Geschichte der IHK
Ihren Anfang nahm die IHK für München und Oberbayern in einer "Allerhöchsten Verordnung, die Einführung von Handelskammern betreffend". Hier erfahren Sie mehr über die Geschichte der IHK bis heute.
Chronologie der IHK von 1842 bis 1900
Am 19. September unterzeichnete König Ludwig I. von Bayern zu Berchtesgaden seine "Allerhöchste Verordnung, die Einführung von Handelskammern betreffend." Damit war die Rechtsgrundlage für den Aufbau der bayerischen Industrie- und Handelskammern geschaffen.
Am 7. April genehmigte König Ludwig I. von Bayern die Bildung einer Handelskammer in München. Er berief zwölf Vertreter aus dem örtlichen „Handels-, Fabrikanten- und Gewerbsstande“ als Mitglieder. Am 30. Oktober fand im Alten Rathaus die offizielle Eröffnungssitzung statt. Zum Ersten Vorsitzenden wurde der bayerische Industrie- und Eisenbahnpionier Joseph Anton von Maffei gewählt.
In den ersten Jahren ihres Bestehens erlebte die Handelskammer wiederholte Umstrukturierungen. Als tragfähig erwies sich schließlich die „Kreis-Gewerbe- und Handelskammer für Oberbayern“ 1854. Sie setzte sich aus den Vorsitzenden der in München und Oberbayern bestehenden Handels-, Fabrik- und Gewerberäte – ersten Vorläufern der heutigen Industrie- und Handelsgremien – zusammen.
Durch die „Königlich allerhöchste Verordnung“ König Ludwigs II. von Bayern vom 20. Dezember wurde das Kammerwesen neu geordnet. Entscheidende Neuerungen waren die „ständige Wirksamkeit“ der Handelskammern und die direkte Wahl der ehrenamtlichen Repräsentanten. Die Verfügung schrieb auch erstmals die Beitragserhebung bei den Wahlberechtigten vor, die zunächst auf die Unternehmerschaft am jeweiligen Sitz der Kammern beschränkt war. Außerdem hatte die Handelskammer einen „fachwissenschaftlich gebildeten Sekretär“ und das erforderliche „Hilfspersonal“ anzustellen. Damit waren wichtigen Voraussetzungen für eine beständige Kammerarbeit geschaffen. Die Verordnung wirkte sich auch auf die weitgehend selbstständigen „Handels-, Fabrik- und Gewerberäte“ im Regierungsbezirk Oberbayern aus. Als erste „Bezirks-Gremien“ wurden Rosenheim, Ingolstadt und Reichenhall-Berchtesgaden (heute Berchtesgadener Land) der Kammer angegliedert
Am 1. Juli konstituierte sich die „Handels- und Gewerbekammer für Oberbayern“. Der politische Zusammenschluss zum Deutschen Reich 1871 wirkte sich auch auf ihre Tätigkeit aus. Schwerpunkt ihrer Arbeit waren die Vereinheitlichung der Währung sowie der Maße und Gewichte, die Schaffung einheitlicher Rechtsgrundlagen für das Wirtschaftsleben, der Ausbau des Eisenbahnnetzes sowie der Aufbau der Sozialversicherung.
Wahlberechtigt und beitragspflichtig wurden die "Mitglieder des Handels-, Fabrik- und Gewerbestandes am Sitz der Kammer“, die mehr als 6 Gulden, später 10,3 Mark Gewerbesteuer entrichteten.
Nach der Königlich Allerhöchsten Verordnung vom 25.10.1889 wurden Wahlberechtigung und Beitragspflicht an die Bedingung der Eintragung ins Handelsregister (als Inhaber oder Teilhaber einer Firma), eines Sitzes im Vorstand einer „Handelsgeschäfte betreibenden AG“ oder einer eingetragenen Genossenschaft geknüpft.
