IHK Umfrage (Herbst 2023)

Arbeitskräftemangel

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Über die Hälfte der bayerischen Unternehmen hat im Herbst 2023 Probleme bei der Stellenbesetzung: 57 % können ihre Vakanzen länger als zwei Monate nicht besetzen. 61 % der Unternehmen sehen im Fachkräftemangel eine Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung.

Dies sind die Ergebnisse einer bayernweiten Unternehmensbefragung im Rahmen der Konjunkturumfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) unter 3.700 Unternehmen.

Inhalt

Die Besetzung offener Stellen in Bayern bleibt problematisch

57 % der befragten bayerischen Unternehmen gaben an, ihre vakanten Stellen länger als zwei Monate nicht besetzen zu können.

Die Branchen sind vom Arbeitskräftemangel unterschiedlich stark betroffen. Insbesondere im Tourismus (64 %) hat ein sehr großer Anteil der Betriebe Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen.
Auch im Baugewerbe gibt es Probleme: Trotz eines konjunkturell bedingten Rückgangs bleibt die Stellenbesetzung für über die Hälfte der Bauunternehmen (56 %) schwierig.

Auch die Industriebetriebe (60 %) sind weiterhin überdurchschnittlich vom Fachkräftemangel betroffen. Die Dienstleistungsbranche liegt 2023 genau im branchenübergreifenden Durchschnitt von 57 %. Auch im Handel (52 %) klagen die Unternehmen über größere Probleme als noch vor einigen Jahren. Lediglich in der Informationswirtschaft (41 %) lässt sich ein leichter Entspannungstrend beobachten.

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Welche Qualifikationsniveaus sind in Bayern gefragt?

Über alle Qualifikationsniveaus hinweg werden 2023 Arbeitskräfte in Bayern dringend gesucht. Im Schnitt gibt jedes zweite Unternehmen an, vergeblich nach einer Arbeitskraft mit Fachwirt-, Meister- oder einem anderen Weiterbildungsabschluss zu suchen (49 %).

Aber auch die Besetzung von Stellen für Auszubildende (45 %), Fachkräfte mit dualer Berufsausbildung (38 %) sowie mit (Fach-)Hochschulabschluss (40 %) erweist sich über alle Branchen hinweg als problematisch. Zudem sucht mehr als jedes vierte Unternehmen in Bayern (27 %) vergeblich nach Hilfspersonal ohne abgeschlossene Berufsausbildung.

Dabei lassen sich in den Branchen unterschiedliche Bedarfslagen beobachten: Während in der Informationswirtschaft überwiegend Mitarbeiter mit (Fach-)Hochschulabschluss gefragt sind (78 %), werden in der Tourismuswirtschaft auch Helfer ohne qualifizierte Berufsausbildung dringend gesucht (54 %). Das Baugewerbe (66 %) und der Handel (57 %) tun sich überdurchschnittlich schwer, passende Schulabgänger bzw. Auszubildende einzustellen.

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Das Risiko Arbeitskräftemangel in Bayern

Insgesamt bleibt die Einschätzung des Arbeitskräftemangels als Geschäftsrisiko für die kommenden 12 Monaten über alle Branchen hinweg auf einem hohen Niveau: Wie im vorigen Jahr sehen 61 % der bayerischen Betriebe darin eine Gefahr für ihre wirtschaftliche Entwicklung.

Mit 77 % sehen mehr als drei Viertel der im Tourismus tätigen Unternehmen im Herbst 2023 im Arbeitskräftemangel ein Risiko und sind damit am stärksten alarmiert, gefolgt vom Baugewerbe mit 64 %, wo sich die Situation im Vergleich zum letzten Jahr etwas entspannt. Auch bei den Dienstleistungsbetrieben (63 %), in der Industrie (57 %), der Informationswirtschaft (51 %) sowie im Handel (51 %) befürchtet über die Hälfte der befragten Unternehmen eine wirtschaftliche Beeinträchtigung durch den Arbeitskräftemangel.

Regional variiert das eingeschätzte Risiko in Bayern: Während Oberbayern (57 %) im Herbst 2023 nah am bayerischen Mittelwert (58 %) liegt, ist der Arbeitskräftemangel in Niederbayern erneut besonders präsent (67 %).

Während Kleinstbetriebe (36 %) den Arbeitskräftemangel nicht überwiegend als ihr Hauptrisiko ansehen, steigt diese Einschätzung mit zunehmender Angestelltenzahl. Von den Betrieben mit 200-500 Angestellten bedeutet der Arbeitskräftemangel für 79 % in Zukunft ein wirtschaftliches Problem.

