IHK-Bildungsexpress: Stimmen der Teilnehmer
Bei der zehnten Fahrt vom IHK-Bildungsexpress haben wir Stimmen der Teilnehmer eingefangen: von Schülern, teilnehmenden Firmen, Veranstaltern und dem Hauptgeschäftsführer der IHK.
Bild v.l. Magdalena Obermayer (Südostbayernbahn) Dr. Manfred Gößl (IHK für München und Oberbayern), Ingrid Obermeier-Osl (IHK-Vizepräsidentin)
Interviews: Martin Armbruster)
Inhalt
- Magdalena Obermayer, Geschäftsleiterin Südostbayernbahn für Personal und Finanzen
- Ingrid Obermeier-Osl, IHK-Vizepräsidentin und Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Altötting-Mühldorf, über den Erfolg des IHK-Bildungsexpresses
- IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Manfred Gößl
- Marina Roth, hat ihre Tochter Johanna im Zug dabei
- Georg, Ausbilder beim Autozulieferer ZF
- Dr. Anita Pfaffeneder Zahn Zauberei
- Sophia, Azubi bei Baierl & Demmelhuber Innenausbau GmbH
- Bashar Dahroni, Azubi bei Elektro Enzinger
- Ursula Mäterli, Mutter von Marie
- Georg Thalmeier, Chef vom Georg Thalmeier Garten- und Landschaftsbau
- Jutta Ritter, Wirtschaftsförderin des Landkreises Altötting
- Sophie Kamhuber, Schülerin der 9. Klasse der Realschule Haag
Magdalena Obermayer, Geschäftsleiterin Südostbayernbahn für Personal und Finanzen
Warum lässt die Südostbayernbahn diesen Sonderzug fahren?
Die ursprüngliche Idee kenne ich nicht, ich bin erst seit zweieinhalb Jahren bei der Südostbayernbahn. Aber ich kann Ihnen sagen, warum wir das Format heute für wichtig halten.
Genau das wollen wir hören.
Wir sind einer der größten Arbeitgeber und Ausbilder in der Region. Wir machen das auch aus Eigeninteresse. Wir sind von Beginn an mit einem Stand im Bildungsexpress vertreten. Der demografische Wandel macht es zunehmend schwierig, Nachwuchs zu finden. Der Bildungsexpress ist für alle Firmen eine schöne Möglichkeit, sich Schülern und ihren Eltern zu präsentieren.
Was macht den Bildungsexpress so beliebt?
Ist das die besondere Atmosphäre oder die Fahrt nach Salzburg?Ich denke, beides. Ein Sonderzug ist einfach anders als eine Messehalle. Was das Ganze für junge Leute attraktiv macht, ist sicher auch die Möglichkeit, in Salzburg zwei Stunden zum Shoppen oder zum Essen zu gehen. Dafür halten wir eigens am Europark. Gut, heute ist zwar das Wetter schlecht, aber das schadet dem Event sicher nicht.
Die Teilnehmer fahren auch kostenlos mit.
Ja, die Zugfahrt ist kostenlos, aber eben nicht so kurz, dass Leute nur wegen des Shoppens mitfahren. Man muss sich anmelden, wir haben im Vergleich zum Standard-Fahrplan eine relativ lange Fahrzeit. So lässt sich das gut kombinieren: Berufe und Firmen kennenlernen und einen Ausflug nach Salzburg machen.
Das Angebot kommt gut an. Heute sind wieder 220 Schülerinnen und Schüler an Bord.
Ja, das ist einfach super. Ich war 2022 zum ersten Mal dabei und habe damals schon gesehen, wie gut die Resonanz ist. Es macht einfach Spaß, wenn sich so viele junge Menschen für die Ausbildung interessieren. Das sieht man auch daran, wie viel an den Ständen gefragt wird – und wie Stempel gejagt werden, um an dem Gewinnspiel teilzunehmen. Das ist wunderbar.
Was können Sie Schülern bieten, die sich für Ihr Unternehmen interessieren?
