Pressemeldung vom 26.04.2024 - Bad-Tölz-Wolfratshausen
Zuwanderung von Fachkräften bleibt Hindernislauf
Auch den Betrieben im Landkreis Weilheim-Schongau setzt der Mangel an Arbeitskräften immer deutlicher zu. Mehr und mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wechseln in den Ruhestand, ohne dass die Stellen durch junge Fachkräfte ausreichend nachbesetzt werden können. „Die Zuwanderung von Fachkräften aus Drittstaaten kann deshalb ein wichtiger Baustein sein“, mit diesen Worten eröffnete Elfriede Kerschl, Fachkräfte-Expertin von der IHK München, ihren Vortrag. Kerschl betonte aber auch, dass die erforderliche Zuwanderungsquote von jährlich 400.000 Arbeitskräften nach Deutschland schon allein wegen des fehlenden Wohnraums illusorisch sei.
Erster Austausch zum Transfer- und Innovationszentrum TIZIO in Bad Tölz
Die Expertin stellte im Folgenden der Unternehmerschaft die Neuregelungen innerhalb des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes vor. Dieses ermöglicht seit März auch die Einwanderung von Fachkräften zur qualifizierten Beschäftigung, ohne dass eine Anerkennung des Berufsabschlusses verpflichtend ist. Nachzuweisen sind eine staatlich anerkannte Berufsausbildung sowie mindestens zwei Jahre einschlägige Berufserfahrung in dem angestrebten Arbeitsbereich. Ab 1. Juni 2024 kommt die Chancenkarte zur Arbeitsplatzsuche hinzu. Sofern der Lebensunterhalt gesichert ist und bei Erfüllung einer Reihe von Kriterien erhalten Menschen aus Drittstaaten die Möglichkeit, vor Ort in Deutschland auf Arbeitsplatzsuche zu gehen. Ergänzend zu Kerschls Erläuterungen stellte Olga Ländle von der Ausländerbehörde des Landratsamts Weilheim-Schongau das beschleunigte Fachkräfteeinwanderungsverfahren vor. Schnell wurde jedoch in der anschließenden Diskussion mit den Unternehmern deutlich, dass trotz der angestrebten Vereinfachungen im Gesetz, das Regelwerk weiter zu komplex, zu eng gefasst und damit für die Betriebe wenig hilfreich und eher abschreckend bleibe. Klaus Bauer, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Weilheim-Schongau, betonte: „Die Wirtschaft und jeder, der bei uns arbeiten will, brauchen schnelle und unbürokratische Wege, um ans Ziel zu kommen, nämlich eine Arbeit in Deutschland aufzunehmen.“ Bauer äußerte Bedenken, ob das mit dem aktuellen Gesetzeswerk gelingen werde. Ländle ermutigte die Unternehmer, für ihre Suche und die Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland die Internet-Plattform „Make it in Germany“ zu nutzen, die sowohl einwanderungswilligen Jobsuchenden als auch deutschen Unternehmen zur Bewältigung des Fachkräfteeinwanderungsprozesses umfangreiche Unterstützung anbiete.
Wie die Wissenschaft Innovation und Forschung in der heimischen Wirtschaft unterstützen kann, darum ging es bei der Vorstellung des Transfer- und Innovationszentrums im Oberland (TIZIO) der Hochschule München im zweiten Teil der Sitzung. Das TIZIO ist eines von 26 durch den Freistaat geförderten Technologietransferzentren in ganz Bayern und entsteht derzeit in Bad Tölz. Ingrid Wildemann-Dominguez von der Geschäftsleitung des TIZIO informierte die Unternehmerinnen und Unternehmer darüber, welche Ziele die Hochschule mit dem Projekt, ihrem ersten Hochschulstandort außerhalb Münchens, verfolgt. Sie stellte die Leistungen des Zentrums vor, in das der Freistaat knapp sieben Millionen Euro investiert. Über geeignete Kooperationsformate soll Unternehmen im Oberland ein Zugang zu gemeinsamen Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsaktivitäten mit der Hochschule München ermöglicht werden. Damit können Forschungs- und Entwicklungsprojekte in Betrieben auch auf dem Land angestoßen beziehungsweise vorangebracht werden. Digitalisierung und Nachhaltigkeit, besonders in den Feldern Automatisierung und Robotik, Additive Fertigung, IT-Simulation und Tourismus sind die inhaltlichen Schwerpunkte. Die Eröffnung des Zentrums mit seinen Laboren in dem geplanten Neubau auf dem Technologiecampus Bad Tölz ist bis Ende 2025 geplant. Die Möglichkeit zur Zusammenarbeit in gemeinsamen Projekten sei jedoch schon jetzt gegeben, so Wildemann-Dominguez. Eine Kontaktaufnahme sei jederzeit möglich.
Ausschussvorsitzender Bauer ergänzte: „Von den Entwicklungs- und Forschungsaktivitäten im TIZIO könnte insbesondere unser Mittelstand profitieren, denn dieser kann in der Regel nicht so einfach Ressourcen für Forschung und Entwicklung vorhalten. Das TIZIO ist auf jeden Fall eine großartige Chance für unsere heimische Wirtschaft, mit Unterstützung der Wissenschaft innovative Ideen voranzutreiben und sich im Hinblick auf die Zukunft weiterzuentwickeln und auch breiter aufzustellen.“
Die Sitzung des Regionalausschusses fand im Biomichel Markt von Michael Sendl in Weilheim statt.