Pressemeldung vom 31.05.2024 - Ingolstadt

Wirtschaft in Ingolstadt lebt Europa

Positive young man laughing while collaborating with colleagues on creating presentation using colorful stickers for productive work in office.Male and female students having fun during workshop
© BullRun - stock.adobe.com

Erfolg und Stärke der Wirtschaft in Ingolstadt sind ohne die Europäische Union nur schwer vorstellbar. „Der europäische Binnenmarkt mit dem freien Verkehr von Waren, Arbeitnehmern, Dienstleistungen und Kapital wirkt dauerhaft als ein Turbo für die Wirtschaft. In Zeiten von weltweit wachsendem Protektionismus und dem sich zuspitzenden Arbeitskräftemangel zeigen sich diese Vorteile besonders stark”, erklärt Franz Schabmüller, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Ingolstadt, im Vorfeld der Europawahl am 9. Juni. „Ohne die Beschäftigten aus EU-Ländern, die hier problemlos arbeiten können, wäre der Personalmangel ein noch viel größeres Problem und unsere Wirtschaft deutlich schwächer”, so Schabmüller weiter.

Über sieben Prozent der Beschäftigten kommen aus einem EU-Staat

7,4 Prozent der Beschäftigten in Ingolstadt haben einen Pass aus einem anderen EU-Land. Der oberbayerische Durchschnitt liegt bei 11,6 Prozent. Von den 105.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen im vergangenen Jahr laut Bundesagentur für Arbeit rund 7.800 aus anderen EU-Staaten. An erster Stelle steht Rumänien mit fast 1.900 Beschäftigten, gefolgt von Polen (1.070 Beschäftigte), Kroatien (890 Beschäftigte) und Italien (630 Beschäftigte). Seit 2015 ist die Zahl der EU-Arbeitskräfte in Ingolstadt um rund 900 angestiegen.

Da der Mangel an Arbeitskräften in allen EU-Ländern zunehmend zu einem Problem wird und sich damit das Potenzial von EU-Beschäftigten auch in Ingolstadt immer mehr erschöpft, wird die Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften aus Drittstaaten wichtiger. So arbeiten schon heute laut Arbeitsagentur rund 2.100 Menschen aus den Westbalkan-Staaten in der Stadt. Deren Anzahl hat sich seit 2015 mehr als verdoppelt. Aber auch Beschäftigte aus anderen Nicht-EU-Staaten wie beispielsweise aus der Türkei (2.000), aus Afrika (640) und auch zunehmend aus Afghanistan (380) und Indien (680) sind inzwischen unverzichtbar. Die IHK spricht sich deswegen für weniger Bürokratie und vereinfachte Verfahren bei der Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften aus Drittstaaten aus.

Für den Außenhandel gilt für ganz Bayern, dass die Unternehmen mehr als die Hälfte ihres Handelsvolumens im Import und Export mit EU-Ländern abwickeln. Auch Ingolstadt dürfte nach IHK-Einschätzung besonders von den Verflechtungen mit den EU-Handels­partnern profitieren. Bayernweit sind die Top 5 der EU-Handelspartner Österreich, Italien, Polen, Tschechien und die Niederlande. Regionale Daten dazu liegen nicht vor.

„Für die regionale Wirtschaft gehört die EU schon lange zum selbstverständlichen Alltag. Dennoch zeigen der Brexit und die auch bei uns stellenweise aufkeimenden Dexit-Diskussionen, dass sie auch immer wieder in Frage gestellt wird”, warnt Schabmüller. “Der Dexit oder das Zurückdrehen der europäischen Einigung wären sowohl eine Katastrophe für das Miteinander in Europa als auch für unser Land und unseren Wohlstand. Wer so etwas fordert, begreift einfach nicht, welche Bedeutung die europäische Zusammenarbeit, der EU-Binnenmarkt und der Euro als einheitliche Währung für uns haben.” Der Unternehmer macht deutlich: “Die Wirtschaft in der Region braucht eine stabile und starke EU, die ihre Hausaufgaben erledigt und auf Mikrosteuerung sowie Überregulierung verzichtet.”