Wirtschaftsstandort

Konjunktur Jahresbeginn 2025: Bayerische Wirtschaft verharrt im Dauertief

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Die Stimmung in der bayerischen Wirtschaft bleibt trüb. Der BIHK-Konjunkturindex tritt mit 99 Punkten auf der Stelle und liegt weiterhin deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 112 Punkten. Sowohl die Geschäftslage der Unternehmen als auch ihre Erwartungen für die kommenden Monate verharren auf einem niedrigen Niveau. Fehlende Nachfrage und schwierige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen bleiben die größten Risiken für die Unternehmen. Die Investitionsflaute am Standort hält an und Arbeitsplätze werden vermehrt abgebaut.

Inhalt

Die Geschäftslage als erste Komponente der Indexberechnung gibt per Saldo um 1 Zähler auf 8 Punkte nach und liegt deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 17 Punkten. Der Rückstand zum bisherigen Höchstwert vom Jahresbeginn 2018 beträgt mittlerweile 47 Zähler. Die Industrieschwäche verfestigt sich und strahlt auf andere Branchen wie Teile des Handels und der Dienstleistungsbranche aus. Im Tourismus und Baugewerbe verschlechtern sich die Geschäfte vor allem saisonbedingt gegenüber Herbst.

Die Geschäftserwartungen als zweite Komponente der Indexberechnung bleiben per Saldo bei -9 Punkten stecken – nach -10 Punkten im Herbst. Seit 34 Monaten liegen die Erwartungen der Unternehmen unter dem langjährigen Durchschnitt von 7 Punkten. Das ist die längste Durststrecke seit Umfragebeginn im Jahr 1993. Die schwache Auftragsperspektive, Unklarheit hinsichtlich des wirtschaftspolitischen Kurses nach der Bundestagswahl sowie drohende Trump-Zölle sprechen gegen eine baldige Trendwende. Alle Branchen blicken skeptisch auf die kommenden Monate. In der Industrie und im Baugewerbe geht der tiefe Pessimismus zumindest etwas zurück.

Die trübe Stimmung zeigt sich auch bei den Investitions- und Beschäftigungsplänen der Unternehmen. Die ohnehin äußerst schwachen Inlandsinvestitionen gehen per Saldo weiter zurück. Gleichzeitig ziehen die Auslandsinvestitionen der Industrie an. Das unterstreicht die nachlassende Standortattraktivität im internationalen Vergleich. Die schwache konjunkturelle Entwicklung hinterlässt auch ihre Spuren am Arbeitsmarkt. Alle Branchen wollen per Saldo Arbeitsplätze abbauen.

Das Tief in der bayerischen Wirtschaft wird zunehmend zum Dauerzustand. Die nächste Bundesregierung muss ein höheres Wachstumspotenzial in den Mittelpunkt der Wirtschaftspolitik stellen. Hierzu braucht es eine tiefgreifende und umfassende wirtschaftspolitische Agenda, mit der die Rahmenbedingungen für mehr Investitionen, Arbeitsstunden und Produktivität spürbar verbessert werden.

Industrie

  • Die Geschäftslage in der Industrie bleibt angespannt. Nur bei 20 % der Industriebetriebe sind die Kapazitäten voll ausgelastet. Mit Blick auf die kommenden Monate bleibt die Auftragsperspektive im Inland äußerst schwach. Die Erwartungen ans Auslandsgeschäft sind hingegen trotz drohender Trump-Zölle etwas weniger pessimistisch als zuletzt.
  • Die Risikogemengelage spitzt sich weiter zu: fehlende Inlandsnachfrage und wirtschaftspolitischen Rahmen?bedingungen notieren auf Rekordniveau. Auch die Energie- und Rohstoffpreise bleiben ein zentrales Risiko.

Dienstleistungen

  • Die Geschäftslage bei den Dienstleistern verbessert sich leicht gegenüber Herbst, bleibt aber hinter dem Vorjahresniveau. Während die Finanz- und die Beratungsbranche solide Geschäfte melden, belastet die Industrieschwäche die Logistikbranche. Mit Blick auf die kommenden Monate nimmt die Skepsis - wohl wegen des gesamtwirtschaftlichen Negativtrends - in der Breite der Branche zu.
  • Zentrale Risiken sehen die Betriebe in der fehlenden Inlandsnachfrage und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.

Handel

  • Während die Geschäfte im Einzelhandel stagnieren, muss der Großhandel spürbare Einbußen hinnehmen. Der Einzelhandel leidet vor allem unter dem schwachen privaten Konsum, im Großhandel sorgt die geringe Industrienachfrage für Unzufriedenheit. Auf die kommenden Monate blicken beide Handelsbereiche äußerst pessimistisch.
  • Hauptrisiken sehen die Betriebe in der fehlenden Inlandsnachfrage und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Auch die Arbeitskosten bereiten jedem zweiten Betrieb Sorgen.

Baubranche

  • Die Geschäfte im Baugewerbe geben vor allem saisonbedingt im Tiefbau und Ausbaugewerbe nach. Im Hochbau geht hingegen die Unzufriedenheit die zweite Befragung in Folge zurück. Mit Blick auf die kommenden Monate nimmt der tiefe Pessimismus in der Breite der Branche ab. Die Talsohle dürfte überschritten sein.
  • Die Betriebe machen sich weiterhin Sorgen wegen der schwachen Inlandsnachfrage. Auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und der Arbeitskräftemangel bleiben zentrale Risiken.

Tourismus

  • Saisonale Effekte und der schwache private Konsum belasten die Geschäfte im Tourismus. Auch auf die kommenden Monate blickt die Branche weiterhin pessimistisch.
  • Zentrale Risiken sind die Arbeitskosten und die Energie- und Rohstoffpreise. Auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bereiten den
    Betrieben Sorgen.

Liquidität und Risiken

Die Finanzlage in der bayerischen Wirtschaft bleibt nahezu unverändert. Insgesamt melden 51 % der Betriebe eine gute, 38 % eine befriedigende und 9 % eine schlechte Liquiditätslage. Knapp 3 % der Unternehmen melden eine existenzbedrohende Liquiditätslage. Der Anteil bleibt gering, ist jedoch seit 2022 (2 %) leicht angestiegen.