Chronologie der IHK von 1900 bis 1945
Nachdem die angemieteten Räume in der Königlichen Münze zu klein wurden, nahm die Handels- und Gewerbekammer gemeinsam mit dem Münchner Handelsverein, dem Träger der Börse, ein eigenes Bauprojekt in Angriff. 1901 konnten sie das von dem Architekten Friedrich von Thiersch geschaffene „Haus für Handel und Gewerbe“ am Maximiliansplatz 8 beziehen.
Nach der Verordnung vom 25. Februar schieden die dem Handwerk zugehörigen Gewerbetreibenden aus der Handelskammer aus. Sie erhielten mit Errichtung der Handwerkskammer ihre eigene Vertretung. Die Handelskammer München empfing die Rechte einer juristischen Person. Außerdem durfte sie Einrichtungen für die „technische und geschäftliche Ausbildung“ von Gehilfen und Lehrlingen gründen und unterhalten. Damit waren die Weichen für das spätere Tätigkeitsfeld der Berufsausbildung gestellt.
Wahlberechtigung und Beitragspflicht wurden auf den ganzen Kammerbezirk ausgedehnt. Die Beiträge hoben nun alle für den Kammerbezirk zuständigen Rentämter ein. Erst ab 1923 übernahm die Kammer selbst die Beitragseinhebung.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurde die Handelskammer „gleichgeschaltet“. Im April schloss der Sonderkommissar Georg Sturm die jüdischen Vollversammlungsmitglieder aus der IHK aus. (Artikel im IHK-Magazin 5/22; ausführlicher: Eva Moser, Im Schatten des Hakenkreuzes: Jüdische Mitglieder der Industrie- und Handelskammer München 1932-1933, in: Archivalische Zeitschrift 99 / 2022: Festschrift für Margit Ksoll-Marcon, hrsg. von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, 2. Teilband, S. 733 – 742)
Seit 1934 unterstand die Kammer der Aufsicht des Reichswirtschaftsministers, der auch den Kammerpräsidenten ernannte. An die Stelle der frei gewählten Vollversammlung trat ein vom Präsidenten berufener „Beirat“. Die Geschäfte führte ab 1933 Dr. Hans Buchner, Parteimitglied und seit über zehn Jahren Wirtschaftsredakteur des „Völkischen Beobachters“.
Als Präsident amtierte Albert Pietzsch, Vorstandsmitglied der Elektrochemischen Werke München AG, Höllriegelskreuth. Er war NSDAP-Mitglied und zählte zu den frühen Unterstützern der Partei.
Zu den neuen der IHK zugewiesenen Tätigkeitsfeldern im NS-Staat gehörte auch die Mitwirkung an der sog. „Arisierung“, der Verdrängung von Jüdinnen und Juden aus Gewerbe und Handel. Die Kammer war mit systematischen Umfragen zur Herkunft von Firmeninhabern, mit der Bewertung jüdischen Geschäftsvermögens, der Überprüfung der fachlichen Qualifikation „arischer“ Geschäftsnachfolger, aber auch mit Gutachten zur Firmenstilllegung befasst.
(Literaturhinweise: Wolfram Selig, „Arisierung“ in München. Die Vernichtung jüdischer Existenz 1937-1939, Berlin 2004; Eva Moser, „...geht damit in arischen Besitz über.“ Die Verdrängung der Juden aus der Münchner Wirtschaft, in: Andrea Baresel-Brand (Bearb.): Entehrt. Ausgeplündert. Arisiert. Entrechtung und Enteignung der Juden (Veröffentlichungen der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste 3), Magdeburg 2005, S. 131-146
Für 1,3 Millionen Reichsmark erwarb die Kammer den angrenzenden Gebäudekomplex an der Max-Joseph-Straße 2. Der Architekt Gabriel von Seidl hatte ihn 1911 als privates Wohn- und Geschäftshaus für den jüdischen Antiquitätenhändler Arnold S. Drey errichtet.
Unter dem Druck der politischen Verhältnisse entschloss sich die Inhaberfamilie Drey zur Veräußerung. Vom Verkaufserlös blieb der Familie Drey jedoch nur wenig übrig. Die NS-Finanzbehörden pressten den jüdischen Unternehmern immense, willkürlich aufgestockte Steuerzahlungen ab.