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Geplante Maßnahmen der bayerischen Unternehmen gegen den Arbeitskräftemangel

Die bayerischen Unternehmen greifen auf verschiedene Maßnahmen zurück, um Probleme bei der Stellenbesetzung zu reduzieren.

Im Schnitt wollen 65 % aller befragten Unternehmen zu diesem Zweck ihre Arbeitgeberattraktivität verbessern, 50 % setzen auf mehr Ausbildung und 48 % möchten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in ihrem Betrieb erleichtern.

Zudem stellen für bayerische Unternehmen mehr Weiterbildung (38 %), die Stärkung der Mitarbeiterkompetenz für Digitalisierung und Strukturwandel (37 %), die Einstellung von Arbeitskräften aus dem Ausland (39 %) oder von älteren Mitarbeitern (33 %) sowie der Ersatz von Arbeitskräften durch Investitionen in technische Lösungen (39 %) weitere wichtige Maßnahmengegen den Arbeitskräftemangel dar.

Die Einstellung von Arbeitskräften aus dem Ausland spielt vor allem für die Tourismuswirtschaft (57 %) sowie das Baugewerbe (48 %) eine große Rolle. Technische Lösungen als Ersatz für Arbeitskräfte kommen dagegen insbesondere in der Industrie (53 %) in Frage. Der Handel (61 %) gefolgt von der Industrie (54 %) will zukünftig mehr auf die eigene Ausbildung setzen.

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Das Ausmaß des Stellenbesetzungs-Problems in Oberbayern ist branchenabhängig

Die wirtschaftlichen Höhen und Tiefen spiegeln sich auch auf der regionalen oberbayerischen Ebene wider. Insgesamt stellt sich über die letzten zwei Jahre branchenübergreifend ein Gleichgewicht bei ca. 55 % der Unternehmen mit Problemen bei der Stellenbesetzung ein.

Einige wenige Branchen in Oberbayern haben 2023 weniger Probleme im Vergleich mit dem vergangenen Jahr. Dazu gehören beispielsweise die Informationswirtschaft, die erstmals unter 40 % betroffene Unternehmen verzeichnet, sowie die Industrie (49 %) mit 6 % weniger zum Vorjahr.

In den meisten Branchen stabilisiert sich der Wert auf weiterhin hohem Niveau, wohingegen die oberbayerische Dienstleistungsbranche sogar noch größere Stellenbesetzungsprobleme als im Vorjahr zu beklagen hat (58 %).

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Welche Qualifikationsniveaus sind in Oberbayern gefragt?

In Oberbayern wird 2023 branchenübergreifend von Schulabgängern bis Hochschulabsolventen Personal gesucht. Die meisten Qualifikationsniveaus sind ähnlich stark gefragt.

Lediglich etwas weniger Auszubildende (37 %) und Personal ohne Berufsausbildung (27 %) werden benötigt. Darin unterscheidet sich die Situation der oberbayerischen Unternehmen zu der gesamtbayerischen. In Oberbayern werden tendenziell höherqualifizierte Arbeitskräfte benötigt als im Landesdurchschnitt.

Auffällig: Im Informationswirtschaftssektor suchen 70 % der Unternehmen erfolglos Mitarbeiter mit (Fach-)Hochschulabschluss und 56 % mit dualer Berufsausbildung, während die Tourismuswirtschaft auch Helfer ohne qualifizierte Berufsausbildung dringend bräuchte (52 %). Sonst sind die Zahlen recht ähnlich zum bayerischen Trend.

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Das Risiko Arbeitskräftemangel in Oberbayern

Im oberbayerischen Vergleich wird das Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung durch den Arbeitskräftemangel mit 62 % ähnlich stark eingeschätzt wie in Gesamtbayern (61 %). Die Tourismusbranche (81 %) ist noch stärker betroffen in Oberbayern, dafür sieht die Industrie (50 %) etwas weniger Probleme als im bayerischen Durchschnitt.

Geographisch lässt sich beobachten, dass 55 % der befragten Unternehmen in der Region München im Herbst 2023 den Arbeitskräftemangel als Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung nannten. Die entsprechenden Anteile in Südostoberbayern (60 %) und der Region Ingolstadt (64 %) liegen deutlich über dem oberbayerischen Durchschnitt (57 %). Das Oberland schließt mit 59 % der Unternehmen, die Befürchtungen im Zusammenhang mit dem Arbeitskräftemangel haben, im Vergleich zum letzten Jahr (50 %) deutlich auf.

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