Pressemeldung vom 16.10.2024 - Weilheim - Schongau

Wirtschaftsförderung vor Neustart

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Dreh- und Angelpunkt für Austausch und Diskussion auf der jüngsten Sitzung des IHK-Regionalausschusses Weilheim-Schongau war das Thema, wie sich die Wirtschaftsförderung – ein freiwilliger Service des Landratsamts – im Landkreis stärker und effizienter aufstellen kann. Nachdem sich im Herbst 2023 regionale Wirtschaftsvertreter und Landrätin Andrea Jochner-Weiß dazu ausge­tauscht hatten, berichtete Barbara Christ, Vorstandsmitglied im Unternehmerkreis Oberland, zum Status quo der Gespräche. Sie stellte Ideen zur Neugestaltung der Wirtschaftsförderung vor, auf die sich die Vertreter der Unternehmerverbände und des Landratsamts in den zurücklegenden Monaten verständigt haben.

Bauer: „Neuer Verein kann Sprungbrett für bessere Wirtschaftsförderung werden“

Laut der Weilheimer Unternehmerin sei – unter Abwägung aller Gegebenheiten einschließlich der finanziellen – die Gründung eines Vereins, der der Wirtschaftsförderung im Landratsamt tatkräftig zur Seite stehe, die favorisierte Lösung. An den Gesprächen hatten sich von Seiten der Wirtschaft Vertreter der IHK, des Unternehmerkreises Oberland und des Informationskreises der Wirtschaft (IdW) beteiligt.

„Wir sind uns dessen bewusst, dass es auch kritische Stimmen aus der Unternehmerschaft zur Gründung eines solchen Vereins gibt. Aber die Alternative, gar nichts zu tun, ist keine Lösung. Die Unternehmerschaft über den ganzen Landkreis hinweg, die Vielzahl an Stimmen, in einer Organisation zu bündeln, ist eine große Chance, das für uns alle wichtige Thema der Wirtschaftsförderung neu anzupacken. In den Gesprächsrunden war echter Gestaltungswille von allen Seiten spürbar. Es geht darum, aktiv zu werden, die Dinge zum Positiven zu bewegen, und auch die Gräben aus der Vergangenheit zu überbrücken“, erklärte Christ weiter.

IHK-Ausschussvorsitzender Klaus Bauer ergänzte: „Unsere Wirtschaft braucht unbedingt eine gut funktionierende Schnittstelle zwischen der Verwaltung und den Unternehmen selbst. Der Bedarf und die Wünsche bei den Unternehmen sind groß, bestehende Angebote reichen nicht aus und die vorhandenen Kapazitäten im Landratsamt sind zu gering und voll ausgelastet. Deshalb soll über den Verein eine Stelle geschaffen und finanziert werden, die aus dem Verein heraus die Wirtschaftsförderung des Landratsamtes unterstützt und dort auch teilweise organisatorisch eingebunden ist. Wir hoffen, dass die Gründung des Vereins in den zuständigen kommunalen Gremien abschließend diskutiert wird und Unterstützung findet.“

Als zweites Thema der Sitzung diskutierte der Ausschuss Möglichkeiten, wie die Gesellschaft aus eigener Kraft, die immer größer werdenden Lücken im Arbeits- und Fachkräftemarkt schließen könne. IHK-Expertin Elfi Kerschl stellte dazu die Ergebnisse einer von der IHK München beauftragten Studie des ifo Instituts vor. Diese zeigt Wege auf, wie die Lücken besser geschlossen werden könnten. Laut dem IHK-Arbeitsmarktradar Bayern werde sich die Lücke in Oberbayern bis 2027 auf 41.000 Personen erhöhen.

„Ohne mehr Beteiligung von Älteren und Frauen am Arbeitsmarkt wird es kaum gelingen, diese Lücken wenigstens teilweise zu schließen“, fasste Kerschl zusammen. Der Studie zufolge liegen in diesen Gruppen aufgrund von Fehlanreizen wie Ehegattensplitting oder Rente ab 63 große Erwerbspotenziale brach. „Angesichts des Alterungsschubs und des Arbeitskräftemangels muss unser Steuer- und Sozialsystem Erwerbstätigkeit konsequenter belohnen. Es kommt deshalb auf jeden Anreiz zu mehr Arbeitsbereitschaft an: Ob Aufnahme einer Erwerbstätigkeit, einige Wochenstunden mehr Arbeit in Teilzeit oder längeres, weil finanziell attraktiveres Arbeiten zur Rente hin – jede Wochenarbeitsstunde mehr zählt. Entsprechende Reformen wären auch ein wichtiger Beitrag für mehr Fairness unter allen Steuer- und Abgabenzahlern sowie zwischen den Generationen“, erläuterte Kerschl.

Bildunterschrift: Rundgang der Mitglieder des IHK-Regionalausschusses durch das Innovationszentrum der Firma Neumann & Neumann in Morgenbach gemeinsam mit Eva Neumann, Geschäftsführerin Neumann & Neumann Software und Beratungs GmbH (vordere Reihe 4.v.r.). Copyright: IHK