22.11.2018 - Dachau
Integration: Die Wirtschaft im Landkreis Dachau zieht Bilanz
Drei Jahren nach der Flüchtlingskrise hat der IHK-Regionalausschuss Dachau in seiner jüngsten Sitzung eine erste Bilanz in der Integrationsarbeit gezogen. Im September waren 56 Auszubildende aus fluchtwahrscheinlichen Herkunftsländern im Landkreis registriert. Beliebteste Ausbildungsberufe dieser Gruppe sind Verkäufer, Konstruktionsmechaniker, Fachlagerist und Fachkraft für Lagerlogistik.
IHK lobt Landkreis für unternehmerfreundliche Haltung in der Integration
Bezugnehmend auf die Erteilung von Arbeitsgenehmigungen an Geflüchtete gibt es von der IHK Lob für Dachau. „Der Landkreis ist sehr wohlwollend gegenüber den Interessen der Unternehmen eingestellt. Im Vergleich mit anderen Landkreisen im Großraum München ist das nicht selbstverständlich“, berichtet Mareike Ziegler, Teamleiterin Integration der IHK für München und Oberbayern. Die so genannte „3 plus 2“-Regelung sieht eigentlich einen Abschiebestopp für Flüchtlinge vor, während sich diese in einer dreijährigen Ausbildung und dann noch zwei Jahre in einer Anstellung befinden. Behörden anderer Regionen würden die Bestimmungen durch eine restriktive Auslegung weiterhin oftmals aushebeln.
„Das ist eine Katastrophe“, findet Ausschuss-Vorsitzender Peter Fink. „Wir Unternehmen suchen erst händeringend nach Azubis und Fachkräften, und dann werden sie uns wieder weggenommen“, so Fink. Mehrere anwesende Unternehmerinnen und Unternehmer berichteten über ihre Erfahrung mit Geflüchteten. „Die Angst vor Abschiebungen ist groß“, erklärt beispielsweise Claudia Tauber, Vorstand der Neuberger Anlagen Technik. „Viele von den Azubis mit Fluchthintergrund können auch nicht einschätzen, ob die gewählte Ausbildung auch tatsächlich zu ihnen passt“, so Tauber. Persönliche Vorstellung und Realität gingen oftmals auseinander.
Mehr Orientierung will deshalb auch der Landkreis Dachau selbst bieten, mit einer EU-geförderten interkommunalen Vernetzungsplattform für die Integration von Migranten. Die Plattform will die persönliche und wirtschaftliche Lage der Migranten verbessern, den Fachkräftemangel deckeln und die Betriebe im Landkreis innovativer machen. „Ohne Netzwerk geht nichts weiter“, betont die Integrationsbeauftragte des Landkreises Aferdita Pfeifer. Zukünftig soll die Wirtschaft noch mehr eingebunden werden: „Wir wollen die Unternehmen als Zielgruppe noch stärker ins Auge fassen“, erklärt Pfeifer. Dazu findet im März 2019 eine Infoveranstaltung zum Thema „Internationale Fachkräfte beschäftigen“ statt.
Unternehmen im Landkreis Dachau, die Geflüchtete beschäftigen wollen, empfiehlt IHK-Expertin Mareike Ziegler, sich frühzeitig mit dem Integrationsteam der Kammer in Verbindung zu setzen. Ansprechpartner ist Hansjörg Brunhuber, er berät die Unternehmen in allen praktischen Fragen und ist erreichbar unter brunhuber@ihk-muenchen.de oder 089 / 5116-2049.