischer Probleme beitragen wollen.
Online-Infoveranstaltung für Gründer: Teilnehmerzahl verdoppelt sich
Die IHK hat einmal pro Woche eine online-Informationsveranstaltung für Gründer angeboten. Der digitale Service wurde hervorragend angenommen. Im Vergleich zu 2022 haben sich die Teilnehmerzahlen nahezu verdoppelt – von im Schnitt 50 bis 60 Teilnehmern pro Monat auf mehr als 110. Auch die Klickzahlen auf den IHK-Webseiten für Gründer sind im Vergleich zu 2022 deutlich gestiegen: von 298.477 auf 382.125 pro Jahr. Als Gründe nennt IHK-Beratungschef Bernhard Eichiner eine generell gestiegene Nachfrage nach Gründerberatung, SEO-Optimierung der Seiten, verstärkte Netzwerkaktivitäten und die gesteigerte IHK-Präsenz auf LinkedIn.