IHK Digitalisierungsumfrage 2024

Stand der Digitalisierung in bayerischen Unternehmen tritt auf der Stelle

Digitalisierungsumfrage
© Copyright (C) Andrey Popov

Die IHK-Organisation befragt jährlich Unternehmen zum Stand der eigenen Digitalisierung. Die Ergebnisse von 2024 aus Bayern finden Sie hier.

Dabei zeigt sich: Die Unternehmen sehen sich digital unverändert aufgestellt zum Vorjahr. Es bleibt weiter viel Luft nach oben. Es gibt eine Reihe von Herausforderungen, die es zu lösen gilt, um die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Hier sind Unternehmen wie Politik gefragt.

Die wichtigsten Ergebnisse der Digitalisierungsumfrage:

  • Die Digitalisierung in Bayerns Unternehmen tritt auf der Stelle: mit der durchschnittlichen Schulnote 2,8 bewerten sie ihren Digitalisierungsgrad erneut auf dem Niveau des Vorjahres. Seit 2020 wurde insgesamt nur eine Verbesserung von 0,1 in der Selbsteinschätzung der Unternehmen erreicht. Ende 2024 sehen sich damit 40% der Unternehmen als mindestens gut digital aufgestellt an - während 60% noch digitalen Aufholbedarf aufweisen.
  • In Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen gewinnt das Einsparen von Kosten deutliche Relevanz und wird zum wichtigsten Grund für die unternehmensinterne Digitalisierung (+7% auf 70%). Die Entwicklung innovativer Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle als Zukunftssicherung legt weiterhin an Bedeutung zu, wenn auch nur als viertwichtigster Grund. Das Potential zur Abfederung des Fachkräftemangel durch Digitalisierung wird noch zögerlich anvisiert.
  • Zeitmangel (63%), hohe Kosten (42%) und die zunehmende Komplexität digitaler Prozesse (58%) stellen die größten Herausforderungen für die Digitalisierung bayerischer Unternehmen. Unternehmensinterne Akzeptanz und Weiterbildungsbedarf haben um plus 5% auf 39% merklich an Bedeutung zugenommen.
  • Nicht ausreichender Internetzugang am Unternehmensstandort bleibt für ein Viertel der Unternehmen ein entscheidender Hemmschuh: 76% der Unternehmen geben an, dass ihre Internetverfügbarkeit ihren tatsächlichen Bedürfnissen entspricht, doch nur 35% nennen als maximal verfügbare Bandbreite leistungsstarke Gigabitverbindungen von mindestens 1000 Mbit/s.
  • Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung steht weiter deutlich in der Kritik: Unternehmen bewerten den Stand der Verwaltungsdigitalisierung mit der durchschnittlichen Schulnote 4,3. 45% der Unternehmen stufen die Digitalisierung der Verwaltung als ungenügend oder mangelhaft ein.
  • Die Bedeutung von künstlicher Intelligenz (KI) steigt weiter deutlich und spielt mittlerweile für 80% der bayerischen Unternehmen eine Rolle: 45% nutzen KI bereits heute – ein beachtlicher Anstieg zum Vorjahr um 13%. Gleichzeitig planen weitere 35% der Unternehmen, KI in den nächsten drei Jahren einzuführen. Generative KI-Anwendungen wie die Verarbeitung von Texten, Bildern und Medien stehen mit 86 % an der Spitze der Anwendungsfelder.
  • Rechtliche Unsicherheiten (60%) blieben branchenübergreifend die größte Herausforderung bei der Datennutzung.
  • Unternehmen weisen eine große Zurückhaltung beim Datenteilen über die gesetzlichen Pflichten hinaus auf. Mehr als jedes zweite Unternehmen (54%) setzt auf das Prinzip Datenmonopol.
  • Die Zahl der Unternehmen, die von einem oder mehreren erheblichen Cyberangriffen betroffen ist, ist von 22% auf 23% leicht angestiegen. Gleichzeitig werden die Angriffsarten immer komplexer. Zu den drei häufigsten Angriffsarten zählen Betrug (33%), Ransomware (24%) und der Diebstahl digitaler Daten (24%).
  • Die IT-Sicherheitsmaßnahmen in Unternehmen steigen im Vergleich zum Vorjahr mehrheitlich an – in Anbetracht der aktuellen Bedrohungslage allerdings unerwartet gering. Zuwächse sind vor allem bei organisatorischen / personellen Maßnahmen wie Schulungen und Nutzungsrichtlinien für Mitarbeitende, Notfallplan und Cyberversicherungen zu sehen. Die Maßnahmen finden sich durchweg deutlich häufiger bei großen Unternehmen als bei kleineren.
  • Es besteht noch eine hohe Unwissenheit bei den Unternehmen in Hinblick auf die Umsetzungspflichten der 2025 greifenden NIS2-Verordnung. Nur 17% der Unternehmen wissen, dass sie direkt von den neuen Vorschriften betroffen sind. 40% können die eigene Betroffenheit nicht einschätzen.

Digitalisierungsgrad in Unternehmen stagniert

digitalisierungsstand_von_unternehmen_2020___2024
Abb: Einschätzung der Digitalisierung

Die bayerischen Unternehmen bewerten ihren Digitalisierungsgrad erneut mit der Schulnote 2,8. Insgesamt geben sich nur vier von zehn Unternehmen die Note gut.

Etwa 54% sehen sich als durchschnittlich digital aufgestellt, während 6% unzureichend digitalisiert sind. Dies verdeutlicht, dass die Digitalisierung zwar bei 40% Unternehmen angekommen ist, jedoch im Vergleich zur Vorjahresnote keine signifikanten Fortschritte erzielt wurden.

Ein höheres Maß an Digitalisierung ist in der technikaffinen Informations- und Kommunikationsbranche (IuK) festzustellen. Andere Branchen wie die Finanzwirtschaft, der Handel und der Bau verzeichnen zumindest leichte Fortschritte, zeigen jedoch weiterhin deutlichen Nachholbedarf.

Hauptgründe: Kostensenkung wird zum Treiber der Digitalisierung

25_61_002_grafiken_ppt_digitalisierungsumfrage_300dpi_04
Abb: Digitalisierungsgründe für Unternehmen

Die wichtigsten Gründe für die Digitalisierung sind „Kosten sparen“ (70%), „Qualitätsverbesserung“ (69%) sowie Flexibilisierung der Arbeit (64%). Die Ergebnisse verdeutlichen die Relevanz von Digitalisierung in Zeiten von finanziellen Engpässen. Der verstärkte Fokus auf Kostensenkung lässt in dem Zusammenhang vermuten, dass Unternehmen auf die wirtschaftlichen Herausforderungen durch Inflation und steigende Energiepreise reagieren, indem sie Effizienzsteigerungen durch Digitalisierung und Automatisierung vorantreiben. Gleichzeitig bleibt die Qualitätsverbesserung relevant, um Produkte und Dienstleistungen weiterzuentwickeln und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Flexibilisierung der Arbeitsmodelle hat seit 2022 deutlich an Bedeutung verloren (-13%), da viele Unternehmen mobile und flexible Arbeitsstrukturen bereits implementiert haben. Dennoch bleibt sie für Kleinstunternehmen der zentrale Digitalisierungsgrund, während Großunternehmen primär auf Kostensenkung setzen.

Die Nutzung der Digitalisierung zur Abfederung des Fachkräftemangels nimmt nur langsam zu.

Herausforderungen für Digitalisierung: Zeit, Komplexität und Geld

25_61_002_grafiken_ppt_digitalisierungsumfrage_300dpi_05
Abb: Herausforderungen bei der Digitalisierung

Zeitmangel ist mit 63% der Nennungen das drängendste Problem, gefolgt von der steigenden Komplexität digitaler Prozesse (58%) und den damit verbundenen hohen Kosten (42%). Dabei zeigt sich, dass Unternehmen Kosten in zweierlei Hinsicht betrachten. Zum einen sorgen sie sich vor den hohen Kosten in Verbindung mit der Einführung digitaler Prozesse. Zum anderen sehen Unternehmen sie als Chance zur bewussten Kostensenkung etwa durch die Optimierung von Lieferketten oder der Einführung digitaler Plattformen zur Vereinfachung von internen Prozessen.

