IHK Wirtschaftsstandort

Konjunktur Herbst 2023: Bayerische Wirtschaft auf Talfahrt

konjunktur_herbst_2023

Nachdem die bayerische Wirtschaft im Frühjahr noch auf der Stelle trat, hat sie sich im Herbst wieder auf Talfahrt begeben. Der BIHK-Konjunkturindex schrumpft von 113 auf 100 Punkte und notiert somit deutlich unterhalb des langjährigen Durchschnitts von 112 Punkten.

Gestiegene Zinsen, schwache Weltkonjunktur und Kaufkraftverluste der Konsumenten bescheren den Unternehmen einen spürbaren Nachfragerückgang. Derweil bereiten den Betrieben Standortprobleme wie fehlende Arbeitskräfte, nicht wettbewerbsfähige Energiekosten und eine ausufernde Bürokratie anhaltend große Probleme.

Inhalt

Kurzübersicht: Konjunktur in Bayern Herbst 2023

Diese schwierige Gemengelage dämpft sowohl die aktuellen Geschäfte als auch die Erwartungen der Unternehmen spürbar. Die Geschäftslage als erste Komponente der Indexberechnung gibt deutlich nach – um 9 Zähler auf 18 Punkte –, liegt aber noch im langjährigen Durchschnitt.

Der Abstand zum bisherigen Rekordwert aus dem Jahre 2018 beträgt mittlerweile allerdings 37 Punkte. In der Industrie und im Baugewerbe gehen die Aufträge aufgrund fehlender Nachfrage deutlich zurück. Handel und konsumnahe Dienstleistungen beklagen den anhaltend schwachen Konsum. Einzig der Tourismus kann sich dank guter Geschäfte im Sommer absetzen und deutlich verbessern.

Die Aussichten der Unternehmen auf die kommenden Monate sind über alle Branchen hinweg pessimistisch. Die Geschäftserwartungen als zweite Komponente der Indexberechnung brechen um 16 Zähler auf - 15 Punkte ein und liegen deutlich unterhalb des langjährigen Durchschnitts von 8 Punkten. Industrie und Baugewerbe rechnen mit einer anhaltend schwachen Auftragslage angesichts der gestiegenen Zinsen. Zudem verhindert die fehlende Dynamik der Weltwirtschaft gepaart mit geopolitischen Spannungen, dass die Exporte anziehen und das Wachstum angeschoben wird. Auch Handel, konsumnahe Dienstleistungen und Tourismus sind pessimistischer als noch im Frühjahr.

Der breite Pessimismus führt auch zu deutlichen Bremsspuren bei den Investitions- und Beschäftigungsplänen. Neben der konjunkturellen Schwächephase scheinen vor allem die strukturellen Standortnachteile für eine anhaltende Wachstumsflaute zu sprechen.

Die Politik muss das Fundament für zukünftiges Wachstum verbessern

1. Arbeitsmarkt- und Steuerpolitik konsequent auf Arbeitsaufnahme und -ausweitung ausrichten

2. Energie- und Klimapolitik kalkulierbar im Sinne wettbewerbsfähiger Preise gestalten

3. Bürokratieabbau von der EU bis zur kommunalen Ebene abgestimmt umsetzen

4. Handelsabkommen in Zeiten geopolitischer Spannungen aktiv vorantreiben

Industrie

  • Die bremsende Wirkung der Geldpolitik und die schwächelnde Weltkonjunktur sorgen für einen deutlichen Auftragsrückgang in der Industrie. Die Betriebe sind merklich unzufriedener mit ihren Geschäften und sehen auch für die kommenden Monate keine Wende.
    „
  • Zunehmende Risiken sehen die Betriebe in der fehlenden Nachfrage und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Auch die Energie- und Rohstoffpreise bleiben ein zentrales Risiko.

Dienstleistungen

  • Trotz leichter Verschlechterung der Geschäfte sind die Betriebe noch weitgehend zufrieden. Auf die kommenden Monate blicken sie jedoch deutlich skeptischer. Unternehmensnahe Dienstleistungen dürften die Schwäche der Industrie und des Baugewerbes zu spüren bekommen. Konsumnahe Dienstleistungen sehen die Erholung des privaten Konsums noch nicht ausgemacht.
  • Als zentrale Risiken nehmen die Unternehmen den Arbeitskräftemangel, wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und die fehlende Nachfrage wahr.

Handel

  • Sowohl Einzel- als auch Großhandel sind angesichts des anhaltend schwachen privaten Konsums deutlich unzufriedener mit ihren Geschäften. Auch mit Blick auf die kommenden Monate sind sie äußerst skeptisch.
  • Das dominierende Risiko sehen die Betriebe in der schwachen Inlandsnachfrage. Zunehmend Sorgen bereiten auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und steigenden Arbeitskosten.

Bau

  • Stark gestiegene Zinsen, hohe Baukosten und schärfere Kreditstandards lassen die Anzahl der Neuaufträge im Baugewerbe einbrechen. Insbesondere die Nachfrage im Wohnungsbau kommt zum Erliegen. Dank noch weitgehend ausgelasteter Kapazitäten hält sich die Geschäftslage trotz spürbarem Rückgang per Saldo im positiven Bereich. Die Betriebe rechnen aber mit einer deutlichen Verschlechterung in den kommenden Monaten.
  • Die Inlandsnachfrage ist nach sprunghaftem Anstieg das zentrale Risiko. Sorgen bereiten auch weiterhin der Arbeitskräftemangel sowie die Energie- und Rohstoffpreise.

Tourismus

  • „Die Betriebe in der Tourismusbranche sind mit ihrem Sommergeschäft äußerst zufrieden. Ausgehend von
    diesem guten Niveau rechnen sie allerdings in den kommenden Monaten mit einer Verschlechterung.
  • Hauptrisiken bleiben der Arbeitskräftemangel und die Energie- und Rohstoffpreise.

Liquidität und Risiken

Die Finanzlage in der bayerischen Wirtschaft bleibt im Vergleich zum Frühjahr weitgehend stabil. Insgesamt melden 53 % der Betriebe eine gute, 36 % eine befriedigende und 8 % eine schlechte Liquiditätslage. Mit knapp 2 % bleibt der Anteil an Unternehmen, der eine existenzbedrohende Liquiditätslage meldet, gering.