Konjunktur Jahresbeginn 2023

Konjunktur: Bayerische Wirtschaft bewegt sich auf dünnem Eis

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Gasmangellage unwahrscheinlich, Energiepreise gesunken, Lieferschwierigkeiten verringert – die bayerische Wirtschaft verlässt angesichts günstiger Entwicklungen das im Herbst gemessene Stimmungstief. Die Unternehmen sind zufriedener mit ihren Geschäften und blicken weniger pessimistisch auf 2023.

Unternehmer sind weniger pessimistisch

Gasmangellage unwahrscheinlich, Energiepreise gesunken, Lieferschwierigkeiten verringert – die bayerische Wirtschaft verlässt angesichts günstiger Entwicklungen das im Herbst gemesseneStimmungstief. Die Unternehmen sind zufriedener mit ihren Geschäften und blicken wenigerpessimistisch auf 2023. Die Unsicherheit bleibt jedoch mit Blick auf den Russland-Ukraine-Krieg hoch und damit die Stimmung labil. Der BIHK-Konjunkturindex legt im Vergleich zum Herbst um24 Punkte zu und liegt aktuell mit 112 Punkten auf dem langjährigen Durchschnitt.

Die Geschäftslage, die erste Komponente der Indexberechnung, steigt per Saldo um 7 Zähler und erreicht mit 32 Punkten in etwa das Niveau vor Kriegsbeginn. Im Handel und bei den Dienstleistungen laufen die Geschäfte dank guter Nachfrage besser als im Herbst. Industrie und Baugewerbe stützen sich auf bestehende Aufträge und können diese aufgrund nachlassender Lieferschwierigkeiten abarbeiten. Der Tourismus ist angesichts des milden Winters unzufriedener.

Mit Blick auf die kommenden Monate sind die Unternehmen weniger pessimistisch als noch imHerbst, rechnen aber nicht mit Wachstum. Dies spiegelt sich in den Geschäftserwartungen, derzweiten Komponente der Indexberechnung, wider. Per Saldo legen diese zwar um 32 Zähler zu ,bleiben mit einem Niveau von - 5 Punkten aber weiterhin im negativen Bereich. Bei Tourismus, Dienstleistungsbranche und Industrie lässt der Pessimismus nach, Baugewerbe und Handelbleiben hingegen skeptisch.

Der Arbeitsmarkt zeigt sich insgesamt robust und die Betriebe wollen wieder mehr investieren. Dominierende Konjunkturrisiken bleiben der Arbeitskräftemangel sowie die Energie- und Rohstoffpreise.Sie werden zunehmend eine dauerhafte Wachstumsbremse.

Die Politik muss für attraktive Standortbedingungen sorgen

  • Energieversorgung: Langfristig stabile Grundlast zu wettbewerbsfähigen Preisen sichern. Verfügbare Energiequellen müssen ans Netz und Ausstiege erst vollzogen werden, wenn Alternativen funktionieren. Erneuerbare Energien und Stromnetze müssen zügiger ausgebaut werden.
  • Arbeitskräfte: Potenziale heben. Inländische Potenziale, insbesondere von Frauen und Älteren, müssen besser genutzt werden. Die Zuwanderungvon Arbeitskräften aus Drittstaaten muss erhöht und deren Integration verbessert werden.
  • Bürokratie: Prozesse vereinfachen und ins digitale Zeitalter überführen. Statt ständig neuer Regulierungen, Vorschriften und Auflagen braucht der Wirtschaftsstandort eine Flexibilitätsoffensive. Prozesse müssen vereinfacht und digitalisiert werden.

Industrie

  • Nachlassende Lieferschwierigkeiten und noch relativhohe Auftragsbestände sorgen für zufriedenstellendeGeschäfte. Die Betriebe sind weniger pessimistisch alsnoch im Herbst, die Auftragseingänge gehen jedochzurück.
  • Zentrale Konjunkturrisiken sind unverändert die Energie-und Rohstoffpreise sowie der Arbeitskräftemangel.

Dienstleistungen

  • Die Stimmung in der Dienstleistungsbranche hat sich spürbar verbessert. Unternehmensbezogene Dienstleistungen profitieren von der gesamtwirtschaftlich verbesserten Lage, personenbezogenen Dienstleistungenvon einer soliden Konsumnachfrage.
  • Im Arbeitskräftemangel sehen die Betriebe das größte Konjunkturrisiko.

Handel

  • Eine solide Konsumnachfrage beschert den Unternehmen im Handel aktuell gute Geschäfte. Mit Blick auf die kommenden Monate sind die Betriebe aber skeptisch.
  • Angesichts hoher Inflation sorgen sich die Betriebe vor weniger Konsum. Zudem sehen sie zentrale Konjunkturrisiken in den Energie- und Rohstoffpreisen sowie im Arbeitskräftemangel.

Bau

  • Noch gut ausgelastete Kapazitäten stabilisieren die Geschäfte im Baugewerbe. Der Auftragsbestand nimmt jedoch ab und die Auftragseingänge sinken spürbar. Der Ausblick auf die kommenden Monate ist weiterhin pessimistisch.
  • Hohe Energie- und Rohstoffpreise, fehlende Arbeitskräfte und steigende Zinsen trüben die Aussichten.

Tourismus

  • Der Tourismus ist mit der Wintersaison aktuell nicht sonderlich zufrieden, setzt aber auf ein besseres Geschäft in den kommenden zwölf Monaten.
  • Die hohen Energie- und Rohstoffpreise, fehlende Arbeitskräfte sowie steigende Arbeitskosten bleiben substanzielle Risiken für die kommenden Monate.

Liquidität und Risiken

  • Die Finanzlage in der bayerischen Wirtschaft bleibt im Vergleich zum Herbst stabil. Insgesamt melden 57 % der Betriebe eine gute, 34 % eine befriedigende und 7 % eine schlechte Liquiditätslage. Mit 1 % bleibt der Anteil an Unternehmen, der eine existenzbedrohende Liquiditätslage meldet, gering.
  • Die Weitergabe von Kostensteigerungen an die Endkunden wird für die Unternehmen jedoch schwieriger. Zudem belasten restriktivere Finanzierungsbedingungen und steigende Zinsen. Inwieweit diese Entwicklungen die Liquiditätslage beeinflussen werden, bleibt abzuwarten.