Pressemeldung vom 14.11.2022 - Rosenheim
Konjunkturumfrage: Wirtschaft in Südostoberbayern extrem verunsichert
Die Stimmung der Wirtschaft in Südostoberbayern ist angesichts der aktuellen Herausforderungen im Keller. Die Energiekrise, eine hohe Inflation, die Abkühlung der Weltwirtschaft, der sich zuspitzende Fachkräftemangel und fragile Lieferketten verunsichern die Unternehmen in der Region extrem, wie die traditionelle Konjunkturumfrage der IHK für München und Oberbayern im Herbst zeigt. Der IHK-Konjunkturindex für Südostoberbayern ist von 110 Punkten auf 91 Punkte gefallen und verzeichnet damit den stärksten Rückgang seit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020. Die IHK hatte die Befragung von Ende September bis Mitte Oktober durchgeführt.
Firmen beklagen besonders hohe Energie- und Rohstoffpreise / Erwartungen im freien Fall
Auch wenn es erste Dämpfer zu beobachten gibt, sind die Betriebe noch weitgehend mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden. 38 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Lage als gut, nur 13 Prozent sind unzufrieden. Vor allem im Handel hat sich die Geschäftslage bereits eingetrübt. Die insgesamt noch gute Bewertung, die sich vor allem aus noch vollen Auftragsbüchern nährt, täuscht jedoch darüber hinweg, dass die Betriebe massiv durch steigende Preise und Engpässe belastet sind: 81 Prozent der Betriebe melden starke Preissteigerungen bei Rohstoffen und Waren, 78 Prozent bei der Energie, 72 Prozent beklagen knappe Rohstoffe sowie Materialien und 55 Prozent haben Lieferschwierigkeiten.
Mit großer Skepsis blicken die Unternehmen aufgrund der massiven Unsicherheiten auf die kommenden Monate: Die Geschäftserwartungen brechen immens ein und haben ein Niveau erreicht, das in der Region bislang lediglich in der Finanzkrise Anfang 2009 noch schlechter war. Nur noch jedes zehnte Unternehmen rechnet mit einer Belebung seiner Geschäfte, dafür 44 Prozent mit einer Verschlechterung. Geschäftsrisiken sehen die Betriebe vor allem in den hohen Energie- und Rohstoffpreisen: Mit einem Anteil von 83 Prozent erreicht der Wert erneut einen Höchststand. In den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sehen 64 Prozent ein Geschäftsrisiko und im Fachkräftemangel 59 Prozent. Auch die Sorge vor steigenden Arbeitskosten und einer abnehmenden Inlandsnachfrage wächst.
Die extreme Unsicherheit sorgt für eine stark verlangsamte Investitionsdynamik: Etwa jedes dritte Unternehmen möchte seine Investitionen zurückfahren. Im Frühjahr war es nur jedes fünfte. Auch der Anteil der Unternehmen, die gar keine Investitionen planen, stieg von 11 auf 18 Prozent. War im Frühjahr noch ein leichter Stellenaufbau zu erkennen, so planen die Betriebe nun einen leichten Stellenabbau: Nur neun Prozent wollen zusätzliches Personal einstellen und 21 Prozent Stellen streichen.
„Die Aussichten für unsere Wirtschaft in Südostoberbayern sind alarmierend und bitterernst“, erklärt Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim. „Die Unternehmen stellen sich bereits auf schwere Zeiten ein, denn quer durch alle Branchen fehlt es wegen der zahlreichen Unsicherheiten an Planungs- und Kostensicherheit. Diese Unsicherheit ist beispielslos.“ Bensegger appelliert daher an die Politik, die immense Verunsicherung der Unternehmen ernst zu nehmen und mit kraftvollen und entschlossenen Maßnahmen entgegenzusteuern. „Zuallererst muss die Politik schnell realistische Strategien für die Energiesicherheit Deutschlands aufzeigen und umsetzen. In Zeiten knapper und teurer Energie muss schlicht alles für einen unverzüglichen Ausbau des Energieangebots getan werden. Nur mehr Angebot hilft am schnellsten und nachhaltigsten, die Preise zu senken“, so der Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses.
Bensegger betont, dass heute die Weichen für die Zukunft des heimischen Wirtschaftsstandorts gestellt werden müssen. „Es geht nicht nur darum, die aktuellen Krisen abzufedern, sondern die gesamte Region fit für die Zukunft zu machen und als Heimat wettbewerbsfähiger Unternehmen zu erhalten. Wir brauchen mehr Flexibilität und Tatendrang. Das fängt beim Ausbau der erneuerbaren Energien, der Verkehrsinfrastruktur und beim so dringend notwendigen Wohnbau an. Zusätzlich wirken neue bürokratische Belastungen für die Wirtschaft derzeit besonders toxisch. Daher muss der Gesetzgeber besondere Vorsicht walten lassen. Wer neue Regeln will, muss auch alte Regeln streichen können.“
Die IHK hatte für ihren Konjunkturbericht zahlreiche Unternehmen in den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf, Traunstein sowie in Stadt und Landkreis Rosenheim befragt. Dreimal im Jahr wird der IHK-Konjunkturbericht veröffentlicht.