Sehr viel (lacht). Wir bilden in sehr vielen Berufen aus. Wir haben die klassisch Sichtbaren: Lokführer und Zugbegleiter. Wir betreiben auch Gleisbau, wir haben die Instandhalter, die große Maschinen bedienen. Die Deutsche Bahn ist ja, was soziale Aspekte und Ausbildungsgehalt angeht, durchaus attraktiv. Wir stellen in jedem Jahr 15 Azubis neu ein.
Geht der Einstieg ohne Abitur?
Wenn man nicht gerade ein Duales Studium machen will, ist das natürlich möglich. Wir wünschen uns von unseren Bewerbern Motivation, eine gesunde Einstellung und zumindest etwas Leidenschaft für die Bahn. Ich lade jeden gerne ein, bei uns unverbindlich ein Praktikum zu machen.
Ingrid Obermeier-Osl, IHK-Vizepräsidentin und Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Altötting-Mühldorf, über den Erfolg des IHK-Bildungsexpresses
Der IHK-Bildungsexpress hat im vergangenen Jahr sein zehnjähriges Jubiläum gefeiert. War das auch für Sie ein besonderer Tag?
Ja, klar! Zehn Jahre IHK-Bildungsexpress, das ist ein großer Erfolg. Nur zweimal mussten wir wegen Corona die Fahrt absagen. Es freut mich besonders, dass bei der Jubiläumsfahrt auch unser Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl dabei war. Die Idee des Events ist heute wertvoller denn je: Jugendliche, Eltern und Ausbildungsbetriebe fahren in einem Zug, knüpfen face-to-face Kontakte. Das ist eine tolle Sache.
Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Die Idee ist in unserem Regionalausschuss entstanden. Wir haben uns damals überlegt, wie wir künftig auf Jugendliche zugehen können, wie wir das Thema Ausbildung attraktiv präsentieren können. Christoph Kraller, der damalige Chef der Südostbayernbahn, saß bei uns im Ausschuss. Ich habe dann einen Sonderzug vorgeschlagen. Unsere beiden Landratsämter befürworteten das, der Bildungsexpress war aber vom Start weg ein reines IHK-Projekt.
Welche Berufe werden auf dieser Zugfahrt vorgestellt?
Es sind knapp 100 Berufe. Der Schwerpunkt sind aber ganz klar die IHK-Berufe. Und da präsentieren wir eine unglaubliche Vielfalt – von der Zahntechnikerin über den Industriekaufmann bis hin zum Fachinformatiker und Dualen Studiengängen ist fast alles dabei.
Wie gut wird der Sonderzug nach Salzburg von der regionalen Wirtschaft angenommen?
Die Idee fanden von Beginn an alle gut, wir mussten interessierte Betriebe schon lange auf Wartelisten setzen. Einige Firmen sind seit der Premiere dabei. Es gab auch schon viele Vertreter von Innungen wie der Bauinnung und andere Handwerksberufe, die das Angebot sehr vielseitig machen. Ständig kommen neue Angebote dazu.
Kommen die interessierten Schüler und Jugendlichen aus ganz Südostbayern – oder gibt es regionale Schwerpunkte?
Mir fällt auf, dass bei der Fahrt im November die Schulstandorte Altötting, Töging und Garching gut vertreten waren. Wir tun uns etwas schwer, den Westen des Landkreises anzubinden, vielleicht weil es in Haag keine Zugverbindung nach Mühldorf gibt. Deshalb freut es mich besonders, dass wir trotzdem 20 Schüler und Schülerinnen der Haager Realschule mit an Bord hatten.
Es wird behauptet, Jugendliche ließen sich nur über Social Media erreichen. Beweist der IHK-Bildungsexpress nicht das Gegenteil?
Ja, absolut. Nichts ist besser als das persönliche Gespräch gerade bei der Berufswahl. Das lehrt die Erfahrung aus zehn Jahren IHK-Bildungsexpress. Deshalb hatten wir bei der Jubiläumsfahrt wieder über 220 Schüler, viele Eltern und über 30 tolle Ausbildungsbetriebe an Bord. Die ersten Praktika wurden schon vor Salzburg vergeben.
IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Manfred Gößl
Herr Gößl, Sie sind heute zum ersten Mal dabei. Halten Sie den Bildungsexpress für einen Erfolg?
Ja, klar. Wer hat schon einen eigenen Sonderzug? Zum Glück fährt der nicht nach Pankow, sondern ins schöne Salzburg. Mit dem IHK-Sonderzug zeigen wir, wie wichtig uns die Ausbildung ist. Das gehört zum Kern unserer Arbeit: junge Leute für die Ausbildung gewinnen. Deshalb wollte ich bei dieser Jubiläumsfahrt unbedingt dabei sein. Ich habe unsere Vizepräsidentin gefragt, ob ich mitfahren darf.
Offensichtlich dürfen Sie …
Ja, ich finde es toll, hier im Zug zu sein. Ich bin begeistert von unseren Events, die in Präsenz stattfinden. Dazu gehören unsere Ausbildungsmessen in der Region. Aber der Bildungsexpress ist eben etwas Besonderes. Das ist in Deutschland einmalig, das gibt es nur hier. Das ist sensationell für die Region Südostbayern.
Die Politik hatte Ideen wie Ausbildungsgarantie und die Ausbildungs-umlage. Hat die Wirtschaft mit dem Bildungsexpress nicht das bessere Konzept?
Das ist doch immer so. Die Innovationen, die Ideen, die kommen aus der Wirtschaft, die kommen aus der Forschung. Wenn die Politik überhaupt etwas tut, dann ist das, uns Hürden in den Weg zu stellen. Wir brauchen weder Ausbildungsumlage noch Ausbildungsgarantie. Viele in der Politik wollen das Problem nicht sehen: Es sind nicht fehlende Lehrstellen. Die Ausbildungslücke entsteht, weil einfach zu wenige Leute aus der Schule kommen.
Was schlagen Sie vor?
Auch dafür ist der Bildungsexpress ein Modell. Es bleibt Firmen gar nichts anderes übrig, aktiv zu werden und den Kontakt mit Schülern und Schulen zu suchen. Dafür sind auch Schulpartnerschaften in der Region ein gutes Instrument. Als IHK haben wir die Aufgabe, diese Formate zu unterstützen, weil sie unseren Firmen Fachkräfte bringen.
Heute sind viele Eltern mit im Zug. Trägt das zum Erfolg des Bildungsexpresses bei?
Ja, sicher. Wir wissen, dass die Eltern einen großen Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder haben. Wir wissen auch, dass viele Eltern im Studium den besten Karriere-Einstieg sehen. Sie irren sich. Mit einer berufliche Qualifizierung kann man heute so viel verdienen wie Akademiker. Das zeigen Studien, das sagen die Chefs und Ausbilder, die hier im Zug an ihren Ständen stehen. Und die Nachfrage nach beruflich Qualifizierten ist schon heute deutlich höher als bei Akademikern.
Dient der Sonderzug also auch der Aufklärung?
Azubis hatten noch nie so gute Verdienst- und Aufstiegschancen wie heute. Das hört und sieht man hier heute in jedem Waggon, das ist die Botschaft, die wir jetzt rausgeben müssen. Sollten mich nachher Jugendliche um Rat fragen, sage ich ganz klar: Macht eine Ausbildung, bildet Euch fort, arbeitet in den Firmen in der Produktion, da wird jede helfende Hand gebraucht.
Marina Roth, hat ihre Tochter Johanna im Zug dabei
Frau Roth, was halten Sie von dieser Sonderfahrt heute?
Ich finde super, dass das nicht von Chefs veranstaltet wird, die ihre Firma gut darstellen wollen. Hier sitzen Mitarbeiter und Azubis im Zug, die uns erzählen, wie sie ihren Beruf selbst erleben. Sie erklären sehr gut, wie ihre Ausbildung lief – und wie heute ihre tägliche Arbeit aussieht.
