Unternehmerinnen machen Schule
Weibliche Role-Models sind wichtig, um Mädchen und junge Frauen frühzeitig für die Selbstständigkeit und das Unternehmerinnentum zu begeistern. Im Rahmen der Initiative "Unternehmerinnen machen Schule" bekommen junge Menschen Einblicke in die Arbeit von Unternehmerinnen. Dabei werden sie ermutigt, irgendwann selbst den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.
Das ist die Idee
Zu den Projekten des IHK-Ausschusses Unternehmerinnen gehört auch die Initiative „Unternehmerinnen machen Schule“. An ausgewählten Schulen besuchen Unternehmerinnen den Unterricht oder laden Schülerinnen in ihre Unternehmen ein. Sie begeistern fürs Unternehmerinnentum, indem sie ihr Unternehmen vorstellen und über ihre Erfahrungen als Unternehmerinnen berichten.
Damit soll die Idee der Selbstständigkeit schon frühzeitig platziert werden - durch weibliche Role-Models sollen insbesondere auch Mädchen und junge Frauen inspiriert werden. Für die jungen Mädchen wird so das Spektrum möglicher Berufe erweitert, was langfristig auch dem Wirtschaftsstandort gut tut: Denn mehr Unternehmerinnen machen einen Standort kreativer und erfolgreicher.
Sie kennen eine Schule, die mit uns dieses Projekt oder den nächsten Girls' Day unterstützen würde oder möchten sich selbst gern beteiligen? Dann melden Sie sich bei elfriede.kerschl@muenchen.ihk.de
Lesen Sie zur Einstimmung unsere Berichte zu den Schulbesuchen weiter unten auf dieser Seite.
Erfahrungsberichte: Unternehmerinnen in Schulen
"Unternehmerinnen machen Schule" - und die Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse des Gymnasiums Grünwald finden das klasse!
Empowerment für die nächste Generation - so kann man den Besuch von Monika Scheddin zusammenfassen. Als Autorin, Speakerin und Coach und zudem engagiertes Mitglied im Ausschuss Unternehmerinnen der IHK für München und Oberbayern ist sie prädestiniert, insbesondere bei Mädchen das Interesse für eine spätere Selbständigkeit zu wecken - und das ist das Ziel dieser IHK-Aktion.
Monika teilte wertvolle Tipps und Erfahrungen, darunter:
- Sätze, die man nicht glauben muss: Das gibt es schon alles. Der Markt ist schon gedeckt. Das geht nicht.
- Das richtige Timing: ein strukturierter Alltag mit Zeit zum Arbeiten und Zeit für Kreativität.
- Entscheide dich und geh los, dann findest du auch Menschen, die dich unterstützen. Lieber unvollkommen begonnen, als perfekt gezögert.
Und das kam bei den Schülerinnen und Schülern sehr gut an! Sie fühlten sich inspiriert und motiviert, ihre eigenen Ideen zu verfolgen und die ersten Schritte in die Selbstständigkeit zu wagen. Und sie hatten viele Fragen, allen voran: Wie fängt man an, wenn man eine Idee hat?
Auf die Frage, wie lernt man vor vielen Zuhörer/-innen zu sprechen, gab Monika Scheddin diese wertvollen Ratschläge:
- Bereite dich gut vor.
- Überlege dir genau, wie du einsteigst und wie das Ende aussieht.
- Und frage dich: „Als wer will ich in Erinnerung bleiben?“
„Unternehmerinnen machen Schule“ braucht engagierte Lehrkräfte, die solche Stunden möglich machen, Räume organisieren und alles vorbereiten. Toll, dass es am Gymnasium Grünwald Lehrer wie Simon Hörsch, Simon Schab und Daniel Werthmann gibt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Besuch am Camerloher Gymnasium Freising am 16.07.2024
Am Dienstag, den 16. Juli 2024 hatten die Schülerinnen und Schüler der Q 11 im Rahmen der Studien- und Berufsorientierung des P-Seminars die Möglichkeit, an Unternehmerinnen machen Schule teilzunehmen.
Hierzu waren die Organisatorin der Veranstaltung, Frau Kerschl - Referatsleiterin Wirtschaftspolitik, Fachkräfte, Frauen in der Wirtschaft bei der IHK München und Oberbayern – sowie Frau Scholz-Köberlein, die Gründerin und Geschäftsführerin von Kontextlab zu Gast am Camerloher. Nach einer kurzen persönlichen Vorstellung erzählte die Unternehmerin von ihrer ursprünglichen Geschäftsidee „Der Kontext“ und schilderte diese dabei äußerst anschaulich. Auch den notwendigen Pivot – also einen signifikanten strategischen Kurswechsel – ihres Startups stellte sie sehr nachvollziehbar dar. Das Produkt ihres „neuen“ Unternehmens „Kontextlab“ sind sogenannte KontextMaps getreu dem Motto „Make knowledge productive“. Durch ihre schülerzugewandte Präsentation gelang es Frau Scholz-Köberlein, den Zuhörern viele wertvolle Tipps und auch die persönlichen Voraussetzungen für eine berufliche Selbstständigkeit zu vermitteln. Danach hatten die Schülerinnen und Schüler noch die Möglichkeit, Fragen zu stellen, die von Frau Scholz-Köberlein ehrlich beantwortet wurden. So machte sie beispielsweise deutlich, dass gerade in der Gründungs- und Anfangsphase eines Unternehmens sehr lange Arbeitszeiten von bis zu 80 Stunden pro Woche durchaus normal seien. Sie betonte jedoch, dass sie dies aber nicht als schlimm empfunden habe, da sie für die eigene Idee „brenne“ und ihr diese auch nach wie vor eine echte Herzensangelegenheit sei – was durchwegs zu spüren war.
