Pressemeldung vom 03.06.2024 - Garmisch-Partenkirchen
Wirtschaft im Landkreis Garmisch-Partenkirchen lebt Europa
Erfolg und Stärke der Wirtschaft im Landkreis Garmisch-Partenkirchen sind ohne die Europäische Union nur schwer vorstellbar. „Der europäische Binnenmarkt mit dem freien Verkehr von Waren, Arbeitnehmern, Dienstleistungen und Kapital wirkt dauerhaft als ein Turbo für die Wirtschaft. In Zeiten von weltweit wachsendem Protektionismus und dem sich zuspitzenden Arbeitskräftemangel zeigen sich diese Vorteile besonders stark”, erklärt Claudia Hans, stellvertretende Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Garmisch-Partenkirchen, im Vorfeld der Europawahl am 9. Juni. „Ohne die Beschäftigten aus EU-Ländern, die hier problemlos arbeiten können, wäre der Personalmangel ein noch viel größeres Problem und unsere Wirtschaft deutlich schwächer”, so Hans weiter.
Über 10 Prozent der Beschäftigten kommen aus einem EU-Staat
10,7 Prozent der Beschäftigten im Landkreis Garmisch-Partenkirchen haben einen Pass aus einem anderen EU-Land. Der oberbayerische Durchschnitt liegt bei 11,6 Prozent. Von den über 30.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen im vergangenen Jahr laut Bundesagentur für Arbeit über 3.200 aus anderen EU-Staaten. An erster Stelle steht Rumänien mit 520 Beschäftigten, gefolgt von Kroatien (350 Beschäftigte) und Ungarn (360 Beschäftigte). Seit 2015 ist die Zahl der EU-Arbeitskräfte im Landkreis um über 500 angestiegen.
Da der Mangel an Arbeitskräften in allen EU-Ländern zunehmend zu einem Problem wird und sich damit das Potenzial von EU-Beschäftigten auch im Landkreis immer mehr erschöpft, wird die Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften aus Drittstaaten wichtiger. So arbeiten schon heute laut Arbeitsagentur über 460 Menschen aus den Westbalkan-Staaten im Landkreis. Deren Anzahl hat sich seit 2015 mehr als verdoppelt. Aber auch Beschäftigte aus anderen Nicht-EU-Staaten wie beispielsweise aus der Türkei (400), aus Afrika (260) und auch zunehmend aus Afghanistan (110) sind inzwischen unverzichtbar. Die IHK spricht sich deswegen für weniger Bürokratie und vereinfachte Verfahren bei der Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften aus Drittstaaten aus.
Für den Außenhandel gilt für ganz Bayern, dass die Unternehmen mehr als die Hälfte ihres Handelsvolumens im Import und Export mit EU-Ländern abwickeln. Auch der Landkreis Garmisch-Partenkirchen dürfte nach IHK-Einschätzung von den Verflechtungen mit den EU-Handelspartnern profitieren. Bayernweit sind die Top 5 der EU-Handelspartner Österreich, Italien, Polen, Tschechien und die Niederlande. Regionale Daten dazu liegen nicht vor.
„Für die Wirtschaft im Landkreis gehört die EU schon lange zum selbstverständlichen Alltag. Dennoch zeigen der Brexit und die auch bei uns stellenweise aufkeimenden Dexit-Diskussionen, dass sie auch immer wieder in Frage gestellt wird”, warnt Hans. „Der Dexit oder das Zurückdrehen der europäischen Einigung wären sowohl eine Katastrophe für das Miteinander in Europa als auch für unser Land und unseren Wohlstand. Wer so etwas fordert, begreift einfach nicht, welche Bedeutung die europäische Zusammenarbeit, der EU-Binnenmarkt und der Euro als einheitliche Währung für uns haben.” Hans macht deutlich: „Die Wirtschaft in der Region braucht eine stabile und starke EU, die ihre Hausaufgaben erledigt und auf Mikrosteuerung sowie Überregulierung verzichtet.”