Gab es einen Aussteller, den sie besonders gut fanden?
Ja, gleich der erste, das war eine Steuerberater- und Rechtsanwaltskanzlei. Das war wirklich super. Jetzt haben wir uns technische Berufe angeschaut. Davon haben unsere Kinder ganz wenig Ahnung. Ich habe auch gemerkt, dass die Johanna da nicht wusste, welche Fragen sie stellen soll.
Zum Glück sind Sie ja dabei.
Ja, ich habe dann die Fragen gestellt. Aber wie gesagt, ich finde das alles hier voll cool. Mir gefällt das so gut, ich würde nächstes Jahr wieder mitfahren.
Der Zug hat in Salzburg gut zwei Stunden Zwischenhalt. Wie nutzen Sie die Zeit?
Die Johanna hat die Zeit schon verplant. Sie hat sich mit einer Freundin in einer Buchhandlung verabredet. Die Gelegenheit hat man selten. Das Ganze ist wirklich eine tolle Sache.
Georg, Ausbilder beim Autozulieferer ZF
Sind Sie zum ersten Mal dabei beim Bildungsexpress?
Nein, wir sind seit seiner Premiere in jedem Jahr dabei. Das ist eine super Idee, die uns viele Kontakte bringt.
Wie ist denn die Resonanz? Waren schon Schüler da?
Ja, die erste Stunde ging das durchgehend. Jetzt haben wir zum ersten Mal eine Pause.
Was müssen Jugendliche mitbringen, die bei Ihnen einsteigen wollen?
Das Interesse an der Technik sollte schon da sein. Sie sollten in den Schulfächern Mathematik, Physik und Chemie auch einigermaßen gut sein. Es braucht sicher auch handwerkliches Geschick. Deshalb sind Praktika auch sinnvoll. Man sieht da sofort, ob danach eine Ausbildung Sinn macht.
Ist das der wichtigste Schritt – ein Praktikum?
Das befürworten wir absolut. Das ist für beide Seiten gut. Wir lernen die Schüler kennen, sie sehen, wie es im Beruf tatsächlich abläuft.
Geht Ausbildung bei Ihnen auch ohne Abitur?
Ja, sicher. Mindestanforderung für unsere technischen Berufe ist ein qualifizierter Mittelschul-Abschluss.
Was macht ZF eigentlich?
Wir sind ein Teil des ZF-Konzerns. Wir stellen die Gasgeneratoren her, die bei einem Unfall die Airbags aufblasen.
Können Sie Ihre Lehrstellen noch besetzen?
Es wird schwieriger. Die Bewerberzahlen sind rückläufig. Man muss immer mehr investieren, um Auszubildende zu bekommen.
Dr. Anita Pfaffeneder Zahn Zauberei
Sind Sie die Chefin der Zahn Zauberei?
Wir sind zwei Inhaberinnen. Meine Partnerin ist die Verena Stadler. Sie leitet die Kieferorthopädie. Ich bin zuständig für die Kinder-Zahnheilkunde.
Warum finden Sie den Bildungsexpress so gut?
Toll finde ich, dass die Eltern mit dabei sind. Ich habe den Eindruck, dass sich die Kinder dadurch sicherer fühlen. Die Eltern sind doch eher in der Lage, sich einen Überblick über die Berufe zu verschaffen. Sie stellen auch ganz andere Fragen als ihre Kinder.
Was wollen die Eltern wissen?
Wie lange die Ausbildung dauert, was konkret gelernt wird. Sie wollen wissen, wie die Azubis während eines Arbeitstages betreut werden. Wichtig ist, dass man mit Mittlerer Reife die Ausbildung verkürzen kann. Für Abiturienten dauert sie nur zwei Jahre. Die Eltern erkundigen sich auch nach Weiterbildung und Aufstiegsmöglichkeiten.
Was macht Ihr Betrieb für Jugendliche attraktiv?
