Wasserstoff
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Wasserstoff – Treibstoff der Wirtschaft von morgen?
Wasserstoff steht hoch im Kurs. Der EU-Green Deal definiert sauberen Wasserstoff als eine Schwerpunkttechnologie der Energie- und Klimawende. In Deutschland wurde 2020 die erste Wasserstoffstrategie verabschiedet, ebenso legte die EU ihre Hydrogen Strategy vor.
Und auch auf Landesebene tut sich vieles: In Bayern wurden 2019 ein Wasserstoffbündnis sowie das Zenrum H2.B gegründet, 2020 folgte eine Bayerische Wasserstoffstrategie. Klar ist aber, dass es auf dem Weg zu einem wettbewerblichen Wasserstoffmarkt noch der Beseitigung einiger Hürden bedarf.
Hier informieren wir Sie über die wichtigsten Fakten, Strategien und Initiativen rund um das Thema Wasserstoff.
Hintergrund – Was Sie über Wasserstoff wissen sollten
Ob als Raketentreibstoff, Prozessgas in der Kraftstoffherstellung oder Grundelement in Düngemittel. Wasserstoff hat bereits heute viele Einsatzbereiche. Inzwischen wird er auch als Zukunftstechnologie im Energiesystem hoch gehandelt. Der EU-Green Deal definiert Wasserstoff als eine Schwerpunkttechnologie der Energie- und Klimawende.
Aber welche Potentiale birgt Wasserstoff wirklich und welche Hürden gilt es zu überwinden?
Um die Debatten zum Thema Wasserstoff besser einordnen zu können, liefert ein Faktenpapier der IHK-Organisaion einen Überblick zu Herstellungsarten, Kosten und Einsatzmöglichkeiten sowie den damit derzeit verbundenen Hemmnissen. Zudem stellt es einen länderübergreifenden Vergleich von Wasserstoffstrategien auf.
Initiativen & Förderung: Wie der Einsatz von Wasserstoff unterstützt wird
Der Markthochlauf von Wasserstoffanwendungen in verschiedenen Bereichen der Industrie und Mobiltät erfordert das Überwinden von Hürden im Bereich Produktion, Transportinfrastruktur und Speicherung genauso wie das Bewältigen technologischer Herausforderungen in der praktischen Anwendung. Politik und Staat die Entwicklung von Lösungen mit verschiedenen Initiativen, Beratungs- und Förderangeboten.
Vernetzung, Beratung, Förderung
Vernetzung in Bayern und weltweit: In Bayern dient das Zentrum Wasserstoff.Bayern (H2.B) als Strategie- und Koordinationsstelle für alle wasserstoffbezogenen Themen und Aktivitäten. Das H2.B dient dabei als Vernetzungsstelle zwischen bayerischer Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit im nationalen sowie zunehmend auch im internationalen Kontext. Im angegliederten Wasserstoffbündnis Bayern haben sich bereits 270 Wasserstoffakteuer angeschlossen, davon rund 70 aus dem Bezirk München und Oberbayern. Die bayerischen IHKs sind ebenfalls Bündnispartner.
Beratung für KMUs: Gerade für kleine und mittelständische Betriebe ist der Zugang zum Thema Wasserstoff oft mit vielen Fragen belegt. Um Ihnen den Einstieg zu erleichtern und z. B. mehr über unternehmensindividuelle Beteiligungsmöglichkeiten am Wasserstoffmarkt, Anwendungsfälle oder Finanzierungsoptionen zu erfahren, bieten die Wasserstoff-Multiplikatoren der bayerischen Landesagentur für Energie und Klimaschutz (LENK) kostenfreie Erstberatung und Begleitung von Projektvorhaben an.
Überblick Förderangebote Bayern, Bund, EU: Die Förderlandschaft im Bereich Wasserstoff wurde in den vergangenen Jahren stark ausgebaut. Überblick gewinnen:
- Im Spätsommer 2023 startet die Bewerbungsphase für ein neues Bayerisches Elektrolyseur-Förderprogramm. Es soll mit einem Fördertopf von 150 Mio. Euro bis zu 50 Elektrolyse-Anlagen im gesamten Freistaat mit jeweils bis zu 5 Mio. Euro fördern. Mehr Infos gibt es hier.
- Die LENK bietet einen Überblick zu Förderprogrammen auf bayerischer sowie nationaler Ebene und listet außerdem aktuelle Förderausschreibungen.
- Direkt zu den aktuellen nationalen Ausschreibungen gelangen Sie über den Förderfinder der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW).
- Der Hydrogen Public Funding Compass, ein Online-Tool der EU, hilft dabei, europaweit passende Unterstützungsangebote zu recherchieren und steht allen Unternehmen sowie der Öffentlichkeit kostenfrei zur Verfügung.
Beratung zur Bundesförderung: Wer sich spezifisch und auf den eigenen Fall bezogen zu den Förderoptionen der Bundesregierung informieren möchte, kann sich bei der Förder-Hotline der nationalen „Lotsenstelle Wasserstoff“ für eine kostenfreie Erstberatung anmelden.