Im zweiten Teil der Veranstaltung durfte das aktuelle JUNIOR-Unternehmen des Camerloher Gymnasiums „Qrazy“ die eigene Geschäftsidee und die bisherigen Erfahrungen sowie die Planungen für den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres präsentieren. Von Frau Scholz-Köberlein und Frau Kerschl gab es professionelles Feedback zum Pitch und weitere wertvolle Hinweise. Zudem konnten die beiden Gäste für eine finanzielle Unterstützung gewonnen werden und erwarben jeweils eine Förderurkunde des Schülerunternehmens.
- Katrin Westermeier, KBO, Schulpatin von QRazy
Aktion zum Weltfrauentag am 8.3.24
Am Weltfrauentag besuchte Christine Walker, eine erfolgreiche Unternehmerin aus München, das Edith-Stein-Gymnasium in München und inspirierte 80 Oberstufenschülerinnen, wie der Weg in die die Selbstständigkeit funktionieren kann.
Die Schulleitung des Mädchen-Gymnasiums legt großen Wert darauf, den Schülerinnen ihre Chancen und Möglichkeiten nach der Schulzeit aufzuzeigen. Der Weltfrauentag wird an der Schule speziell für diese Themen genutzt. Schnell war man im Gespräch mit der Unternehmerin Christine Walker und der IHK, um die Möglichkeiten im Rahmen der Initiative „Unternehmerinnen machen Schule“ zu besprechen. Ergebnis war, dass die Unternehmerin Christine Walker“ gerne die Vorbildfunktion übernahm, um den Oberstufenschülerinnen die Idee der Selbstständigkeit als eine potenzielle Karrieremöglichkeit nahe zu bringen. „Ich finde es wirklich wichtig, den Mädchen zu zeigen, dass Selbstständigkeit eine echte Alternative sein kann, wenn man eigene Vision hat, die man verfolgen möchte“ betont Christine Walker.
„Man kann nicht früh genug damit anfangen, den Schülerinnen die Idee der Selbstständigkeit nahe zu bringen. Erfolgreiche Unternehmerinnen sind Vorbilder für die Mädchen und können dadurch die Begeisterung für das Unternehmerinnentum wecken“ bestätigt Claudia Rottmann, Referentin IHK Business Women und Fachkräfte, Diversity der IHK für München und Oberbayern. Die IHK Initiative „Unternehmerinnen machen Schule“ verfolgt genau dieses Ziel.
Dabei besuchen Unternehmerinnen Schulklassen oder laden sie in ihre Unternehmen ein, um aus erster Hand von ihren Erfahrungen bei der Gründung und im Alltag des Unternehmertums zu berichten. "Derzeit sind 30 Prozent der Unternehmen in Oberbayern in weiblicher Leitung oder Mitführung – hier gibt es noch Raum für weiteres Wachstum. Wir hoffen, dass unsere Aktion langfristig dazu beiträgt, dass mehr Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen oder bereits bestehende Unternehmen übernehmen" betont Claudia Rottmann.
Auch der inspirierende Vortrag am Edith-Stein-Gymnasium war Teil der IHK-Initiative und die Unternehmerin Christine Walker begann ihren Vortrag anlässlich des Weltfrauentages mit einem energiegeladenen Zitat von Michelle Obama: "When Girls are educated, their countries become stronger and more prosperous". Sie ermutigte in diesem Zusammenhang gleich die Schülerinnen, ihre Talente zu entfalten, Hindernisse zu überwinden und die Welt mit ihren Fähigkeiten und Visionen zu bereichern. Und dann ging es konkret zur Sache:
Christine stellte sich den Schülerinnen als Gründerin und Geschäftsführerin der PLU Top Assistant und PLU Campus GmbH vor, einem Unternehmen, das sie seit 2004 aufgebaut hat und das führend ist im Angebot von mobilen Assistenzleistungen im Vorstands- und Geschäftsführungsbereich. Mit einem Team von 30 engagierten Mitarbeitern und einem Umsatz von über 2 Millionen Euro ist sie als Branchenexpertin und Marktführerin in diesem Bereich etabliert. Gestartet hat sie ursprünglich alleine als sogenannte mobile Assistenz, eine Assistenz die bei Bedarf für die Vorstandschaft gebucht werden konnte. Der Kunde war begeistert und wollte daraufhin 20 mobile Assistenzen buchen. Christine Walker sah die Chancen und hatte die Vision, das Unternehmen auszubauen. Der nächste Schritt waren die ersten 20 Assistentinnen, die sie vermittelte, drei Jahre später vermittelte sie bereits über 100 Assistentinnen an Vorstände und Geschäftsführungen. „Dann war auch die Zeit reif, die erste GmbH zu gründen“ erklärte Christine Walker die schrittweise Vorgehensweise.“ Um Ihre Assistentinnen fit zu machen für das Toplevel-Management entschied sie sich, einen eigenen Campus für die Mitarbeiterinnen zu gründen, der auch von den Kunden genutzt werden kann.
„Es gab zehn Jahre, da wusste ich nicht, ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter war! Aber ich wusste, warum ich das mache und hatte eine klare Vision vor Augen“, schildert Christine Walker ihre persönlichen Erfahrungen und nahm die Schülerinnen so mit auf eine Reise durch ihre persönlichen Erfahrungen als Unternehmerin, angefangen von den Herausforderungen beim Aufbau ihres Unternehmens bis hin zu den siegreichen Momenten auf diesem Weg. Heute hat die erfolgreiche Unternehmerin ein Management-Team, das sie tatkräftig unterstützt. Sie selbst kann sich auf das konzentrieren, was ihr Spaß macht, wie beispielsweise Mädchen für die Selbstständigkeit zu begeistern, erklärt die Unternehmerin mit einem Augenzwinkern.
Auf die Frage „Was ist wichtig, um nachhaltig am Markt erfolgreich zu sein“ wussten die Schülerinnen viele gute Antworten, die Christine Walker wie folgt zusammenfasste: „Es gibt viele verschiedene Bereiche, die man als Unternehmerin berücksichtigen muss, wie z.B. ein gut durchdachter Businessplans, ein gutes, loyales Team, die fortlaufende Entwicklung von Ideen und die strategische Knüpfung von Netzwerken. Aber was nützt einem all das, wenn man keine Sichtbarkeit erreicht?“ Und auch hier gab es wieder praktische Beispiele mit Persönlichkeiten wie Melitta Bentz und Margarete Steiff, die die Mädchen sichtlich beeindruckten.
