Pressemeldung vom 20.02.2024 - Bad-Tölz-Wolfratshausen - Garmisch-Partenkirchen - Miesbach - Weilheim - Schongau
IHK-Konjunkturumfrage: Wirtschaft im Oberland stagniert
Die Wirtschaft im Oberland nimmt auch im neuen Jahr nicht an Fahrt auf. Der regionale IHK-Konjunkturindex stagniert bei 103 Punkten und liegt damit weiterhin deutlich unterhalb des langjährigen Durchschnitts von 119 Punkten, wie die IHK für München und Oberbayern mitteilt. Die Konsumzurückhaltung der privaten Haushalte und anhaltende strukturelle Standortnachteile wie nicht wettbewerbsfähige Energiepreise, fehlende Fachkräfte und ausufernde Bürokratie sorgen bei den Unternehmen für akute Unzufriedenheit und Skepsis gegenüber den kommenden Monaten.
Kein Optimismus in Sichtweite / Unternehmen sehen größtes Risiko in der Wirtschaftspolitik
Ihre aktuelle Geschäftslage beurteilen die Unternehmen im Vergleich zur letzten Befragung im Herbst noch einmal schlechter: Insgesamt bezeichnen 44 Prozent der Betriebe ihre Lage als gut, 18 Prozent sind unzufrieden. Im Herbst lag das Verhältnis bei 41 Prozent zu 12 Prozent. Die Unternehmen melden weiterhin vielfältige Belastungen, die die Geschäfte hemmen - wenngleich die Dramatik nachlässt. 59 Prozent klagen über starke Preissteigerungen bei Energie und 58 Prozent über starke Preissteigerungen bei Rohstoffen sowie Waren. Im Herbst waren dies noch 69 beziehungsweise 66 Prozent. Das Problem der allgemein fehlenden Nachfrage verschärft sich weiter und betrifft nun 55 Prozent aller Unternehmen im Oberland. Fast die Hälfte der Betriebe sieht den Personalmangel weiterhin als Problem.
Bei den Geschäftserwartungen ist der Pessimismus in den Unternehmen ungebrochen: Lediglich 15 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Verbesserung ihrer Geschäfte, wohingegen 31 Prozent von einer Verschlechterung ausgehen. Passend zu den pessimistischen Erwartungen für die kommenden Monate werden alle Risikofaktoren mindestens genauso oft oder sogar häufiger genannt als noch im Herbst. Die Risikofront wird also noch größer. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bleiben nicht nur das meistgenannte Risiko, sondern steigen auch am stärksten von allen Risiken an – nämlich von 63 Prozent auf 70 Prozent. Die Energie- und Rohstoffpreise (61 Prozent) und der Arbeitskräftemangel (61 Prozent) bleiben weiterhin auf hohem Niveau.
Die Investitionspläne konnten dem gesamtbayerischen Abwärtstrend im Herbst noch trotzen, nun passen sie sich jedoch an. Nur noch 18 Prozent wollen ihre Investitionen ausbauen, 20 Prozent planen sie zu reduzieren. 19 Prozent beabsichtigen gar keine Investitionen. Bei ihren Beschäftigungsplänen bleiben die Betriebe weiter zurückhaltend: Die Zahl der Unternehmen, die Personal einstellen wollen, bleibt mit 15 Prozent konstant, Stellen abbauen wollen dagegen 23 Prozent.
Bauer: Lust auf Unternehmertum ist da – mehr Rückendeckung nötig
„Im Oberland stehen der Wirtschaft weiterhin schwierige Zeiten bevor. Die Stimmung hat sich leider auch zu Beginn des neuen Jahres nicht verbessert“, sagt Klaus Bauer, Sprecher des IHK-Forums Region Oberland. „Das sind keine guten Nachrichten und muss für alle ein deutliches Signal sein, dass es mehr Rückendeckung für die Unternehmerinnen und Unternehmer braucht. Die Lust am Unternehmertum ist weiter da, aber damit sich Innovationen und neue Geschäftsmodelle voll entfalten können, brauchen die Unternehmen bessere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen.“
Besonders kritisch sieht Bauer die Entwicklung, dass zum Jahresbeginn noch mehr Firmen als im Herbst die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Risiko für ihre Geschäfte sehen. „Wir brauchen hier eine Umkehr – wieder hin zu den Prinzipien der nachhaltig-sozialen Marktwirtschaft“, fordert der Sprecher des IHK-Forums Oberland. Konkret setzt er sich für drei Maßnahmen ein, mit denen die Politik der Wirtschaft in der Region wieder Aufschwung geben kann: „Erstens braucht es ein Ende der Bürokratieflut und einen Stopp neuer Auflagen sowie Berichtspflichten für Firmen. Anstatt alles im Klein-Klein zu regeln, muss das Credo heißen: Die Unternehmen einfach machen lassen! Zweitens braucht es wettbewerbsfähige Unternehmenssteuern sowie eine Steuerpolitik, die mehr private Investitionen ermöglicht, um den Standort voranzubringen. Die dritte Maßnahme ist: Mehr Tempo bei der Energiewende. Für mehr Versorgungssicherheit und Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen müssen wir die Genehmigungs- sowie Planungsverfahren beschleunigen sowie entschlacken. Das bedeutet auch, bei den Planungen von Energieprojekten in der Region die Bürger frühzeitig einzubinden, die Vorteile einer heimischen Energiegewinnung transparent und offensiv zu erklären sowie Kommunen und Bürger vor Ort finanziell zu beteiligen.“
Die IHK hatte für ihren Konjunkturbericht Mitte Januar zahlreiche Unternehmen in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen, Miesbach und Weilheim-Schongau befragt. Dreimal im Jahr wird der IHK-Konjunkturbericht veröffentlicht.