Pressemeldung vom 17.01.2025

Trump wird für Turbulenzen sorgen

usa_header3

Mit der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump stellt sich die bayerische Wirtschaft auf eine stürmische Phase in den transatlantischen Beziehungen ein: Laut einer BIHK-Umfrage rechnet mehr als die Hälfte der bayerischen Unternehmen mit schlechteren Wirtschaftsbeziehungen zu den USA.

BIHK-Chef: „Ruhe bewahren und auf eigene Stärken setzen“

„Trump hat angekündigt, diesmal von Tag eins an seine Politik des ‚America first‘ vehement umzusetzen, auch in der Handelspolitik. Die bayerische Wirtschaft muss sich daher auf Turbulenzen gefasst machen. Unsere Betriebe bereiten sich auf verschiedene Szenarien vor“, sagt Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK). Die USA sind mit einem erwarteten Ausfuhrvolumen von rund 29 Milliarden Euro im vergangenen Jahr das Top-Exportland für die bayerische Wirtschaft sowie das wichtigste Land als Investitionsziel.

„Der Markenkern von Trump ist vollständige Unberechenbarkeit und Angriffslust. Wir müssen uns auf wirtschaftspolitische Konfrontationen und Drohungen einstellen und fahren am besten, wenn wir Ruhe bewahren, auf eigene Stärken setzen und mit passenden Maßnahmen auf die zunehmende Abschottung des US-Markts reagieren. Wenn auch in deutlich geringerem Ausmaß und konzilianter Form, so hat aber auch bereits US-Präsident Biden diese Abschottungspolitik betrieben“, so Gößl weiter.

„Letztendlich dürfte aber auch Trumps impulsive und radikale Wirtschaftspolitik in der Realität an Grenzen stoßen: Die USA brauchen im eigenen Interesse ein sehr hohes Mindestmaß an funktionstüchtigen internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Denn nur auf dieser Basis kann Trump in den USA gleichzeitig die Inflation, Zinsen und Staatsverschuldung in Grenzen halten und steigende Börsenkurse an der Wall Street erreichen. Ohne Importe von Waren, Kapital, aber auch ausländischem Personal ist das selbst für die USA nicht machbar“, so Gößl.

Unabhängig davon, ob Trump handelspolitische Horrorszenarien wie hohe Generalzölle auf alle Waren durchsetzt oder nicht, müsse sich die EU auf die eigenen Stärken besinnen und aktiv werden: „Wir brauchen mehr Freihandelsabkommen mit den anderen großen globalen Wirtschaftsräumen und sind dort auch bereits mit Südamerika und Kanada auf einem guten Weg. Mehr Unabhängigkeit von den USA in der Energiepolitik ist ebenfalls anzuraten“, unterstreicht der BIHK-Chef. Außerdem müsse sich die deutsche und europäische Wirtschaftspolitik klar auf Wachstum, Innovationen und Regulierungsabbau konzentrieren. „Wir müssen unser Schicksal selbst in die Hand nehmen. Die USA unter Donald Trump werden Europa und Deutschland nichts schenken“, fasst Gößl zusammen.

Als größte Risiken in den Beziehungen zu den USA sehen die bayerischen Unternehmen laut einer BIHK-Umfrage vom Herbst 2024 mehr Zölle und Handelshemmnisse (70 Prozent), US-Handelssanktionen mit Wirkung auf Drittstaaten wie China (68 Prozent) und weniger stabile Finanzmärkte (44 Prozent, Mehrfachantworten möglich). Eine ungünstigere Steuerpolitik oder strengere Einwanderungs- und Visavorschriften in den USA betrachten nur 20 bzw. 18 Prozent als Risiken. Mit einem Präsidenten Trump rechnen nur 16 Prozent der befragten bayerischen Unternehmen mit langfristig besseren Geschäftsbeziehungen zu den USA, aber 56 Prozent mit einer Verschlechterung.