125. Geburtstag eines hochwertigen Schmuckstücks: Die Schuldverschreibung der „Haus für Handel und Gewerbe Aktiengesellschaft“ in München vom 23. Oktober 1899
Im Juli 1898 gründeten die Handels- und Gewerbekammer München und der Münchner Handelsverein die „Haus für Handel und Gewerbe AG“. Deren Zweck war die Finanzierung eines durch den Münchner Star-Architekten Friedrich von Thiersch geplanten Geschäftsgebäudes für die Münchner Börse und die Münchner Handelskammer am Maximiliansplatz 8.
Nach einer Erstfinanzierung folgte am 23. Oktober 1899 mit der Ausgabe einer zu 3% verzinslichen Inhaberschuldverschreibung mit einem Nennwert von jeweils 1.000 Mark in einer Auflage von 1.300 Exemplaren die Hauptfinanzierung des Bauprojekts.
Das bei der G. Franz’schen Hofbuchdruckerei in München gefertigte Papier ist überaus prachtvoll gestaltet. Den Blickfang bildet in einer kunstvoll umrahmten Vignette das künftige Börsen- und Kammergebäude. Darunter ist Merkur, der antike Gott des Handels und der Kaufleute, mit dem für ihn typischen geflügelten Helm dargestellt. Gleichzeitig schmücken Insignien verschiedener Gewerbe das mit Jugendstilornamentik aufwändig gestaltete Papier. Unterzeichnet wurde die Schuldverschreibung von Kommerzienrat Emil Wilhelm, seinerzeit Schatzmeister der Handels- und Gewerbekammer, sowie von Kommerzienrat Simon Lebrecht, dem damaligen Schriftführer des Münchner Handelsvereins als Träger der Münchner Börse.
Innerhalb kurzer Zeit war nahezu die gesamte Serie gezeichnet und nach etwas mehr als eineinhalb Jahren Bauzeit konnten Kammer und Börse im April 1901 das neue „Haus für Handel und Gewerbe“ beziehen. Zusammen mit dem 1913 erfolgten Anbau der damaligen Kunst- und Antiquitätenhandlung Drey an der Max-Joseph-Straße 2 bildet das Karee heute den Hauptsitz der IHK für München und Oberbayern.
Die Schuldverschreibung ist heute eine wirkliche Rarität. Von den ursprünglich 1.300 Stücken hat sich nur dieses eine Exemplar erhalten. Es befindet sich in der Wertpapiersammlung von Uto Baader, die das Bayerische Wirtschaftsarchiv treuhänderisch verwahrt.
Harald Müller