Dr. Paul Drey teilte mit Schreiben vom 16. Juni 1947 aus New York der IHK mit, er habe seine Anwälte in New York und München instruiert, dass eine Restitution nicht verlangt werden solle. Drey verweist in seinem Schreiben auf "angenehme" und "faire" Verkaufsverhandlungen und führt dann aus: "Die Handelskammer hat jedoch das Haus von uns gegen Entgelt erworben und einen nicht unangemessenen Preis actuell [= tatsächlich] bezahlt. Deshalb wird eine Rueckgaengigmachung dieses Vertrags von mir & den uebrigen Beteiligten nicht verlangt werden."
Um die wirtschaftlichen Interessen des großen oberbayerischen Kammerbezirks besser wahrnehmen zu können, wurde die Anzahl der Industrie- und Handelsgremien erhöht. Zu den drei bestehenden Gremien Ingolstadt, Rosenheim und Traunstein kamen fünf neue Gremien dazu: Berchtesgaden - Bad Reichenhall; Garmisch-Partenkirchen; Freising – Erding – Moosburg; Schongau – Weilhelm – Landsberg sowie Bad Tölz – Miesbach. Die Verordnung der bayerischen Landesregierung vom 2. März 1937 machte die Beitragszahlung der sog. Kleingewerbetreibenden und die Erhebung der Kammerbeiträge nach dem Maßstab der Gewerbesteuer zur Pflicht.
Gemäß Verordnung vom 20. April 1942 wurde die Kammer am 1. April 1943 zusammen mit der Wirtschaftskammer und der Handwerkskammer in die „Gauwirtschaftskammer München-Oberbayern“ überführt.
Die amerikanische Militärregierung hob die Gauwirtschaftskammer auf und ließ die Industrie- und Handelskammer wieder zu, allerdings auf der Grundlage der freiwilligen Mitgliedschaft. Sie führte die Bezeichnung „Industrie- und Handelskammer München“.
Hier finden Sie die Präsidenten der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern von der Gründung der IHK im Jahr 1842 bis heute.
Chronologie der IHK 1945 bis 1986
Das in den einzelnen Bundesländern unterschiedliche Kammerrecht wurde durch das „Gesetz zur vorläufigen Regelung des Rechts der Industrie- und Handelskammern (IHKG)“ vereinheitlicht. Damit galt wieder der Grundsatz der Pflichtmitgliedschaft. Außerdem erhielten die IHKs den Status einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft zurück.
Die IHK beschloss auf der Grundlage des IHKG eine neue Satzung und führt seitdem wieder den Namen „Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern“.
Die Einigungsstelle für Wettbewerbsstreitigkeiten wurde neu errichtet. Die Idee, in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten wegen unlauteren Wettbewerbs einen gütlichen Ausgleich anzustreben, geht bereits auf das Jahr 1911 zurück.
Die Gründung der Münchener Messe- und Ausstellungsgesellschaft (MMG) bildete einen Grundstein für die Entwicklung Münchens zur internationalen Messestadt. Als Gesellschafterin in der MMG setzte sich die IHK für den notwendigen Ausbau des Messestandorts München ein.
Am 1. September trat das Berufsausbildungsgesetz in Kraft. Darin bestätigte der Gesetzgeber die traditionelle und bislang in Selbstverwaltung wahrgenommenen Aufgaben der IHKs: Organisation und Überwachung der betrieblichen Berufsausbildung im Rahmen des Dualen Systems sowie Abnahme von Prüfungen.
Die Gebiets- und Verwaltungsreform vom 1. Juli vergrößerte den Zuständigkeitsbereich der IHK an Fläche und Wirtschaftskraft. Neu hinzu kamen die neugebildeten Landkreise Neuburg-Schrobenhausen und Eichstätt. Der ebenfalls neugebildete Landkreis Aichach ging an die IHK für Schwaben.
Am 1. Juli nahm das IHK-Wirtschaftsarchiv seine Arbeit auf. 1994 wurde es als Gemeinschaftseinrichtung der bayerischen Industrie- und Handelskammern in das Bayerische Wirtschaftsarchiv umgewandelt. Es übernimmt und erschließt historische Archivmaterialien aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen.
