IHK Position

Umsetzung des AI Acts: Chancen der KI für Wirtschaft ausschöpfen

AI Regulation and Justice. Legal and Technology concept. Hologram of the Brain and Statue of Goddess Themis: Symbols of Law, Equality, Legislation and artificial intelligence.

Nach der Verabschiedung der europäischen Verordnung über Künstliche Intelligenz (AI Act) durch den EU-Rat am 21. Mai 2024 und der Veröffentlichung im Amtsblatt beginnt innerhalb eines Jahres die Umsetzung in nationales Recht. Die IHK-Vollversammlung hat sich in ihrer Sitzung im Juni 2024 für eine frühzeitige Einbindung der Wirtschaft ausgesprochen, um praktikable Lösungen zu entwickeln.

In ihrer IHK-Position fordert sie nachdrücklich eine zügige, klare, innovationsfreundliche und bürokratiearme Umsetzung des AI Acts.

Chancen der KI für Wirtschaft ausschöpfen

Der AI Act der Europäischen Union soll klare Regeln für den sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit KI schaffen. KI bietet großes Potenzial für die Zukunftssicherung der hiesigen Wirtschaft. Im internationalen Vergleich verlieren die EU-Länder jedoch zunehmend den Anschluss bei der Entwicklung von Hightech.

Mit der Verabschiedung der Verordnung im Frühjahr 2024 beginnt die kritische Phase der Umsetzung. Im Mittelpunkt stehen das geplante nationale Umsetzungsgesetz und die Etablierung von Standards und Normen, die Unternehmen bei der Entwicklung sowie dem Einsatz von KI-Anwendungen künftig erfüllen müssen.

IHK-Forderungen für eine erfolgreiche AI Act Umsetzung

Damit die europäische und damit auch die bayerische Wirtschaft von den Chancen der KI-Entwicklung und -Nutzung umfassend profitieren kann, muss die Umsetzung möglichst einheitlich, innovationsfreundlich, bürokratiearm und rechtssicher erfolgen. Dies gilt es nun im weiteren Prozess konsequent sicherzustellen.

Umsetzung und Pflichten schnell konkretisieren

An erster Stelle ist es wichtig, dass die im AI Act vorgesehenen Vorschriften, Standards und Pflichten nun schnell, innovationsfreundlich und
rechtlich klar konkretisiert werden, damit die Wirtschaft genügend Zeit hat, sich vorzubereiten. Sonst droht, dass Unternehmen sich auf Grund
hoher Komplexitäten und Unklarheiten gegen die Entwicklung und Nutzung von KI-Systemen entscheiden. Deshalb muss die Politik zügig aktiv
werden:

Innovationen und „AI made in Europe“ stärken

Trotz des gegenteilig lautenden politischen Ziels der EU besteht durch die neuen Pflichten die Gefahr, dass KI-Innovationen durch den AI Act ausgebremst werden. In der Umsetzung sollten die Chancen innovativer Technologien und „AI made in Europe“ daher in den Fokus rücken und Anreize für die Entwicklung und Verbreitung europäischer KI-Anwendungen geschaffen werden. Grundsätzlich sollte Titel V „Maßnahmen zur Unterstützung der Innovation“ des AI Acts für die Politik eine übergeordnete Rolle spielen:

Bürokratieaufwachs vermeiden

KI-Unternehmen, v. a. KMU, sehen sich mit großen Unklarheiten sowie bürokratischen und finanziellen Belastungen konfrontiert. Bei der
Umsetzung gilt es deshalb zwingend darauf zu achten, nicht noch mehr Bürokratiebelastung für Unternehmen aufzubauen:

  • Regulierungen harmonisieren: Es muss Konsistenz und Kohärenz mit der existierenden Gesetzgebung herbeigeführt werden, sonst stehen Unternehmen vor nicht lösbaren unterschiedlichen rechtlichen Anforderungen oder werden doppelt belastet. Es ist daher wichtig, dass die Verpflichtungen aus dem AI Act eng mit den Standards bzw. Verpflichtungen weiterer Regelwerke (DSGVO, Data Act etc.) abgestimmt werden. Ein „die DSGVO bleibt unberührt“ erhöht die Rechtsunsicherheit statt die Entwicklung und Nutzung von KI zu fördern. Als horizontale Verordnung muss der AI Act außerdem mit bestehenden sektoralen Regulierungen (z. B. für Medizintechnik, Maschinen-VO etc.) abgestimmt werden.
  • Unternehmen bei Umsetzung unterstützen: Zur zügigen Beseitigung von Unklarheiten und Nutzung der Erfahrung anderer Organisationen sollten ausreichend Kapazitäten bereitgestellt werden, um Unternehmen z. B. durch FAQs, Leitfäden, Checklisten und Beratung in der Umsetzung des AI Acts und bei einer Konformitätsbewertung zu unterstützen. Durch Service Level Agreements der involvierten Behörden sollen planbare Prozesse und Antwortzeiten geschaffen werden.

Europa- und bundesweit einheitliche Umsetzungsstandards durchsetzen

Deutschland ist nun gefordert, für eine einheitliche europäische Umsetzung zu sorgen. Startups und KMU, die EU-weit tätig sind, wären über?fordert, wenn sie ihre Angebote an 27 unterschiedliche AI Act-Auslegungen ausrichten müssten. Gleichzeitig kann sich die deutsche Politik ein sogenanntes „Gold Plating“ in der Regulierung oder Auslegung nicht leisten. Dies verstärkt die Gefahr, dass Unternehmen sich in anderen Ländern in oder sogar außerhalb der EU niederlassen. Deutschland muss bei der Umsetzung sparsam und zielführend agieren: