Praxisbeispiel: Berufskraftfahrer

Spedition Neuner: Gerne auch Frauen am Steuer

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© Spedition Neuner

Auf Facebook, per WhatsApp und mit Ebay Kleinanzeigen sucht die Spedition Neuner GmbH & Co. KG durchaus erfolgreich nach neuen Lkw-Fahrern und Fahrerinnen. Etwas mühsamer verläuft dagegen die Ausbildung von Berufskraftfahrern.

Standort: Mittenwald
Branche: Spedition und Logistik
Mitarbeitende: 56

Demnächst stehen bei der Spedition Neuner Dreharbeiten an: Geschäftsführerin Katrin Eissler plant eine Reihe von Videos, in denen Fahrer neue Kollegen suchen. "Da zeigen wir zum Beispiel einen Fahrer, der in seinem Lkw sitzt und erzählt, dass er tagsüber mit diesem Fahrzeug unterwegs ist und noch eine Besetzung für die Nachtlinie gesucht wird", erzählt sie. In den Videos sollen es nicht nur um die fachlichen Anforderungen gehen, auch das gute Betriebsklima und die Wertschätzung, die das Mittenwalder Familienunternehmen Berufskraftfahrern entgegenbringt, sollen vermittelt werden. Sie werden unaufwendig per Smartphone aufgenommen und auf der Unternehmenswebsite, aber auch auf Facebook gestellt.

Denn mit der Social-Media-Plattform macht Katrin Eissler seit einigen Jahren beim Recruiting. "Dort gibt es spezielle Gruppen von und für Berufskraftfahrer wie etwa ,König der Straßen', auf denen wir Jobangebote veröffentlichen." Mit der Resonanz darauf ist sie sehr zufrieden. Aber auch Nachrichtendienst WhatsApp nutzt sie fürs Recruiting: Dazu wird ein selbst entwickelter digitale Flyer mit der Stellenanzeige an die Firmenkontakte der Spedition gesandt - mit der Bitte, diesen Flyer an Interessierte weiterzuleiten oder ihn auf den eigenen Status zu stellen. "Es ist erstaunlich, wie häufig der Flyer weitergeleitet wird", sagt Eissler. Mitunter lasse sich der Kontaktpfad beim Vorstellungsgespräch gar nicht mehr nachvollziehen. Nicht mehr ganz so zufrieden ist sie dagegen mit den Antworten auf ihre Stellenangebote bei eBay-Kleinanzeigen: "Das lief schon mal besser."

Mitarbeitende als Multiplikatoren

Auf klassische Stellenanzeigen in Tageszeitungen verzichtet Katrin Eissler mittlerweile. "Da kommen gar keine Bewerbungen." Mit Annoncen bei der Agentur für Arbeit sowie der Unterstützung des lokalen Job Centers ist sie dagegen sehr zufrieden. Die beste Möglichkeit, neue Lkw-Fahrer und -Fahrerinnen zu finden, sind für sie jedoch nach wie vor Empfehlungen der eigenen Mitarbeitenden. "Die kennen das Unternehmen, sie wissen, was wir bieten und wer zu uns passt." Ein weiterer Klassiker, der bei dem Mittenwalder Familienunternehmen nach wie vor gut funktioniert, sind Schülerpraktika. "Die Praktikanten dürfen soweit machbar eine Tour begleiten und den Alltag eines Lkw-Fahrers live miterleben. Manche wollen daraufhin sofort anfangen", sagt Katrin Eissler.

Seit 2009 bildet das Unternehmen junge Menschen zu Berufskraftfahrern aus - mit gemischtem Erfolg: "Manchmal fehlte es an Motivation und Durchhaltevermögen", sagt Katrin Eissler. "Zudem ist es schwierig, wenn sich 16-Jährige bewerben, da sie ja frühestens mit 17 den Pkw- und erst danach den Lkw-Führerschein machen können." Für Einsätze im internationalen Verkehr ist zudem ein Mindestalter von 21 Jahren vorgeschrieben.

Fahrpersonal aus Österreich

Im Ausland sucht das oberbayerische Unternehmen nicht aktiv nach neuem Fahrpersonal - mit einer Ausnahme: Ein Teil des 44-köpfigen Fahrerteams sind Österreicher. "Da einige unserer Touren in Tirol starten, haben wir eine Niederlassung in Innsbruck eröffnet. Das erleichtert es ungemein, österreichische Berufskraftfahrer zu beschäftigen", sagt Katrin Eissler.

Offenes Ohr und aktive Hilfe

Um das Fahrpersonal an Bord zu behalten, setzt die Spedition Neuner auf weitaus mehr als die pünktliche Überweisung des Gehalts. Tankkarten und ein Firmenfahrzeug für die Fahrt zu alternativen Einsatzorten kommen genauso gut an wie die moderne Flotte der Spedition und die Möglichkeit, sein fest zugewiesenes Fahrzeug zu personalisieren und zum Beispiel mit Vorhängen oder Aufstellern auszustatten. "Besonders wichtig ist es aber, dass wir ein offenes Ohr für alle Belange, Sorgen, Nöte und auch freudige Ereignisse unserer Mitarbeiter haben", sagt Katrin Eissler. Das Büroteam hilft bei Behördengängen und dem Ausfüllen von Kindergeldanträgen, bei der Suche nach Wohnungen, Kindergartenplätzen und Jobs für Ehepartner. Bei der Touren- Schichtplanung wird auch auf familiäre Restriktionen eingegangen, so dass Mitarbeitende zum Beispiel ihre Kinder vor Schichtbeginn zur Schule oder in den Kindergarten bringen können.

Das weiß nicht nur die Berufskraftfahrerin zu schätzen, die für die Spedition Neuner seit Jahren einen 40-Tonner mit Stückgut fährt. Eine zweite Kollegin startet im Herbst 2023. "Mit Berufskraftfahrerinnen haben wir beste Erfahrungen gemacht", sagt Katrin Eissler. "Sie machen diesen Job aus Leidenschaft, ihre Fahrzeuge sind stets in einem Top-Zustand und sie wuppen ihre Arbeit genauso wie ihre Kollegen."

"Da einige unserer Touren in Tirol starten, haben wir eine Niederlassung in Innsbruck eröffnet. Das erleichtert es ungemein, österreichische Berufskraftfahrer zu beschäftigen," Katrin Eissler, geschäftsführende Gesellschafterin der Spedition Neuner GmbH & Co. KG