Transition und Klimawandelanpassung
Alle Weltregionen sind, in unterschiedlicher Form und Ausmaß, vom Klimawandel betroffen. Auch in Bayern sind klimatische Veränderungen bereits spür- und messbar. Wie genau wirkt sich der Wandel des Klimas auf unseren Wirtschaftsstandort aus und was können Unternehmen tun, um sich auf verändernde Bedingungen vorzubereiten?
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Klimawandelfolgen - Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Bayern
Klimawandel in Bayern:
Das Bayerische Landesamt für Umwelt berichtet, dass sich im Zeitraum 1951 bis 2019 die Lufttemperatur im Jahresmittel in Bayern um 1,9 °C erhöht hat. Diese Veränderungen wirken sich regional sehr unterschiedlich aus. So verlief die zunahme an Hitzetagen im Alpenvorland moderater als in der Donau- oder Mainregion. Die Jahresniederschlagsmengen haben sich im betrachteten Zeitraum nicht statistisch signifikant verändert, jedoch ist in einigen Regionen ein Rückgang der Niederschläge in den Sommermonaten zu verzeichnen. Klimaprojektionen lassen die Annahme zu, dass sich der aktuelle Temperaturtrend in den kommenden Jahren fortsetzen wird, ebenso die Veränderungen bei Niederschlägen, wie eine Verschiebung von den Sommer- in die Wintermonate. Starkregenereignisse oder längere Hitzeperioden können vermehrt auftreten. Details zu den Klimawandelfolgen und -trends in Bayern sind beim LfU nachzulesen.
Effekte und Anpassungsdruck auf Unternehmen:
Verschiedene bayerische Wirtschaftsbranchen sind von den Auswirkungen des Klimawandels direkt betroffen. So müssen sich die Land- und Wasserwirtschaft, der Weinbau und Tourismus, die Holz- und Ernährungsindustrie bereits mit den Konsequenzen auseinandersetzen. Aber auch das produzierende Gewerbe ist betroffen, zum Beispiel, wenn es um die Sicherung der Lieferketten, den Schutz der Mitarbeitenden (z. B. während Hitzewellen) oder die Anpassung der Betriebs- und Produktionsstätten (z. B. Kühlung, Isolierung, Bauhöhe wegen Hochwassergefahr etc.) geht. Dies kann kostspielig sein und, unbeachtet, sogar die Wettbewerbsfähigkeit langfristig gefährden.
Der Klimawandel kann perspektivisch abgemildert, jedoch nicht völlig vermieden werden. Anpassungsmaßnahmen können kostspielig und aufwendig sein. Damit Sie Ihr Unternehmen, die zugrundeliegenden Prozesse und Dienstleistungen, rechtzeitig an sich verändernde Bedingungen anpassen können, empfiehlt es sich, Anpassungsbedarfe zu prüfen. Nachfolgend geben wir Ihnen Hilfestellung dabei und zeigen außerdem Möglichkeiten auf, wie Sie Anpassungsmaßnahmen erfolgreich umsetzen können.
Klimawandelanpassung - Tools und Tipps für Unternehmen
Der Klimawandel kann durch geeignete Maßnahmen abgemildert, aber nicht völlig vermieden werden. Bereits heute wird die Geschäftstätigkeit Ihres Unternehmens z. B. durch Hochwasser, langanhaltende Hitzeperioden oder eine Verschiebung der Jahreszeiten vor Ort bzw. in Ländern Ihrer Geschäftspartner beeinflusst?
Unternehmen können vielfältige Maßnahmen ergreifen, um sich an Klimaveränderungen anzupassen. Beispielsweise kann durch Verschattung, Dämmung und Innenraumbegrünung ein angenehmeres Raumklima geschaffen werden. Entsiegelte Flächen, begrünte Dächer und Versickerungsmulden entlasten zudem bei Starkregenereignissen und werten das Gelände auf. Es gilt außerdem, robuste Lieferketten zu gestalten und ggf. über strategische Produktanpassungen nachzudenken. Folgende Infos, Initiativen und Angebote unterstützen Sie beim Umgang mit dem Klimawandel und möglicher Anpassungsmaßnahmen.
