Otto Heinz: „Ich bin ein großer Verfechter der Region“
IHK-Vizepräsident und Entsorgungsunternehmer Otto Heinz spricht im Interview über die Corona-Krise, Ehrenamt, Recycling und die Stärken der Provinz.
Herr Heinz, Sie wurden zum zweiten Mal zum Vize-Präsidenten der IHK gewählt. Freuen Sie sich auf die Zusammenarbeit mit den neuen Unternehmerinnen und Unternehmern im Präsidium?
Ich gehöre jetzt schon fast zu den Urgesteinen. Wir haben aktuell eine gute Mischung von jungen und erfahrenen Unternehmerinnen und Unternehmern im Präsidium, wir kommen aus ganz unterschiedlichen Branchen. Da ist fast alles dabei. Das geht vom Müllkutscher über ein Holzwerk bis hin zur Künstlichen Intelligenz. Genau das macht unsere Stärke aus – die tollen Menschen, die hinter der IHK stehen.
Wie gut sind Sie mit Ihrem Familienunternehmen durch die Krise gekommen?
Wenn ich an die Zeit zurück vor gut eineinhalb Jahren denke - da gab es einen der Momente, die man sein Leben lang nicht vergisst. Dazu gehört der 11. September. Das war der Tag des Terroranschlags in New York, als die Zwillingstürme zusammengestürzt sind. Die Pressekonferenz von Markus Söder vor Beginn des Lockdowns war auch so ein Moment. So etwas vergisst man nicht.
Das war wie ein Schock.
Haben Sie sich diese Pressekonferenz selbst angesehen?
Wir sind hier im Besprechungszimmer gesessen und haben uns das live mit unseren Führungskräften angesehen. Mir ist es so gegangen wie allen anderen. Wir haben alle nicht gewusst, wie es morgen weitergeht. Wenn diese Unsicherheit da ist, bekommt man es schon mit der Angst zu tun. Das ist eine ganz natürliche menschliche Reaktion. Das war wie ein Schock. Ich habe damals zur Erinnerung ein Selfie von mir gemacht, am Abend als ich nach der Arbeit heimgegangen bin.
Konnten Sie als Entsorger nicht entspannter sein als Unternehmer anderer Branchen?
Den Heinz, den trifft es nicht, der ist der Müllmann, dem geht`s immer gut. Das sind so Sprüche, die ich hörte und höre. Das ist einfach nicht so. Wir waren genauso betroffen wie alle anderen Branchen. Unser Unternehmen hat steht auf zwei Säulen. Logistik, Lager und Spedition – das ist die eine. Und natürlich die Entsorgung.
Wie haben Sie auf die Krise reagiert?
Als Entsorger hatte ich ein erstes großes Problem: Habe ich in 14 Tagen oder drei Wochen noch genügend Mitarbeiter auf dem Hof, die die systemrelevanten Tätigkeiten ausführen können? Unser Hauptaugenmerk lag auf dem Ziel, Liquidität sichern. Die große Frage war, wie kann ich in einer so unsicheren Zeit Kosten sparen?
Damals ging ja das halbe Land quasi über Nacht ins Homeoffice. Hat das nicht mehr Müll produziert?
Die Tonne für den Hausmüll war voll, sogar noch etwas voller als vorher. Die Menschen sind zu Hause gesessen, haben mehr im Garten gemacht, ihre Wohnungen renoviert, haben mehr Müll produziert und sind auch öfter zum Wertstoffhof gefahren. In der Hausmüll-Abfuhr haben wir die normale Arbeit weiter gemacht, aber in vielen anderen Bereichen ist unser Geschäft extrem zurückgegangen.
Wahrscheinlich das Geschäft mit dem Gewerbe-Abfall …
Ja, genau. Wenn ein Flughafen nur fünf Prozent der Passagiere hat, fallen auch nur fünf Prozent der normalen Abfallmengen an. Wenn BMW nicht mehr produziert, hat BWM auch keinen Abfall. Das Gleiche gilt für Hotels, Gaststätten, und Geschäfte. Wenn die Betriebe alle schließen, gibt es fast nichts zu entsorgen. Auch in der Logistik und in der Spedition hatten wir extreme Rückgänge von über 50 Prozent.
Wir haben auf Teufel komm raus kommuniziert.
