Best Practice: Recruiting der Generation Y und Z

Bewerbung per WhatsApp: So gewinnt Kunzmann Azubis der Generation Z

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© Bjoern Friedrich

Der Autohändler Kunzmann aus Aschaffenburg bildet jedes Jahr 200 junge Menschen aus. Damit ist jeder fünfte der gut 1.000 Mitarbeitenden Azubi. Ausbilderin Petra Bechtel erklärt, wie das Unternehmen den Bewerbungsprozess vereinfacht hat und warum alle Azubis in einem Ranking geordnet werden.

Wer sich bei Ihnen auf einen Ausbildungsplatz bewerben möchte, kann das über WhatsApp machen. Wie funktioniert das?

Auf unserer Webseite kann man sich direkt auf offene Stellen bewerben. Statt ein Online-Formular auszufüllen, kann man auch einfach einen QR-Code mit seinem Smartphone einscannen und wird zu WhatsApp weitergeleitet. Dort öffnet sich ein neuer Chat, in dem ein Chatbot Fragen stellt, auf die Bewerber antworten können. Sie geben zum Beispiel ihr Alter an und auf welche Stelle sie sich bewerben. In dem Chat können sie direkt Fotos von ihren Zeugnissen oder Ähnlichem machen, sodass die Bewerbung schnell abgeschlossen ist.

Die Zeit, in der Bewerber aufwendige Mappen gestalten, Dokumente einscannen oder extra Bewerbungsfotos anfertigen lassen, ist vorbei. Für die Generation Z muss alles schnell gehen – auch der Bewerbungsprozess.

Wie geht es nach der Bewerbung dann weiter?

Die Kandidaten bekommen automatisch eine Eingangsbestätigung im Chat. Die Daten fließen in unser Online-Bewerbungssystem ein, in das die Ausbilder regelmäßig reinschauen.

Ich bin zum Beispiel für die kaufmännischen Azubis zuständig und schaue jeden Tag nach neuen Bewerbungen. Ich treffe auch gleich eine Entscheidung, ob die Person eine Absage bekommt oder zum Einstellungstest eingeladen wird.

Wie läuft der Einstellungstest ab?

Es handelt sich um einen Online-Test. Aktuell ermöglichen wir Bewerbern testweise, die Aufgaben zu Hause zu absolvieren. Denn wir haben festgestellt, dass man sonst einen Teil der Leute verliert, wenn eine Anreise notwendig ist. Nach dem Test geben wir eine sehr schnelle Rückmeldung, ob die Person bestanden hat. Danach gibt es noch ein Gespräch und eventuell ein Probearbeiten.

Übrigens: Über die Hälfte derjenigen, die wir als Azubis einstellen, haben vorher schonmal ein Praktikum bei uns gemacht. Praktika sind für uns ein ganz wichtiger Teil des Erfolgsrezepts.

Wer als Azubi genommen wird, kommt bei Ihnen schnell mit einem besonderen Feedback-System in Berührung – Sie nennen es Zukunftswerkstatt. Was ist das?

Die Zukunftswerkstatt ist ein Leistungsbewertungssystem. Jedes halbe Jahr werden die Azubis bewertet – unter anderem fließen Berichtshefte, Berufsschulzeugnisse, Zwischenprüfungen, Beurteilungen und Projekte ein. Aus den Ergebnissen wird dann ein Ranking aller Azubis erstellt, sodass jeder sieht, wie er im Vergleich zu den anderen abschneidet.

Wir merken, dass das sehr gut ankommt. Die Azubis sind engagierter als früher – auch, weil wir Prämien für die Bestplatzierten verteilen. Für die Erstplatzierten gibt es etwa ein Tablet oder eine Smartwatch, für die Plätze dahinter Gutscheine. Und wer mehrmals vorn liegt, bekommt eine Übernahmegarantie. Ein weiterer Vorteil: Aufgrund des Systems können wir allen genau sagen, wo sie sich verbessern können.

Besteht nicht die Gefahr, dass dieses System auch negative Effekte hat? Gerade die Generation Z gilt ja als weniger kritikfähig und empfindlich.

Wir achten darauf, individuelles und vor allem wertschätzendes Feedback zu geben. Alle Azubis werden über ihre Platzierung persönlich informiert, damit sie direkt an ihren persönlichen Stärken arbeiten und ihr Optimierungspotenzial entfalten können. Es ist uns wichtig, dass die Bewertungen und damit auch die Platzierungen transparent und nachvollziehbar sind.

Ist Feedback in den vergangenen Jahren wichtiger geworden?

Definitiv. Die Generation Z hat andere Werte als die Generationen vor ihr. Pünktlichkeit zum Beispiel ist für viele nicht mehr wichtig. Sie kommen zu spät oder melden sich erst mittags beim Vorgesetzten, wenn sie krank sind. Auch das Thema Work-Life-Balance hat an Bedeutung gewonnen: Mitunter fragen mich Praktikanten schon am ersten Tag, wann sie wieder nach Hause gehen dürfen.

Da ist es aus meiner Sicht essenziell, viel zu kommunizieren und direkt zu spiegeln, wenn etwas nicht gut bei mir ankommt. Viele der jungen Menschen sagen mir, dass sie froh über solche Rückmeldungen sind, weil ihnen das vorher noch niemand gesagt hat.

Die Zeit, in der Bewerber aufwendige Mappen gestalten, Dokumente einscannen oder extra Bewerbungsfotos anfertigen lassen, ist vorbei.

Petra Bechtel, Ausbilderin, Kunzmann