Ein wichtiger Punkt ist, dass wir uns auch dafür interessieren, was unsere Azubis in der Freizeit machen. Wir geben ihnen die beispielsweise die Chance, kostenlos ins Fitness-Studio zu gehen.
Wie läuft es so an Ihrem Stand?
Super. Wir kommen aus dem Reden gar nicht raus.
Sehr viele Mädchen habe ich hier bei Ihnen gesehen …
Ja, es stimmt schon. Unser Ausbildungsberuf ist sehr, sehr weiblich. Wir hatten mal einen Jungen in der Ausbildung. Vorhin war ein Junge da, der hatte mal eine Zahnspange getragen und fand das toll. Der kann sich vorstellen, bei uns eine Ausbildung zu machen.
Haben Sie Probleme genügend Bewerber zu finden?
Alle Betriebe tun sich damit schwer. Aber noch schwieriger ist es, Fachkräfte zu finden. Deshalb wollen wir mit guter Ausbildung dafür sorgen, dass unsere Azubis richtig Freude an ihrem Beruf entwickeln und bei uns bleiben.
Sophia, Azubi bei Baierl & Demmelhuber Innenausbau GmbH
Hallo Sophia, mit was überzeugst Du heute Schüler von Deiner Firma?
Wir bieten gute Ausbildung und viele Benefits dazu. Neuen Azubis bieten wir einen Kick-off-Event. Einmal im Jahr fahren wir mit den Azubis zu allen unseren Firmen-Standorten. Da lernen sie alle und alles kennen. Wir machen Azubi-Projekte im Bereich Handwerk und Büro.
Welche Ausbildung machst Du selbst?
Ich lerne Industrie-Kauffrau. Ich bin mit der Laureen hier. Wir sind beide im zweiten Ausbildungsjahr, wir sind in der gleichen Firma, wir sind gemeinsam in der Berufsschule, sie ist meine beste Freundin – es ist alles ziemlich perfekt.
Wie läuft es mit der Ausbildung?
Gut, wir sind super zufrieden. Man durchläuft bei uns viele Stationen, man lernt jeden Bereich des Unternehmens kennen. Das ist auch wirklich sehr abwechslungsreich.
Also macht Ihr heute aus Überzeugung Werbung für Euer Unternehmen …
Ja, absolut.
Welche Anforderungen stellt Euer Unternehmen an Lehrstellen-Bewerber?
Es kommt natürlich auf den Ausbildungsberuf an, aber grundsätzlich bieten für jeden Schulabschluss ein gutes Angebot an. Wir haben hier alles – Quereinsteiger, Studienabbrecher, bei uns geht für jeden etwas.
Wie kommen Azubis zu Eurem Unternehmen hin?
Wir sitzen direkt neben der Autobahn. Viele Eltern fahren hier morgens selbst vorbei Richtung Arbeit – Azubis müssen einfach nur aussteigen. Wir haben 900 Mitarbeiter, da gibt es viele Fahrgemeinschaften. Der Bahnhof Töging ist nicht weit. Von dort fahren Busse her zu uns.
Wie ist das Interesse heute?
Es läuft wirklich super, es geht hier Schlag auf Schlag.
Bashar Dahroni, Azubi bei Elektro Enzinger
Was halten Sie von dieser Fahrt mit dem Sonderzug nach Salzburg?
Das bringt den jungen Leuten viel. Sie können hier die Betriebe ihrer Region kennenlernen, sie erfahren, welche Berufe angeboten werden. Das hilft bei der Orientierung – viele Jugendliche fragen sich, was sie nach der Schule machen sollen.
Was machen Sie bei Enzinger?
Ich bin selbst in der Ausbildung zum IT-Systemelektroniker. Ich bin im dritten Lehrjahr. Und ich habe selbst über die IHK meinen Beruf kennengelernt. Ich habe eine IHK-Ausbildungsmesse besucht.
Wie läuft Ihre Ausbildung?
Ich bin sehr zufrieden. In der Berufsschule läuft es auch gut. Ich habe ein bisschen Angst vor der Prüfung, die steht bald an. Aber ich denke, ich werde das gut schaffen.
