Wie funktioniert Crowdfunding?
Was genau ist eigentlich Crowdfunding? Wie funktioniert die Finanzierung über den Schwarm, und warum steckt mehr dahinter als nur Geld aus dem Netz?
Die vier Crowdfunding-Modelle im Überblick
Beim Crowdfunding finanzieren viele Personen mit kleinen Geldbeträgen gemeinsam ein Projekt oder Vorhaben über das Internet. Für ihre Unterstützung erhalten die Geldgeber meistens eine Gegenleistung vom Projektstarter, die ideeller, materieller, aber auch finanzieller Art sein kann. Abhängig davon, welche Gegenleistung die Crowd erhält, unterscheidet man die vier Crowdfunding-Modelle: reward-, equity-, lending-, oder donation-based Crowdfunding.
Die Gegenleistung macht den Unterschied
Seinen Ursprung hat das reward-based Crowdfunding im Kultur- und Kreativbereich. Hier wurde die Schwarmfinanzierung zuerst genutzt, um kreative Projekte durch Unterstützer vorzufinanzieren und dadurch realisierbar zu machen.
Crowdfunding als eine Art des Vorab-Verkaufs
Im Gegensatz zum bekannten Fundraising erhalten Unterstützer beim Crowdfunding sogenannte Dankeschöns – kleine Gegenleistungen, die einen Anreiz zum Unterstützen geben sollen. Dieses Modell der Vorabfinanzierung wird häufig genutzt, um die Produktion von neuen Entwicklungen zu finanzieren. So sammelten beispielsweise US-Musiker schon 2006 über Crowdfunding Geld von ihren Fans, um sich die Studiomiete für die Produktion eines neuen Albums leisten zu können. Im Gegenzug erhielten diese dann das fertige Album.
Beim reward-based Crowdfunding, ohne monetäre Gegenleistungen, spielen meist hedonistische oder altruistische Motive der Unterstützer eine zentrale Rolle. Man gibt Geld, weil etwas gefällt und man sich einer Sache verbunden fühlt.
Markttest und Reichweite durch die Crowd
Diese Form des Crowdfundings kann besonders für Unternehmen interessant sein, die ein neuartiges B2C-Produkt am Markt testen möchten. Da nur Produkte durch die Crowd finanziert werden, die auch tatsächlich bei der Zielgruppe auf Interesse und Zahlungsbereitschaft stoßen, funktioniert die Kampagne als realer Markttest. Darüber hinaus kann eine gute Crowdfunding-Kampagne durch ihre Reichweite ein großes Unterstützernetzwerk und wertvolle Multiplikatoren erschließen. Damit vereint eine reward-based Crowdfunding-Kampagne also Finanzierung, Marketing und Proof of Concept.
Beim Crowdinvesting geht es nicht um das Finanzieren einzelner Projekte oder die Vorfinanzierung von Produkten, sondern um Mikro-Investitionen vieler Einzelpersonen in meist junge Unternehmen (Startups).
Geldgeber erhalten erfolgsabhängige Rendite
Für Startups ist Crowdinvesting vor allem in der frühen Seedphase interessant, wenn das Unternehmen Kapital benötigt, um den Markt zu erschließen. Die Geldgeber werden im Rahmen des Crowdinvesting am Erfolg des Unternehmens beteiligt. Dies geschieht meist mittels partiarischer Darlehen, die durch ihren nachrangigen Status einen eigenkapitalähnlichen Charakter haben. Die Investitionen der Crowd sind beim Crowdinvesting i.d.R. einige Jahre an das Unternehmen gebunden. Der Anreiz für Investoren liegt in der prozentualen Beteiligung am Unternehmensgewinn oder, je nach gewähltem Modell, in der Möglichkeit, im Falle eines Exits vom Verkauf des Unternehmens zu profitieren.
Reguliert durch das Kleinanlegerschutzgesetz (KASG)
Das Risiko für den Investor liegt in der Gefahr, die getätigten Investitionen im Falle einer Insolvenz unwiderruflich zu verlieren. Deshalb gilt Crowdinvesting als sehr riskant für Investoren. In der Regel besitzen Crowdinvestoren als reine Darlehensgeber keine Mitbestimmungsrechte am Unternehmen, sondern, je nach Vereinbarung mit dem Unternehmen, lediglich Informationsrechte.
Crowdinvesting wird im englischen Sprachraum auch als equity-based Crowdfunding bezeichnet. Gewinnabsichten stehen für die Investoren bei diesem Crowdfunding-Modell im Vordergrund. Crowdinvesting unterliegt rechtlich dem Kleinanlegerschutzgesetz.
Beim Crowdlending agiert die Crowd als Darlehensgeber für Privatpersonen oder Unternehmen. Die Darlehensvergabe erfolgt über eine Crowdlending-Plattform als Vermittler. Die Einstufung in Risikoklassen übernimmt die Crowdlending-Plattform, entsprechend gestaltet sich der zu zahlende Zins. Der Unterschied zu Bankdarlehen sind die geringeren Ansprüche an vorhandene Sicherheiten, da das Risiko eines Zahlungsausfalls die Crowd zu tragen hat.
Auch beim Crowdlending wird gemäß dem Motto „Alles oder nichts“ das Darlehen erst vermittelt, wenn die benötigte Darlehenssumme komplett durch die Crowd gedeckt ist. Dann vergibt in der Regel eine zwischengeschaltete Bank das Darlehen an den Darlehensnehmer und verkauft die Teilforderungen an die Crowd, da die Plattformen meist nicht über eine eigene Banklizenz verfügen.
Crowdlending kann am ehesten als eine Alternative zum Bankkredit verstanden werden. Anders als beim Crowdinvesting handelt es sich hier allerdings nicht um nachrangige Darlehen. Die Crowd steht im Falle eines Zahlungsausfalls also gleichberechtigt neben anderen Gläubigern. Für die Geldgeber steht beim lending-based Crowdfunding klar die Gewinnabsicht im Vordergrund.
Unter Crowddonating versteht man das Sammeln von Spenden nach dem Crowdfunding-typischen „Alles oder nichts“-Prinzip. Meistens handelt es sich bei den so finanzierten Projekten um Projekte mit gemeinnützigem Charakter. Im Gegensatz zum reward-based Crowdfunding ist hier das Belohnen der Geldgeber durch Dankeschöns nicht üblich. Ist der Projektstarter dazu berechtigt, können Spendenquittungen ausgestellt werden. Da die Spenden beim Crowddonating i.d.R. zweckgebunden sind, ist eine Überfinanzierung – also ein Einsammeln von über 100 Prozent der Funding-Summe hier nicht möglich.