Auch interne Akzeptanzschwierigkeiten und Weiterbildungsbedarf stellen ein wachsendes Problem für die Digitalisierung in Unternehmen dar: Mit einem Anstieg auf 39% wird deutlich, dass fehlende digitale Kompetenzen und Akzeptanz für Digitalisierung innerhalb der Belegschaft kritischer werden. Mögliche Gründe könnten die Sorge vor den Verlust des Arbeitsplatzes, mangelnde Kommunikation oder unzureichende Weiterbildungsangebote sein. Unternehmen müssen stärker darauf hinarbeiten, ihre Mitarbeitenden im Transformationsprozess mitzunehmen und den Aufbau digitaler Kompetenzen zu fördern.

Der Fachkräftemangel ist für 33% der Unternehmen weiterhin problematisch. Die fortschreitende Digitalisierung und der Fokus auf Innovation und Prozessoptimierung werden den Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften künftig weiter zunehmen lassen. Besonders Großunternehmen, die komplexere IT-Strukturen und Prozesse bewältigen müssen, sehen den Fachkräftemangel als große Herausforderung, um Digitalisierungsprojekte voranzutreiben.

Darüber hinaus haben rechtliche Unsicherheiten (31%) in diesem Jahr an Relevanz gewonnen. Insbesondere Kleinstunternehmen mit begrenzten Ressourcen stehen vor erheblichen Herausforderungen, um die komplexen regulatorischen Vorgaben effizient umzusetzen. Sicherheitsrisiken sind mit 31% im Vergleich zu 2023 leicht gesunken (-3%), wobei Großunternehmen eine größere Herausforderung in den Schutz sehen als kleine.

  • Die Herausforderungen der Komplexität wie auch der Fachkräftemangel zeigen den dringenden Bedarf, mehr digitale Kompetenzen aufzubauen (Anwender- und Expertenwissen).
  • Ansetzen an allen Ebenen: Schule, Aus-/Bildung und lebenslanges Lernen

Darüber hinaus haben rechtliche Unsicherheiten in diesem Jahr an Relevanz gewonnen. Rund 31% der Unternehmen berichten, dass regulatorische Vorgaben wie etwa die Datenschutzgrundverordnung oder der AI Act die Digitalisierung erschweren. Insbesondere Kleinstunternehmen mit begrenzten Ressourcen stehen dabei vor erheblichen Herausforderungen.

Internet- und Bandbreitenverfügbarkeit bleiben ausbaufähig

25_61_002_grafiken_ppt_digitalisierungsumfrage_300dpi_07
Abb: Verfügbarkeit von leistungsfähigem Internet am Unternehmensstandort

Rund drei von vier Unternehmen (76%) geben an, über eine für ihre Bedürfnisse ausreichende Internetverfügbarkeit zu verfügen. Damit steigt die Zufriedenheit um einen Prozentpunkt im Vergleich zum Vorjahresniveau. Dies bedeutet, dass für 24% der Unternehmen in Bayern an ihrem Standort keine ausreichend Bandbreite zur Verfügung steht.

25_61_002_grafiken_ppt_digitalisierungsumfrage_300dpi_08
Abb: Verfügbarkeit von leistungsfähigem Internet am Unternehmensstandort

Bei einer näheren Betrachtung der tatsächlichen Bandbreite wird sichtbar, dass weiterhin nur 35% mit hohen Gigabitverbindungen von mindestens 1000 Mbit/sec arbeiten. Dies kann darauf hindeuten, dass der Ausbau von Gigabit-Netzen zu wenig bei Unternehmen ankommt, oder sie – wenn Gigabitzugang vorhanden ist – bislang nicht so hohen Bedarf daran zeigen. Ein weiteres Drittel der Unternehmen verfügt über Internetverbindungen unterhalb der 100-Mbit-Schwelle, was die Digitalisierung vieler Prozesse erheblich einschränkt.

