Pressemeldung vom 14.11.2024 - Ebersberg
Ebersberger Wirtschaft sieht Dilemma: Ohne Baustelle keine intakte Infrastruktur
Ob auf der Schiene oder auf der Straße: Die Wirtschaft im Landkreis Ebersberg ist auf eine leistungsfähige und zukunftsfähige Infrastruktur angewiesen. Deswegen hat sich der IHK-Regionalausschuss Ebersberg bei seiner jüngsten Sitzung über die geplante Generalsanierung der Bahnstrecke von München über Grafing nach Rosenheim sowie über die Auswirkungen der anstehenden Bauarbeiten auf der Brennerautobahn informiert. Zu ihrem Austausch trafen sich die Ausschussmitglieder beim Busunternehmen Josef Ettenhuber GmbH.
IHK-Regionalausschuss informiert sich über Sanierung der Bahnstrecke und Brenner-Transit
Korbinian Leitner, Leiter des Referats für Verkehr bei der IHK, stellte dem Ausschuss die derzeitigen Planungen der DB InfraGO für die Sanierung der Strecke von München nach Rosenheim vor. Demnach stehen voraussichtlich im Jahr 2028 für mindestens fünf Monate die Signale auf Rot, denn: Anders als bei früheren Instandhaltungsarbeiten setzt die Bahn inzwischen auf eine Komplettsperrung. In dieser Zeit sollen dann nicht nur Schotter, Gleise und Weichen ausgetauscht werden, sondern auch Lärmschutzwände, Bahnhöfe und Oberleitungen sowie Bahnübergänge erneuert werden.
„Die Wirtschaft im Landkreis begrüßt, dass die Bahn die Bahnstrecke, die für unsere Region essenziell ist, komplett auf Vordermann und auf den neusten Stand der Technik bringen will. Von einer leistungsfähigen Bahnstrecke profitiert unser gesamter Wirtschaftsstandort“, erklärt Sonja Ziegltrum, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses. „Auch wenn das bedeutet: Erst einmal müssen sich Pendlerinnen und Pendler sowie Logistiker und Spediteure auf Einschränkungen während der Baustellenzeit einstellen und mehr Zeit einplanen.“ Zugleich appelliert Ziegltrum, dass die Verwerfungen in der Bundesregierung, der anstehende Wahlkampf auf bundespolitischer Ebene sowie die haushaltspolitischen Auseinandersetzungen nicht zu Verzögerungen oder gar einem Stopp der geplanten Generalsanierung führen dürfen.
Das gleiche gelte auch für die Planungen in Sachen Brenner-Nordzulauf, betont
Ziegltrum. Während Italien und Österreich bereits den Brenner-Basistunnel quer
durch die Alpen bohren und damit den längsten Eisenbahntunnel der Welt bauen,
stehen die Beratungen zum Brenner-Nordzulauf erst im ersten Quartal 2025 auf der
Tagesordnung des Bundestags. „Auch wenn die Neuwahl Anfang des kommenden
Jahres diesen Zeitplan verschieben dürfte, braucht es von Seiten der Bundespolitik
eine schnelle Grundsatzentscheidung zum Bau sowie der Trassenwahl“, fordert die
Ausschussvorsitzende.
Warum es den Nordzulauf und den Brenner-Basistunnel braucht, machte IHKExperte
Leitner deutlich: „Der Brenner-Transit ist und bleibt vorerst ein Nadelöhr auf
der wichtigen Handelsroute von Nord- nach Südeuropa.“ Das werde auch durch den
anstehenden Neubau der 1,8 Kilometer langen Luegbrücke in Tirol kurz vor der
Grenze zu Italien verschärft. Während der Bauarbeiten zwischen den Jahren 2025
und 2027 wird der Verkehr auf der Brennerautobahn in diesem Bereich im Regelfall
nur einspurig in jede Richtung laufen können, an verkehrsreichen Tagen soll es auch
zwei Spuren geben. Der Ausschuss war sich in seiner Diskussion einig, dass vor
allem die Speditionen und Logistikunternehmen mit deutlich längeren Fahrzeiten bei
der Alpenüberquerung rechnen müssen und damit Just-in-Time-Lieferungen deutlich
schwerer zu planen sein werden. Leitner kündigte an, dass die IHK zusammen mit
den zuständigen Stellen in Tirol umfassend über die Tage mit ein- und zweispurigem
Verkehr sowie mögliche Ausweichrouten informieren werde.