IHK Interview

Christian Schneidermeier: "So wie bisher kann es nicht weitergehen"

ortovox_ceo_christian_schneidermeier_ii
© ortovox

Ortovox-Chef Christian Schneidermeier unterhält sich mit Martin Armbruster über Geschäftsmodell, unternehmerische Verantwortung, IHK-Engagement und die Einsicht, dass sich die Wirtschaft ändern muss.

Gesprächstermin bei Ortovox - Annäherung an eine Kult-Marke. Erst mal fragen im Bekanntenkreis. „Wer was auf sich hält, trägt Ortovox“, sagt ein Hobby-Bergsteiger. „Die haben ein wahnsinnig gutes Image aufgebaut“, meint ein Arbeitskollege. Schauen wir mal in Google rein. „Es sind und bleiben einfach geile Sachen“, schreibt ein User. Ein anderer lobt die „klare Philosophie zur Nachhaltigkeit“.

Die WebSite nährt den Verdacht, dass Ortovox anders ist. Auf den ersten Klick sieht man keine Produkte und Preise, dafür zeigen Video-Clips die Schönheit der Alpen und welches Können die Kletterin Lena Müller in der Felswand beweist. Sie plädiert für das Klettern „by fair means“, was heißt: Man fährt nicht mit dem SUV zur Kletterwand. Bis zum Einstieg geht es zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem ÖPNV.

Anreise zum Interview mit Ortovox-Chef Christian Schneidermeier natürlich auch by fair means (S-Bahn, war sogar pünktlich!). Nur ist es zu Fuß vom Bahnhof Taufkirchen bis in das Gewerbegebiet recht weit (dass da ein Bus fährt, sehen wir erst später). Nach zwei Kilometern leichte Panik an einer Kreuzung. Geht’s jetzt rechts oder geradeaus? Mann mit Hund hilft weiter: „Ortovox? Die sitzen da oben auf dem Hügel.“

Dank dieser Auskunft schaffen wir es pünktlich zum Interview mit Christian Schneidermeier. Als „Warm-up“ hat er zum Essen in die Ortovox-Kantine eingeladen. Die Atmosphäre ist entspannt, an den Tischen duzt man sich. Es gibt nur ein Gericht: Gnocchi mit Spinat und Gorgonzola-Soße. Zu meckern gibt es da nichts. Es schmeckt tadellos.

Das gesunde, gemeinsame Essen tut den Leuten gut.

Christian Schneidermeier, Mitglied der IHK-Vollversammlung

Herr Schneidermeier, haben sich schon Mitarbeiter bei Ihnen beschwert, weil es hier keine Currywurst mit Fritten gibt?

Nein, im Gegenteil, das Essen ist ein Highlight, das wird von unseren Mitarbeitern sehr geschätzt.

Warum gönnen Sie sich den Luxus einer eigenen Kantine?

Vor 15 Jahren hatten wir 12 Mitarbeiter, da war das noch kein Thema. Jeder hat sich selbst versorgt. Heute haben wir gut 150 Mitarbeiter. Da ist es einfach sinnvoll, das im eigenen Betrieb zu haben. Das spart Zeit, das gesunde, gemeinsame Essen tut den Leuten gut – und für mich geht es da auch um die Konsequenz, wenn man das Ziel hat, Dinge positiv verändern zu wollen.

Fängt Veränderung beim Essen an?

Ja, absolut. Ernährung und alternative Landwirtschaft sind zwei entscheidende Hebel der Veränderung. Bei uns gibt es nur einmal die Woche Fleisch. Das haben wir schon umgesetzt, bevor die Grünen mit ihrer Forderung nach einem Veggie-Day gescheitert sind.

Haben Sie dafür eigens Personal eingestellt?

Wir arbeiten zusammen mit der Kochmanufaktur Bad Aibling, die hat eigens einen Koch für uns abgestellt. Für das Essen haben wir klare Ziele: so regional und so viel Bio wie möglich, so wenig Verschwendung, wie es nur geht. Deshalb gibt es am Freitag immer ein Reste-Essen.

Die Liebe zu Bergen hat mich geprägt.

ehemaliges IHK-Vollversammlungsmitglied Christian Schneidermeier

Was brachte Sie dazu, Ihre Firma bis ins Detail so auszurichten?

Das ist nicht meine Firma, ich bin da auch nur Angestellter. Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren für Ortovox. Ich bin am Tegernsee aufgewachsen und mit der Liebe zu den Bergen groß geworden. Mit meinen Eltern und meinen Geschwistern habe ich das ausgelebt. Ich bin nie ein extremer Bergsteiger geworden, war immer auf der gemütlichen Seite, aber diese Liebe zu Bergen hat mich geprägt.