Kostenfreie Info- und Unterstützungsangebote für Ihre Klimawandelanpassung:
Online-Tool „Klimaanpassung in Unternehmen“
Ein Online-Tool des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) stellt anhand einer interaktiven Grafik die wichtigsten Handlungsfelder im Klimawandel sowie jeweils konkrete Optionen zur Anpassung vor. Das Tool steht Ihnen kostenfrei hier zur Verfügung und unterstützt Sie dabei, in das Thema Klimawandelanpassung einzusteigen und erste Handlungsmöglichkeiten zu identifizieren.
Kompetenzzentrum KomPass: Infos zu Standards, Best-Practices und Handlungshilfen für Klimawandelanpassung
Eine zentrale Anlaufstelle für Themen rund um die Folgen des Klimawandels und mögliche Anpassungsstrategien ist das deutschlandweite Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung (KomPass) beim Umweltbundesamt. Mit einem breiten und vielfältigen Informationsangebot, Print-, Veranstaltungs- und Austauschformaten sowie Best-Practice-Beispielen vermittelt KomPass praxisorientiertes Wissen zu allgemeinen sowie spezifischen Themen der Klimawandelanpassung. KomPass ist somit eine gute Anlaufstelle, um in das Thema einzusteigen und Ausgangspunkt für die Entwicklung einer individuellen Klimawandelstrategie für Ihr Unternehmen.
Themen- und Sektorspezifisch recherchieren im Deutschen Klimavorsorgeportal (KLiVO Portal)
Die Datenbank des Deutschen Klimavorsorgeportals (KLiVO Portal) der Bundesregierung ist ein guter Ausgangspunkt für Ihre themen- oder branchenbezogene Recherche im Bereich Klimawandelfolgen und -anpassung. Das Portal sammelt und clustert Daten, Informationsmaterial und Services themenspezifisch sowie nach Sektor, Region oder Problemlage und stellt sie kostenfrei und stets aktuell zur Verfügung. So können Sie dort z. B. nach Leitfäden, Webtools, Karten oder Qualifizierungsangeboten suchen, die Sie bei der Analyse des Klimarisikos Ihres Unternehmens sowie etwaiger Anpassungsmaßnahmen unterstützen.
Klimarisikomanagement in Ihrem Unternehmen einführen oder verbessern:
Klimacheck des BMWK
Das Bundeswirtschaftsministeriums stellt einen Leitfaden für Hintergrundwissen und Arbeitshilfe sowie ein Excel-basiertes Analyse-Tools zur Verfügung, mithilfe dessen Unternehmen einen leichten Zugang zur Bewertung ihrer individuellen Risiken bekommen sollen, denen sie aufgrund des Klimawandels potentiell ausgesetzt sind. Zudem soll der Klimacheck dabei helfen, erste Ansätze zu entwicklen, um diesen Risiken zu begegnen. Hauptzielgruppe sind mittelständische Unternehmen des produzierenden Gewerbes, aber auch Unternehmen anderer Geschäftsbereiche, z. B. der Logistik, können das Tool nutzen. Leitfaden und Excel-Tool finden Sie kostenfrei auf den Seiten des BMWK.
Step-by-step zum Klimamanagement in Ihrem Unternehmen
Im Rahmen des vom Bundesumweltministerium geförderten Projekts „Klimawandel – Challenge Accepted!“ hat der Verband der Wirtschaft für Emissionshandel und Klimaschutz e. V. einen Leitfaden erarbeitet, der Unternehmen Impulse liefert, sich mit potentiell geschäftsrelevanten Klimarisiken zu befassen und sie beim schrittweisen Aufbau eines Klimarisikomanagements unterstützt. Den Leitfaden finden Sie hier: „Betriebliche Klimarisikostrategie Step-by-Step entwickeln“.
Der Leitfaden kann mit dem Tool „ClimateRisk-Mate“ kombiniert verwendet werden. Es unterstützt Excel-basiert bei der Identifizierung und Bewertung von Klimarisken in Ihrem Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Sie finden das Tool sowie eine Anleitung zur Nutzung auf der Projekt-Webseite.
Vorbilder und Erfolgskonzepte für betriebliche Klimawandelanpassung finden:
Wie sehen erfolgreiche Projekte zur Anpassung an den Klimawandel in der Praxis aus? Wer ist mit guten Ideen Vorreiter? Ob Begrünung des Bürodachs, Entsiegelung des Schulhofes, Anbau klimaangepasster Pflanzensorten in der Landwirtschaft oder Maßnahmen zum Hochwasserschutz. Im Rahmen des Wettbewerbs „Blauer Kompass“ zeichnet das Umweltbundesamt (UBA) regelmäßig innovative Projekte von Unternehmen und anderen Organisationen aus, die den Folgen des Klimawandels begegnen.
