Hotel Vier Jahreszeiten: „Anwerbung aus Drittstaaten braucht bis zu sechs Monate Vorlaufzeit“
Die Anwerbung von Fachkräften im Ausland ist für das Hotel Kempinski Vierjahreszeiten Tagesgeschäft: Allein in München arbeiten rund 350 Angestellte aus 40 Nationen, von Asien über Amerika, Afrika und Europa ist alles vertreten.
Rekrutierung internationaler Mitarbeiter hat im Hotel Tradition
Standort: München
Branche: Hotel & Gastronomie
Mitarbeiter: 350
Die Gäste des Hotels Vier Jahreszeiten Kempinski München kommen aus aller Welt, und ganz selbstverständlich trifft das auch auf das Team zu: „Deshalb sind Zuwanderung und die Rekrutierung internationaler Mitarbeiter bei uns schon immer ein Thema“, berichtet Bianca Birawsky, Director of Human Resources in München. Die Kempinski Hotelgruppe betreibt 76 Fünf-Sterne-Hotels in 31 Ländern. Allein in der bayerischen Metropole arbeiten rund 350 Angestellte aus 40 Nationen, von Asien über Amerika, Afrika und Europa ist alles vertreten.
Das Anwerben aus der EU oder Kooperationsstaaten wie den USA sei relativ einfach. Bei neuen Kollegen aus Drittstaaten ist der Prozess dagegen langwieriger. „Wenn man einen passenden Kandidaten findet, kann dieser nicht in zwei Wochen hier anfangen“, erklärt Birawsky. „Das braucht in der Regel mindestens vier bis sechs Monate Vorlaufzeit.“ Denn der vorausgehende Prozess ist nicht immer unkompliziert.
Üblicherweise kommt das Hotel über Online-Stellenanzeigen, soziale Netzwerke oder Mund-zu-Mund-Propaganda in Kontakt mit potenziellen neuen Mitarbeitern. „Zunächst verbringt man viel Zeit damit, zu recherchieren, ob und wie man die Person überhaupt ins Land holen kann.“ Denn nicht jeder kann überhaupt eine Arbeitserlaubnis erhalten – etwa, weil eine in Deutschland anerkannte Ausbildung oder ein Studium nicht vorliegt oder die Sprachkenntnisse fehlen. „Diese Voraussetzung muss aber erfüllt sein, das ist die Basis für das gesamte weitere Vorgehen“, so Birawsky.
Anschließend geht es darum, die Arbeitserlaubnis zu beantragen und dafür zu sorgen, dass die Person auch einreisen kann. Dafür erstellt das Unternehmen für den zukünftigen Mitarbeiter den Arbeitsvertrag, die detaillierte Stellenbeschreibung und den sogenannten Letter of Invitation. „Darin steht, warum wir die Person hier einstellen möchten.“ Diese Unterlagen legt der neue Mitarbeiter dann bei der deutschen Botschaft im Heimatland vor, um ein Einreisevisum zu erhalten. „Das kann manchmal schwierig sein. Allein schon, weil es natürlich nicht in jeder Stadt eine deutsche Botschaft gibt“, erzählt Birawsky.
Mit dem erhaltenen Visum reisen die Personen schließlich nach München, wo sie am Flughafen von den Kempinski-Mitarbeitern abgeholt werden. Dann geht es noch zur Ausländerbehörde, um den Aufenthaltstitel und die Arbeitserlaubnis in den Pass zu bekommen. Zu den verschiedenen Behördengängen in Deutschland werden die ausländischen Mitarbeiter am Anfang meist begleitet. „Und dann kann es endlich los gehen.“
Weil es während des Ablaufs immer wieder zu unerwarteten Schwierigkeit kommen kann, ist das Unternehmen ständig in Kontakt mit den neuen Kollegen. „Manchmal bekommt die Person bei den Behörden vor Ort gar keinen Termin, sei es, weil dort die Kapazitäten überlastet sind oder es einfach keinen klaren Ansprechpartner gibt.“ Oder das Visum wird verweigert, weil es Verwirrung bei der Übersetzung der Ausbildungsqualifikationen gibt. Doch bisher konnte das Unternehmen die Hürden immer überwinden.
Man muss einfach dranbleiben. Dann klappt es auch.
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