28.04.2016 - Altötting-Mühldorf
Volles Haus bei Diskussion über die IHK-Zukunftskarte 2030
Nur ein Detail, aber es sagt viel aus: Auf den Tischen im Mühldorfer Haberkasten standen Sushi-Teller neben Weißbier-Gläsern. Das unterstrich, um was es bei dem „IHK Zukunftsdialog Inn Salzach“ ging: „Tradition trifft Moderne“, lautete das Motto. Mit rund 160 Gästen war der Haberkasten, der „traditionelle“ Veranstaltungsort der Stadt Mühldorf, ausgebucht. Die IHK hatte geladen, um über die „Zukunftskarte 2030“ zu diskutieren.
Das Ganze ist eine Standortanalyse im anschaulichen Comic-Stil, basierend auf dem Dialog mit rund 500 Unternehmern und Stakeholdern der Region. Die Zukunftskarte zeigt leicht verständlich, was Oberbayern stark gemacht hat und was getan werden muss, um Oberbayerns Stärke zu erhalten. Ingrid Obermeier-Osl, Vorsitzende des IHK-Gremiums Altötting-Mühldorf, erklärte, wie radikal sich die Umbrüche in der Wirtschaft vollziehen: Amazon statt Tante-Emma-Läden, Filialschließungen und Onlinebanking statt Kundenberater. Obermeier-Osl sagte, selbst die Autoindustrie wandle sich komplett. Sechs Jahrzehnte habe es gebraucht vom BMW Isetta zum BMW i3 und selbstfahrenden Autos.
IHK ist treibende Kraft in der Region
Aber in Oberbayern wird nicht gejammert, hier packt man an. Das zeigte die Podiumsdiskussion mit Unternehmern aus der Region. Wacker Chemie in Burghausen öffnet sich dem 3D-Druck, das Ziegelwerk Aubenham setzt Robotik ein. Der Neuöttinger Brauereichef Reinhard Müller hat das britische „Imperial Pale Ale“ im Sortiment und überlegt, mit was er sonst noch auf die Konkurrenz junger Kreativbrauer reagieren kann. „Wir müssen die Tradition in die Moderne hinüberretten“, meinte Müller.
Auch dank eines Doppeljubiläums stehen die Chancen dafür gut: 10 Jahre IHK Akademie Mühldorf und 10 Jahre Kooperationsvereinbarung zwischen IHK und den beiden Landkreisen Altötting und Mühldorf. Mühldorfs Landrat Georg Huber betonte die „fruchtbaren Folgen“. Dazu gehören der Wirtschaftsempfang, der größte Bayerns, und die rund 800 Teilnehmer, die jährlich eine berufsbegleitende IHK-Fortbildung besuchen. Das trägt zu dem guten Fachkräfteangebot der Region bei, über das Wacker-Werkleiter Dieter Gilles fast ins Schwärmen geriet. Man sei, sagte Gilles, für die Zukunft bestens gerüstet.
Spott über Berliner Start-up-Szene
Weiteres Fazit der Veranstaltung: Innovation geht auch in der Fläche. Beispiel Gemüsebau Steiner in Kirchweidach – Anbau von Paprika, Tomaten und Erdbeeren mit Geothermie und positiver CO2-Bilanz. Macht Importe überflüssig. Andreas Gölkel, Chef des Mühldorfer IT-Start-ups pixx.io, sagte, er habe bewiesen, dass Zukunft nicht nur in London und München geht. Gölkel steht für ein neues Selbstbewusstsein der Region. „Wenn in Berlin die letzten Freibier-Partys für die Start-up-Szene vorbei sind, werden die merken, dass denen was fehlt, was wir hier im Überfluss haben: tolle Mittelständler, die wir Gründer als Kunden und Partner zum Überleben brauchen“, sagte Gölkel.