Transitionplanung von KMU: Ein Praxisnaher Leitfaden
Die Beschäftigung mit und Planung der eigenen Transition wird für alle Wirtschaftsakteure zunehmend eine Frage der Zukunftsfähigkeit. Mit einem Transitionsplan kommunizieren Unternehmen gegenüber ihren Stakeholdern, mit welchen Dekarbonisierungsmaßnahmen sie ihre Treibhausgasemissionen kurz-, mittel- und langfristig reduzieren möchten. Zugleich bietet die Planung den Unternehmen ein Instrument, um Chancen und Risiken der Transformation in ihrer Geschäftsstrategie zu berücksichtigen.
Derzeit vorhandene Standards zur Erstellung von Transitionsplänen richten sich vornehmlich an große Unternehmen. Im Vorhaben „ Vom Transitions- zum Finanzierungsplan“ begleiteten das Unternehmensnetzwerk Klimaschutz, der Bundesverband Öffentlicher Banken und die Deutsche Industrie- und Handelskammer eine Gruppe von kleinen und mittleren Unternehmen bei der Erarbeitung von Transitionsplänen. Die Ergebnisse und Erfahrungen dieses Prozesses mündeten in einem Leitfaden für KMU. Dieser unterstützt die KMU mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung bei der Planung ihrer Dekarbonisierung und bereitet sie gleichzeitig auf Finanzierungsgespräche mit Banken vor.
Die 5 Schritte zur Erstellung eines Transitionssplans
Gemäß dem Motto „Man kann nicht steuern, was man nicht misst“ müssen für eine Reduktion der unternehmerischen Treibhausgasemissionen im ersten Schritt der Transformationsplanung ein CO2-Fußabdruck bzw. eine Treibhausgasbilanz (THG-Bilanz) erstellt werden. Sind sämtliche Emissionsquellen eines Unternehmens lückenlos erfasst, erlaubt eine THG-Bilanz eine Übersicht über die relevantesten Emissionstreiber im Rahmen der Geschäftsaktivität und dient so als Grundlage zur Erarbeitung passender Reduktionsmaßnahmen.
Relevante Schritte, die bei der Bestimmung des Status Quo beachtet werden müssen:
- Festlegung der organisatorischen, operationellen und zeitlichen Systemgrenzen
- Systematische und lückenlose Ermittlung der Verbrauchsdaten und Emissionsquellen
- Berücksichtigung aller Treibhausgase bei der Berechnung der Emissionen in CO2-Äquivalente
- Detaillierte Dokumentation der Ergebnisse
Das ecocockpit der IHK ist ein kostenloses Online-Tool, mit dessen Hilfe Sie eine umfassende Treibhausgasbilanz für Ihr KMU erstellen können. Gerne unterstützen wir Sie bei der Anwendung. Hier kommen Sie zum IHK ecocockpit
2. Strategische Überlegungen durchführen
Sobald eine umfassende THG-Bilanz berechnet wurde, sollten wesentliche Rahmenbedingungen für die Erstellung eines Transitionsplans erarbeitet und dokumentiert werden. Das können gesetzliche Vorgaben oder technologische Änderungen, aber auch kurz- und mittelfristige Planungen in Ihrer Geschäftstätigkeit sein. Die Rahmenbedingungen sind wichtige Einflussgrößen für die Wirksamkeit, Durchführbarkeit und Glaubwürdigkeit von Transitionsplänen.
Relevante Schritte im Rahmen der strategischen Überlegungen:
- Ziele und Prioritäten setzen
- Erwartete Änderungen am Geschäftsmodell und der Wertschöpfungskette betrachten
- Annahmen treffen und externe Faktoren für einen Transitionsplan betrachten
3. Dekarbonisierungsmaßnahmen identifizieren und bewerten
Kernstück einer Transitionsplanung sind Maßnahmen zur Reduktion der THG-Emissionen im eigenen Unternehmen sowie in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette. Der Einbezug relevanter Fachabteilungen empfiehlt sich in diesem Prozessschritt, um eine möglichst umfassende und diverse Sammlung an Reduktionsmaßnahmen zu generieren.