Doch nicht nur die unternehmerischen Seiten beleuchtete sie, sondern auch die persönlichen Eigenschaften, die für Erfolg unentbehrlich sind. "Glaubt an euch und eure Visionen", ermutigte sie die Schülerinnen. "Der Weg mag steinig sein, aber der Erfolg lohnt jede Mühe." In diesem Zusammenhang war für die Mädchen von großem Interesse, wie die Unternehmerin es geschafft hat, Kinder groß zu ziehen und Geschäftsfrau zu sein. Auch das erklärte sie den Mädchen bereitwillig.
Im Kontext des Weltfrauentages sensibilisierte Christine Walker die Mädchen mit einem interaktiven Quiz für bedeutende Errungenschaften, die von Frauen erreicht wurden, sowie zu historischen Ereignissen, die die Rechte von Frauen maßgeblich geprägt haben. Die Schülerinnen staunten nicht schlecht, als sie hörten, dass die Begründerin der modernen Algebra eine Frau war. Und auch hier die klare Botschaft von Christine Walker „Ihr werdet sichtbar und sorgt dafür, dass die Welt erfährt, was ihr leistet“.
Auf jeden Fall haben die Schülerinnen eine inspirierende Unternehmerin kennengelernt, ein erfolgreiches Vorbild, das ihnen gezeigt hat, was Selbstständigkeit ausmacht. Insgesamt war ihr Vortrag nicht nur eine Quelle des Wissens, sondern auch eine unglaublich motivierende Erfahrung für die Schülerinnen. "Eure Träume sind der Motor für Veränderung. Seid mutig, stellt euch nicht hinten an, sondern geht voran und gestaltet die Welt, die ihr euch wünscht."
DER REIZ DES HÖLLENRITTS
4. Auflage von „Unternehmerinnen machen Schule“ im Freisinger Camerloher-Gymnasium: Messe-Chefin Natascha Hoffner diskutiert mit den Macherinnen und Machern von Flammamia. Googeln lässt sich das Schüler-Unternehmen auch schon: Flammamia.
Das ist nicht nur ein nettes Wortspiel mit Abbas Mamma Mia. Hinter Flammamia steckt eine coole Geschäftsidee, die dem Zeitgeist entspricht. Flammamia. Das P-Seminar Wirtschaft des Camerloher-Gymnasiums in Freising hat ihre Geschäftsidee im Rahmen der IHK-Veranstaltung „Unternehmerinnen machen Schule“ vorgestellt.
Am 20. Juni gastierte die IHK mit diesem Format schon zum vierten Mal im „Camerloher“. Basis dieser engen Partnerschaft ist das Teamwork zwischen der Wirtschaftslehrerin Katrin Westermeier und Elfriede Kerschl, bei der IHK für München und Oberbayern Expertin für Fachkräfte und das Thema Frauen in der Wirtschaft.
Was beide zu dieser Zusammenarbeit motiviert, ist auch die Schieflage in der Gründerstatistik. 2022 lag das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Gründern bei 80 zu 20 Prozent. Aus Sicht der IHK wird hier zu viel Potenzial verschenkt. Das Format „Unternehmerinnen machen Schule“ soll dazu beitragen, dass das nötige Umdenken schon bei den Schülerinnen beginnt.
Kerschl hatte für diese Mission Natascha Hoffner als „Role Model“ gewonnen. Eine gute Wahl, wie sich in der Diskussion mit den Schülern zeigen sollte. Hoffner kam ohne die Ich-erkläre-Dir-jetzt-mal-die-Welt-Attitüde aus, zu der Männer neigen. Sie erklärte einfach, wie es dazu kam, dass sie heute als Unternehmerin und im Ehrenamt dafür arbeitet, Frauen in der Wirtschaft voranzubringen.
Nun ist das Camerloher-Gymnasium, bekannt für seine musische Ausrichtung. Dank des Engagements Westermeiers beschäftigt man sich dort aber nicht nur mit Beethoven-Sonaten, sondern heute auch mit Start-up-Ideen. Westermeier leitet in der 11. Jahrgangsstufe ein „P-Seminar“, in der eine Gründung durchgespielt wird.
Dafür nutzt die Schule das Programm „Junior Expert“ der IW JUNIOR gGbmH, einer Tochter des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Unter dem Slogan „Empowering Youth“ soll bei Schülern ein „unternehmerisches Mindset“ entstehen. Das IHK-Format „Unternehmerinnen machen Schule“ dockt genau an dem Punkt an. Es soll dazu beitragen, dass dieses „Mindset“ vor allem bei den Schülerinnen entsteht.
Ein ziemlich komplexer Stoff für zwei Unterrichtsstunden am Nachmittag bei Freibadwetter und nach einem „Abi-Streich“ am Vormittag (es gab Weißwürste und Lehrer-Karikaturen). Der Schulgong teilte die Veranstaltung exakt in zwei Teile. In der ersten Hälfte sprach die Unternehmerin Hoffner zu den rund 50 Schülern aller P-Seminare des Gymnasiums. Die zweite Halbzeit gehörte dann Flammamia.
Zum Auftakt zeigte Westermeier für alle ein Video, das deutlich machte, wie Rollen-Klischees unser Leben bestimmen. In dem Video wurde eine Reihe von Personen befragt, wie sie sich ihren „CEO“, quasi den Gottvater ihres Unternehmens, vorstellen. Nicht einmal die Frauen kamen auf die Idee, „ihr“ CEO könnte eine Frau sein.
Das unterstrich, was Natascha Hoffner berichtete. Sie überraschte zunächst mit der Aussage „ich hatte nie vor, zu gründen“, erklärte aber dann sehr anschaulich, warum sie es doch tat. Das lag an Umständen, die fast nur Frauen vor Probleme stellen: erst Karriere gemacht, dann Fernbeziehung und Schwangerschaft, später das Ziel, auch als Mutter weiter Vollzeit arbeiten zu wollen. „Ich kam mir vor wie ein Alien“, sagte Hoffner.
