Pressemeldung vom 14.11.2022 - Bad-Tölz-Wolfratshausen - Garmisch-Partenkirchen - Miesbach - Weilheim - Schongau

IHK-Konjunkturumfrage: Stimmung der Wirtschaft im Oberland im Keller

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Die Stimmung der Wirtschaft im Oberland ist angesichts der Gemengelage an Risiken und Unsicherheiten im Keller. Die Energiekrise, die hohe Inflation, die Abkühlung der Weltwirtschaft, der Fachkräftemangel und fragile Lieferketten führen bei den heimischen Unternehmen zu einer massiven Verunsicherung, wie die traditionelle Konjunkturumfrage der IHK im Herbst für die Region zeigt. Mit einem Rückgang um 36 Zähler auf 88 Punkte bricht der regionale IHK-Konjunkturindex für die Landkreise Bad Tölz, Wolfratshausen, Miesbach, Garmisch-Partenkirchen und Weilheim-Schongau deutlich ein. Es ist der stärkste Einbruch seit dem Beginn der Corona Pandemie im Frühjahr 2020.

Unternehmen beklagen besonders die starken Preissteigerungen / Massive Verunsicherung

Trotz Dämpfern sind die Unternehmen mit ihrer aktuellen Geschäftslage noch weitgehend zufrieden: 38 Prozent bezeichnen ihre Lage weiterhin als gut, nur 12 Prozent sind unzufrieden. Die weitgehend gute Lage täuscht allerding darüber hinweg, dass die Unternehmen erheblichen Belastungen ausgesetzt sind: 83 Prozent klagen über starke Preissteigerungen bei Rohstoffen sowie Waren, 77 Prozent beklagen höhere Energiepreise, 63 Prozent klagen über eine Knappheit bei Material sowie Rohstoffen und 52 Prozent geben an, unter Lieferschwierigkeiten zu leiden.

Die erheblichen Belastungen treten bei den Geschäftserwartungen zu Tage. Unternehmen blicken quer durch alle Branchen stark verunsichert auf die kommenden Monate: Die Geschäftserwartungen sacken regelrecht ab und landen auf einem Allzeittief. Noch nie sind die Geschäftserwartungen zwischen zwei Befragungen so stark gesunken. Nur sieben Prozent rechnen mit einer Verbesserung ihrer Geschäfte, 46 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. Der ausgeprägte Pessimismus ist hauptsächlich auf die kritische Risikosituation zurückzuführen: Große Sorgen bereiten den Unternehmen vor allem die hohen Energie- und Rohstoffpreise; diese nennen 76 Prozent als Risiko. Aber auch in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sehen 60 Prozent und im Fachkräftemangel 50 Prozent zentrale Geschäftsrisiken.

Der Unsicherheitsschock sorgt bei den Unternehmen auch für Zurückhaltung bei ihren Investitionsplänen, wenngleich sich kein abrupter Investitionsstopp abzeichnet. 19 Prozent wollen ihre Investitionen ausbauen, 21 Prozent wollen ihre Investitionen zurückschrauben. Auch bei ihren Beschäftigungsplänen treten die Betriebe auf die Kostenbremse: Sechs Prozent wollen Personal einstellen und 30 Prozent wollen dagegen Stellen streichen. Der Rückgang dürfte zum Teil aber auch darauf zurückzuführen sein, dass die Betriebe keine Arbeitskräfte finden.

Bauer: Jetzt die Weichen für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts stellen

„Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage zeigen deutlich, wie verunsichert die Unternehmen im Oberland sind und wie alarmierend sowie bitterernst die Lage ist“, erklärt Klaus Bauer, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Weilheim-Schongau. „Die Unternehmen müssen sich auf schwere Zeiten einstellen und tun dies bereits.“ Er appelliert daher an die Politik, die immense Verunsicherung der Unternehmen ernst zu nehmen und mit kraftvollen und entschlossenen Maßnahmen entgegenzusteuern. „Zuallererst muss die Politik, schnell realistische Strategien für die Energiesicherheit Deutschlands aufzeigen und umsetzen. In Zeiten knapper und teurer Energie muss schlicht alles für einen unverzüglichen Ausbau des Energieangebots getan werden. Nur mehr Angebot hilft am schnellsten und nachhaltigsten, die Preise zu senken“, so Bauer.

Der IHK-Regionalausschussvorsitzende betont, dass heute die Weichen für die Zukunft des heimischen Wirtschaftsstandorts gestellt werden müssen. „Es geht nicht nur darum, die aktuellen Krisen abzufedern, sondern das gesamte Oberland fit für die Zukunft zu machen und als Heimat wettbewerbsfähiger Unternehmen zu erhalten. Wir brauchen mehr Flexibilität und Tatendrang. Das fängt beim Ausbau der erneuerbaren Energien, der Verkehrsinfrastruktur und bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum an. Zusätzlich wirken neue bürokratische Belastungen für die Wirtschaft derzeit besonders toxisch. Daher muss der Gesetzgeber besondere Vorsicht walten lassen. Wer neue Regeln will, muss auch alte Regeln streichen können.“

Die IHK hatte für ihren Konjunkturbericht zwischen Ende September und Mitte Oktober 2022 zahlreiche Unternehmen in den Landkreisen Bad Tölz, Wolfratshausen, Miesbach, Garmisch-Partenkirchen und Weilheim-Schongau befragt. Dreimal im Jahr wird der IHK-Konjunkturbericht veröffentlicht.