Konjunktur Frühjahr 2023

Ausgebremst: Bayerische Wirtschaft steckt fest

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Die bayerische Wirtschaft kommt nicht von der Stelle. Die zuletzt dominierenden Belastungsfaktoren – Lieferschwierigkeiten und starke Preissteigerungen bei Energie, Rohstoffen und Waren – haben zwar weiter an Dramatik verloren, nun schwächelt jedoch die Nachfrage. Steigende Zinsen dämpfen Aufträge und Investitionen. Die hohe Inflation reduziert Kaufkraft und bremst den privaten Konsum. Fehlendes Personal beschränkt die Unternehmen zusätzlich. Die Stimmung der bayerischen Wirtschaft, abgebildet im BIHK-Konjunkturindex, stagniert bei 113 Punkten in etwa auf dem langjährigen Durchschnitt.

Inhalt

Kurzübersicht: Konjunktur in Bayern Frühjahr 2023

Die Bremsspuren zeigen sich vor allem in der schlechteren Geschäftslage, der ersten Komponente der Indexberechnung. Per Saldo sinkt diese um 5 Zähler auf 27 Punkte. Handel und konsumnahe Dienstleistungen leiden unter dem inflationsbedingten Kaufkraftverlust der Konsumenten. Baugewerbe und Industrie bekommen in Form von rückläufigen Auftragsbeständen die negativen Auswirkungen der höheren Zinsen zu spüren. Lediglich der Tourismus ist zufriedener.

Die Aussichten der Unternehmen sind etwas weniger pessimistisch als noch zum Jahresbeginn, der Konjunktur fehlt es aber nach wie vor an Wachstumsdynamik. Die Geschäftserwartungen als zweite Komponente der Indexberechnung legen per Saldo zwar um 6 Zähler auf 1 Punkt zu, bleiben aber deutlich unterhalb des langjährigen Durchschnitts. Baugewerbe und Handel sind weiterhin skeptisch. Dienstleistungen und Industrie sind etwas zuversichtlicher, echter Optimismus keimt aber nicht auf. Nur der Tourismus erwartet bessere Geschäfte, was zum Teil auch der Jahreszeit geschuldet ist.

Auch bei den Inlandsinvestitionen und beim Beschäftigungsaufbau fehlt es an Auftrieb. Die schwächere Nachfrage, schwierigere Finanzierungsbedingungen und strukturelle Standortschwächen bremsen Investitionen. Fehlende Arbeitskräfte erschweren den Beschäftigungsaufbau.

Die Politik muss den Wachstumshemmnissen begegnen

1. Arbeitskräftemangel: Potenziale heben

Für Frauen und ältere Menschen muss es attraktiver werden, mehr beziehungsweise länger zu arbeiten. Die Zuwanderung von Arbeitskräften aus Drittstaaten muss erhöht werden.

2. Energiepolitik: Angebot vergrößern

Statt das Energieangebot durch Ausstiege und gesetzliche Zielvorgaben perspektivisch zu verknappen, müssen verfügbare Kapazitäten genutzt und neue Kapazitäten geschaffen werden.

3. Bürokratie: Beim Abbau ins Doing kommen

442 Bürokratieabbauvorschläge wurden jüngst vom Statistischen Bundesamt in einer Verbändeabfrage gesammelt. Diese müssen nun konsequent umgesetzt werden.

Industrie

  • Die höheren Zinsen in der westlichen Welt dämpfen die Nachfrage und sorgen für rückläufige Auftragsbestände. Die Betriebe sind unzufriedener mit ihren Geschäften und sehen auch in den kommenden Monaten keine nennenswerten positiven Impulse.
  • Sorgen bereiten weiterhin die Energie- und Rohstoffpreise, auch wenn die Dramatik nachlässt. Zunehmende Risiken werden im Arbeitskräftemangel und in den Arbeitskosten gesehen.

Dienstleistungen

  • Die Betriebe sind unzufriedener mit ihren Geschäften. Insbesondere konsumnahe Dienstleistungen leiden unter dem inflationsbedingten Kaufkraftverlust der Konsumenten.
  • Auf die kommenden Monate blicken die Betriebe hingegen vorsichtig optimistisch. Der Finanzsektor erwartet Auftrieb. Auch die konsumnahen Dienstleistungen setzen auf bessere Geschäfte angesichts steigender Löhne.
  • Zentrale Risiken sehen die Unternehmen im Arbeitskräftemangel und in den Arbeitskosten.

Handel

  • Sowohl Einzel- als auch Großhandel sind angesichts des schwachen Konsums deutlich unzufriedener mit ihren Geschäften. Mit Blick auf die kommenden Monate sind sie etwas weniger pessimistisch als noch zum Jahresbeginn, bleiben aber per Saldo skeptisch.
  • Das dominierende Risiko sehen die Betriebe in der schwachen Inlandsnachfrage.

Bau

  • Höhere Zinsen und schärfere Kreditstandards bremsen das bayerische Baugewerbe. Die Aufträge sinken. Die Betriebe sind unzufriedener mit ihren Geschäften und blicken mit Sorge auf die kommenden Monate.
  • Zentrale Risiken bleiben weiterhin der Arbeitskräftemangel und die Energie- und Rohstoffpreise, auch wenn bei letzterem die Dramatik nachlässt. Ein zunehmendes Risiko sehen die Unternehmen in fehlenden Aufträgen und den hohen Zinsen.

Tourismus

  • Die Stimmung im Tourismus verbessert sich spürbar. Die Betriebe sind zufriedener mit ihren Geschäften und erwarten zudem deutliche Verbesserungen in den kommenden Monaten, was jedoch auch auf saisonale Effekte zurückzuführen sein dürfte.
  • Risiken bleiben der Arbeitskräftemangel und die Energie- und Rohstoffpreise. Ein zunehmendes Risiko sehen die Betriebe in den Arbeitskosten.

Liquidität und Risiken

  • Die Finanzlage in der bayerischen Wirtschaft bleibt im Vergleich zum Jahresbeginn weitgehend stabil. Insgesamt melden 52 % der Betriebe eine gute, 39 % eine befriedigende und 8 % eine schlechte Liquiditätslage. Mit 1 % bleibt der Anteil an Unternehmen, der eine existenzbedrohende Liquiditätslage meldet, gering.
  • Dennoch gibt es Risiken, die sich künftig negativ auf dieLiquiditätslage auswirken könnten:
    • Die Finanzierungsbedingungen werden angesichts höherer Zinsen und schärferen Kreditstandards schwieriger.
    • Die Weitergabe von Kostensteigerungen an die Endkunden geht das dritte Mal in Folge zurück.
    • Arbeitskosten dürften angesichts steigender Löhne
      zunehmen.