Sie hörte von Männern Sätze, die Männer nur Frauen sagen, etwa der Hinweis, sie möge sich mehr um ihre Kinder kümmern. Auch Hoffner bekam mit, dass Männer Männer besser bezahlen. Und irgendwann hat es ihr gereicht. Sie beschloß, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Und auch da spürte sie die Widerstände. Sie berichtete, dass Banker Frauen gerne eine Küche, aber kein Start-up finanzieren. Ihre Bank wollte ihr den Kredit nur dann bewilligen, wenn ihr Mann dafür bürgt.
Fasst man ihren Vortrag zusammen, könnte man sagen: Sie ist aus Betroffenheit Unternehmerin geworden, als Reaktion auf das, was sie erlebt hat. Hoffner ist heute Geschäftsführerin der messe.rocks GmbH. Sie hat sich bundesweit einen Namen gemacht als Chefin der Frauen-Business-Messe „HerCAREER“, sie ist Kolummnistin der „Wirtschaftswoche“ und Mitglied des IHK-Ausschusses Unternehmerinnen.
Hoffners Unternehmen hat das, was heute Stellenbewerber von ihrem Arbeitgeber verlangen: „Purpose“, Werte, ein gesellschaftspolitisches Ziel. Hoffner will Frauen in der Wirtschaft in allen Lebensphasen und auf allen Ebenen fördern. Dies empfindet sie als erfüllend, aber leicht ist das nicht. Selbstständigkeit, sagte sie den Schülern, sei ein „Höllenritt“.
Die Schüler hatten dazu kluge Fragen. Wie Sie es mit der Frauenquote halte? „Ich bin dafür, sonst dauert das noch 131 Jahre.“ Auch die Jungs interessierte, wie es Hoffner geschafft hat, neben der Firmengründung zwei Kinder zu betreuen. „Es ist anstrengend“, gab Hoffner zu. In ihrem Fall hat das ein Rollentausch ermöglicht. Ihr Mann kümmerte sich anfangs um die Kinder. Als auch er wieder voll in den Job einstieg, ging es nicht mehr ohne eine Au Pair.
Hoffner sagte den Schülern Dinge, die man auf BWL-Vorlesungen nicht erfährt. So fanden es auch in Ihrem privaten Umfeld nicht alle gut, dass sie versucht hat, weder auf Kinder noch auf Karriere zu verzichten. Sie musste sich neue Freunde suchen, Mütter und Väter, die ähnlich ticken.
Natürlich wurde sie auch gefragt, wie sie die Corona-Krise überlebt habe. Hoffner sagte, in einer rein virtuellen Messe hätte sie keinen Sinn gesehen. Aber zum Glück hatte sie schon damals HerCAREER mit einer Online-Plattform ergänzt. Neben viel redaktionellem Inhalt bietet die Plattform ein „Jobmatch“-Tool, das von Frauen und Unternehmen genutzt werden kann.
Hoffner forderte explizit die Schülerinnen dazu auf, Mut zu haben, wenn sie eine Geschäftsidee im Kopf haben. Ihr Tipp Nr. 2: „Karriere beginnt bei der Partnerwahl“. Tipp Nr. 3: Netzwerken und Kontakte knüpfen ist für Frauen das A und O. Und Hoffners Tipp Nr. 4: sich ökonomisch niemals abhängig von dem Mann machen.
Die zweite Schulstunde wurde dann zu einer Art „Höhle der Löwinnen“. Die beiden IHK-Profis bildeten die Jury, die 12 Gründerinnen und Gründer von Flammamia trugen in einem „Pitch“ vor, wo sie mit ihrem Unternehmen stehen. Der Firmen-Name passt perfekt zur Geschäftsidee: aus gebrauchten Feuerwehrschläuchen werden Federmäppchen, Geldbeutel und Schlüsselanhänger hergestellt.
Mit 500 Euro Startkapital hat Flammamia angefangen. Der Verkauf von Förderurkunden brachte weitere Euros ein. Den Gymnasiasten schafften es, den für die Feuerwehr zuständigen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) als Förderer zu gewinnen. Flammamia befindet sich derzeit in der „Umsetzungsphase“. 200 Gegenstände will man fertigen. Am Samstag vor der IHK-Veranstaltung hatten die Schüler 120 Vorschnitte produziert.
Probleme gibt es mit dem Material. Das dicke Gummi ist mit Nähmaschinen kaum zu bearbeiten. Hier suchen die Schüler noch nach Lösungen. Im Juli soll dann der Verkauf beginnen. Derzeit brüten die Jungunternehmer über die Frage, wie viel ihre Produkte kosten sollen. Flammamia ist auf Social-Media präsent, eine WebSite ist in Arbeit. Auf der wäre auch der Online-Verkauf möglich, aber den größten Umsatz will man auf dem kommenden Schul-Sommerfest über den Verkauf an Mitschülern erzielen.
Bis Dezember soll das Gründungsprojekt dann abgeschlossen werden. Jeder erwirtschaftete Euro soll an die Umweltorganisation WWF gespendet werden. Die nutzt das Geld für Pflanzaktionen, die der Dürre und Waldbränden entgegenwirken. Dieser Twist macht Flammamia dann wirklich rund. „Wir sind hundertprozentig nachhaltig“, versprachen die Schüler.
Elfriede Kerschl und Natascha Hoffner fanden das alles ziemlich super - auch den „Pitch“, die Kurz-Präsentation. Hoffner riet den Schülern den letzten Punkt viel stärker zu betonen. „Wer Eure Geldbeutel kauft, tut etwas gegen Waldbrände. Das ist die spannende Geschichte. Wer die kennt, ist auch bereit, mehr dafür zu bezahlen“, erklärte die Unternehmerin.
