Pressemeldung vom 25.02.2021 - Berchtesgadener-Land - Rosenheim - Traunstein
IHK-Konjunkturumfrage: Wirtschaftliche Erholung in Südostoberbayern vertagt
25.02.2021 - Der zweite Lockdown zur Eindämmung des Coronavirus trübt die Stimmung der Unternehmen in Südostoberbayern. Der Konjunkturindex sank zum Jahresbeginn von 107 auf 97 Punkte, wie die IHK für München und Oberbayern mitteilt. Die regionale IHK-Konjunkturumfrage kommt jedoch zum Ergebnis, dass die Stimmung der Unternehmen besser als beim ersten Lockdown ist. Dies entspricht dem bayernweiten Trend. Die Geschäftslage sinkt im Vergleich zum Herbst per Saldo von 16 auf 7 Punkte. Aktuell bezeichnen 35 Prozent der Betriebe ihre Lage als gut, 28 Prozent als schlecht. Die Geschäftslage ist damit besser als im Frühjahr 2020.
Stimmung besser als beim ersten Lockdown / Wagner: „Es braucht Aufbruchstimmung“
Anders als beim ersten Lockdown vor knapp einem Jahr kann insbesondere die Industrie aktuell ihre wirtschaftliche Aktivität weitestgehend aufrechterhalten. Die Befragung hatte allerdings vor den inzwischen eingeführten Grenzkontrollen zu Tschechien und Tirol stattgefunden, in den Ergebnissen spiegeln sich daher noch nicht deren Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft wider. Mit den strengen Einreisebeschränkungen, die auch Waren- und Güterverkehr treffen, besteht die Gefahr, dass auch die Erholung in der Industrie zum Erliegen kommt.
Zur besseren Stimmung dürfte auch beitragen, dass viele Unternehmen ihre Geschäftsmodelle mittlerweile an die Corona-Herausforderungen angepasst haben. Beispiele sind der Ausbau von Online-Vertriebskanälen sowie mobiles Arbeiten. Demgegenüber erleiden weiterhin jene Unternehmen massive Umsatzeinbußen, die unmittelbar oder mittelbar vom persönlichen Kundenkontakt abhängig und von den Corona-Beschränkungen betroffenen sind. Solange sich das Infektionsgeschehen nicht auf einem niedrigen Niveau einpendelt beziehungsweise Öffnungen ermöglicht werden, dürfte diese Spaltung der Wirtschaft andauern.
Die Corona-Pandemie wird auch in den kommenden Monaten maßgeblich die konjunkturelle Entwicklung in Südostoberbayern prägen. Entsprechend groß ist die Verunsicherung: Die Geschäftserwartungen der Unternehmen sind im Vergleich zum Frühjahr 2020 aber zumindest etwas besser. Aktuell rechnen 28 Prozent mit einer Eintrübung in den kommenden Monaten, nur 16 Prozent mit einer Belebung.
Die Unsicherheit spiegelt sich auch in den Investitionsplänen der Unternehmen wider. Nur 14 Prozent der Betriebe möchten mehr investieren, 22 Prozent reduzieren ihre Investitionspläne und 21 Prozent verzichten ganz auf Investitionen. Damit ist die Investitionsbereitschaft im Vergleich zum Herbst leicht gesunken. Auch die Beschäftigungspläne haben sich eingetrübt: Nur 12 Prozent der befragten Unternehmen in Südostoberbayern möchten Personal aufbauen, 20 Prozent müssen Stellen reduzieren. Im Herbst lag dieses Verhältnis noch bei 14 zu 18 Prozent.
Wagner: „Wirtschaft braucht eine Perspektive“
„Seit einem knappen Jahr fordert die Corona-Pandemie die Wirtschaft in Südostoberbayern heraus. Sie wird auch weiterhin die Entwicklungen bestimmen“, sagt Irene Wagner, Vorsitzende IHK-Regionalforums Südostoberbayern. „Umso wichtiger ist es, dass wir das Coronavirus mit einer durchschlagenden Impf- und Testkampagne erfolgreich zurückdrängen und die Wirtschaft wieder eine Perspektive nach Normalisierung bekommt. Es braucht Aufbruchstimmung und keinen Dauer-Lockdown.“ Wagner fordert von der Politik konkrete Konzepte und Vorgaben, wie Geschäfte, Gastronomie und Hotels unter Einhaltung aller Hygieneregeln zeitnah wieder öffnen können. „Gerade in der Tourismusbranche bangen zahlreiche Unternehmen um ihre Existenz, vielen Betrieben droht das Aus.“
Die versprochenen Hilfsprogramme, wie etwa die Oktoberhilfe und die Überbrückungshilfe 3, müssten deswegen so schnell wie möglich auf den Weg gebracht und ausgezahlt werden, sagt Wagner. „Am Ende müssen die Unternehmen aber wieder eigene Gewinne erwirtschaften können, staatliche Hilfen alleine können auf Dauer nicht die Lösung sein.“ Südostoberbayern müsse als starker Wirtschaftsraum erhalten bleiben, so Wagner. „Dafür braucht es Ideen, wie wirtschaftliches Handeln und effektiver Infektionsschutz miteinander möglich sind, und keine Grenzkontrollen, monatelange Lockdowns oder Beherbergungsverbote. Für die Zukunft braucht es zudem Investitionen in Digitalisierung und Infrastruktur.“
Die IHK hatte für ihren Konjunkturbericht vom 12. Januar bis zum 22.Januar zahlreiche Unternehmen in den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf am Inn, Traunstein sowie Stadt und Landkreis Rosenheim befragt. Dreimal im Jahr wird der IHK-Konjunkturbericht veröffentlicht.