Chronologie der IHK von 1986 bis heute
Am 18. September eröffnet das IHK-Zentrum für Weiterbildung und Technik in München (heute: IHK-Akademie). Es versteht sich als Partner in der betrieblichen Weiterbildung für alle Unternehmen in Industrie, Handel und Dienstleistung.
Im Verlauf des Jahres überschreitet die IHK für München und Oberbayern erstmals die Schwelle von 200.000 Mitgliedsunternehmen. Am 31.12.1992 werden genau 203.831 IHK-Mitglieder gezählt.
Das Euro Info Centre der IHK wird für oberbayerische Unternehmen erste Anlaufstelle bei Fragen zum Europa-Geschäft.
Das Münchener Existenzgründungsbüro (MEB) wird als zentrale Auskunftsstelle für alle Fragen rund um das Thema "Existenzgründung" gemeinsam von der IHK für München und Oberbayern und der Landeshauptstadt München (Referat für Arbeit und Wirtschaft) gegründet.
Am 27. Mai geht das neue Informations- und Servicezentrum (ISZ) in Betrieb. Das ISZ beantwortet alle Anfragen an die IHK, egal ob sie telefonisch, per Mail, Post oder Fax einlaufen. Außerdem ist es die erste Anlaufstelle für Besucher, die Informationen wünschen.
Mit exakt 251.000 Mitgliedsfirmen zum 31.12.2003 zählt die IHK für München und Oberbayern erstmals mehr als eine Viertelmillion Mitglieder.
Das Auftragsberatungszentrum Bayern e.V., eine Gemeinschaftseinrichtung aller bayerischen IHKs und Handwerkskammern, wird erster Ansprechpartner rund um das Vergaberecht.
Das Euro Info Centre der IHK geht auf im Enterprise Europe Network (EEN), dem EU-Beratungsnetz mit rund 4.000 Experten in 44 Ländern. Dem EEN-Bayern gehören insgesamt 10 Partner an.
Mit der Eröffnung einer neuen Geschäftsstelle in Mühldorf am Inn weitet die IHK für München und Oberbayern ihren Service in Südostoberbayern aus.
Zum Jahresende zählt die IHK 362.405 Mitgliedsunternehmen und überschreitet damit erstmal die 350.000-Marke.
Zum 1. Januar übernimmt die IHK für München und Oberbayern die Aufgabe des Einheitlichen Ansprechpartners. Die IHK ist damit erste Anlaufstelle für Dienstleister aus dem EU- und EWR-Ausland bei der Gründung einer Niederlassung in Oberbayern oder der Aufnahme einer grenzüberschreitenden Dienstleistung.
2011
Die IHK renoviert ihr Stammhaus an der Max-Joseph-Straße in München. Die Vollversammlung der IHK für München und Oberbayern hat sich in ihrer Sitzung am 16. März 2011 unter Berücksichtigung von Alternativen für die Generalsanierung an den beiden denkmalgeschützten Gebäuden ausgesprochen.
Die IHK bezieht deshalb zum 1. Januar 2012 ihr Ausweichquartier an der Balanstraße 55 - 59 in München.
Die IHK eröffnet im Oktober in Weilheim ihre neue Geschäftsstelle. Sie betreut dort zum Zeitpunkt der Eröffnung 38.000 Mitgliedsbetriebe in vier Landkreisen. Mit der neuen Geschäftsstelle macht die IHK einen großen Schritt bei der Stärkung ihres Angebotes vor Ort. Die neue Geschäftsstelle ist im „Glaspalast“ an der Pütrichstraße, der vor über 15 Jahren als Ärztehaus samt Privatklinik (MZT) errichtet worden war.
Im März eröffnet die IHK ihre neue Geschäftsstelle in Ingolstadt. Sie betreut von dort aus zum Zeitpunkt der Eröffnung rund 31.000 Mitgliedsunternehmen. Die Geschäftsstelle befindet sich in der Despag-Straße 4a in Ingolstadt.