Was brachte Ihnen die Chance, das unternehmerisch umzusetzen?

Eine Anzeige von Ortovox in der Süddeutschen Zeitung. Ich hatte Sportökonomie studiert und fand die Anzeige gut. „Stell Dir vor, Du gehst in die Arbeit und hast Spaß dabei“, das war die Überschrift. Ich kannte Ortovox damals als Anbieter von LVS-Geräten für die Ortung von Lawinenopfern. Ich habe mir gedacht: Das passt wunderbar. Ich habe mich beworben und bin genommen worden.

Das scheint gut funktioniert zu haben. Einige Jahre später wurden Sie Chef.

Ja, seit knapp elf Jahren bin ich alleiniger Geschäftsführer - nachdem die Firma vom Gründer Gerald Kampel an die Schwan-Stabilo-Gruppe verkauft worden ist. Das kam zur richtigen Zeit. Kampel war damals schon über 70 und wollte sich zur Ruhe setzen.

Aber Schwan-Stabilo kommt aus einer komplett anderen Branche.

Ja, die Gruppe sitzt in Heroldsberg und stellt Stifte und Textmarker her. Die zweite erfolgreiche Sparte sind Kosmetikstifte. Die Inhaber-Familie Schwanhäußer wollte sich im Outdoor-Segment ein drittes Standbein aufbauen. Sie hat Deuter-Rucksäcke in Gersthofen gekauft. Deuter hat so gut funktioniert, dass die Familie noch stärker in das Outdoor-Geschäft einsteigen wollte.

Wir haben uns sensationell entwickelt.

Christian Schneidermeier

Wie lief es bei Ihnen, bei Ortovox?

In den vergangenen zehn Jahren haben wir uns sensationell entwickelt.

Was sind die Gründe für diesen Erfolg?

Wir haben eine klare Ausrichtung und das bis heute ganz konsequent durchgezogen. Natürlich hatten wir auch das Glück, dass wir uns in einem wachsenden Markt bewegen konnten. Der Outdoor-Boom der vergangenen Jahre hat uns in die Hände gespielt. Es ist nicht abzusehen, dass das abflaut.

Was sorgt denn für den Boom – das Bergwandern, das Mountainbiken oder das Trailrunning?

Ach, jedes Jahr gibt es neue Richtungen, die gehypt werden, aber der eigentliche Trend heißt rauf auf die Berge. Davon profitieren wir natürlich. Die Kunden wollen auch mehr Naturmaterialien. Wir hatten schon immer den Schwerpunkt Wolle, seit Jahrzehnten gehört die Wolle zum Kern der Marke.

Wie kamen Sie von Lawinensuchgeräten auf Bekleidung?

Das kam schrittweise. Zuvor hatten wir uns zum Top-Anbieter für LVS-Geräte entwickelt.

Technologisch war das ein Durchbruch.

Christian Schneidermeier

Was konnten Ihre Geräte besser als die Konkurrenz?

Zuvor gab es zwei verschiedene Systeme, die nicht miteinander kommunizieren konnten. Wenn zwei Bergsteiger nach einem Lawinenunglück nicht zufällig das gleiche System hatten, konnten sie sich nicht helfen. Mit dem Ortovox F2 haben wir zwei Frequenzen in ein Gerät gepackt, das beide Systeme orten konnte. Technologisch war das ein Durchbruch, damit haben wir uns in der Szene einen Namen gemacht.

Wie kam es dann zur Bekleidung?

Das Gerät allein kann niemand retten. Dazu braucht man noch eine Schaufel, eine Sonde und einen Rucksack, um das zu transportieren. So ist das Portfolio gewachsen. Wir sind dann in den späten 80er Jahren in die Bekleidung eingestiegen – vor allem mit dem Thema Wolle, das ein nachhaltiges Material ist.

Sind das diese Merino-Hemden, die wir beim Wandern gerne tragen?

Nicht nur. Wir verwenden Merino-Wolle aus Tasmanien, das ist eine feine Wolle, die man auf der Haut tragen kann, weil sie nicht kratzt. Dann haben wir Swiss-Wool, die Wolle von Schweizer Bergschafen. Die ist gröber, die verwenden wir in den Jacken als Füllmaterial.

Was kann Wolle besser als Kunstfaser und Daune?