Wie haben Sie Ihre Mitarbeiter über die schwierige Lage informiert?
Ich war in der Zeit täglich in der Arbeit. Wenn der Sturm weht, muss der Kapitän auf der Brücke stehen. Meine beiden Mitgesellschafter genauso. Das halte ich für ganz wichtig, weil es Vertrauen schafft. Wir waren in den Büros und immer ansprechbar. Wir waren draußen bei unseren Teams, wir haben auf Teufel komm raus kommuniziert. Wir haben einen wöchentlichen Newsletter gemacht, Videos gedreht, unseren Mitarbeitern klare Botschaften vermittelt. Wir hatten vier klare Ziele: Liquidität sichern, Arbeitsplätze erhalten, Dienstleistung erbringen und Gesundheit schützen.
Wie kamen Ihre Botschaften bei der Belegschaft an?
Dafür waren die Mitarbeiter extrem dankbar. Wir Chefs litten ja selbst unter der Unsicherheit. Wir konnten schwer einschätzen, was passiert. Dieses Gefühl wollten wir den Mitarbeitern ersparen. Es war ja auch eine Chance, als Chef den Mitarbeitern zu zeigen: Ihr seid gut aufgehoben bei uns, Ihr seid beim richtigen Unternehmen. Das hat sich rumgesprochen bei uns in der Region. Wir merken das heute bei Stellenausschreibungen. Wir bekommen mehr Bewerbungen denn je.
Sie schreiben Stellen aus. Folglich sind Sie ganz gut durch die Krise gekommen.
Wenn man alles zusammenrechnet, haben wir nur leichte Rückgänge gehabt. Wir hatten keine Kurzarbeit, wir haben keinen einzigen Arbeitsplatz abgebaut. Wir hatten das Glück, dass wir kein Hotel oder Gaststättenbetrieb waren, aber ich denke, wir haben auch gut reagiert. Wir haben uns auch mit einer Mitarbeiter-App digitalisiert, Homeoffice eingeführt, die Hygiene-Regeln eingehalten. Wir hatten bei 600 Mitarbeitern in gut eineinhalb Jahren nur sechs Corona-Fälle.
Wir haben es mit eigener Kraft geschafft.
Es gab Konzerne, die haben Kurzarbeit beantragt und dennoch Dividende ausgeschüttet. Halten Sie das für moralisch vertretbar?
Als Familienunternehmer habe ich den Vorteil, keinen Aktionär befriedigen zu müssen. Diese Auszahlungspolitik sehe nicht nur ich kritisch, sie schwächt das Unternehmen. Wir Familienunternehmer ticken da anders und konservativer. Wir lassen das Geld in der Firma, wir horten Liquidität. Ein Mittelständler braucht erst sein Privatvermögen auf, bevor er die Hand hebt oder Hilfen beantragt. Wir haben auf die Staatshilfen verzichtet. Wir wollten und haben es mit eigener Kraft geschafft.
Haben Sie sich zu der Zeit gut informiert und regiert gefühlt?
Wir haben viele Informationen bekommen von der IHK, der vbw, dem Entsorgungsverband. Da sind wir sehr gut informiert worden. Wir haben ein eigenes Corona-Krisenteam gebildet. Eines der Team-Mitglieder hat täglich geschaut, was es an neuen Entwicklungen gibt, die Infos zusammengetragen und im Betrieb verteilt. Das lief wirklich gut.
Lob für Wirtschaftsorganisationen. Waren Sie auch mit der Arbeit unserer Regierung zufrieden?
Ich denke, die Regierung in Deutschland hat für die Unternehmen eine sehr gute Arbeit gemacht. Und es ist gut, dass wir die Kurzarbeit haben. Die hilft nicht nur, wenn wir in die Krise rutschen, sondern gerade dann, wenn es wieder aufwärts geht. In anderen Ländern müssen Unternehmen die Leute erst wieder einstellen, die sie zuvor entlassen haben - oder Stellen neu besetzen, was es noch schwerer macht, Produktion und Qualität wieder hochzufahren.
Laut Umfragen hat die Politik aber massiv Vertrauen verloren.
