Pressemeldung vom 22.02.2022

BIHK zur Ukraine-Krise

Dr. Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern
© Goran Gajanin

22.02.2022 - Die aktuellen Entwicklungen im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine kommentiert Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK): "Die bayerischen Unternehmen schauen mit großer Sorge auf den Konflikt und hoffen auf eine Rückkehr zur Vernunft und zur De-Eskalation. Es gilt dabei das Primat der Politik und der Aufrechterhaltung des Dialogs. Besonders angespannt betrachten die Unternehmen die Preisentwicklung an den internationalen Energie- und Rohstoffmärkten und die Aussicht auf mögliche Sanktionen."

Die Situation ist äußerst ernst und kritisch

Gößl weiter: "Hier ergeben sich große Risiken für die bayerische Wirtschaft, insbesondere bei den Energiepreisen. Russland ist aber auch global ein wichtiger Exporteur von Rohstoffen wie Aluminium, Titan und Palladium. Mittel- und langfristig muss die Energie- und Rohstoffversorgung Deutschlands und der ganzen EU daher diversifiziert werden, um unabhängiger von einzelnen Partnern zu werden. Aktuell raten wir den bayerischen Unternehmen mit Niederlassungen in der Ukraine dringend, die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes zu beachten und die weiteren Entwicklungen rund um die Uhr im Auge zu behalten. Die Situation ist äußerst ernst und kritisch."

Daten zu den Wirtschaftsbeziehungen Bayerns mit Russland und der Ukraine
(Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik)

Russland

  • Russland ist traditionell ein wichtiger Handelspartner Bayerns: 2021 betrug das bayerisch-russische Handelsvolumen 9,4 Mrd. Euro, damit lag Russland auf Rang 14 aller bayerischen Handelspartner.
  • Als Exportmarkt gehört Russland nicht zur Top-10 der größten Absatzmärkte: Aktuell liegt es auf Platz 17 der Zielländer bayerischer Exporte (3,1 Mrd. Euro in 2021).
  • Ungleich bedeutender ist Russland für die bayerische Wirtschaft als Ursprungsland, vor allem von Rohstoffen. In der Rangliste der Importländer nahm Russland 2021 mit einem Volumen von 6,3 Mrd. Euro Platz 10 ein.
  • In 2021 war ein Plus im bayerisch-russischen Außenhandel zu verzeichnen: Die Exporte nach Russland stiegen gegenüber 2020 um 8,4 Prozent und die Importe aus Russland nahmen um 82,5 Prozent zu, was zum Großteil auf die gestiegenen Energiepreise zurückzuführen ist.
  • 2021 stand Russland für 1,6 Prozent aller bayerischen Ausfuhren sowie 3,0 Prozent aller bayerischen Importe.
  • Von zentraler Bedeutung ist Russlands Beitrag zur bayerischen Energieversorgung: 36 Prozent der Erdöl- und Erdgasimporte Bayerns stammen aus Russland.
  • Wichtigste Exportgüter BY-RUS (2020):
    1. Kraftwagen und Kraftwagenteile im Wert von 687 Mio. EUR
    2. Maschinen im Wert von 645 Mio. EUR
    3. Chemische Erzeugnisse im Wert von 245 Mio. EUR
    4. Elektrische Ausrüstungen im Wert von 243 Mio. EUR
    5. Datenverarbeitungsgeräte, elektr. u. opt. Erzeugn.im Wert von 228 Mio. EUR
  • Wichtigste Importgüter RUS-BY (2020):
    1. Erdöl und Erdgas im Wert von 2,84 Mrd. EUR
    2. Metalle im Wert von 280 Mio. EUR
    3. Chemische Erzeugnisse im Wert von 117 Mio. EUR
    4. Holz und Holz-, Kork-, Korb-, Flechtwaren ohne Möbel im Wert von 53 Mio. EUR
    5. Kokereierzeugnisse und Mineralölerzeugnisse im Wert von 33 Mio. EUR

Ukraine

  • Das Gesamthandelsvolumen mit der Ukraine betrug 2021 1,2 Mrd. Euro, damit Platz 44 aller Handelspartner Bayerns.
  • Bayern hat 2021 Warenexporte in die Ukraine im Wert von 705 Mio. EUR geschickt, ein Plus 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Ukraine liegt damit auf Platz 38 aller bayerischen Exportmärkte.
  • Importe aus der Ukraine bach Bayern: Diese stellten 2021 einen Warenwert on Höhe von 475 Mio. Euro dar, ein Plus von 33,5 Prozent gg. Vorjahr. Das ist Rang 47 auf der Liste der wichtigsten Lieferländer Bayerns.
  • Wichtigste Exportgüter Bayern-->Ukraine (2020)
    1. Maschinen, 154 Mio. Euro
    2. Kraftwagen und -teile, 62 Mio. Euro
    3. Chemische Erzeugnisse, 50 Mio. Euro
    4. Nahrungsmittel und Futtermittel, 49 Mio. Euro
    5. Pharmazeutische Erzeugnisse, 38 Mio. Euro
  • Wichtigste Importgüter Ukraine-->Bayern (2020)
    1. Kraftwagen und -teile, 137 Mio. Euro
    2. Bekleidung, 37 Mio. Euro
    3. Möbel, 28 Mio. Euro
    4. Erzeugnisse der Landwirtschaft und Jagd, 23 Mio. Euro
    5. Maschinen, 21 Mio. Euro

Nach Angaben des Bayerischen Wirtschaftsministeriums sind mehr als 1200 bayerische Firmen in Russland engagiert, nahezu 500 Unternehmen aus dem Freistaat haben Geschäftsbeziehungen in der Ukraine.