Es hat seinen Grund, warum Wolle von den Bergvölkern seit Hunderten von Jahren eingesetzt wird. Wolle entwickelt ein sensationelles Klima, sowohl was die Wärmeleistung angeht als auch den Feuchtigkeitstransport. Wolle erzeugt ein Wohlfühlklima, egal, was man macht. Wir haben dazu beigetragen, dass Wolle als Funktionsmaterial im Bergsport heute gut angesehen ist.

Wir wollen schützen - die Bergsteiger und die Berge.

Christian Schneidermeier

Das gilt auch für Ortovox selbst. Der Name steht heute für coole Bergsport-Bekleidung.

Ja, in den vergangenen zehn Jahren haben wir es geschafft, über die Bekleidung am Markt draußen bekannter zu werden als mit unseren Geräten. Das große Thema, was beides verbindet, ist das Schützen. Das ist der Zweck des Unternehmens: Wir wollen schützen - die Bergsteiger und die Berge. Denn wir müssen unseren Beitrag leisten, die Bergwelt so zu erhalten, dass sie auch die nachfolgenden Generationen noch genießen können.

Sie haben auf Ihrer WebSite auch ein Video eingebunden mit dem provokanten Titel „Alpen – To Go!?“ Was versprechen Sie sich davon?

Hintergrund dieses Videos war die Überlegung, dass wir eine Bewusstseinsänderung brauchen, wenn wir die Alpen retten wollen. Was wir sehen, ist eine äußerst kritische Entwicklung. Immer mehr Menschen gehen in die Berge, suchen eine unberührte Natur. Sie nehmen aber nicht wahr, was sie dort anrichten. Die Menschen haben verlernt, sich in der Natur richtig zu verhalten. Wir möchten dazu beitragen, dass sich das ändert.

Nicht allen in der Tourismusbranche gefällt das. Man kritisiert Verhaltensregeln wie „by fair means“ als elitär. Auch Urlauber, die nicht so fit seien, hätten das Recht auf die Berge.

Ja, es ist schön und gut, wenn die Menschen in die Berge wollen. Es tut auch allen gut, das zu machen. Aber man muss bewusst unterwegs sein und sich fragen, was machen wir da als Menschen in der Natur? Grundsätzlich wissen heute doch alle: So wie bisher kann es nicht weitergehen. Wir wollen die Leute aus den Alpen nicht aussperren. Wir wollen sie dazu auffordern, sich dort auf eine verträgliche Art und Weise zu verhalten. Und nicht auf eine zerstörerische Art.

Wie wirken wir da draußen?

Christian Schneidermeier

Wie reagieren Ihre Kunden auf Ihre Botschaft?

Wir bekommen sehr positive Reaktionen auf den unterschiedlichsten Kanälen. Natürlich passiert viel auf Social Media, aber auch Bewerbungen halte ich für ein interessantes Instrument, um festzustellen: Wie wirken wir da draußen? Insgesamt bekommen wir immer die Rückmeldung, als sehr nachhaltige Firma wahrgenommen zu werden.

In Internetforen werfen die User den „Insider-Kultmarken“ Heuchelei vor. Abseits des Mainstreams sein, gute Qualität für stolze Preise anbieten – letztlich gehe es auch da nur um das Geld. Trifft Sie das?

Natürlich hören wir auch das: Ihr könnt gut reden. Ihr macht fettes Geschäft und zeigt jetzt mit dem Finger auf die anderen. Das ist ein Konflikt, mit dem wir als Firma leben müssen. Mit unseren Produkten fördern wir den Run auf die Alpen. Wir verdienen daran. Das stimmt. Wir wollen aber auch dazu beitragen, dass die Menschen die Natur wieder schätzen lernen. Nur dann sind sie bereit, ihren persönlichen Beitrag zum Schutz der Alpen zu leisten. So ist meine Gedankenwelt.

In den Corona-Wintern passierte doch schon Erfreuliches: Die Leute entdeckten, das Skifahren auch ohne Bergbahn und Auto geht.

Ja, das war einer der Effekte aus der Corona-Zeit, dass schon ein gewisses Umdenken stattgefunden hat. Aber leider ist das auch wieder ausgeartet ins Extreme. Da gab es viele Leute, die alle Regeln missachtet und sich alles erlaubt haben. Das kann es auch nicht sein.

Ich bin kein Freund der Erweiterung von Skigebieten.

Christian Schneidermeier

Sie setzen auf ein anderes Verhalten. Ist es nicht dringlicher, die Ausbaupläne zu stoppen, die es in den Alpen gibt?

