Mehr Fachkräfte gewinnen durch das neue Chancen-Aufenthaltsrecht

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Der Bundestag hat Ende November 2022 das neue Chancen-Aufenthaltsrecht für geduldete Geflüchtete beschlossen. Das Integrationsteam der IHK für München und Oberbayern informierte bereits im Vorfeld der Bundestagssitzung zu den neuen Möglichkeiten, die das Gesetz bei der Fachkräftegewinnung spielen kann.

Einsatz für mehr Rechtssicherheit

Mit dem ersten Teil des neuen Migrationspakets wurde für Geduldete, die sich schon lange in Deutschland aufhalten, eine neue Möglichkeit für einen langfristigen Aufenthalt eingeführt: Das Chancen-Aufenthaltsrecht (§ 104c AufenthG).

Die IHK für München und Oberbayern hatte sich im Gesetzgebungsprozess bei der Erarbeitung des Referentenentwurfs für das Chancen-Aufenthaltsrecht aktiv über seinen Dachverband - dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag - eingebracht. Aus Sicht der IHKs in Deutschland ist das Gesetz eine wichtige Maßnahme, um Geduldeten und Arbeitgebern langfristige Perspektiven zu geben. Das neue Gesetz schaffe „wichtige Erleichterungen für die rechtssichere Einstellung von geduldeten Menschen in Unternehmen". Sie trage zur Aktivierung des Arbeitskräftepotenzials von Geflüchteten bei, die sich schon länger in Deutschland aufhalten, betont der DIHK in seiner Stellungnahme.

Als besonders positiv bewertet der IHK-Dachverband, dass Ausbildungsverhältnisse sowie ausbildungsvorbereitende Qualifizierungsmaßnahmen wie die Einstiegsqualifizierung beim Übergang in einen Aufenthalt nach § 25b im Hinblick auf die Sicherung des Lebensunterhalts mitberücksichtigt werden können.

Um jedoch sicherzustellen, dass das Chancen-Aufenthaltsrecht seine positive Wirkung für die Unternehmen entfalten kann und bundesweit einheitlich umgesetzt wird, fordern die IHKs , dass der Ermessensspielraum für die anwendenden Behörden auch beim Übergang in einen Aufenthaltstitel nach § 25b so gering wie möglich gehalten werden.

  • Die komplette DIHK-Stellungnahme finden Sie hier
  • Eine Kurzzusammenfassung des Netzwerk "Unternehmen integrieren Flüchtlinge" erläutert, für wen das neue Chancen-Aufenthaltsrecht geeignet ist.

IHK-Integrationsteam informiert über Herausforderungen und Unterstützungsangebote

Bereits vor der Verabschiedung des Gesetzes hat das Integrationsteam der IHK für München und Oberbayern in seiner Veranstaltung "Erfolgreiche Integration von Neuzugewanderten in Ausbildung" über die neue Möglichkeiten durch das Chancen-Aufenthaltsrecht für die Fachkräftegewinnung durch Ausbildung informiert. Hanna Löhner, Referentin BAVF, Tür an Tür Integrationsprojekte gGmbH in Augsburg, berichtete über die wichtigsten Eckdaten des Chancen-Aufenthaltsrecht und was sich durch das neue Gesetz in der Praxis ändert.

Zuwanderung in Bayern

Florian Kaiser, Leiter des Referats Bildungsberatung, Bildungsprojekte der IHK für München und Oberbayern, betonte in seinem Grußwort, dass Deutschland, insbesondere Bayern breits ein Zuwanderungsland sei. Heute weise jeder fünfte Bewohner des Freistaates einen Migrationshintergrund auf. Bis zum Jahr 2024 werde jeder vierte Mitbürger einen Migrationshintergrund haben. "Wir brauchen diese Zuwanderung mehr den ja, wenn wir unseren Bedarf an Auszubildenden und damit langfristig ausreichend qualifzierte Fachkräfte decken wollen", betonte Kaiser. Derzeit würden im Kammerbezirk mehr als 5.000 Menschen mit Migrationshintergrund in IHK-Berufen ausgebildet, 2,6 Prozent mehr als im Vorjahr.

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung diskutierten die rund 40 Teilnehmer mit dem IHK-Integrationsteam über aktuelle Herausforderungen in der Ausbildung von Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte und mögliche Lösungsansätze zur Stabilisierung von Ausbildungen.

Dabei kritisierten die Teilnehmer/-innen, dass nach wie vor die bürokratischen Hürden bei der Beschaffung von Beschäftigung-/Ausbildungserlaubnissen oder VISA für die Ausbildung zu kompliziert und langwierig seien. Auch die Zuleitung zu Sprachkursen oder anderen Unterstützungsangeboten für die Stabilisierung von Ausbildungen werden als zu komplex gesehen. In Workshops zeigte das Integrationsteam schließlich auf, mit welchen Unterstützungsangeboten die IHK den Ausbildungsbetrieben zur Seite steht.

  • Die Präsentation zur Veranstaltung finden Sie hier