Das IHK-Duo lobte auch die Arbeit von Katrin Westermeier. Sie habe mit Flammamia erneut bewiesen, was eine engagierte Lehrerin bewegen könne. Das Fazit dieses Nachmittags könnte folglich erfreulicher kaum sein. Die Partnerschaft von IHK und dem „Camerloher“ wird fortgesetzt, und es ist gut möglich, dass sich für die Geldbeutel aus dem Feuerwehr-Gummi nicht nur Schüler begeistern.
ÜBUNG FÜRS LEBEN
Beate Mader, Unternehmerin aus Bad Tölz, besuchte im Rahmen der IHK-Initiative „Unternehmerinnen in Schulen“ im Mai die Grund- und Mittelschule Wolfratshausen. Sie erzählte den Schülerinnen und Schülern nicht nur begeistert von ihrer Selbstständigkeit, sondern gab ihnen auch praktische Tipps mit auf den Weg.
Wie lässt sich die Selbstständigkeit, insbesondere die Selbstständigkeit von Frauen voranbringen? „Indem wir sie immer wieder als spannenden Lebensentwurf bewerben“, betont Elfriede Kerschl, Leiterin des Referats Fachkräfte, Weiterbildung, Frauen in der Wirtschaft der IHK für München und Oberbayern. „Am besten wir beginnen schon in den Schulen, unternehmerische, dabei vor allem auch weibliche Role-Models zu präsentieren und darüber Lust aufs Unternehmerinnentum zu machen.“ Genau aus diesem Grund ist die IHK-Aktion „Unternehmerinnen in Schulen“ entstanden. Unternehmerinnen besuchen Schulklassen oder laden diese in ihre Unternehmen ein und berichten von ihrer Gründung und dem Betriebsalltag. „Aktuell werden 30 Prozent der Unternehmen in Oberbayern von Frauen geführt oder mitgeführt – da ist noch Luft nach oben. Wir hoffen, dass unsere Aktion langfristig dazu beiträgt, dass mehr Frauen gründen oder Unternehmen übernehmen.“
Beate Mader, die in Bad Tölz die Medienagentur VISION HOCH DREI gegründet hat, sagte sofort zu, als die IHK bei ihr anklopfte, ob sie in der Grund- und Mittelschule Wolfratshausen auftreten wolle. „Ich bin leidenschaftliche Unternehmerin und werbe gern für die Selbstständigkeit.“ Gleich zwei achte Schulklassen besuchte sie im Mai. „Es ist wichtig, dass junge Menschen die Option, selbstständig zu arbeiten, in ihrer Berufsplanung auf dem Schirm haben. Dazu müssen sie reale Unternehmerinnen und Unternehmer kennenlernen und erleben. Wie sollen sie sonst wissen, was Selbstständigkeit überhaupt ausmacht und warum sie toll ist.“ Sie sieht es ähnlich wie Elfriede Kerschl: „Da es für Mädchen noch immer weniger selbstverständlich ist, Unternehmerin zu sein, ist es besonders wichtig, dass viel weibliche Role-Models Schulen besuchen.“
Maders eigener Lebensweg ist für Mädchen und Jungen gleichermaßen ermutigend. „Ich habe immer schon gern kreativ gearbeitet. Nach einer Ausbildung als Dekorateurin habe ich dann in verschiedenen Unternehmen im Veranstaltungs- und Kommunikationsmanagement gearbeitet, schließlich für die Formel 1. Hier war die günstigere Variante, aus der Selbstständige heraus Projekte umzusetzen.“ Da sie schon vorher mit dem Unternehmerinnentum geliebäugelt hatte, machte sie Nägel mit Köpfen und gründete 2005 ein eigenes Unternehmen. Dabei hat sie ihre beruflichen Erfahrungen in der Dekoration und Kommunikation pfiffig zusammengeführt, denn beide Ansätze dienen dazu Produkte und Ideen bestmöglich zu präsentieren: „Heute helfe ich Unternehmen, sich authentisch nach außen zu präsentieren und größtmögliche positive Wirkung zu erzielen – insbesondere über Social Media.“
Zunächst machte die Schülerinnen und Schüler natürlich die Erwähnung der Formel 1 neugierig … Doch auch darüber hinaus hatten sie viele Fragen, denn ihre Lehrerin Monika Köglsperger und Lehrer Sebastian Stauder hatten die Klassen gut vorbereitet: Was fasziniert Sie an der Selbstständigkeit? Wie sieht ihr Arbeitstag aus? Was tun Sie genau, wenn Sie ein Unternehmen beraten? Machen Sie regelmäßig Mittagspause? Haben Sie Mitarbeiter? Was verdienen Sie? Arbeiten Sie im Homeoffice? Hilft Ihre Arbeit auch der Gesellschaft?
Geduldig und engagiert beantwortete Beate Mader alle Fragen: Die Faszination liege in der Unabhängigkeit: „Ich mache wirklich nur das, was ich kann und was mir Spaß macht, gestalte meinen Arbeitstag relativ frei. Das ist für mich ein ganz entscheidender Vorteil der Selbstständigkeit. Das heißt aber auch, dass ich Phasen mit sehr viel Arbeit, sehr vielen Terminen in Kauf nehme.“ Nein, sie arbeite nicht im Homeoffice, sondern von ihrem Coworkingspace aus – einer Bürolandschaft, in der sie selbst ihren Arbeitsplatz hat, in die sich aber auch andere Selbstständige einmieten können. Wie sie berät? Wichtiger Ausgangspunkt für ihre Tätigkeit seien Werte, für die ein Unternehmen oder ein Soloselbstständiger steht, erläutert sie. „Wer werteorientiert arbeitet, eine werteorientierte Haltung an den Tag legt, kann klarer und authentischer nach außen kommunizieren und ist erfolgreicher. Deshalb arbeite ich mit meinen Kund:innen zunächst die Werte heraus und entwickele dann die Idee, mit der wir das Unternehmen präsentieren. “ Mitarbeiter:innen habe sie keine, dafür ein großes Netzwerk an selbstständigen Partnerinnen und Partnern. Und klar – schon allein durch den werteorientierten Ansatz helfe sie auch der Gesellschaft. Und natürlich mache sie auch eine Mittagspause und verdiene auch genug, schmunzelt sie.
