10.02.2021

BIHK-Konjunkturumfrage: Bayerische Wirtschaft im Corona-Wechselbad

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© David McEachan von Pexels

Der zweite Lockdown und das andauernde Infektionsgeschehen haben die Erholung der bayerischen Wirtschaft nach dem historischen Corona-Einbruch vor knapp einem Jahr ausgebremst.

Gößl: „Die Pandemie ist der Bestimmer“

Der BIHK-Konjunkturindex ist seit Herbst von 107 Punkten auf 98 Punkte zurückgefallen und befindet sich damit wieder deutlich unterhalb des langjährigen Durchschnitts. Während des ersten Lockdown im Frühsommer 2020 erreichte der Index allerdings mit nur 81 Punkten einen deutlich niedrigeren Wert. Das ist das Ergebnis der Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK). Rund 4.200 Unternehmen im Freistaat nahmen im Januar an der Erhebung teil.

„Die Corona-Pandemie ist und bleibt der Bestimmer auch in der bayerischen Wirtschaft. Die Stimmung in den Unternehmen ist im Vergleich zum Herbst spürbar gesunken und deutet auf einen Rückgang der Wertschöpfung im ersten Quartal 2021 hin. Die gesamtwirtschaftliche Situation ist jedoch besser als im Frühjahr 2020“, sagt BIHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. „Anders als beim ersten Lockdown können etwa Industriebetriebe ihren hohen Wertschöpfungsbeitrag einbringen, auch dank weitgehend funktionsfähiger Lieferketten. Massive, zum Teil existenzbedrohende Probleme gibt es dagegen nach wie vor in denjenigen Branchen, die unmittelbar oder mittelbar vom persönlichen Kundenkontakt abhängig und von den Corona-Schließungen betroffen sind, wie Gastgewerbe, Kultur und Tourismus, Messe- und Veranstaltungswirtschaft sowie der Großteil des stationären Einzelhandels“, so Gößl.

Über alle Branchen gesehen waren im Januar etwas mehr Unternehmen mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden (32 Prozent der Befragten) als unzufrieden (28 Prozent). Damit liegt der Saldo der Geschäftslage bei plus 4 Punkten und hat sich seit Herbst trotz des erneuten Lockdown kaum verändert. Die Geschäftserwartungen fallen dagegen aktuell spürbar schlechter aus als im Herbst. Ihr Saldo drehte von plus 5 auf minus 9 Punkte. 29 Prozent der Unternehmen rechnen in den nächsten Monaten mit schlechteren Geschäften als aktuell.

Die Investitionsbereitschaft bleibt wie schon im Herbst verhalten: 18 Prozent der Betriebe wollen ihre Investitionen ausweiten, 20 Prozent wollen sie reduzieren. Weitere 18 Prozent planen keine Investitionen. Die Stellenpläne der Unternehmen haben sich sogar stabilisiert. Aktuell müssen 21 Prozent der Unternehmen Stellen streichen, 15 Prozent suchen dagegen zusätzliches Personal. Der Saldowert der Beschäftigungspläne steigt somit gegenüber Herbst von minus 11 auf minus 6 Punkte. Die Kurzarbeit bleibt ein zentrales Instrument der Beschäftigungssicherung, das rund von einem Drittel der befragten Unternehmen genutzt wird.

„Die andauernde und mit viel Unsicherheit belastete Pandemielage trübt die Erwartungen der Betriebe deutlich ein. Umso wichtiger ist es, dass wir nun zügig beim Impfen und Testen vorankommen“, unterstreicht BIHK-Präsident Eberhard Sasse. Er untermauert die Forderung der Wirtschaft nach mehr Rückenwind für die Unternehmen: „Dazu gehört nach wie vor ein Belastungsmoratorium, damit in dieser Krisenzeit der Rucksack aus Bürokratie, Vorschriften und Regularien für die Unternehmen nicht noch schwerer wird.“

Zudem sei besonders in den vom Lockdown betroffenen Branchen die Liquiditätslage äußerst angespannt. „Je länger die Krise andauert, umso größer wird die Gefahr einer Pleitewelle vor allem in Form von stillen Unternehmensaufgaben“, mahnt Sasse. Hier müsse die Politik weiterhin Stundungsmöglichkeiten einräumen und den Fälligkeitstermin von Sozialversicherungsbeiträgen wieder unternehmensfreundlicher gestalten. Auch bei den steuerlichen Verlustrückträgen seien unbedingt Nachbesserungen fällig, damit Verluste der Corona-Jahre 2020 und 2021 mindestens noch mit den Gewinnen aus 2018 verrechnet werden können. Aktuell können Verluste steuerlich nur mit dem Vorjahresgewinn verrechnet werden. Wichtig sei zudem, dass die Überbrückungshilfe III schnell über hohe Abschlagszahlungen in der Breite der Unternehmen ankomme. Hier sei der Bund in der Pflicht, endlich zu liefern, so der BIHK-Präsident.

Sasse fordert mit Blick auf den internationalen Wettbewerb gleichzeitig ein Fitnessprogramm für den Standort Deutschland. „Bei Unternehmenssteuern, Energiepreisen, Investitionen in Digitalisierung und Infrastruktur muss die Politik tätig werden, damit unser Standort möglichst stark aus der Krise herauskommt und die Wirtschaft wieder ordentlich durchstarten kann“, sagt der BIHK-Präsident.