Die neue Seidenstraße
Wachstumsregion zwischen Europa und Asien
Die neue Seidenstraße, auch Belt and Road Initiative (BRI) genannt, ist ein Großprojekt auf Betreiben Chinas. Der Ausbau der Infrastruktur entlang der Seidenstraße zwischen Europa und Asien verändert die wirtschaftliche Lage der betroffenen Länder und schafft neue Chancen für die bayerische Wirtschaft, so die aktuelle ifo-Studie zur neuen Seidenstraße.
Für Bayern und Europa spielen hierbei die neuen Korridore durch die eurasischen Länder zwischen China und der EU eine besondere Rolle. Denn derzeit stellt die mangelhafte Straßen- und Schieneninfrastruktur bei gleichzeitigem Fehlen eines Meerzugangs ein Haupthindernis im Handel mit diesen Ländern dar.
Neue Exportchancen durch bessere Infrastruktur
Allein die verbesserte Schieneninfrastruktur entlang der neuen Seidenstraße kann durch die Reduktion der Transportkosten neue Wachstumspotentiale generieren. Laut der aktuellen Studie des ifo-Instituts im Auftrag der bayerischen IHKs kann die verbesserte Schieneninfrastruktur zu einer Zunahme des Handels zwischen Bayern und China um 8 Prozent (Exporte um +2,2 Mrd. Euro) und mit den Fokusländern der Studie entlang der Seidenstraße um 3 Prozent (Exporte +53 Mio. Euro) führen.
Für bayerische Exporte bestehen besondere Wachstumspotentiale in Ländern wie der Ukraine, Weißrussland und Kasachstan. Für pharmazeutische Produkte sind auch die Mongolei und Usbekistan von Interesse.
Als Beschaffungsmärkte haben neben Kasachstan, Aserbaidschan und der Ukraine auch Armenien, sowie Usbekistan und Kirgisistan Potenzial.
Weitere positive Impulse für die Wirtschaft sind auch von der verbesserten Infrastruktur vor Ort in den einzelnen Ländern zu erwarten, sowie durch zusätzliche Investitionen abseits der Seidenstraßeninivitative, die sich positiv auf die Gesamtwirtschaft auswirken können.
Europa darf nicht abgehängt werden
Damit die Unternehmen von diesen positiven Veränderungen profitieren können, muss die Politik die erforderliche Infrastruktur in Bayern und Europa schaffen. Ohne physische Anbindung an die Korridore der Seidenstraße verlieren Europa und Bayern den Anschluss an die dortigen Entwicklung. Gleichzeitig muss eine Diskriminierung bei der Nutzung der Infrastruktur durch China oder die Transitländer zu Lasten der europäischen Unternehmen ausgeschlossen werden.
Neben Unterstützung beim Marktzugang ist für die Länder entlang der Seidenstraße auch eine Reduzierung der Risiken für Unternehmen wichtig. Dies betrifft Angebote wie die Exportkreditgarantien und auch eine engere Zusammenarbeit mit den Ländern, um auf eine Reduzierung der rechtlichen und wirtschaftlichen Unsicherheiten hinzuwirken. Auf Grund des geopolitischen Umfelds der Länder entlang der Seidenstraße stellen sich auch Fragen zur Entwicklung alternativer Finanzierungs- und Zahlungsabwicklungsmöglichkeiten, um bilaterale Handelsströme unabhängiger von diplomatischen Beziehungen zu Drittstaaten zu machen.
Unmittelbare Teilnahme an Seidenstraßenprojekten für bayerische Unternehmen schwierig
Wie das am Samstag zu Ende gegangene Belt and Road Forum in Peking erneut gezeigt hat - die Initiative ist nicht unumstritten. Insbesondere die unmittelbare Beteiligung an den BRI-Projekten ist für ausländische Unternehmen schwer. Dies zeigt zuletzt eine Studie des Thinktanks Mercator Institute for China Studies (Merics). Von 2000 Untersuchten Projekten gingen 9 von 10 an chinesische Generalunternehmen. Mehr Transparenz und die Einhaltung internationaler Standards z. B. bei den Ausschreibungen sind Punkte, die daher Wirtschaftsminister Altmaier als Vertreter der Bundesrepublik auf dem Forum gegenüber Peking erneut eingefordert hat.