Sehr viele Menschen haben sich nicht mitgenommen gefühlt, sie haben den Sinn der Corona-Politik nicht verstanden. Das zeigt sich jetzt auch im Wahlergebnis. Innerhalb eines Jahres hat sich die politische Stimmung komplett gedreht. Viele sind tatsächlich abgehängt worden. Aber viele vergessen offenbar auch, dass es uns im Vergleich mit anderen Ländern immer noch geht. Wenn man sich anschaut, was in Großbritannien, Frankreich und Spanien los war, muss man fast sagen: Super, wie wir das geschafft haben.
Wie geht es heute den anderen Unternehmen in Ihrer Region?
Der Einzelhandel in der Innenstadt hat weiter verloren. Die Tendenz zum Online-Handel war schon vor Corona da. Aber während des Lockdowns haben die Leute die Bequemlichkeit erst recht entdeckt. So gut wie alles wird online bestellt. Ich fürchte, das wird auch nach Corona so bleiben.
Sie gehören zur Flughafen-Region. Wie hat sich die Lage im Flughafen-Umfeld entwickelt?
Es stimmt, in der Region Freising-Erding sind stark vom Flughafen abhängig. Der Flughafen selbst ist ein großer Arbeitgeber. Von ihm lebt unsere regionale Logistik- und Verkehrsbranche. Zwischenzeitlich wurde die von der Krise sehr stark getroffen. Auch da hat die Kurzarbeit viele Jobs gerettet.
Hat sich die Lage im Sommer nicht deutlich entspannt?
Die Erholung ist da, aber das Flughafen-Umfeld ist immer noch gezeichnet. Wir haben hier wenig Hotellerie und Gaststätten. In der Regel leben die von Kurzeitübernachtungen und Umsteigern für den Flugverkehr. Da sind die Umsätze deutlich zurückgegangen. Mit der Therme Erding haben wir in der Region eine zweite große Attraktion. Aber auch ihr Geschäft hat gelitten.
Junge Menschen haben die Region schätzen gelernt.
Wie stark spüren Sie den Fachkräftemangel?
Der Fachkräftemangel ist extrem. Jetzt wo es anzieht, wird es noch schwieriger, Leute zu bekommen. Bei den Lkw-Fahrern ist das ein struktureller Mangel. Seit der Abschaffung der Wehrpflicht macht kaum noch einer den Lkw-Führerschein. Als Privatperson ist das zu zeitaufwändig und zu teuer. Für die kaufmännischen Berufe gibt es aktuell Bewerber, weil viele Firmen noch Kurzarbeit haben und die Leute bereit sind, in eine andere Branche zu wechseln. Aber in einem Jahr ist das auch wieder vorbei.
Sie engagieren sich seit Jahren für die IHK. Sorgen Sie für die Bodenhaftung der IHK-Arbeit?
Ja, ich mache das aus Überzeugung. Ich bin ein großer Verfechter der Region und seit Jahren für die IHK Sprecher der Regionen, die in der Krise an Stärke gewonnen haben. Corona hat viele zum Umdenken gebracht. Junge Menschen haben die Region schätzen gelernt. Viele fanden den Lockdown in einer teuren Münchner Ein-Zimmer-Wohnung nicht so toll. Manche Familien haben den in ihrer Stadtwohnung als Horror erlebt. Bei uns in der Region kann man sich das Wohnen noch leisten. Hier gibt es eine Dorfgemeinschaft, es geht menschlicher und weniger hektisch zu.
Macht das Homeoffice die Provinz dauerhaft attraktiver?
Wie sich das langfristig auswirkt, weiß noch niemand. Sicher ist, dass viele Angestellte jetzt überlegen, ob es sich nicht lohnt, ein- oder zweimal die Woche eine lange Pendelstrecke nach München in Kauf zu nehmen – und an den anderen Tagen das Homeoffice dorthin zu verlegen, wo es sich gut und günstig leben lässt. Im Bayerischen Wald, in Mühldorf oder in Rottal-Inn ist es eben auch lebenswert.
Homeoffice könnte Unternehmen Bürofläche sparen.
Ja, diese Idee haben viele. Aber ich sehe auch die Risiken. Ich bin ein Freund des klassischen Modells des Mitarbeiters im Unternehmen. Nur das schafft Kommunikation, Bindung, Emotion. Arbeit bedeutet ja nicht nur, ich tue etwas. Ich will mich in meinem Unternehmen menschlich, moralisch und ethisch wohlfühlen. Wenn ich das nicht mehr spüre, weil ich zuhause sitze und nur einen digitalen Job erledige, dann wird die Bindung nachlassen.
