Pressemeldung vom 14.10.2024 - Garmisch-Partenkirchen

Leerstand ist keine Lösung

Moderner Wohnungsbau, Obersendling, München
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Mit der angespannten Lage auf dem Mietwohnungsmarkt, die die Anwerbung von dringend benötigten Arbeits- und Fachkräften erschwert, und den Wegen, die aus dieser Misere führen können, hat sich der IHK-Regional­ausschuss Garmisch-Partenkirchen auf seiner jüngsten Arbeitssitzung beschäftigt. Der thematische Bogen war weit gespannt – vom praktisch nicht mehr vorhandenen Neubau über die aus unterschiedlichen Gründen hohe Attraktivität von Ferien- und leer stehenden Wohnungen bis hin zum Investitionsstau im Altbau. Ein besonderes Augenmerk galt dem Thema Werksmietwohnungen, einer vielversprechenden Option für Unternehmen, Mitarbeiter erfolgreich für ihren Unternehmensstandort anzuwerben.

IHK-Regionalausschuss diskutiert Wege zu mehr Wohnraum im Landkreis

In seinem Vortrag zur Wohnungsmarktentwicklung im Landkreis, der viele Aspekte beleuchtete, skizzierte Florian Lempert, 1. Vorstand von Haus und Grund Garmisch-Partenkirchen, ein ernüchterndes Bild vom Neubau: „Aufgrund des Zinsschocks wird fast nicht mehr gebaut, was wiederum zu zahlreichen Insolvenzen in der Baubranche geführt hat. Gleichzeitig sind die Baukosten so explodiert, dass mit einer neugebau­ten Wohnung in der Vermietung keine Rendite mehr zu erzielen ist.“ Für den Mietwohnungsmarkt sind die Folgen zusätzlich fatal, denn normalerweise werden durch den Bezug von Eigentum Mietwohnungen frei. Parallel nehme der Leerstand bei Wohnungen aus verschiedenen Gründen zu, so der Experte weiter. Im Landkreis beläuft er sich aktuell auf fast 2.200 Wohnungen. Dass sind vier Prozent der verfügbaren Wohnungen. „Da müssen wir den Hebel ansetzen“, appellierte Lempert.

Leerstand sei laut Lempert nur über Anreize für die Vermieter abzubauen. Eine Möglichkeit sei die Vermietung dieses Wohnraums an Unternehmen, die dadurch in der Lage seien, ihren Mitarbeitern bezahlbaren Wohnraum anzubieten. Ein wichtiges Argument für die Vermieter sei, dass in diesem Fall das Mietrecht eingeschränkt ist, und sie somit die Wohnung zum Beispiel auch befristet vermieten könnten. In der Diskussion bestätigte sich, dass schon einige Unternehmer gute Erfahrungen mit diesem Modell machen, aber durchaus auch noch viel Bedarf vorhanden ist. Da diese Möglichkeit noch zu unbekannt ist, plädierte Lempert dafür, eine Liste mit interessierten Unternehmen zu erstellen, auf die Eigentümer leerstehender Wohnungen gezielt hingewiesen werden.

Hinsichtlich Neubau und mit Blick auf knappe Flächen sei ein weiterer wichtiger Ansatz, so mehrere Unternehmerstimmen, die bestehenden behördlichen – oftmals kommunalen – Auflagen abzubauen, die den Bau von Wohnungen zusätzlich verteuern, Stichwort Stellplatzsatzung. Dringend geboten sei außerdem die Durchsicht von kommunalen Bauauflagen, die etwa den Ausbau von Dachgeschos­sen oder die Nutzung von Kellergeschossen als Wohnraum behindern oder unmöglich machen.

Katrin Eissler, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses, fasste abschließend zusammen: „An passenden kommunalen Rahmenbedingungen, damit besser und schneller gebaut werden kann, führt kein Weg vorbei. Wir sollten daher im ersten Schritt innerhalb unseres Regionalausschusses überlegen, ob sich eine Arbeitsgruppe gezielt dem Brennpunktthema Wohnraum widmet. Sie sollte ein Ideenpapier entwickeln, das Entscheidungsträger in den Behörden dabei unterstützt, den Wohnungsmarkt entlastende Maßnahmen zu ergreifen und vor allem die Rahmenbedingungen wohnbaufreundlicher umzugestalten. Damit ergäbe sich eine neue Chance, mit mehr Schlagkraft und Druck das Thema im Landkreis voranzubringen.“