Beim Fragenbeantworten allein wollte Beate Mader es dann aber nicht belassen. Sie wollte den Schülerinnen und Schülern auch noch praktische Unterstützung mit auf den Weg geben. „Es geht in meinem Unternehmen ja um Kommunikation und Wirkung. Wirkung müsst Ihr aber auch bei Referaten, in Bewerbungsgesprächen oder später bei Präsentationen erzielen. Hierzu sind wohl gesetzte Pausen wichtig“, erklärte sie. Die Übung dazu: Wie stelle ich mich richtig vor? Indem ich aufstehe, kurz und noch schweigend in die Runde blicke, dann erst zu sprechen beginne, den Namen nenne, dann wieder kurz schweige, den imaginären Applaus entgegennehme und mich dann erst wieder hinsetze. Die Schülerinnen und Schüler haben fleißig geübt und „gemerkt, dass die anderen aufmerksamer wurden. Somit haben sie hoffentlich etwas für Leben gelernt“, sagt Mader. Auf jeden Fall haben sie eine tolle Unternehmerin und ein erfolgreiches Vorbild kennengelernt und wissen nun genauer, was Selbstständigkeit eigentlich ausmacht und warum sie so faszinierend ist.
MIT DER BEGEISTERUNG ANSTECKEN
Um mehr Frauen für die Selbstständigkeit zu gewinnen, muss die Idee des Unternehmertums schon möglichst früh die Köpfe der jungen Mädchen gepflanzt werden. Die Unternehmerinnen Anna-maria Jansen und Rosie Schuster besuchen dafür als Role-Models Schulen und wecken so Neugierde auf die unternehmerische Tätigkeit.
Wollten Sie schon immer selbstständig sein? War die Unternehmensgründung kompliziert? Wie finden Sie Kunden? Dauerte es lange, bis Sie von Ihrem Unternehmen leben konnten? Wie vereinbaren Sie Unternehmen und Privatleben? Was tun, wenn Dinge nicht rund laufen? Treffsicher stellten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 des Camerloher-Gymnasiums in Freising der Unternehmerin Anna-Maria Jansen ihre Fragen. „Als ob sie tatsächlich eine Gründung planen“, beobachtet die Geschäftsführerin des Fitnessunternehmens Burning Balance in München. „Insbesondere die Mädchen haben intensiv nachgehakt. Es würde mich sehr freuen - und es wäre mein Ziel, wenn ich vor allem auch sie mit meiner Begeisterung für das Unternehmertum anstecken könnte. Denn es sollte noch viel mehr Unternehmerinnen geben.“
Die Selbstständigkeit als berufliche Option vorzustellen und damit die Palette der Berufsmöglichkeiten abzurunden, war die Idee hinter Jansens Besuchs. Rund 70 Schülerinnen und Schüler nahmen in der Aula des Gymnasiums unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln .teil. „Die berufliche Orientierung ist fester Bestandteil des Projektseminars, kurz P-Seminar, der gymnasialen Oberstufe, in dessen Rahmen auch ein Schülerunternehmen gegründet werden kann. Wir suchen dafür stets den Kontakt zur realen Wirtschaft, zu den Betrieben“, erklärt Lehrerin Katrin Westermeier (41). Die IHK unterstützt dabei und vermittelte mit Anna-Maria Jansen nun erneut eine Unternehmerin, um aus der Praxis zu erzählen. „Es ist uns sehr wichtig, immer auch weibliche Role-Models vorzustellen“, betont Westermeier. „Wir wollen den Mädchen und Jungen vielfältigste Berufsmöglichkeiten aufzeigen und dabei zugleich sowohl in Bezug auf die Berufswahl als auch auf die Selbstständigkeit Geschlechterstereotype hinterfragen und aufbrechen.“
Insbesondere Frauen zur Selbstständigkeit zu ermutigen ist auch ein wichtiges Ziel des IHK-Ausschusses „Unternehmerinnen“, erläutert Elfriede Kerschl, Leiterin des IHK-Referats Fachkräfte, Weiterbildung, Frauen in der Wirtschaft: „Aktuell werden rund 30 Prozent der oberbayerischen IHK-Unternehmen von Frauen geführt und mitgeführt. Hier ist noch Luft nach oben.“ Kerschl ist überzeugt: „Wir können gar nicht früh genug ansetzen, um die Idee der Selbstständigkeit in die Köpfe junger Frauen zu pflanzen. Die Schule ist der richtige Ort dafür.“ Deshalb organisiert Kerschls Referat, dass Firmenchefinnen Schulklassen besuchen oder diese einladen, um den jungen Leuten, insbesondere den Mädchen, die Idee und Attraktivität der Selbstständigkeit zu vermitteln – und dabei en passant zu belegen, dass Wirtschaft eben auch Frauensache ist.
