07.11.2022 - Bad-Tölz-Wolfratshausen
Fachkräftesuche bleibt für heimische Betriebe herausfordernd
Trotz Wirtschafts- und Energiekrise suchen viele Betriebe
im Landkreis auch weiterhin nach Fachkräften. Wie sie neue Mitarbeiter gewinnen und bestehende noch besser an sich binden können, darüber tauschten sich die Mitglieder des IHK-Regionalausschusses Bad Tölz-Wolfratshausen auf ihrer jüngsten Sitzung aus. Laut Elfie Kerschl, Fachkräfte-Expertin der IHK München und Oberbayern, spiele die Attraktivität des potenziellen Arbeitgebers, die sich aus vielen Puzzleteilen zusammensetzt, eine immer wichtigere Rolle.
Waßmer: „Junge Mitarbeiter erwarten Sicherheit, aber auch Flexibilität und Wertschätzung“
Ein wichtiger Pluspunkt könne das Angebot von flexiblen Arbeitszeiten und Home Office sein, wo das möglich ist. Wertschätzung gegenüber dem Arbeitnehmer äußere sich auch darin, dass Weiterbildungen unterstützt und somit das lebenslange Lernen gefördert werde. Durch gute Angebote bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie können auch mehr in Teilzeit arbeitende Frauen gewonnen werden, ihre Wochenstunden aufzustocken. „Und wir brauchen definitiv mehr Fachkräfte aus dem Ausland. Hierfür braucht es auch Nachbesserungen beim Fachkräfteeinwanderungsgesetz“, sagt Kerschl. Einig waren sich die Unternehmer, dass man sich gerade in der Ansprache von jungen Zielgruppen bei Stellenausschreibungen stärker auf die sozialen Medien fokussieren müsse.
Eine zentrale Säule der Fachkräftegewinnung bleibt die duale Berufsausbildung. Das unterstrich Monika Uhl, Mitinitiatorin des mittlerweile in vielen oberbayerischen Landkreisen erscheinenden Ausbildungskompasses. In der neuen Ausgabe für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen stellen 170 Betriebe insgesamt 110 Berufe vor und bieten zahlreiche Praktika und Ausbildungsplätze an. Der Ausbildungskompass, der 2017 eingeführt wurde, bringe mehr Transparenz in die Ausbildungslandschaft, so Uhl. „Je kleiner die Unternehmen, umso weniger sichtbar sind sie für potenzielle Azubis. Hier schaffen wir Abhilfe“, meint Uhl. Inzwischen wird der Kompass an vielen Schulen auch als Unterrichtsmaterial eingesetzt. Unternehmen mit weniger Erfahrung unterstützt das Team des Ausbildungskompasses mittlerweile bei der Gestaltung von Praktika, dass sie für Schüler und Betrieb gewinnbringend verlaufen.
Zum Ende der Sitzung tauschten sich die Unternehmerinnen und Unternehmer über die Auswirkungen der Wirtschafts- und Energiekrise auf ihre Betriebe aus. Die Unsicherheit ist bei vielen groß, so dass einige zum Beispiel notwendige Investitionen vertagen. Angesichts der volatilen Preise auf den Rohstoffmärkten stellen sich viele Unternehmer die Frage, wann der bestmögliche Zeitpunkt für den Einkauf von notwendigen Materialien sei. Auch die gestiegenen Energiekosten und die Inflation, die Material- und Personalkosten in die Höhe treibt, belasten die Wirtschaft sehr.