Berg an Bürokratie überschattet Chancen der Nachhaltigkeit für Wirtschaft

Angesichts von mehr als 80 Millionen Tonnen Kunststoff und Gummi in den Weltmeeren und mehr als drei Milliarden Menschen ohne Zugang zur Mülltrennung zähle die sogenannte Kreislaufwirtschaft zu den zentralen Aufgaben für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, machte Brückner Servtec-Geschäftsführer Markus Gschwandtner deutlich. Er stellte den Ausschussmitgliedern vor, wie sich die Themen Nachhaltigkeit und Recycling in der Verpackungsindustrie aktuell widerspiegeln. „Der beste Weg ist, dass aus einer Verpackung wieder eine neue, hochwertige Verpackung wird“, so Gschwandtner. Das heimische Unternehmen arbeite deswegen zusammen mit seinen Kunden daran, eine funktionierende Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Dank dieser werde zum Beispiel auch weniger Energie verbraucht.

„In den letzten Monaten ist ordentlich Schwung in das Thema gekommen“, skizzierte Henrike Purtik aus dem CSR(Corporate Social Responsibility)-Team der bayerischen IHKs die jüngsten Entwicklungen. „Die gesetzlichen Vorgaben verschärfen sich, Großkunden und Verbraucher fragen zunehmend nach der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen, und auch Banken und Investoren treiben das Thema aktiv voran.“ Sie machte deutlich, dass auch der Mittelstand in Zukunft noch stärker von den Auflagen der EU für die Nachhaltigkeitsberichterstattung und die Sorgfaltspflichten in der Lieferkette betroffen sein wird. Zugleich appellierte sie an die Unternehmerinnen und Unternehmer, das Thema Nachhaltigkeit auch als Chance zu begreifen: „Wenn sich Unternehmen nachhaltig aufstellen, können Wettbewerbsvorteile für ein langfristiges Bestehen am Markt generiert und Innovationspotenziale ausgeschöpft werden.“

Mehrere Ausschussmitglieder berichten, dass sie die steigenden Nachhaltigkeitsanforderungen bereits zu spüren bekommen. Ein Unternehmer hinterfragte, inwiefern die neuen Vorgaben tatsächlich grüne Technologien und die Wettbewerbsfähigkeit in Europa förderten oder die steigende Bürokratie und die Berichtspflichten gerade kleinere und mittelständische Betriebe im Vergleich zur Konkurrenz in China und den USA benachteiligen. Ein anderes Ausschussmitglied stellte wiederum in Frage, wie die EU die Auflagen kontrollieren wolle und könne. Es gebe Dinge und Werte, sie sich nicht in Geld berechnen lassen, weil sie moralisch und ethisch alternativlos seien, sagte dagegen ein weiterer Unternehmer aus der Region. Dazu gehöre auch die Nachhaltigkeit.

„Für die Wirtschaft ist die Nachhaltigkeit in allen Bereichen ein sehr wichtiges Anliegen und die Unternehmen nehmen das sehr ernst – das steht außer Frage“, sagt Nikolaus Binder, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Traunstein, im Anschluss an den Austausch. „Die große Mehrheit der Betriebe achtet bereits auf eine möglichst nachhaltige Produktion, geht neue Wege zur Reduzierung von Abfall und setzt auf umweltschonende Innovationen.“ Die Diskussion des Ausschusses habe aber gezeigt, dass viele Regularien die Unternehmerinnen und Unternehmen aktuell noch erschlagen, wie Binder zusammenfasst. „Erstmal bedeuten die Regeln mehr Arbeit für die Betriebe, die die großen Chancen der Nachhaltigkeit für unsere Wirtschaft zunächst überschatten.“

Die IHK für München und Oberbayern unterstützt Unternehmen bei Themen der Nachhaltigkeit und bei Fragen zu den Vorgaben der EU unter www.ihk-muenchen.de/de/Service/Nachhaltigkeit-CSR/