Wie ist die Nachfrage heute?
Gut. Viele erkundigen sich, ob wir Praktika vergeben und welche Berufe wir anbieten. Ich finde das echt super. Wir hatten heute schon drei Jugendliche hier, die ernsthaftes Interesse hatten. Die wollten unbedingt unsere Bewerbungs-E-Mail bekommen. Und sie wollten alles genau wissen: Wie lange geht die Ausbildung? Wie läuft es an der Berufsschule? Gibt es da Blockunterricht? Und so weiter.
Bei Enzinger kaufen viele junge Leute ein. Hilft Ihnen das bei der Azubi-Werbung?
Bestimmt spielt das eine Rolle. Viele kennen uns, weil sie bei uns schon mal Kopfhörer oder ein iPhone gekauft haben. Daran erinnert man sich gerne, das bringt uns ein gutes Image.
Ursula Mäterli, Mutter von Marie
Hallo Frau Mäterli, wie gefällt es Ihnen heute im Bildungsexpress?
Ich halte das für eine ganz tolle Idee. Mir war das nicht bekannt. Meine Tochter Marie hat mich darauf aufmerksam gemacht. Ich habe mich sehr gewundert, dass sie mitfahren wollte.
Warum? Hat sie keine Lust auf Ausbildung?
Doch, das schon. Sie hat einen klaren Berufswunsch: Sie will zu Bundeswehr. Aber die ist doch heute gar nicht hier.Das stimmt, das wussten wir schon vorher, weil da nichts auf der Ausstellerliste stand. Sie wollte aber trotzdem mitfahren. Offensichtlich hat sie im Hinterkopf: Ich brauche einen Plan B, wenn es mit der Bundeswehr nicht klappt. Jetzt sitze ich hier und finde das alles cool.
Wo steckt denn die Marie?
Sie hat sich am Anfang nicht von mir weggetraut. Dann hat sie sich aber das Nachbarsmädchen geschnappt. Sie sind jetzt seit gut einer Stunde im Zug unterwegs. Ich habe nichts mehr von ihnen gehört und gesehen. Das ist sehr positiv. Offenbar finden sie das alles hier super spannend.
Georg Thalmeier, Chef vom Georg Thalmeier Garten- und Landschaftsbau
Herr Thalmeier, Sie sind Stammgast im Bildungsexpress. Wie läuft es heute so?
Ausbildungsverträge haben wir noch keine unterschrieben. Aber das Interesse ist groß, die Leute stehen hier in Schlange an.
Überrascht es Sie nicht, dass so viele Mädchen in der Schlange stehen?
Ja, stimmt, aber das ist doch gut. Wir hatten auch Mädchen in der Ausbildung. Wir haben damit nur gute Erfahrungen gemacht. Die Mädchen, die diesen Beruf wirklich machen wollen, schaffen das auch. Die stehen den Jungen in nichts nach. Wir haben 2022 ein Mädchen eingestellt, die bei uns zuvor die Ausbildung gemacht hatte. Die fährt mit dem Bagger und Lader genauso gut wie die Männer.
Garten- und Landschaftsbau, das ist noch echtes Handwerk …
Wir gehören aber offiziell zur Industrie. Da hat es jahrelang Abgrenzungskämpfe gegeben über die Frage, welche Berufe zum Handwerk gehören und welche zur IHK.
Das können Sie hier im Zug ja erklären. Wie finden Sie die Veranstaltung heute?
Ich finde das sehr gut, weil Schüler kommen, die sich ernsthaft für Ausbildung interessieren. Wir haben in der vergangenen Woche mit einem Schüler einen Ausbildungsvertrag für 2024 unterschrieben. Der war im letzten Jahr auch hier im Zug und hat sich über sechs oder sieben Berufe informiert. Metallbau, Elektrotechnik, alles mögliche. Zum Glück hat er sich für uns und den Landschaftsbau entschieden.
Ist das die Alternative für junge Menschen, die nicht acht Stunden lang vor dem PC sitzen wollen?