Was wären die Folgen?
Der Arbeitsplatz, der dauerhaft mobil gemacht wird, kann in fünf Jahren auch in Tschechien und in zehn Jahren in Indien sein. Wenn die menschliche Bindung fehlt, weiß ich als Chef nie, ob und wie lange ich meine guten Leute halten kann.
Mängel in der Infrastruktur gelten als das große Manko der Provinz. Wie schaut es bei Ihnen damit aus?
Probleme mit schnellem Internet haben wir direkt in Moosburg vielleicht nicht, aber ein paar Kilometer weiter schaut es schon wieder anders aus. Wir haben selbst in Moosburg Flächen, auf denen es keinen vernünftigen Handy-Empfang gibt. Entscheidend für alle Regionen ist die Anbindung an München mit gutem ÖPNV. Da sieht es für uns gut aus. Wir haben wichtige Verkehrsthemen wie Flughafen-Tangente oder B 15 neu, da brauchen wir Landkreis-übergreifende Zusammenarbeit.
Wir brauchen mehr Tempo bei Genehmigungsverfahren.
Was erhoffen Sie sich von unserer neuen Bundesregierung?
Die Unternehmen brauchen jetzt die finanzielle Kraft, um abheben zu können. Nach allem, was man liest und hört, wird die neue Bundesregierung auf Steuererhöhungen verzichten. Das ist schon einmal ein guter Schritt. Wir brauchen mehr Tempo bei Genehmigungsverfahren. Wenn wir 15 Jahre und länger für eine neue Straße brauchen, werden wir im Standortwettbewerb abgehängt.
Die Ampel-Partner wollen beim Klimaschutz ernst machen. Begrüßen Sie das?
Wir hatten jetzt eine Phase, in der der Staat sehr weitgehend in die Wirtschaft eingegriffen hat. Mein Wunsch ist, dass wir zurückkehren zu einer stabilen sozialen Marktwirtschaft, die man gerne um das Thema Ökologie erweitern kann. Das ist eine Herzensangelegenheit der Menschen. Da bin ich voll dabei, aber es muss finanziell tragbar und machbar sein. Wir werden den grünen Wandel nicht in drei Jahren schaffen.
Wir müssen aus Abfall einen echten Rohstoff machen.
Wie können Sie als Entsorger zur Nachhaltigkeit beitragen?
Es gibt das Klischee, dass wir Entsorger nur glücklich sind, wenn Berge von Müll da sind. Das ist Quatsch, wir wollen aus weniger Abfall mehr machen. Ein Punkt, der mir wichtig ist: Jeder Mitarbeiter unserer Branche arbeitet für die Nachhaltigkeit. Meine Müllfahrer fahren nicht nur am Freitag raus, sondern auch am Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag, wenn es sein muss. Die halten die Umwelt sauber, räumen den Müll weg und fahren damit in eine Recycling-Anlage. Das sind echte Klima-Aktivisten.
Halten Sie die Kreislaufwirtschaft für ein realistisches Ziel?
Abfallvermeidung ist natürlich wichtig und ein echter Rohstoff-Kreislauf würde einen großen Beitrag zum Wandel der Wirtschaft leisten. Aber das Problem beginnt schon mit dem ersten Schritt. Wir müssen aus Müll einen echten Rohstoff machen.
Warum ist das so schwierig?
Wenn der Primärrohstoff billiger ist als der recycelte, funktioniert es nicht. Dann habe ich keine Nachfrage, keinen Preis, kein Geschäft. Da helfen keine hohen ethischen Standards und moralischen Appelle.
Wie ließe sich das ändern?
Die meisten Kunststoffe sind in der Herstellung so billig, dass sich kein Recycling lohnt. Da müsste man Mindesteinsatzquoten von Sekundärrohstoffen einführen, beispielsweise die Vorschrift, dass eine Kunststoffvase zu 50 Prozent aus recyceltem Material bestehen muss. Der deutsche Staat ist außerdem der größte Beschaffer im Land. Er könnte eine Vorbildfunktion übernehmen, in dem er nicht nur das billigste Material einkauft. Man müsste nachhaltige Aspekte in die Beschaffung einführen.
