09.03.2017 - Altötting-Mühldorf
Keine Lust auf Ausbildung
Der Landkreis verzeichnet weniger Ausbildungsverträge. Wie die jüngsten Zahlen der IHK für München und Oberbayern zeigen, wurden 480 Lehrverträge in Industrie, Handel und Dienstleistungen neu abgeschlossen.
Obermeier-Osl: „Wirtschaft braucht jeden Azubi“
Das bedeutet einen Rückgang von 4,6 Prozent. 260 Verträge wurden in gewerblichen und 220 in kaufmännischen Ausbildungsberufen abgeschlossen. Somit ist der Rückgang an neuen Azubis in der Region ausgeprägter als der oberbayernweite Durchschnitt von Minus 0,6 Prozent.
„Wir brauchen ein Umdenken bei den Jugendlichen, ihren Eltern und Lehrern. Mit einer Ausbildung hat man beste Chancen auf eine tolle Karriere, denn unsere Unternehmen suchen händeringend nach gut qualifizierten Fachkräften. Aber trotz vieler Lehrstellen gibt es weiterhin zu wenige Bewerber“, erklärt Ingrid Obermeier-Osl, IHK-Vizepräsidentin und Vorsitzende des Regionalausschuss Altötting-Mühldorf. Im vergangenen Jahr wurden der Agentur für Arbeit aus dem Landkreis insgesamt über 860 freie Lehrstellen in allen Ausbildungsbereichen gemeldet – darunter auch in Handwerk und freien Berufen. Fast 80 davon sind nach Beginn des Lehrjahres im September 2016 unbesetzt geblieben, gleichzeitig konnten nur vier Bewerber nicht versorgt werden.
„Die letzten Jahre haben immer deutlicher gezeigt: Im Wettbewerb um geeignete Azubis müssen auch kleine und mittlere Unternehmen kreativ sein und den Schulabgängern attraktive Angebote bieten“, so die Unternehmerin aus Schwindegg. Außerdem fordert sie zu mehr bildungspolitischen Realitätssinn: „Vielen Schülerinnen und Schüler ist mit einer Ausbildung besser geholfen als mit einem abgebrochenen Studium“. Hauptgründe für die sinkende Anzahl an Bewerbungen seien laut Obermeier-Osl rückläufige Schulabgängerzahlen in Mittel- und Realschulen sowie der Trend zu weiterführenden Schulen und zum Studium.
Ebenfalls geringfügig gesunken ist die Anzahl aktiver IHK-Ausbildungsbetriebe. In diesem Jahr bilden im Landkreis 243 Firmen aus, vier weniger als im Vorjahr. Zusammen stehen sie für rund 60 Prozent der Ausbildungsverträge. Seit 2008 haben sich insgesamt über 20 Betriebe aus der dualen Ausbildung verabschiedet.