Klar, man ist bei Wind und Wetter draußen. Und es wird kräftig gebuddelt. Wenn wir mit einer Bepflanzung oder Baustelle anfangen, sieht das am Anfang aus wie eine Mondlandschaft. Wir müssen ja die ganzen Röhren und Leitungen da einbauen.
An Ihrem Stand sitzt der Chef persönlich. Macht Ihnen das Spaß hier im Bildungsexpress?
Ja, klar, das macht schon Spaß. Man muss die Leute auch beraten. Außerdem ist es gut, wenn auch der Chef selbst da ist. Das sagen andere Unternehmer: Ah, der Thalmeier war auch dabei. Das bringt auch den einen oder anderen Auftrag für ein Gartenprojekt ein.
Jutta Ritter, Wirtschaftsförderin des Landkreises Altötting
Frau Ritter, warum sind Sie heute morgen in diesen Zug eingestiegen?
Ich bin heute als Stellvertreterin unseres Landrats mit dabei. Ich muss gestehen, ich bin heute das erste Mal dabei.
Welche Schande.
Ja, es ist tatsächlich eine Schande, weil der Bildungsexpress wirklich ein super Angebot ist. Ich bin vorhin durch den Zug gelaufen und bin beeindruckt. Es ist einfach etwas Besonderes. Es ist der Rahmen, der diesen Event so attraktiv macht. Statt Messehalle eine Zugfahrt, wir haben tolle Ausbildungsbetriebe an Bord. Man kann sich mit Chefs und Ausbildern direkt austauschen. Es wurden schon erste Praktikas vergeben. Das ist einmalig im Land.
Wie groß ist der Fachkräftemangel in Südostbayern?
Es brennt wirklich. Das liest man fast täglich in der Lokalpresse, wir hören das von den Unternehmen. Wir organisieren selbst eine regionale Ausbildungs-messe. Und auch da sagten mir alle Unternehmer, wie dringend sie Fach- und Arbeitskräfte suchen.
Was kann der Bildungsexpress zur Lösung des Problems beitragen?
Ich halte den Ansatz für ganz wichtig. Nicht nur warten, was sich auf dem Arbeitsmarkt tut, sondern aktiv auf Schülerinnen und Schülern zugehen, Kontakte aufbauen. Das wird sich für die Region auszahlen.
Ist Ihnen beim Gang durch den Zug ein Stand besonders aufgefallen?
Also ich fand die alle gut. Die Unternehmen geben sich wirklich Mühe, sich hier gut zu präsentieren. Wie gut das ankommt, sieht man ja. An einigen Ständen stehen die Leute Schlange.
Raten Sie der IHK, mit dem Bildungsexpress weiterzumachen?
Auf jeden Fall. Dieses Projekt sollten wir unbedingt beibehalten. Für die Region ist das ein großer Gewinn.
Sophie Kamhuber, Schülerin der 9. Klasse der Realschule Haag
Sophie, mit welchen Erwartungen bist Du heute in den Zug gestiegen?
Ich wollte mir das Ganze einfach mal anschauen. Ich finde die Idee dieses Sonderzugs wirklich gut. Man kann sich über alle Berufe informieren – und die Chefs oder Ausbilder der Firmen ansprechen. Man bekommt einen Einblick in die Berufswelt. Das ist wichtig, den gibt es in der Schule nicht.
Hast Du schon eine Idee, was Du mal machen willst?
Ja, Industriekauffrau, ich möchte im Büro arbeiten.
Hast Du zu diesem Beruf heute Information bekommen?
Ja, ich habe da an einigen Ständen nachgefragt und ganz konkret zwei Praktikas ausgemacht – im Holzwerk Obermeier und bei Brillux.
Wenn Dich am Montag Deine Mitschülerinnen fragen, wie es heute war: Wirst Du den Bildungsexpress weiterempfehlen?
Ja, ganz klar. Für mich hat es sich absolut gelohnt, dass ich heute mit dabei war.