Sicher ist das ein Punkt. Mit dem ständigen Ausbau der Infrastruktur haben wir das Rad schon lange überdreht. Erneuerungsmaßnahmen, Instandhaltung, okay, das kann es weitergeben. Ich bin aber kein Freund von Vergrößerungen und Erweiterungen von Skigebieten und sonstigen touristischen Angeboten. Kapazitäten haben wir genug.

Die Partys steigen längst auch abseits erschlossener Gebiete. Was empfinden Sie, wenn Sie Videoclips abgefahrener Snowboard- oder Skiwettbewerbe sehen – sponsored by Red Bull, unterlegt mit Tracks von Eminem?

Ich halte solche Formate für fragwürdig. Damit wird die Natur als Event-Raum deklariert, das fördert ein Denken, das ich für sehr problematisch halte. Die „Eventisierung“ der Alpen verhindert, die Natur schätzen zu lernen. Man benutzt sie nur als Spielwiese für die Action.

Glauben Sie, dass Leute auch Ortovox kaufen, weil sie Ihre Haltung unterstützen?

Das ist meine Hoffnung. Wir machen viel in der Richtung. Wir kommunizieren diese Themen. Wir zeigen den Leuten, was wir machen, und wie wir es machen. Wir wollen eine Fan-Gemeinde aufbauen, die mit uns gemeinsam in diese Richtung geht.

Bislang scheint das gut zu funktionieren.

Ja, die Fan-Gemeinde wird immer größer. Das freut uns natürlich. Und dadurch wird der Auftrag immer größer, dafür zu sorgen, dass sich das Bewusstsein für den Schutz der Alpen immer weiter ausbreitet.

Leider werden Sie eine große Zielgruppe nicht erreichen: Die Leute, die beim Lidl und Aldi an den Wühltischen mit den Laufjacken für 9,90 Euro stehen.

Da sprechen Sie eine Entwicklung der vergangenen Jahre an, die ich für sehr bedenklich halte: dass viele Konsumenten ausschließlich auf den Preis schauen und sich über ihr Kaufverhalten keine Gedanken machen.

Bei einem Preis unter zehn Euro stimmt etwas nicht.

Christian Schneidermeier

Es klärt sie auch niemand auf.

Wenn ein Bekleidungsstück zehn Euro und weniger kostet, stimmt etwas nicht – das sollte heute eigentlich jeder wissen. Da müssen entweder die Natur oder Menschen dafür bezahlen. Wir versuchen, das den Leuten klarzumachen. Seit 2015 sind wir Mitglied der Fair Wear Foundation, eine Non-Profit Organisation, die sich für faire Produktion in der Textilindustrie einsetzt. Für uns ist es ein absolutes Muss, dass wir nur Produkte anbieten, die fair hergestellt wurden.

Setzen Sie auf die Macht des Verbrauchers?

Die Kaufmacht gibt es tatsächlich. Die sollte nur noch viel stärker eingesetzt werden. Die Kunden sollten viel häufiger die Händler fragen: Wo kommt denn das Produkt her? Wie ist es produziert worden?

Halten Sie das Sorgfaltspflichtengesetz für gut?

Wir sind ein absoluter Befürworter des Lieferkettengesetzes. Wir freuen uns, dass das endlich umgesetzt worden ist. Wir freuen uns auch auf die europäische Richtlinie, die noch kommen wird. Wir sind der Überzeugung, dass das der richtige Weg ist für alle Unternehmen, die Verantwortung übernehmen wollen.

Andere Unternehmen kritisieren das Gesetz. Es erzeuge nur Bürokratie.

Da machen es sich einige etwas zu einfach. In einer Fabrik irgendwo in Thailand oder Indien Hemden fertigen lassen, ohne über die Produktionsbedingungen Bescheid zu wissen, das geht einfach nicht mehr. Es ist Aufgabe der Firmen, nur dort zu produzieren, wo man das moralisch verantworten kann. Dazu trägt dieses Gesetz bei.

Wie kam es zu Ihrem Engagement für die IHK?

Seit rund vier Jahren bin ich im IHK-Arbeitskreis Unternehmensverantwortung, weil ich der Meinung bin, dass Unternehmer viel stärker leben sollten, was die bayerische Verfassung als Ziel vorgibt: Die Wirtschaft ist dem Gemeinwohl verpflichtet. Alle Unternehmen tragen die Verantwortung, die Gesellschaft mitzugestalten – zum Schutz der Umwelt und im Interesse unserer Kinder.