Vorhaben im Rahmen der Bayerischen H2-Strategie
"Made in Bavaria" zum Wasserstoff-Gütesiegel machen und Techologieführer werden. Das ist das übergeordnete Ziel der Wasserstoffstrategie des Freistaates. Der High-Tech-Standort Bayern soll gestärkt, Arbeitsplätze geschaffen und die Transformation der bayerischen Fahrzeug- und Zulieferindustrie unterstützt werden. Bayern soll dabei auf Partnerschaft mit Regionen setzen, in denen erneuerbar produzierter Strom als Basis für grünen Wasserstoff in großen Mengen zur Verfügung steht, und die entsprechenden Technologien für Herstellung, Transport und Nutzung liefern.
Mit u. a. folgenden Initiativen möchte die Bayerische Staatsregierung Innovationen im Bereich H2 anstoßen:
- Forschungsoffensive "H2 Hightech Bayern": Wasserstoffforschung in Bayern neu ausrichten, vorhandene Kompetenzen bündeln und stärken.
- Entwicklungs-, Test- und Anwendereinrichtungen: industrielle Skalierung und Wirtschaftlichkeit beschleunigen.
- Tankstellenförderprogramm: mit 50 Mio. Euro die Errichtung 100 öffentlicher und betrieblicher H2-Tankstellen für Brennstoffzellen-Busse und Lkw/Nutzfahrzeuge bayernweit unterstützen.
- Kombi-Förderung von Elektrolyseanlagen und Brennstoffzellenfahrzeugen: Marktaktivierung voranbringen, neue Wertschöpfungsmöglichkeiten für Tankstellen-Standorte schaffen.
- "Wasserstoff Roadmap Bayern" bis 2025: vom Wasserstoffzentrum Bayern H2.B entwickelt, konkreter Fahrplan mithilfe dessen die Ziele und Maßnahmen der H2-Strategie durch Monitoring und Begutachtung der Marktentwicklung fortentwickelt werden können.
Forschungs- und Infrastrukturprojekte:
Im Zuge der Bayerischen H2-Strategie wurden verschiedene Infrastruktur- u. Forschungsvorhaben rund um das Thema Wasserstoff ausgerufen. Darunter "BioH2" zur Erforschung der Herstellung von Wasserstoff aus Biomasse und "H2-BHKW" zur Untersuchung von Rückverstromung von Wasserstoff über Kraft-Wärme-Kopplung. Eine Auflistung aller Projekte findet sich im Anhang der Bayerischen Wasserstoffsrategie (S. 30/31).
Bayerische Wasserstoffstrategie
Wasserstoffatlas Deutschland
Das Bundesforschungsministerium hat gemeinsam mit der Technischen Hochschule Regensburg den Wasserstoffatlas aufgebaut. Er kann als Recherchetool für alle dienen, die im Bereich H2 Prozesse im eigenen Unternehmen oder der Region aufbauen und Geschäftsfelder erschließen wollen.
Die interaktive Karte soll alle (geplanten) H2-Projekte bundesweit abbilden. Potenzial, Verbrauch, Kosten und Emissionsreduktionen verschiedener H2-Anwendungen sowie die potenziellen Beschäftigungseffekte auf regionaler Ebene in ganz Deutschland sollen so transparent werden und bewertet werden können. Der Atlas soll zeigen, welche Anlagen (z. B. Elektrolyseure) bereits existieren und wo neue Anlagen geplant sind. Zudem, wo sich der Einsatz von H2-Technologien lohnt und welche Wertschöpfungsketten bestehen oder in Zukunft möglich sind.
Welche "Wasserstoffregionen" gibt es in Bayern?
In einem Bundesprogramm wurden deutschlandweit sog. "HYLAND Wasserstoffregionen" ausgerufen, darunter auch 6 Regionen in Bayern:
- HYSTARTER: Landkreis Neustadt an der Waldnaab und Ostallgäu (Gemeinde Fuchstal, Kreisfreie Stadt Kaufbeuren und Landkreis Ostallgäu).
- HYEXPERTS: Landkerise Oberallgäu, Wunsiedel im Fichtelgebirge und Sadt Ingolstadt.
- HYPERFORMER: Landkreise Ebersberg, München, Landshut und Landshut Stadt.
In den einzelnen Wasserstoff-Regionen, die im Kammerbezirk der IHK für München und Oberbayern liegen, wurden seither verschiedene Initiativen gestartet, um das Thema in den Regionen zu verankern, Konzepte zu entwicklen und Netzwerke unter Einbezug der Wirtschaft vor Ort aufzubauen: Ingolstadt ("IN2H2"), Verbundregion der Landkreise München, Ebersberg und Landshut ("HyBayern").
In Ihrem Interesse: Was wir für Sie von der Politik fordern
Gemeinsam mit den anderen bayerischen IHKs setzen wir uns auf regionaler Ebene für eine technologieoffene Energie- und Klimawende ein. So ist der BIHK Partner im Wasserstoffbündnis Bayern und arbeitet auch länderübergreifend mit Unternehmen und anderen Verbänden an Potentialen und Umsetzungsmöglichkeiten.
