Konjunktur Frühjahr 2024: Sinkflug gestoppt, Aufwind fehlt
Die Stimmung in der bayerischen Wirtschaft bleibt im Frühjahr angeschlagen. Der BIHK Konjunkturindex liegt mit 107 Punkten weiterhin unterhalb des 30-jährigen Durchschnitts von 112 Punkten, auch wenn es gegenüber Jahresbeginn um 6 Zähler etwas aufwärts geht. Die aktuellen Geschäfte der Unternehmen stagnieren, für die kommenden Monate erwarten die Betriebe keine wesentliche Erholung. Die fehlende Dynamik der Weltwirtschaft, ein nur langsam anziehender Konsum, geopolitische Spannungen sowie ungelöste strukturelle Standortprobleme belasten die bayerische Wirtschaft nach wie vor. Die Wachstumsflaute hält an.
Inhalt
Kurzübersicht: Konjunktur in Bayern Frühjahr 2024
Die Geschäftslage als erste Komponente der Indexberechnung bleibt per Saldo konstant bei 15 Punkten und damit unterhalb des 30-jährigen Durchschnitts von 18 Punkten. Mit Blick auf die kommenden Monate halten sich Optimisten und Pessimisten die Waage. Per Saldo legen die Geschäftserwartungen als zweite Komponente der Indexberechnung zwar gegenüber Jahresbeginn um 12 Zähler auf 0 Punkte zu, dies ist jedoch lediglich darauf zurückzuführen, dass es
weniger Unternehmen gibt, die von einer weiteren Verschlechterung ausgehen.
In den Branchen ist die Entwicklung unterschiedlich. Von den in der Vergangenheit wachstumstreibenden Branchen Industrie und Baugewerbe kommen wenig Impulse. Im Handel meldet der Einzelhandel angesichts des langsam anziehenden privaten Konsums etwas bessere Geschäfte als zuletzt, der Großhandel ist hingegen erneut unzufriedener. In der Dienstleistungsbranche laufen die Geschäfte weiterhin recht stabil. Auch die Aussichten sind vorsichtig optimistisch. Der Tourismus setzt auf ein gutes Sommergeschäft.
Angesichts der insgesamt schwachen Wachstumsaussichten sowie hoher Unsicherheit hinsichtlich wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen bleiben die Unternehmen auch bei ihren Investitions- und Beschäftigungsplänen zurückhaltend. Zentrale Ziele der Politik müssen deshalb sein, die Unsicherheit zu reduzieren und auf ein höheres Wachstumspotenzial hinzuwirken. Folgende wirtschaftspolitische Maßnahmen sind dafür notwendig:
- Stärkung der privaten Investitionstätigkeit durch verlässliche Wirtschaftspolitik, wettbewerbsfähige Unternehmensbesteuerung, dauerhaft verbesserte Abschreibungsbedingungen und Verlustverrechnung
- Erhöhung des Arbeitsangebots durch konsequentere Ausrichtung des Steuer- und Transfersystems auf Arbeitsaufnahme und -ausweitung, mehr Betreuungsangebote, qualifizierte Zuwanderung und längere Lebensarbeitszeit
- Produktivitätssteigerung durch Bürokratieabbau, Digitalisierung, KI, Automatisierung, Innovationen, Bildung und Qualifizierung
Industrie
- Die bayerische Industrie setzt ihren Abwärtstrend angesichts einer schwachen Auftragslage fort. Die Perspektive auf die kommenden Monate ist kaum besser. Etwas weniger pessimistisch als zuletzt zeigt sich die energieintensive Industrie angesichts der niedrigeren Energiepreise.
- Hohe Risiken sehen die Unternehmen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und in der fehlenden Inlandsnachfrage. Die Energie- und Rohstoffpreise lassen als Risiko zwar nach, bleiben aber zentral.
Dienstleistungen
- Die Dienstleister melden gleichbleibend gute Geschäfte und setzen sich per Saldo weiterhin von den anderen Branchen ab. Beratungsunternehmen sowie die Finanz- und Versicherungsbranche sind zufrieden. Mit Blick auf die kommenden Monate rechnen die Betriebe erneut mit besseren Geschäften.
- Risiken sehen die Betriebe in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, im Arbeitskräftemangel und in der fehlenden Inlandsnachfrage.
Handel
- Der Einzelhandel ist angesichts der allmählichen Stabilisierung des privaten Konsums etwas zufriedener mit seinen Geschäften als noch zu Jahresbeginn. Der Großhandel beklagt hingegen weiterhin fehlende Nachfrage und ist erneut unzufriedener. Auf die kommenden Monate blicken beide Branchen weniger pessimistisch als zuletzt, kräftige Umsatzsteigerungen sind jedoch nicht zu erwarten.
- Das zentrale Risiko sehen die Unternehmen in der fehlenden Inlandsnachfrage. Auch die wirtschaftspolitischen
Rahmenbedingungen und die Arbeitskosten bereiten Sorgen.
Baubranche
- Die Geschäfte im Baugewerbe haben sich gegenüber Jahresbeginn etwas erholt. Während der Hochbau nach wie vor äußerst schlecht läuft, melden der Tiefbau und das Ausbaugewerbe bessere Geschäfte. Mit Blick auf die kommenden Monate bleiben die Aussichten äußerst düster, wohl auch weil spürbare Zinssenkungen zunächst nicht zu erwarten sind.
- Anhaltend hohe Risiken sehen die Unternehmen in der fehlenden Inlandsnachfrage, den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und im Arbeitskräftemangel.
Tourismus
- Im Tourismus stagnieren die Geschäfte zum Teil auch saisonbedingt auf niedrigem Niveau. Auf die kommenden Monate blicken die Betriebe hingegen spürbar optimistischer. Für das Sommergeschäft setzen sie auf eine wachsende Kaufkraft der privaten Haushalte.
- Die Energie- und Rohstoffpreise bleiben das zentrale Risiko für die Betriebe, wenngleich der Anteil im Vergleich zum Jahresbeginn rückläufig ist. Sorgen bereiten auch der Arbeitskräftemangel und die Arbeitskosten.
Liquidität und Risiken
Die Finanzlage in der bayerischen Wirtschaft bleibt im Vergleich zum Herbst stabil. Insgesamt melden 51 % der Betriebe eine gute, 37 % eine befriedigende und 10 % eine schlechte Liquiditätslage. Mit 2 % bleibt der Anteil an Unternehmen, der eine existenzbedrohende Liquiditätslage meldet, gering.
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