Meint Verantwortung nicht das Gleiche wie Nachhaltigkeit?

Ich finde die Bezeichnung Unternehmensverantwortung viel besser als Nachhaltigkeit. Das ist ein Begriff, der nicht mehr zu verwenden ist, der völlig verwässert und für alles Mögliche eingesetzt wird, und den Kern nicht mehr trifft. Es hilft uns nichts, das Etikett nachhaltig auch auf Produkte zu kleben, die zu keiner Verbesserung führen. Es geht um die Frage, wie sich unsere Konsum-Gesellschaft weiterentwickelt.

Zu viele Autos sind zu viele Autos.

Christian Schneidermeier

Was wäre denn eine mögliche Antwort?

Dass wir heute wirkliche Lösungen und Veränderung brauchen. Ein Beispiel ist die E-Mobilität. Die soll alle Probleme lösen. Zu viele Autos sind zu viele Autos, egal mit welchem Antrieb. Ich bin da bestimmt kein Experte, aber es ist doch unglaublich, dass wir es als Gesellschaft nicht schaffen, diesen Wahnsinn zu beenden, nur große und schwere Autos zu bauen. Nicht einmal ein Tempolimit ist möglich. Wenn man nur noch 130 fahren darf, würde es keinen Sinn mehr machen, große und schwere Maschinen zu produzieren.

Sie sind auch Mitglied der IHK-Vollversammlung. Wollen Sie sich auch im Plenum für mehr Verantwortung einsetzen?

Die IHK ist ein wichtiger Repräsentant der Wirtschaftsordnung und eine Institution, die in der Lage ist, Rahmenbedingungen zu verändern. Meine Überzeugung ist, dass wir unsere Wirtschaftsordnung verändern müssen. Meine Hoffnung ist, dass ich durch mein Mitwirken auch in der Vollversammlung dazu beitragen kann. Wir – die Wirtschaft als Ganzes – müssen diese Veränderung von innen heraus schaffen.

Die Wirtschaftsordnung verändern – mit welchen Argumenten werben Sie dafür?

Es ist doch offensichtlich: Unsere Wirtschaftsordnung hat uns an den kritischen Punkt gebracht, an dem wir heute stehen. Ich halte es für einen Trugschluss zu glauben, dass diese Wirtschaftsordnung die Krise beenden wird, die sie selbst verursacht hat. Man versucht, die Probleme des Wachstums mit noch mehr Wachstum zu lösen. Das kann nicht funktionieren.

Haben Sie schon andere Unternehmer im IHK-Ehrenamt davon überzeugen können?

Wir sind in der Vollversammlung ein kleiner Kreis verschiedener Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen. Uns verbindet die Einsicht, dass wir uns jetzt verändern müssen und nicht erst in 20 Jahren.

Zur Person

Christian Schneidermeier (Jahrgang 1969) ist diplomierter Sportökonom und war von 2011 bis November 2024 alleiniger Geschäftsführer des auf den Alpinsport spezialisierten deutschen Sportartikelherstellers Ortovox mit Sitz in Taufkirchen bei München.

Am Tegernsee aufgewachsen, führte ihn sein Berufsweg über Gore Bike Wear, das Olympische Trainingszentrum in Tauberbischofsheim und die Beach-Volleyball Masters Organisation. Der Wunsch, wieder näher an den Bergen zu leben, brachte Schneidermeier nach Taufkirchen. Er begann 2001 im Vertrieb von Ortovox, übernahm dann den Bereich Lawinenseminare und baute diesen erfolgreich aus. Zu seinen weiteren Aufgaben im Unternehmen gehörten an der Seite des Gründers und Firmeninhabers Gerald Kampel die Presse- und Marketingabteilung, die Leitung der Vertriebsabteilung und die Markenführung. Nach dem Verkauf des Unternehmens an die Schwan-Stabilo Outdoor-Gruppe im Jahr 2011 wurde Schneidermeier zum alleinigen CEO von Ortovox ernannt, das er im November 2024 verließ.

Schneidermeier ist ein leidenschaftlicher Bergsteiger und Skitourengeher, hat aber keine Ambitionen, Weltrekorde zu brechen. Er spielt auch Volleyball und Tennis, fährt gerne Mountainbike und fährt Ski. Auch aufgrund seiner eigenen Kinder hat Schneidermeier ein besonderes Interesse an allem, was mit Nachhaltigkeit und sozialer Entwicklung zu tun hat. Er bezeichnet sich selbst als engagierten Europäer.