Pressemeldung vom 14.11.2022 - Altötting-Mühldorf

Konjunkturumfrage: Wirtschaft in der Region Inn-Salzach im Unsicherheitsschock

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Die Wirtschaft in den Landkreis Altötting und Mühldorf erlebt derzeit einen Schock an Unsicherheiten. Vor dem Hintergrund der vielschichtigen Risikogemengelage aus Energiekrise, hoher Inflation, Abkühlung der Weltwirtschaft, Fachkräftemangel und fragiler Lieferketten hat sich die Stimmung bei den Unternehmen in der Region Inn-Salzach erheblich verschlechtert, wie die traditionelle Konjunkturumfrage der IHK für München und Oberbayern im Herbst zeigt. Die IHK hatte die Befragung von Ende September bis Mitte Oktober durchgeführt.

Firmen beklagen besonders die hohen Energie- und Rohstoffpreise / Investitionen gehen zurück

Die Beurteilungen der aktuellen Geschäftslage sinken zwar im Vergleich zum Frühjahr deutlich, liegen aber noch auf einem soliden Niveau. 42 Prozent der Betriebe sind zufrieden, nur jedes fünfte Unternehmen zeigt sich unzufrieden. Die noch in großen Teilen guten Geschäfte verdecken jedoch, dass die Betriebe massiven Belastungen ausgesetzt sind: 79 Prozent klagen über starke Preissteigerungen bei Energie, Waren und Rohstoffen, 72 Prozent über Material- sowie Rohstoffknappheit und 62 Prozent beklagen Lieferschwierigkeiten. All diese Geschäftshemmnisse bereiten den Unternehmen mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit des energie- und rohstoffintensiven Wirtschaftsstandorts große Sorgen.

Die im Frühjahr schon schlechten Aussichten auf die nächsten Monate fallen entsprechend der Unsicherheiten nochmal düsterer aus: Nur elf Prozent der Betriebe rechnen mit einer Verbesserung ihrer Geschäfte, rund 44 Prozent mit einer Verschlechterung. Als zentrales Risiko für ihre Geschäftsentwicklung sehen die heimischen Unternehmen die hohen Energie- und Rohstoffpreise: Mit 80 Prozent der Nennungen erreicht der Anteil erneut einen Höchststand. Aber auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sind für 66 Prozent der Betriebe ein zentrales Geschäftsrisiko. Den Fachkräftemangel sehen die Unternehmen mit 54 Prozent als nicht mehr ganz so großes Risiko wie noch im Frühjahr.

Die allgemeine Unsicherheit überträgt sich mit voller Wucht auf die Investitionspläne der Unternehmen: Nur 17 Prozent möchten Investitionen ausbauen, etwa ein Drittel will zurückschrauben.18 Prozent investieren gar nicht. Im Frühjahr waren das nur neun Prozent. Auch beim Personal müssen die Unternehmen Kosten sparen: Nur noch etwa jedes Zehnte Unternehmen will Personal einstellen, 18 Prozent wollen Stellen streichen.

„Die Ergebnisse der regionalen Konjunkturumfrage sind alarmierend und bestätigen, dass die Lage bitterernst ist“, erklärt Ingrid Obermeier-Osl, IHK-Vizepräsidentin aus Schwindegg und Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Altötting-Mühldorf. „Leider müssen sich die Unternehmen auf schwere Zeiten einstellen – und tun dies bereits. Quer durch alle Branchen fehlt es angesichts der zahlreichen Unsicherheiten an Planungs- und Kostensicherheit.“

Obermeier-Osl nimmt die Politik in die Pflicht, die zum Teil existenzbedrohenden Herausforderungen für die Unternehmen ernst zu nehmen und mit kraftvollen sowie entschlossenen Maßnahmen entgegenzusteuern. „Alle Unternehmen brauchen vorrangig Planungssicherheit und Verlässlichkeit, dazu braucht es realistische Strategien für die Energiesicherheit Deutschlands – jetzt sofort und ohne politische Denkverbote!“, mahnt die IHK-Vizepräsidentin. „Die Energie ist knapp und teuer, dagegen braucht es schlicht einen unverzüglichen Ausbau des Energieangebots. Nur mehr Angebot hilft am schnellsten und nachhaltigsten, die Preise zu senken.“

Obermeier-Osl betont, dass heute die Weichen für die Zukunft des heimischen Wirtschaftsstandorts gestellt werden müssen. „Es geht nicht nur darum, die aktuellen Krisen abzufedern, sondern die gesamte Region fit für die Zukunft zu machen. Unsere Landkreise müssen auch weiterhin die Heimat wettbewerbsfähiger Unternehmen sein, quer durch alle Branchen und vom Selbstständigen hin zum internationalen Weltmarktführer. Es braucht mehr Flexibilität und Tatendrang. Das fängt beim Ausbau der erneuerbaren Energien und dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur an. Zusätzlich darf es keine neuen bürokratischen Lasten geben. Noch mehr Bürokratien und Vorschriften wäre für die Wirtschaft derzeit besonders toxisch. Daher muss der Gesetzgeber besondere Vorsicht walten lassen. Wer neue Regeln will, muss auch alte Regeln streichen können.“

Die IHK hatte für ihren Konjunkturbericht zahlreiche Unternehmen in den Landkreisen Altötting und Mühldorf befragt. Dreimal im Jahr wird der IHK-Konjunkturbericht veröffentlicht.