Brexit: Panik vermeiden
Zentrales Thema der IHK Vollversammlung war der Brexit. Tenor war, weiter auf Handel mit dem Vereinigten Königreich zu setzen, sich aber gut vorzubereiten. Unter anderem sollten mögliche Zölle in Verträge eingebaut werden. Die Vollversammlung verabschiedete den Haushalt sowie die Beitragssatzung mit einer Erhöhung des Umlagesatzes.
Brexit: Bericht aus erster Hand
Klare Botschaft von Ulrich Hoppe, Generaldirektor der Deutsch-Britischen Handelskammer: Die Briten können nach dem Brexit allein marschieren, aber sie haben sich gründlich verspekuliert, was die Nachgiebigkeit der EU angeht. Die Empfehlung an die Unternehmer in der IHK-Vollversammlung war eindeutig. Panik ist nicht angebracht, sie sollen weiter auf Handel mit England setzen.Für Hoppe steht fest, dass es keinen Schritt zurück gebe. Nach wie vor unklar ist auch für den Experten aus dem Königreich, wie der Weg zum Brexit letzlich verlaufen wird. Die Erwartungen an den Brexit in England glichen der Quadratur des Kreises. Die Masse wolle die Einwanderung beschränken, andere hätten in erster Linie völlig unrealistische finanzielle Einsparungen durch den Austritt vor Augen.Für deutsche Unternehmen ist Großbritannien ein wichtiger Handelspartner und deutsche Produkte seien nicht nur stark nachgefragt, sondern es gebe in vielen Fällen gar keine Alternative. Wichtig ist der leichte Zugang zu Fachkräften, keine Zollschranken und auch weiterhin eine gute Zusammenarbeit in der Forschung.Nach Einschätzung Hoppes wird die Einwanderung nur teilweise beschränkt werden, er erwartet für EU-Bürger semi-automatische Arbeitsgenehmigungen und dass für den Warenverkehr weitgehend die Regeln des Binnenmarkts gelten. Ganz sicher zeigte sich Hoppe vor der IHK Vollversammlung, dass sich das Vereinigte Königreich weiter offen für Geschäfte zeigen wird. Es werde keine wesentlichen Handelsbeschränkungen geben. Die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft schätzt er minimal ein.Er empfiehlt den Unternehmen
- Lieferketten zu analysieren und möglichst zu vereinfachen.
- Die Kosten für mögliche Zölle in Verträge einzubauen
- Ursprungsregelungen zu überprüfen, wenn Teile der Lieferkette in UK liegen.
- sich auf Schwierigkeiten bei Just in Time einzustellen und Kapazitäten in Logistik und Lagerhaltung aufzubauen.
- Arbeitnehmerentsendungen zu überprüfen
- und sich auf höhe Volatilität des Pfundkures einzurichten.
Vollversammlung setzt Umlage für die Beitragserhebung auf 0,129 Prozent des Gewerbeertrags fest
Die Vollversammlung hatte den langjährigen Umlagesatz von 0,150 Prozent in den Jahren 2015 bis 2017 auf einen außergewöhnlich niedrigen Satz von 0,050 bzw. 0,060 Prozent abgesenkt und damit die Mitglieder um 65 Millionen Euro entlastet. Dieser zeitlich befristete Sondereffekt war wegen der Auflösung von Rücklagen und Gewinnvorträgen möglich.
Mit der Anpassung auf 0,129 Prozent bleibt die Umlage unter früheren Größenordnungen und deutlich unter dem bundesweiten IHK-Schnitt von 0,176 Prozent. Die Umlage betrifft ein Fünftel der 380.000 Mitgliedsunternehmen der IHK für München und Oberbayern. Bei natürlichen Personen und Personengesellschaften wird bei der Berechnung der Umlage ein Freibetrag von 15.340 Euro abgezogen.
Verabschiedung des Positionspapiers „Starke Bildung – starke Wirtschaft“
Die IHK-Vollversammlung verabschiedete ein Positionspapier „Starke Bildung – starke Wirtschaft“ mit umfangreichen Modernisierungsvorschlägen für die berufliche Aus- und Weiterbildung. Die IHK fordert unter anderem, dass Berufsbilder schneller an neue Realitäten in der zunehmend digitalisierten Arbeitswelt angepasst werden sowie eine bessere Ausstattung von Berufsschulen. Für mehr Praxisbezug soll Quereinsteigern aus der Wirtschaft die Tätigkeit als Berufsschullehrer erleichtert werden. Außerdem verlangt die IHK die Gleichwertigkeit von beruflichen Qualifikationen mit akademischen Abschlüssen wie Bachelor oder Master sowie bildungspolitische Maßnahmen, damit mehr Absolventen einer beruflichen Ausbildung Abschlüsse der beruflichen Weiterbildung erwerben.
Vollversammlung spricht sich gegen Robotersteuer aus
Die Vollversammlung der IHK München und Oberbayern lehnt die Einführung einer Roboter- oder Maschinensteuer gegenwärtig ab und verabschiedete ein Positionspapier. Danach sind Digitalisierung und intelligente Systeme Wachstumstreiber für die Wirtschaft. Als Grundlage für den Industriestandort Deutschland ermöglichten sie eine effiziente und damit wirtschaftlich rentable Produktion in Deutschland. Zudem helfen neue Dienstleistungen, die mit Hilfe von Robotern und intelligenten System auch in vielen anderen Branchen entstehen, den demografisch bedingten Fachkräftemangel zu lindern und Arbeitsplätze in Deutschland zu halten.