Unsere Leitlinien für einen Wasserstoffmarkt
Es ist zentral, die nötigen Weichen für den Aufbau eines Wasserstoffmarktes sowie den Markthochlauf frühzeitig zu stellen. Daher gibt die IHK-Organisation in ihren Leitlinien zum Thema Wasserstoff 12 konkrete Handlungsempfehlungen, welche die Bereiche „Verbraucher“, „Hersteller“ und „Markt“ adressieren. Die Leitlinien finden Sie hier: Leitlinien: Ein Markt für Wasserstoff
Forderungen im Kern:
- Explizite CO2-Bepreisung als Leitinstrument des Markthochlaufs von H2
- Anwendung einer technologieneutralen Definition von "CO2-neutralem Wasserstoff"; CO2-Bilanz statt Herstellungsverfahren als zentrales Bewertungskriterium
- Neben auf erneuerbar produziertem Strom basierendem "grünem" H2 übergangsweise auch andere Herstellungsformen akzeptieren, um breitere Anwendung von H2 und somit den Markthochlauf zu begünstigen.
Schlussendlich muss ein qualitativ hochwertiges, verständliches, preislich konkurrenzfähiges und sicher handhabbares Produkt auf einem Markt angeboten werden können, damit Wasserstoff in der Wirtschaft breit angenommen wird.
Positionierung zum Aufbau eines Wasserstoff-Kernnetzes
Die IHK-Organisation unterstützt das Ziel, zügig eine Kerninfrastruktur für den Import und den überregionalen Transport von H2 aufzubauen. Für eine umfassende H2-Versorgung müssen die vorgelegten Pläne (Stand Juli 2023) auf einen schnelleren Pfad angepasst werden und eine breitere Einbindung in das europäische Netz gewährleisten.
Im Speziellen:
- Neben der passenden Import- und überregionalen Transportinfrastruktur zügig auch die passende Verteilnetz- und Speicherinfrastruktur schaffen; Bau des Kernnetzes zeitnah beginnen und umsetzen (nicht erst Ende 2032), dazu Genehmigungsverfahren für den Netzausbau beschleunigen (Stichwort Wasserstoffbeschleunigungsgesetz).
- Zum Beispiel gestuften Fristenrahmen für eine strukturierte Abstimmung zwischen allen Beteiligten einsetzen, kann Verbindlichkeit für die Beschleunigung fördern.
- Neben Fernleitungsnetzbetreibern und Bundesnetzagentur auch von Beginn an die regionale Ebene bzw. die Verteilnetzebene in H2-Netzplanung einbeziehen.
- Entflechtungsvorschriften für H2 analog zu den bestehenden EU-Vorschriften für Erdgas und Strom sowohl für die Fernleitungsnetzbetreiber als auch für die Verteilnetzbetreiber anwenden, nicht über bestehenden Regulierungsrahmen hinausgehen.
- Frühzeitige Bedarfserhebungen auf lokaler Ebene durchführen und beim Ausbau der Infrastruktur berücksichtigen, dabei auch private H2-Infrastrukturvorhaben berücksichtigen.
- Keine Sektoren oder Regionen benachteiligen, z.B. durch selektive Genehmigung von Vorhaben; auch der (energieintensive) Mittelstand kann seine Prozesse oft nicht elektrifizieren und somit ohne H2 nicht defossilisieren; Alternativ: europaweites Herkunftsnachweissystem, sodass mit grünem H2 bilanziell dekarbonisiert werden kann.
- Wenige Übergangsphasen beim Aufbau der H2-Infrastruktur vorsehen, bei Umrüstung einer bestehenden Erdgasleitung auf H2 die Versorgung des verbleibenden Netzgebiets inklusive der daran angeschlossenen nachgelagerten Netzebenen sicherstellen; dadurch H2 als Energiespeicher für die fluktuierenden erneuerbaren Energien im Wärmebereich optimal nutzbar zu machen.
Die gesamte Stellungnahme der IHK-Organisation zur Gestaltung des deutschen Wasserstoff-Kernnetzes finden Sie hier: DIHK-Stellungnahme Wasserstoff-Kernetz
Positionierung zu Regulierung und Infrastruktur
Auch eine adäquate Transportinfrastruktur ist ausschlaggebend für den erfolgreichen Markthochlauf von Wasserstoff. Mit dem Rechtsrahmen für Wasserstoffnetze beschäftigt sich ein gemeinsames Papier verschiedener Energie- und Wirtschaftsverbände. Sie sprechen sich dafür aus, die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen für die Umstellung vorhandener Leitungen von Erdgas- auf Wasserstofftransport frühzeitig zu schaffen. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) schließt sich im Grundsatz dem Papier an. Das Papier finden Sie hier: Auf dem Weg zu einem wettbewerblichen Wasserstoffmarkt
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