Relevante Schritte im Rahmen der Identifizierung und Bewertung von Reduktionsmaßnahmen:
Erarbeitung kurz-, mittel- und langfristiger Dekarbonisierungsmaßnahmen
Technische Priorisierung der identifizierten Maßnahmen entlang wesentlicher Kriterien, z.B. Wirksamkeit, Machbarkeit, Kosten
Analyse von Kapitalflüssen zur Einschätzung der betriebswirtschaftlichen Rentabilität
Bewertung der Investitionen über Amortisationsdauer oder Nettobarwert
Zusammenführung von technischer Priorisierung und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung im Rahmen einer Gesamtbewertung.
4. Finanzierungsplan erstellen
Aufwändige oder umfassende Dekarbonisierungsmaßnahmen können häufig nicht über Eigenkapital finanziert werden und erfordern die Finanzierung über Fremdkapital. Dieser Finanzierungsbedarf kann auf Grundlage eines langfristigen Investitionsplans ermittelt und in einem Finanzierungsplan für die Transition bis 2045 festgehalten werden.
Die Grundlage für den Finanzierungsbedarf ergibt sich dabei aus den Investitionskosten einer Maßnahme sowie möglicherweise erhöhten operativen Kosten zu Beginn der Maßnahme, welche nicht durch Einnahmen kompensiert werden können.
Der ermittelte Finanzierungsbedarf muss über die drei Säulen Eigenkapital, Fremdkapital und Förderungen gestemmt werden. Die ermittelten Investitionsausgaben und operative Einnahmen und Ausgaben sowie Abschreibungslaufzeiten sind hierbei Ausgangspunkt für den Dialog mit der Bank.
Bei der Planung sollte dabei insbesondere auch das umfassende Angebot von Förderungen aus dem Bereich Nachhaltigkeit und Transformation auf Bundes-, Landes- und häufig auch kommunaler Ebene berücksichtigt werden. Eine komplette Auflistung der Förderungen in Deutschland finden Sie in der Förderdatenbank [FM1] des Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Ein Überblick über zusätzliche Programme in Bayern bietet die Förderfibel[FM2] des Landesamts für Umwelt.
5. Maßnahmen umsetzen
Im Rahmen der Schritte 1-4 wurden auf Basis einer umfassenden Treibhausgasbilanz Maßnahmen zur Dekarbonisierung identifiziert und technisch bewertet, der Investitionsbedarf sowie die Wirtschaftlichkeit bestimmt und schließlich ausgehend vom Finanzierungsbedarf ein erster Finanzierungsplan aufgesetzt.
Um die erarbeiteten Ergebnisse in die Umsetzung zu bringen steht abschließend die Erstellung einer Umsetzungs-Roadmap. Diese dient einer Konkretisierung der Ziele und erlaubt die Reduktionsmaßnahmen auf einer Zeitachse für die Umsetzung anzuordnen. Von zentraler Bedeutung ist dabei die regelmäßige Überprüfung und ggf. Aktualisierung der Roadmap. Neben Zielen und Metrik sind dabei insbesondere auch Aufgaben und Zuständigkeiten innerhalb Ihres Unternehmens definiert.
Finanzielle Förderung betrieblicher Anpassungsmaßnahmen
Das Bundesumweltministerium unterstützt seit dem Jahr 2011 mit dem Förderprogramm "Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels" die Entwicklung und Umsetzung von Anpassungslösungen in der Wirtschaft, den Kommunen und dem Bildungsbereich. Ziel ist es, im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) die lokale Eigenvorsorge zu verbessern.
Ein Förderschwerpukt des Programms sind Anpassungskonzepte für Unternehmen, vor allem kleiner und mittlerer Größe, die die Erstellung von Klimaanpassungskonzepten unter Abwägung von potentiellen Risiken aber auch Chancen umfassen. Derzeit (Stand August 2023) wird ein neues Förderfenster erarbeitet, die nächste Förderausschreibung soll entsprechend in den kommenden Monaten bekannt gegeben werden.
Ihre Ansprechpartnerin
Klimapolitik und Klimaschutz
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Veranstaltungen & Links
- Klimawandel in Bayern - Folgen für Unternehmen
- Online-Tool "Klimaanpassung in Unternehmen"
- Management von Klimarisiken mit dem "Klimacheck"
- Schritt für Schritt zur Betrieblichen Klimarisikostrategie
- Blauer Kompass: Erfolge bei Klimawandelanpassung sichtbar machen und von den Besten lernen
- Förderprogramm für Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel