Bayerns Wirtschaft braucht Arbeitskräfte
Ein großer Umbruch auf dem Arbeitsmarkt steht der bayerischen Wirtschaft bevor. Lesen Sie die Forderungen der bayerischen IHKs, um den Arbeitskräftemangel abzumildern.
Die sogenannte Babyboomer-Generation geht in den nächsten Jahren in Rente, während die Zahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger deutlich niedriger liegt. Die Folge: Bis zum Jahr 2030 ist auf dem bayerischen Arbeitsmarkt mit einer Lücke von mehr als 1,3 Millionen Arbeitskräften zu rechnen. Schon heute haben viele Betriebe große Schwierigkeiten, ihre offenen Stellen zu besetzen. Für die großen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft, etwa die Energiewende oder die Digitalisierung, braucht es aber ausreichend Arbeitskräfte in Bayern. Die Forderungen der bayerischen IHKs, um den Arbeitskräftemangel abzumildern:
- Inländisches Arbeitskräftepotenzial voll ausschöpfen
Wir brauchen eine höhere Erwerbsbeteiligung von Älteren und vor allem von Frauen. Wenn weibliche Erwerbstätige zwei zusätzliche Stunden in der Woche arbeiten, hätte das eine signifikante Entlastung des Arbeitskräftemangels zur Folge. Damit Frauen mehr arbeiten können, brauchen wir flächendeckende, verlässliche und kostengünstige Betreuungsangebote für Kinder und ältere Menschen, die Unterstützung eines modernen Familienbildes sowie Beratungsangebote für altersgerechtes Arbeiten und sichtbare Best-Practice-Unternehmen.
- Arbeitsproduktivität erhöhen
Berufsbilder ändern sich. Deswegen sollten Unternehmen und Fach- sowie Arbeitskräfte ihre digitalen Kompetenzen laufend ausbauen, bedarfsgerechte Lernangebote sollten sichtbar und leicht zur Verfügung stehen. Dafür sind transparente, umfassende, flächendeckende Beratungs- und Weiterbildungsangebote von hoher Qualität nötig.
- Gezieltes Anwerben von ausländischen Fach- und Arbeitskräften
Unternehmen sollten bei der Anwerbung und Integration von Fach- sowie Arbeitskräften aus dem Ausland unterstützt werden. Dafür benötigen wir ein breites Standortmarketing für Bayern, branchen- und berufsbezogene Anwerbekampagnen, einen flachendeckenden Ausbau des Sprachangebots in Bayern sowie regionale Welcome-Center als „Kümmerer“. Auch die Anerkennungs- und aufenthaltsrechtlichen Verfahren sollten beschleunigt werden. Dafür braucht es in den Anerkennungsstellen und Ausländerbehörden mehr Personal, zudem sind verbindliche Fristen im Verfahren nötig.
Arbeitskräfte: Das sagen die Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten
"Bayern investiert sehr viel in Bildung und ist in allen Bildungsrankings vorne. Damit geben wir uns aber nicht zufrieden: Wir machen die Meisterausbildung kostenlos. Das gibt es nur in Bayern. Klar ist auch: Wer zu uns kommt und einen Job hat, soll bleiben können. Und wir brauchen weitere Fachkräftezuwanderung. Bayern kümmert sich auf dem Balkan selbst darum. Nun muss auch der Bund endlich liefern und Visaverfahren beschleunigen."
Markus Söder, Spitzenkandidat der CSU
"In Bayern wollen wir ab der 7. Klasse Berufspraktika einführen, den Übergang zwischen Schule und Beruf verbessern. Wir wollen die Berufsschulen besser ausstatten und mit Welcome-Centern zugewanderte Arbeitskräfte langfristig binden. Mit einem klugen Mix aus Bildung und Qualifizierung heben wir zurzeit nicht genutzte Fachkräftepotenziale."
Ludwig Hartmann, Spitzenkandidat von Bündnis90/Die Grünen
"Dringend nötig ist eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten und steuerliche Entlastungen bei der Einkommensteuer sowie steuerfreie Hinzuverdienstmöglichkeiten für Rentner. Wir brauchen: Qualifizierung statt Bürgergeld für junge Arbeitsfähige und qualifizierte Zuwanderung. Automatisierung muss, wo möglich, fehlende Arbeitskräfte ersetzen. Außerdem muss Berufspraxis in Schulen gefördert werden."
Hubert Aiwanger, Spitzenkandidat der Freien Wähler
"Erwerbs- statt Sozialmigration limitiert die Disparitäten, die den Sozialstaat belasten. Das dazu notwendige Blue-Card System muss auch unterhalb des Fachkräfteniveaus atmen können. Gute Arbeitsmarktpolitik ist nicht der Ruf nach kurzer Arbeitszeit sondern der nach hoher Leistungsbereitschaft."
Martin Böhm, Spitzenkandidat der AfD
„Bayern braucht Fachkräfte. Wir als SPD setzen auf bessere Bildung und Ausbildung, aber auch auf schnellere Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen. Außerdem wollen wir dafür sorgen, dass mehr Eltern Vollzeit arbeiten können: durch mehr und bessere Betreuungsangebote für Familien.“
Florian von Brunn, Spitzenkandidat der SPD
"Um den Arbeitskräftemangel zu lindern, müssen wir die heimischen Potentiale besser nutzen (z. B. durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf) und gleichzeitig den Zuzug von Fachkräften aus dem Ausland erleichtern. Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz der Ampel ist dafür ein Meilenstein."
Martin Hagen, Spitzenkandidat der FDP
Arbeitskräfte: Das sagen Unternehmerinnen und Unternehmer aus Bayern
Arbeitskräftemangel betrifft jedes Unternehmen und jede Branche. Bezahlbarer Wohnraum ist der Dreh- und Angelpunkt: Wir können nur Fachkräfte gewinnen, wenn es ausreichend bezahlbaren Wohnraum gibt.
Unternehmen benötigen Fachkräfte! Die Politik muss handeln: bei der Förderung der dualen Bildung sowie beim unbürokratischen Anwerben ausländischer Arbeitskräfte.
Das Erfolgsmodell der dualen beruflichen Bildung benötigt ein Exzellenzprogramm der Politik und stärkere Wertschätzung in der Gesellschaft! Dann gelingt Zukunft!
Der Arbeitskräftemangel ist Risikofaktor Nummer 1 für die Wirtschaft. Der Zuzug von Arbeitskräften und Auszubildenden aus dem Ausland muss daher deutlich einfacher werden.
Wir müssen dem Fachkräftemangel viel energischer begegnen. Von der Pflege bis hin zur Energiewende: unsere Zukunft steht auf dem Spiel.