Größere Unternehmen, insbesondere solche mit mehr als 250 Mitarbeitern, sind in der Lage, ihren höheren Breitbandbedarf durch Investitionen in die eigene Internetanbindung oder durch bevorzugte Anbindung als Kunden zu decken. Diese Unternehmen weisen eine deutlich höhere Zufriedenheit mit der Internetverfügbarkeit auf, mit Werten zwischen 82% und 90%. Im Vergleich dazu liegt die Zufriedenheit bei Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern nur bei 66% bis 75%.

Insgesamt zeigt sich, dass der Ausbau der digitalen Infrastruktur in Bayern weiter intensiviert werden muss, um Unternehmen die Voraussetzungen für eine umfassende Digitalisierung und die Nutzung neuer Technologien zu ermöglichen.

Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung weiterhin in der Kritik

Im direkten Vergleich zur Selbstbewertung der Unternehmen, fällt die Bewertung der Verwaltungsdigitalisierung mit der Schulnote 4,3 deutlich schlechter aus.

Branchenunabhängig bewerten 45% der befragten Unternehmen die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung als ungenügend oder mangelhaft.

Die unzureichende Verwaltungsdigitalisierung führt zu erheblichen Verzögerungen, erhöhtem bürokratischen Aufwand und letztlich zu einem Wettbewerbsnachteil. Dies erschwert nicht nur die Gründung neuer Unternehmen, sondern bremst auch die Agilität etablierter Firmen, die auf schnelle und unbürokratische Abläufe und Fachkräftezuwanderung angewiesen sind. Dieser Umstand ist ein Alarmsignal für die bayerische Wirtschaft, die von einer längst überfällig digitalisierten öffentlichen Verwaltung an ihre Grenze kommt.

Mehr über die Position der IHK München und Oberbayern zur Verwaltungsdigitalisierung finden Sie im Positionspapier "Verwaltungsdigitalisierung: Weniger Kosten, mehr Tempo".

Technologieeinsatz: Cloud und KI etablieren sich

25_61_002_grafiken_ppt_digitalisierungsumfrage_300dpi_10
Abb: Technologieeinsatz in bayerischen Unternehmen

Beim Einsatz von digitalen Technologien nimmt künstliche Intelligenz (KI) weiter an Fahrt auf, während die Cloud-Technologie im Alltag von Unternehmen angekommen ist.

Cloud-Technologie

Cloud-Lösungen haben sich in den letzten Jahren als unerlässliche Grundlage der Unternehmensdigitalisierung etabliert. Seit 2020 ist deren Nutzung kontinuierlich angestiegen, sodass 2024 bereits 79% der Unternehmen Cloud-Technologien branchenübergreifend integriert haben.

25_61_002_grafiken_ppt_digitalisierungsumfrage_300dpi_12
Abb: Entwicklung des KI-Einsatzes von 2020 - 2024

Künstliche Intelligenz

Beinah jedes zweite Unternehmen (45%) setzt inzwischen KI ein, wobei vor allem die Finanzwirtschaft als auch die Informations- und Kommunikationsbranche von der Technologie profitieren. 35% aller Unternehmen in Bayern plant, KI innerhalb der nächsten drei Jahre einzuführen.

25_61_002_grafiken_ppt_digitalisierungsumfrage_300dpi_09
Abb: Einsatzfelder von KI in Unternehmen

Dabei sind die Einsatzfelder von KI vielfältig:

Einen wahren Siegeseinzug erfährt die generative KI: Im letzten Jahr nutzten 80% der Unternehmen, die KI bereits einsetzen, generative KI-Lösungen, etwa zur Verarbeitung von Texten, Bildern und anderen Medien. Darüber hinaus spielt die personalisierte Kundenansprache und Kundensupport durch KI für 46% der Unternehmen eine entscheidende Rolle, für 42% zur Qualitätssicherung und für 31% zur Produktentwicklung/- optimierung. Besonders interessant ist der Anstieg im Personalwesen. Trotz regulatorischer Risiken durch den AI Act bei der KI-Verwendung in dem Gebiet, steigt die Nutzung von 19% auf 26% an. Dadurch stellt sich die Frage, ob sich Unternehmen des KI-Hochrisikopotentials bewusst sind, da der Einsatz vor allem bei der Einstellung und Bewertung von Kandidatinnen und Kandidaten zum Tragen kommt.