Könnten Hersteller nicht ihren Teil zu mehr Nachhaltigkeit beitragen?
Doch, natürlich. Die müssten mehr Stoffe verwenden, die man auch leicht wiederverwerten kann. Auch die Kennzeichnung von Stoffen muss besser werden. Ich sehe es dem Plastik nicht an, welcher Kunststoff sich dahinter verbirgt. Wenn ich hier mein Handy anschaue - da lässt sich das Akku nicht ausbauen. Das kann ja wohl nicht sein. Wir müssen eine echte Nachfrage für Sekundärrohstoffe schaffen.
Was wurde aus den Plänen einiger Kommunen, mit eigenen Tochterunternehmen die Entsorgung selbst zu übernehmen?
Vor einigen Jahren gab es solche Bestrebungen. Das Ergebnis waren Volkseigene Betriebe 2.0. Das widerspricht dem Leitbild der Marktwirtschaft. Der Trend hat zum Glück wieder nachgelassen. Mal sehen, wie sich das entwickelt. Die Staatskassen sind leer. Das spricht eigentlich dafür, dass künftig mehr Leitungen im Markt erbracht werden.
Sie engagieren sich seit Jahren für die IHK im Ehrenamt. Was ist Ihr Motiv, was treibt Sie an?
Das ist unser Beitrag zur Demokratie. Mein persönlicher und der meines Unternehmens, das stellt mich für diese Aufgabe ja frei. In einer Demokratie muss es Vielfalt und freie Meinungsäußerung geben. Sonst haben wir keine Demokratie. Wenn ich als Unternehmen meine Meinung nicht äußere, nehme ich das System so hin, wie es eben ist. Wer nichts tut, braucht sich nicht über Bürokratie beklagen. Der darf sich auch nicht wundern, wenn im nächsten Tatort ein Unternehmer wieder der Ganove ist.
Ich bin jemand, der gerne Stellung bezieht.
Ex-Siemenschef Joe Kaeser hat eine Debatte um die Frage ausgelöst, wie politisch sich Wirtschaftsführer äußern dürfen.
Ich rufe jeden Unternehmer dazu auf, Stellung zu beziehen. Nur dann kann er etwas bewegen. Lobby-Arbeit ist nichts Schlechtes, wenn man sie argumentativ betreibt. Wir sollten das nicht den NGOs und Verbraucherschutz-Verbänden überlassen. Ein Politiker muss abwägen, die Interessen ausbalancieren und dann entscheiden. Dafür braucht er ein vollständiges Bild. Deshalb müssen wir Unternehmer uns an der Willensbildung beteiligen.
Empfinden Sie das Ehrenamt als Pflicht oder macht Ihnen das auch Freude?
Es macht mir Freude! Ich bin jemand, der gerne Stellung bezieht. Mir macht der Umgang mit Menschen Spaß, deshalb bin ich im Unternehmen zuständig für den Vertrieb. Das kommt meinem Naturell entgegen.
Welche Themen bringen Sie ein in das Präsidium der Vielfalt?
Mein Herz schlägt für die Regionen, für den ländlichen Raum. Ich stehe für Nachhaltigkeit und eine Branche, die ökologisch denkt und arbeitet. Ich bin ein mittelständischer Familienunternehmer – das Interesse der Familienunternehmen ist mir daher ganz wichtig.
Wenn Ihre Tochter den Wunsch zum Ehrenamt in der IHK hätte, würden Sie Ihr das empfehlen?
Sofort. Das bereichert dich persönlich. Du lernst, dich in neue Themen einzuarbeiten und mit Menschen auseinanderzusetzen. Man erlebt, dass man etwa bewegen kann. Was weniger schön ist am Ehrenamt: Man investiert sehr viel Arbeit nur dafür, die schlimmsten Vorhaben der Politik zu verhindern. Diese Erfolge sieht keiner. Dazu muss man sich selbst motivieren.
Zur Person
Otto Heinz ist gelernter Bankkaufmann, Dipl. Betriebswirt (FH), Präsident des Verbandes der bayerischen Entsorgungsunternehmen (VBS e.V.) Mitglied des IHK Präsidiums für München und Oberbayern Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses für Erding und Freising. Otto Heinz ist einer der drei Enkel der Firmengründer, die heute die HEINZ Entsorgung GmbH & Co. KG in der dritten Generation führen.
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