Auch das Treffen in Freising hat das IHK-Referat arrangiert und mit Anna-Maria Jansen ein spannendes Rollenvorbild geliefert. Die 32-Jährige startete ihre selbstständige Karriere als Fotomodel, was ihr bald nicht mehr genügte. Sport- und Yoga-begeistert wie sie ist, gründete sie mit zwei Partnern die Burning Balance, die Firmenkunden mit Teamwettbewerben beim betrieblichen Gesundheitsmanagement unterstützt. Das Unternehmen legte einen erfolgreichen Start hin: „Ich, unser ganzes Team, wir haben für unsere Idee gebrannt, haben viel gearbeitet, vor allem genug Kunden von unserer Idee überzeugt - was ja das Wichtigste ist: Die Kunden müssen das Angebot annehmen.“ Jansen verhehlt aber auch die Kämpfe nicht: „Ich musste partiell erleben, dass ich als Frau zunächst weniger akzeptiert wurde als Männer. Und dann bremste uns Corona aus, denn Sport lebt von der persönlichen Begegnung.“ Statt sich unterkriegen zu lassen, absolvierten Jansen und ihre Partner unter anderem Fortbildungen, die auch Burning Balance nützen werden. „Ich selbst habe das Programmieren gelernt, ich fühlte mich immer begrenzt, wenn ich Programmierarbeiten anderen überlassen musste“, erläutert Jansen. „Nun kann ich es selbst und programmiere bereits neue Module für Burning-Balance; damit können wir unsere Kunden auch in Zeiten des Social Distancing bedienen.“ Aus diesen Erfahrungen generiert die Unternehmerin auch ihre wichtigste Botschaft an die Jugendlichen: „Von der Idee und dem Produkt begeistert sein, sich durch Rückschläge erst einmal nicht entmutigen lassen, sich und das Produkt aber zugleich auch immer kunden- und situationsgerecht weiterentwickeln – das macht die Selbstständigkeit aus. Es ist nicht immer einfach, aber doch faszinierend.“ Für die Mädchen rekapituliert sie: „Es passiert leider immer noch, dass Frauen nicht ernst genommen werden. Lasst Euch davon nicht einschüchtern, geht Euren Weg.“
Gymnasiastin Wiebke Klages (17) hat Anna-Maria Jansens Geschichte beeindruckt. Es sei wichtig gewesen, dass Jansen nicht nur die Erfolge, sondern auch die Widerstände thematisiert habe, sagt sie. Fehlende Akzeptanz als Frau, Rückschläge - das seien auch ihre Bedenken gewesen. „Ich nehme nun mit: Wenn Kunden das Produkt gut finden, lohnt es sich, sich zu trauen, zu starten, weiterzumachen, sich zu behaupten - auch gegen Vorurteile.“ Kann sie sich selbst eine Selbstständigkeit vorstellen? Für alle Fälle übt Wiebke Klages im Rahmen des bundesweiten Junior-Projekts des Instituts der deutschen Wirtschaft IW mit dem Schülerunternehmen Camtucho, in dem sie zweite Vorstandsvorsitzende ist, gerade in geschütztem Rahmen und unter vereinfachten Bedingungen unternehmerisches Handeln ein. Camtucho stellt aus gebrauchten Patronenhülsen Flaschenöffner her. „Die Idee zu finden, die Umsetzung zu organisieren, hat viel Spaß gemacht.“ Sie ist stolz: „Unser Produkt ist mehrfach nachhaltig - wir recyceln gebrauchtes Material und werden einen Teil des Erlöses an Kriegsgebiete spenden, um aus dem schlechten Bild der Patrone, einen positiven Gebrauchsgegenstand zu machen.“ Lob gab es auch von Anna-Maria Jansen: „Gute Idee - unbedingt weitermachen!“
Bereits vor der Corona-Pause empfing Rosie Schuster (55), Geschäftsführerin der Münchner Techcast GmbH, eine Schülerinnengruppe des Gymnasiums Kirchheim. Techcast produziert und streamt Kongress- und Vortragsvideos, Hauptversammlungen, Online-Events und -Fortbildungen und einiges mehr. „Es war mir wichtig, praktisches unternehmerisches Handeln sichtbar zu machen, das Faszinierende der Selbstständigkeit herauszuarbeiten“, erklärt sie ihre Motivation als Gastgeberin. Und auch sie wollte den jungen Frauen Mut machen: „Es kann auch schwierig sein – dennoch: Traut euch die Selbstständigkeit grundsätzlich zu, wenn sie euch anspricht! Ihr könnt das!“ Das kam offensichtlich an. Die begleitende Lehrerin Beate Birkedal (52) beobachtete: „Unsere Schülerinnen waren sehr fasziniert. Dass sie sich selbstständig machen können - diese Option werden sie nun immer als Option im Hinterkopf haben.“ Sie freut sich: „Wir wollten ihren beruflichen Horizont erweitern - das ist uns mit dem Besuch gelungen.“
EINFACH LOSLEGEN UND MACHEN
Vor fünf Jahren hat Rosmarie Steiniger CHEMISTREE gegründet. Seitdem schreibt sie eine kontinuierliche Erfolgsgeschichte, an der sie als Role-Model rund 80 Schülerinnen und Schüler des Camerloher Gymnasiums in Freising teilhaben ließ.
„Wir bringen in Unternehmen die passenden Menschen zusammen. So wie Parship – nur nicht romantisch …“ Mit diesem Satz brachte Rosmarie Steininger, Gründerin und Geschäftsführerin der CHEMISTREE GmbH in München, ihre Geschäftsidee anschaulich auf den Punkt und hatte zugleich die Lacher und die Aufmerksamkeit des Publikums auf ihrer Seite. Rund 80 Schülerinnen und Schüler des Camerloher Gymnasium in Freising, alle im Alter zwischen 16 und 18 Jahren, waren der Einladung ihrer Lehrerin Katrin Westermeier und der IHK für München und Oberbayern gefolgt und wollten Steininger kennenlernen – dabei vor allem erfahren, was sie daran fasziniert, Unternehmerin zu sein. „Die Selbstständigkeit als berufliche Option kann gar nicht früh genug in die Köpfe der Jugendlichen, insbesondere der Mädchen gepflanzt werden“, betonte Elfi Kerschl, IHK-Referatsleiterin Fachkräfte, Weiterbildung, Frauen in der Wirtschaft und Initiatorin der Einladung: „Deshalb haben wir die Reihe ‚Unternehmerinnen machen Schule‘ entwickelt.“ Im Rahmen dieser Reihe besuchen Unternehmerinnen den Schulunterricht, erklären ihr Geschäftsmodell, beschreiben, was das Unternehmerinnentum ihnen bedeutet, was sie daran begeistert und wirken so als Role-Model für zukünftige junge Gründer – und vor allem eben auch Gründerinnen. „Aktuell werden in München und Oberbayern rund 30 Prozent der Unternehmen von Frauen geführt oder mitgeführt – da ist noch Luft nach oben“, unterstrich Kerschl.
Warum es gerade auch Mädchen zu ermutigen gilt und warum sie deshalb auch der Einladung der IHK immer wieder gern folgt, begründete Katrin Westermeier in ihrer Anmoderation: „Mädchen haben genauso viele Talente wie Jungen, glauben aber viel weniger an sie und damit auch an sich. Das hat eine der letzten Pisa-Studien ergeben – dies ist schade und versperrt den Mädchen Möglichkeiten und Chancen. Mit Unternehmerinnen, die ihre Geschichte erzählen, können wir hier ein Gegengewicht setzen und Vorbilder zeigen. “ Elfi Kerschl ergänzte: „Mit Rosmarie Steininger lernt ihr zudem eine Unternehmerin kennen, die überaus erfolgreich in einer Branche ist, die bislang immer noch männerdominiert ist – nämlich auf dem Feld der IT und der künstlichen Intelligenz.“
Und dann ging es auch schon los. Rosmarie Steininger erzählte zunächst ihren Werdegang: Nach der Schule lernte sie den Beruf der Fremdsprachenkorrespondentin, machte dann berufsbegleitend ihr Abitur nach und studierte Wirtschaftsinformatik zunächst in Regensburg, dann in London. In London jobbte sie zeitweise sogar im Unterhaus. Dass sie für den London-Aufenthalt ein Stipendium hatte, erwähnte sie ebenfalls – und empfahl diesen Weg der Finanzierung von Auslandsaufenthalten bzw. Bildungsabschnitten auch gleich den Jugendlichen. Zurück in Deutschland heuerte sie bei BMW an, begann dort, sich mit Big Data und Algorithmen zu beschäftigen, wechselte später in die BWM-eigene Eberhard von Kuenheim Stiftung. Im Jahr 2017 zog es sie schließlich in die Selbstständigkeit. Die Faszination für Big Data und Algorithmen wurden zur Grundlage der CHEMISTREE GmbH: „Wir bringen im beruflichen Kontext Menschen auf Basis der Daten zusammen, die sie uns zur Verfügung stellen: Mentoren und Mentees, Führungskräfte und neue Mitarbeiter und viele mehr.“ Die Kunden sind Universitäten, Unternehmen, Messen, Kommunen oder Netzwerke. „Wichtig ist uns, dass wir nach klaren, ethischen Regeln arbeiten: Wir sind komplett transparent, wir gestalten die Algorithmen so, dass sie die Wirklichkeit möglichst wenig verzerren, also frei sind von Vorfestlegungen sind, die Datenhoheit ist zu 100 Prozent bei den Teilnehmerinnen.“
Diese Geschäftsidee und Regeln kamen im Markt gut an – inzwischen beschäftigt Steininger schon mehr als 15 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Doch nicht nur ihr Erfolg bestätigte ihr, dass die Entscheidung für die Selbstständigkeit richtig war: „Ich schätze vor allen die Freiheit, die mir das Unternehmerinnentum gibt, ich gestalte frei, bestimme selbst, bin unabhängig.“
Offen erzählte Steiniger auch, wie sie arbeitet: „Ich habe die ersten Notizen zu meinem Unternehmen per Hand in einem Notizbuch gemacht.“ Bis heute schreibe sie die ersten Ideen zu neuen Projekten analog auf Papier auf. „Das hilft mir, das Projekt klarer zu strukturieren.“ Sie schätzt und realisiert flache Hierarchien, sie und ihre Beschäftigten arbeiten auf Augenhöhe. Was die besondere praktische Herausforderung an ihrer Arbeit ist, erklärte sie den Jugendlichen anhand der Kleiderschrank-Übung. Gemeinsam erarbeiteten sie, was alles in die Entscheidung einfließt, die Menschen morgen zu ihrer Kleidung treffen: von den Farbvorlieben über die Laune bis zum Wetter. „Daraus könnt ihr ableiten, mit wie viele Informationen ein Algorithmus gefüttert werden muss, bevor er uns einen weitgehend unverzerrten Vorschlag machen kann.“ Sie ergänzt: „Um treffsichere Matchings zu erreichen, braucht es also Informationen aus vielen verschiedenen Disziplinen: Psychologie, Soziologie, Ökonomie und vieles mehr. Es ist einer unserer wichtigsten Jobs bei Chemistree, für unsere Algorithmen möglichst umfassenden Input zu entwickeln und anzuwenden.“
Schließlich folgte die Nagelprobe: Wie viele von den anwesenden Jugendlichen sich denn ebenfalls eine Selbstständigkeit vorstellen könnten? Es zeigten erstaunlich viele Jugendliche auf – mit bereits klaren Vorstellungen wie „Ich studiere Landschaftsarchitektur und gründe dann meine eigene Firma“ oder „Ich will als Künstler arbeiten, das geht nur freiberuflich.“
Und nicht zuletzt konnten die Schülerinnen und Schüler auch noch viele Fragen an Rosmarie Steiniger loswerden:
Wie klappt es mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf? „Nicht zu gründen, nur weil man Kinder haben will, ist Quatsch. Wer eine gute Idee hat, sollte gründen – die Vereinbarkeit findet sich.“
Ist es Ihnen als Frau schwerer gefallen, Unterstützung zu bekommen? „Ja, bei einem Finanzierungspitch bekam ich den Zuschlag nicht, obwohl ich wie die 39 anderen Teilnehmer – die alle Männer waren – die Kriterien voll erfüllte. Wie ich auf Nachfrage erfuhr, haben die Jurymitglieder die technische Basis in meinem Geschäftsmodell schlichtweg nicht realisiert.“
Hatten Sie nie Angst, eine Quotenfrau zu werden? „Ich war tatsächlich mehrfach Quotenfrau, aber dadurch waren meine Arbeit und Leistung ja nicht weniger wert und nicht weniger wichtig.“
Das führte auch gleich zum Schlusswort: „Traut euch was zu, die Wirtschaft braucht euch, also lasst euch nicht abhalten, Mut zusammennehmen und los geht‘s.“