Pressemeldung vom 23.03.2022
Energieschocks gefährden Wirtschaftsstandort
23.03.2022 - Zum heutigen Bayerischen Energiekonvent erklärt Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK): "Es müssen jetzt alle Instrumente auf den Tisch, die unsere Energieversorgung stabilisieren und das Energieangebot unabhängig von russischen Lieferungen erhöhen. Dabei darf Bayern bundesweit nicht ins Hintertreffen geraten."
BIHK: Dringender Handlungsbedarf für mehr Energiesicherheit
Gößl weiter: "Die aktuell vom Bund vorgesehene Benachteiligung der Wasserkraft gegenüber Wind- und Solarenergie oder einen vorschnellen Verzicht auf Strom aus Kohle und Kernkraft lehnen wir daher ab.
Wir brauchen Einstiege und keine Ausstiege. Der Ausbau der erneuerbaren Energien muss forciert, für Flüssiggas muss LNG-Infrastruktur geschaffen werden. Bei Technologien wie Wasserstoff und Bio-Erdgas müssen wir die Turbo-Taste drücken. Die süddeutschen Gasspeicher, die derzeit nur zu 14 Prozent voll sind, müssen bis Herbst aufgefüllt werden.
Angesichts der Preisexplosionen agieren viele Betriebe, aber auch Selbstständige wie Taxifahrer, schon jetzt am Rand der Verlustzone. Daher müssen kurzfristig die staatlichen Abgaben auf jede Form von Energie auf die Mindestsätze gesenkt werden. Außerdem brauchen besonders betroffene Unternehmen Schnellkredit- und Eigenkapitalprogramme.
Ein Stopp der Erdgaslieferungen aus Russland würde die bayerische Wirtschaft ins Mark treffen, mit fatalen Folgen für energieintensive Branchen wie Zement- und Ziegelfabriken, Metallindustrie, Nahrungsmittelindustrie mit Molkereien, Zucker, Stärke- und Futtermittelherstellern, die komplette chemische Industrie, Glas- und Keramikindustrie und Papierhersteller. Mehr als 200.000 Jobs in Bayern stehen auf dem Spiel. Die Dominoeffekte durch Produktionsausfälle und massive Preissprünge quer durch alle Sektoren wären verheerend.
Das Ersetzen von russischem Gas ist eine gigantische Aufgabe für die Energiepolitik: Nach Berechnungen der IHK München wären rein rechnerisch in ganz Deutschland 50 Atommeiler oder 35.000 Windkraftanlagen an Land notwendig, um die gleiche Energiemenge zu erzeugen wie mit den russischen Erdgasimporten nach Deutschland von zuletzt etwa 480 Terawattstunden pro Jahr. In der Chemieindustrie ist Erdgas allerdings auch als Rohstoff zur Herstellung von Basis-Chemikalien unverzichtbar.“