Internet of Things (IoT) und Edge Computing

Das Internet of Things (IoT) hat sich als eine stabile Technologie etabliert, die bei 26% der Unternehmen eingesetzt wird und dessen Einsatz bei 18% geplant ist. IoT-Anwendungen kommen vor allem in der Industrie sowie in der Informations- und Kommunikationsbranche zum Einsatz. Edge Computing (25%) entwickelt sich ebenfalls moderat und wird bei einem Viertel der Unternehmen genutzt, weitere 23% planen den Einsatz. Edge Computing gewinnt insbesondere in der Industrie zunehmend an Bedeutung.

Blockchain und VR/AR

Im Gegensatz dazu verläuft die Akzeptanz der Blockchain-Technologie (11%) eher zögerlich und bleibt aktuell eine Nischentechnologie (11%), die vor allem in der Finanzwirtschaft und im Verkehrswesen Anwendung findet. In anderen Bereichen, etwa im Handel und in der IKT-Branche, spielt Blockchain eine eher untergeordnete Rolle. Virtual Reality/ Augmented Reality (VR/AR) verzeichnet alleinig einen rückläufigen Einsatz (12%). Allerdings planen 20% der Unternehmen, Blockchain in Zukunft einzusetzen. VR/AR verharrt ebenfalls auf niedriger Quote – mit zukünftigem Potenzial: 21% der Unternehmen wollen die Technologie in den nächsten drei Jahren nutzen. Der während der Corona-Pandemie eingesetzte Hype zum Metaverse scheint aktuell abgeebbt.

Robotik/ Sensorik und 3D-Druck

Die Nutzung von Robotik/ Sensorik (24%) und des 3D-Drucks (22%) zeigt eine konstante Zunahme auf 24%. Beide Technologien haben sich insbesondere in der Industrie einen festen Platz erobert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Cloud und KI bereits breit genutzt werden, während es in der Zukunft noch Potenzial bei der Nutzung von IoT, Edge Computing sowie Blockchain und VR/AR gibt.

Rechtliche Unsicherheiten erschweren die Datennutzung

25_61_002_grafiken_ppt_digitalisierungsumfrage_300dpi_13
Abb: Herausforderungen bei der Datennutzung

Unternehmen stehen bei der Nutzung von Daten immer noch vor vielfältigen Herausforderungen. Besonders rechtliche, technische und organisatorische Hürden erschweren es vielen Betrieben, das Potenzial datengetriebener Geschäftsmodelle auszuschöpfen. Allerdings zeichnet sich bei verschiedenen Herausforderungen deutliche Verbesserungen an.

Mit 60 % ist die rechtliche Unsicherheit, wie z.B. beim Datenschutz, über alle Unternehmensgrößen hinweg die größte Herausforderung bei der Datennutzung – mit negativen Auswirkungen auf das Ausschöpfen der Potenziale von Datenanalysen, die Einführung neuer Technologien oder datenbasierter Geschäftsmodelle. Unternehmen laufen Gefahr, wertvolle Marktchancen zu verpassen, wenn klare, rechtliche Regelungen fehlen und bestehende Regulatorik in der Datenökonomie zu Unsicherheit, teilweiser Doppelbelastung und Brachliegen von Datenschätzen führt.

Knapp die Hälfte der Unternehmen (48 %) betrachten fehlende technische Voraussetzungen als Hindernis. Dies betrifft etwa eine unzureichende IT-Infrastruktur, das Fehlen interoperabler Standards oder die Kosten für moderne Technologien. Allerdings deuten der 7%ige Rückgang im Vergleich zu 2023 eine Besserung an.

Fehlende Fachkenntnisse erschweren es für 37% der befragten Unternehmen, Daten sinnvoll zu nutzen. Im Vergleich zum Vorjahr ist hier eine 11%ige Verbesserung zu beobachten, was hoffen lässt, dass sich viele Unternehmen bei der Datennutzung auf den Weg gemacht haben. Trotzdem besteht vor allem für kleine Betriebe oder solche mit wenig Erfahrung in datenintensiven Prozessen weiterhin die Schwierigkeit, vorhandene Daten effektiv zu nutzen oder in Entscheidungen einfließen zu lassen. Hier zeigt sich dringender Bedarf an Weiterbildung und Expertise, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Mangelnde Datenqualität
Für 34 % der Unternehmen stellt der Mangel qualitativer Daten ein Problem dar. Dabei steigt die Herausforderungen mit der Unternehmensgröße signifikant an. Während 28% der Kleinstunternehmen dies als Herausforderung wahrnehmen, liegt der Wert bei großen Unternehmen bei 65%. Dies lässt sich anhand der Komplexität der Datenverwaltung und des größeren Datenvolumens erklären, die Großunternehmen bewältigen müssen.

Datenteilung über die gesetzlichen Pflichten hinaus mit Dritten: Prinzip Datenmonopol

25_61_002_grafiken_ppt_digitalisierungsumfrage_300dpi_14
Abb: Datenteilung über die gesetzlichen Pflichten hinaus mit Dritten

Knapp über jedes zweite Unternehmen (54%) teilt seine Daten nicht über die gesetzlichen Pflichten hinaus mit Dritten. Diese Zurückhaltung wird wiederrum von 18% der Unternehmen als problematisch angesehen. In Anbetracht der Herausforderungen, vor denen Unternehmen bei der Datennutzung stehen, fördern rechtliche Unsicherheiten und technische Barrieren die zögerliche Haltung womöglich. Zudem könnte mangelndes Vertrauen, die Sorge vor dem Verlust von Wettbewerbsvorteilen oder Datenmissbrauch die Isolierung von Daten stützen, anstatt potenziell wertvolle Synergien durch Datenaustausch zu schaffen.

Ohne ein funktionierendes Datenökosystem, das auf Vertrauen, klaren Regeln und effizienten Prozessen basiert, laufen kleine und mittelständische Unternehmen Gefahr, im globalen Wettbewerb weiter zurückzufallen.

Cyberangriffe nehmen leicht zu

25_61_002_grafiken_ppt_digitalisierungsumfrage_300dpi_15
Abb: War Ihr Unternehmen innerhalb des letzten Jahres von mindestens einem erheblichen Cybersicherheitsvorfall betroffen?

Die Zahl der Unternehmen, die von einem oder mehreren erheblichen Cyberangriffen betroffen ist, steigt leicht von 22% auf 23% an. Zudem ist hier von einer hohen Dunkelziffer von Unternehmen auszugehen, die nicht bemerkt haben, dass bei Ihnen ein erheblicher Cyberangriff stattgefunden hat bzw. aktuell im Hintergrund abläuft.

25_61_002_grafiken_ppt_digitalisierungsumfrage_300dpi_16
Abb: Arten von Cyberangriffen auf Unternehmen

Zu den häufigsten Angriffsfällen zählen Betrugsfälle (33%), Ransomware (24%) und Datendiebstahl (24%). Doch auch Sabotage (20%), Spionage (18%) und DDoS-Angriffe (Distributed-Denial-of-Service, 15%) beeinträchtigen den Geschäftsbetrieb erheblich.

Die Vielfalt von Cyberangriffsarten legt nahe, dass Unternehmen ihre Sicherheitsstrategien weiter anpassen müssen, um mit den wachsenden Bedrohungen Schritt zu halten. Daher wird es zunehmend wichtig, sich vor diesen Arten von Angriffen präventiv zu schützen und sich auf einen etwaigen Sicherheitsvorfall vorzubereiten.

Die Politik sollte diese Entwicklungen ebenfalls im Blick behalten und Unternehmen in ihrer IT-Sicherheit unterstützen.

IT-Sicherheitsmaßnahmen: Zuwachs bleibt angesichts der Bedrohungslage unzureichend

25_61_002_grafiken_ppt_digitalisierungsumfrage_300dpi_2
Abb: Eingesetzte IT-Sicherheitsmaßnahmen in Unternehmen

So gut wie in allen Bereichen sind 2024 mehr Maßnahmen ergriffen worden als in 2023. Das zeigt sich besonders bei Mitarbeiterschulungen (+5%), Sicherheitstests (+6%) und Cyberversicherungen (+6%). Allerdings ist der Zuwachs an Maßnahmen im Hinblick auf die aktuelle Bedrohungslage sehr langsam und nicht ausreichend.

Zu den häufigsten IT-Sicherheitsmaßnahmen gehören Backups (94%) und IT-Sicherheitsupdates (88%). Dies sind allerdings überlebensnotwendige Standardmaßnahmen, wo im Umkehrschluss 6% bzw. 12% der Unternehmen außergewöhnlich unsicher sind.

Besorgniserregend niedrig bleiben die Zahlen für die IT-Notfallvorbereitung: Nur 46% der Unternehmen haben einen Notfallplan und nur 18% führen Notfallübungen durch.

Hohe Ungewissheit über NIS2-Betroffenheit bei Unternehmen

25_61_002_grafiken_ppt_digitalisierungsumfrage_300dpi_20
Abb: NIS2-Betroffenheit bei Unternehmen

Die Ergebnisse werfen ein diffuses Licht auf den Stand der NIS2-Vorbereitung für 2025. Es zeigt sich ein hohes Maß an Unklarheit und Unsicherheit bzgl. der Betroffenheit.

Die Umsetzung der NIS2-Richtlinie zielt darauf ab, die IT-Sicherheit in rund 30.000 Unternehmen in Deutschland zu regulieren. Angesichts der insgesamt etwa 3,5 Millionen Unternehmen im Land betrifft dies lediglich rund 0,9 Prozent der deutschen Unternehmen. Die Umfrageergebnisse zeigen jedoch, dass die Wahrnehmung der Betroffenheit durch NIS2 oft von Unsicherheit geprägt ist.

Von den Unternehmen geben 17% an, direkt von NIS2 betroffen zu sein, während 40% die eigene Betroffenheit nicht einschätzen können. Davon haben wiederrum 60% der Unternehmen damit begonnen, sich mit NIS2 und damit auch mit der IT-Sicherheit intensiver auseinanderzusetzen.

Ein wesentliches Kriterium für die Betroffenheit von NIS2 ist die Mitarbeiterzahl: Im Bereich der Unsicherheit „Weiß nicht“ sind besonders die Unternehmensgrößen bis 500 Mitarbeiter verunsichert. Interessanterweise zeigt sich dabei, dass viele Unternehmen NIS2-relevante Anforderungen auf sich beziehen, obwohl sie vermutlich nicht unter die Regulierung fallen. Obwohl Unternehmen der Baubranche nicht direkt von NIS2 betroffen sind, gaben 12% an, betroffen zu sein. Gleichzeitig war die Unsicherheit in dieser Branche besonders ausgeprägt, mit einer „Weiß nicht“-Quote von 45%. Besser einschätzen kann sich das Gastgewerbe: Hier fühlt sich kein Unternehmen betroffen, allerdings geben 62% „weiß nicht“ an.

Doch auch Unternehmen, die nicht direkt unter die Regulierung fallen, sollten sich proaktiv mit den Anforderungen auseinandersetzen. Denn entlang der Lieferketten werden Auftraggeber zunehmend höhere Anforderungen an die IT-Sicherheitsstandards ihrer Lieferanten stellen.

Information zur Befragung

Unternehmen konnten vom 11. November bis zum 29. November 2024  anonym an der Digitalisierungsumfrage teilnehmen.

Insgesamt haben 628 Unternehmen aus Bayern ihre Stimme abgegeben, darunter 195 aus München und Oberbayern. Die Umfrage wurde von Unternehmen aus allen Branchen beantwortet, wobei die Unternehmensgröße von 0-9 Mitarbeitern bis zu >1000 Mitarbeitern reicht.